Re: Ein Lob der Papierkarte

von: veloträumer

Re: Ein Lob der Papierkarte - 26.05.21 23:04

Innerhalb der letzten vier Wochen habe ich vier Papierkarten für verschieden Regione gekauft (Inland, Ausland) gekauft. Das beantwortet die Frage eigentlich. Beiträge von mir zum Thema finden sich sicherlich genug. Unterwegs finde ich Papierkarten noch wichtiger als zuhause, weil ich zuhause einen großen Bildschirm habe und man Digitalkarten noch relativ gut einsehen kann, ohne Blendwirkungen usw. Die Papierkarte gibt i.Ü. diesen Rundüberblick, der mir digital fehlt und das ist unterwegs Gold wert. Unterwegs kommt nur in ganz wenigen seltsamen Irrwegen mal das Samrtphone zum Einsatz, was mir aber nicht immr geholfen hat.

Wiederum zuhause puzzelt man gerne mal alle Infos zusammen, inkl. Digitalkarteninfos, aber auch sonstige Webrecherche ähnlich wie früher Reiseführer (selten geworden) oder auch GoogleStreetView für kritische Wegsituationen, Übernachtungsorte usw. Auf Digitales könnte ich auch ganz verzichten, wenn ich immer passende Karten aller Art zur Verfügung hätte. Das geht aber nicht für jede Region und ist auch zuweilen zu teuer (geworden).

Zum Thema Maßstäbe: Ob eine Straßenkarte 1:200.000 ausreichend ist oder nicht, hängt sehr von der Region, dem Reiseverlauf, Fahrertyp u.a.m. ab. Eine solche Karte in Südafrika wäre wie eine Wanderkarte im Elbsandsteingebirge in 1:25.000. Es gibt kleinteilige Landschaften mit sehr vielen, kleinen, fahrbaren Wegen. Auch typisch sind Flachlandregionen oder Hügelland mit sehr viel Feldwegen aller Art, die sich auf Straßenkarten nicht finden (können). Es gibt andererseits Regionen, wo man nebst klassischer Straßenkarte auch kaum noch was zusätzlich entdecken kann, weil es solche Wege nicht gibt oder nicht fahbrar sind. In Hochgebirgsregionen finden sich auf Straßenkarten sogar oft die wichtigen Wanderwege, weil die Straßen- und Wegekonkurrenz begrenzt ist und sich damit auch untere Wegehierarchien gut abbilden lassen. Die besten Maßstäbe für Radler liegen m.E. etwa zwischen 1:60.000 - 1:150.000, Wanderkarten sind oft schon zu detailliert, nicht immer zielführend (wie auch zu detaillierte Zoomstufen auf Digitalkarten). Man bekommt aber selten alle Maßstäbe zu einer Region und muss Kompromisse eingehen. Zudem muss die Karte auch sonst überzeugend sein, manchmal sind sogar gute Karte in kleinem Maßstab informativer als schlechte Karten im großem Maßstab.

Wer Mountainbike-Trails fährt braucht auch andere Maßstäbe als ein reiner Asphaltfahrer. Allerdings hat der Moutainbiker i.d.R. auch einen geringeren Aktionsradius bei gleicher Reisezeit - also hält sich jeweils die Kollektion von Karten in Grenzen. Rundkursfahrer brauchen weniger Karten als Geradeausfahrer. Wer mehr anschaut und Detailtouren macht, bleibt in enger begrenzten Regionen. Das Gewicht wird heute eh mehr von der Anzahl der Elektronikgeräte bestimmt, da sind klassische Kartenstapel eher Waisenknaben gegen, zumal das Papier ja doch jeder noch als "Versicherung" dabei haben möchte.