Re: Ein Lob der Papierkarte

von: martinbp

Re: Ein Lob der Papierkarte - 10.06.21 12:00

In Antwort auf: iassu
Unter strategischer Planung einer Reise verstehe ich aber etwas anderes. Dazu brauche ich den Überblick. Den kann mir ein Display nicht liefern. Entweder detailreich, dann kleiner Ausschnitt, oder Überblick, dann ohne weitere Information. Hin- und herswitchen ist keine Option. Den Überblick liefert nur eine Papierkarte, bester Kompromiß 1:200 000.


Strategische Planung und die Navigation auf der Reise an sich sind eben zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Wenn auf den 1.200 000-er Karten auch die ortsverbindenden Radwege eingezeichnet wären, wie die Fernradwege auf dem ADAC-Karten-Set von 2008/9, dann wäre das sowohl für die Planung als auch zum Mitnehmen ganz gut.
Leider war es nur ein einziges Jahr, wo der ADAC auch an die Konkurrenz gedacht hatte. Dieses System wäre ausbaufähig gewesen, und ganz Deutschland kostete damals 15€.
Mit diesen Karten bin ich noch einige Jahre unterwegs gewesen, auch als ich schon ein Nüvi hatte, denn am Abend auf dem Campingplatz ist das für mich eine abendfüllende Lektüre gewesen.

Zur Übersicht und zum Planen daheim noch besser der ADAC-Atlas in 1:100 000. Der wäre aber als Tourenausrüstung im A3 Format mit ca. 3 kg Masse suboptimal.
Das ist aber vermutlich deutschlandspezifisch, mit den vielen für Radler gesperrten Staßen und einem umfangreichen Radwegenetz.

In anderen Ländern, wo es weniger Radwege gibt, wie z.B. hier in Ungarn ist 1:250 000 noch gut, aber es fehlen die befahrbaren Feldwege. Mit Gepäck würde ich diese aber sowieso versuchen zu vermeiden. Allerdings hat man dann hier oft 3 Möglichkeiten: 10 km Umweg-2 km Feldweg- 2 km auf Straßen mit Radverbotsschild.

Auch der Michelinatlas Frankreich 1:200 000 hat Radwege (aber auch nicht vollständig). Wenn man sich sicher ist, dass man die Tour unbedingt so fahren will, wie vorgestellt, könnte man da die entsprechenden Seiten raustrennen. Ist vermutlich wesentlich billiger, als wenn man sich jedes Departement einzeln kauft.
Für meine geplante und nun wohl nicht mehr durchführbare Frankreichreise hatte ich mir einen Teil davon eingescannt und auf das Handy geladen, als Notbehelf, falls die OSM-Katen irgenwie ausfallen sollten.

Am besten ist der Tschechien-Atlas Shocart 1:75 000, da ist wirklich alles gut zu erkennen, aber auch das ist zum Mitnehmen schon zu viel.

Aber alle Papierkarten versagen innerhalb größerer Städte, rein ins Zentrum findet man immer, aber um rauszufinden nutze ich dann doch Brouter auf dem Handy. Manchmal habe ich mir einen Track gebastelt, der die wichtigsten Sehenswürdigkeiten mitnimmt, aber meistens beende ich die "Stadtrundfahrt" irgendwo und will dann nur noch so schnell wie möglich wieder "zurück zur Natur".