Re: Höhenmeter - welchem Wert trauen?

von: veloträumer

Re: Höhenmeter - welchem Wert trauen? - 17.10.18 12:56

In Antwort auf: derSammy
Ich persönlich finde das Fahren in hügeliger Gegend/Mittelgebirgen deutlich anstrengender als das Fahren von Pässen. Bei letzteren weiß man vorher sehr genau, worauf man sich einzustellen hat und die Maximalsteigung ist in der Regel bei einem moderaten Wert gedeckelt, wird die Topografie steiler, wurde eine Serpentine gebaut. Das kann man im Mittelgebirge nicht erwarten. Da geht es oft über kurze, steile Abschnitte schnurgerade einfach drüber und das ganze ist wesentlich unrhythmischer.

Solche kurzen, lästigen Anstiege gibt es zahlreiche. Aber es hat wenig mit den Gegensätzen zu tun, die du aufstellst. Du solltest dich mal etws mehr mit Mittelgebirgstopographie beschäftigen. Derer gibt es sehr unterschiedliche, aber in den meisten bekannten Mittelgebirgen findest du ausgewachsene Pässe, du findest Pässe und Höhenanstiege (wie Pässe zu sehen, auch wenn sie formal keine sind), die mehr als ein kurzer gerader Strich sind - also auch über 50 Hm weit hinausgehen und auch über mehr als eine halbe Stunde bis zu mehreren Stunden gehen (Höhenunterschiede in Schwarzwald und Vogesen erreichen bis zu um die 1000 m bei konstanten Anstiegen). Der Unterschied kann ja nur gemeint sein zwischen kurz aufeinander folgenden Hügelanstiegen und längeren Berganstiegen. Alles andere ist geografischer Unfug.

In den meisten Mittelgebirgen, die ich kenne (Mitteleuropa, Südeuropa) ist Straßenbau mit Kurven durchaus bekannt, Serpentinen eingeschlossen. Anderes kenne ich eher nur aus der Karibik. Es gibt natürlich wenig markantes Hügelland, dass auch Mittelgebirge sind, in denen es meist nur Kuppen gibt, Talverläufe zuweilen nicht als Verkehrsader genutzt werden, weil es auch anders geht. Da sind Straßen auch mal etwas gerade gezogen, wo man sich eine Kurve wünschen würde. Kommt aber auch wieder in allen Gebirgstypen vor. Das ist aber keine Gegensatz, sondern ein Teil des Spektrums der Mittelgebirge und des dortigen Straßenbaus und der Besiedlungsprioritäten. Am Ende entscheidest du aber auch im Hügelland, ob du das wellige Gelände überall mitnehmen willst und quer zu Talverläufen fährst oder ob du dich an den auch im "Hügelland" meist vorhanden Talverläufen orientierst und dich auf wenige bzw. die eine Wasserscheide des Gebirges beschränkst.

Vorsichtig muss man sein, wenn Flussradwege oder -straßen nicht dem Flussverlauf folgen, insbesondere durch unzugängliche Flussufer. Das erfordert natürlich bessere Kenntnis der Wegeverläufe, ganz unabhängig vom Gebirgstypus. Sowas gibt es auch in Hochgebirgen (falls du darauf angespielt haben solltest). Ähnliches gilt für Felsküstenrouten - manche sind flach, andere stark auf und ab. Eine weitere kritsche Masse sind Hochebenen und Kammrouten. Dort sind oft Senken, die man queren muss. Wer davor Angst, sollte solche Strecken meiden.