Re: Wegfindung auf einer längeren Radreise

von: Keine Ahnung

Re: Wegfindung auf einer längeren Radreise - 21.10.21 08:22

Blind vertrauen sollte man keiner Karte. In Bosnien war ich schon einmal einem Weg gefolgt ("halbbefestigte Straße"), der plötzlich als Pfad steil in ein Tal hinabführte. Immerhin konnte ich der OSM-Karte eine gute Alternative entnehmen und der Umweg war nicht allzu groß.

Im Allgemeinen bin ich aber meist wirklich überrascht, wie gut die OSM-Karten, die ja von "privatem Input" leben, auch abseits der "Zivilisation" sind. In Russland hatte ich z. B. rund um Kasan Touren geplant und mich dabei ausschließlich auf meine OSM-Karten verlassen. Natürlich muss man sich im Klaren sein, dass eine Landstraße in anderen Ländern nicht unbedingt die Qualität hat, wie irgendwo in Deutschland. Die Strecken waren aber alle präzise angegeben.

Bis auf den einen Ausrutscher in Bosnien hatte ich auch im Balkan keinerlei Probleme mit dem OSM-Material. Man muss eben nur etwas vorsichtiger bei der Bewertung der Strecken vorgehen, wenn man seine Tour plant. Wenn ich in Deutschland einer in OpenFietsMap weiß eingezeichneten Straße folge, so ist das in der Regel eine angenehme, verkehrsarme kleine Straße mit Teerbelag. Solche Strecken in Albanien oder auch Rumänien zu wählen, kann dann schon eine fast unüberwindbare Herausforderung sein ... zumindest mit einem Tourenrad. Hier z. B. Aufnahmen einer in der OpenFietsMap grau verzeichneten Straße in Bosnien, die in Deutschland den Charakter einer breiten Bundesstraße hätte.





Man kann sich vorstellen, wie Straßen niedrigerer Kategorie dort aussehen können. Wobei hier "können" bewusst gewählt wurde. Ich bin z. B. in Bosnien auch "halbbefestigte Wege" (in OFM als schwarz-weiß gestrichelte Wege eingezeichnet) gefahren, die nicht schlechter waren als die oben gezeigte "Hauptstraße". Gerade im Ausland hilft häufig Street View bei der Beurteilung der Straßenqualität. Zudem ist die Kategorisierung von Straßen in Google Maps meist zuverlässiger, wobei dort aber manche für mich interessante Strecken fehlen. Wenn ich daher meine Strecken für die Radreisen vorher sehr genau plane, ziehe ich nicht nur das OSM-Material, sondern auch Street View, Google Maps, Papierkarten usw. zu Rate. Zudem nehme ich Ergebnisse einer automatischen "Routenberechnung" zwischen einem Start- und einem Zielpunkt nur als erste Näherung, die ich dann durch Einfügen von Wegpunkten anpasse.

Da mir die Natur wichtiger ist als die Wegqualität, nehme ich auch gerne "nicht-geteerte" Strecken mit Waldweg-Charakter in Kauf. Ein wenig Vorsicht bei der Planung ist aber sicher sinnvoll und der persönliche Geschmack ist ebenfalls entscheidend für die Wahl der Wege.

Wenn ich unterwegs eine abweichende Route berechne, so geschieht das ausschließlich basierend auf der OSM-Karte. Allerdings bewerte ich das Ergebnis der Wegführung aufgrund der "Erfahrung". Wenn hier um Bremen herum bei der Routenberechnung ein "Pfad" mit eingebaut wird, so erschüttert mich das nicht. Wenn das aber irgendwo in Albanien passiert, so berechne ich die Route lieber nochmals z. B. für "Rennräder", um nicht vor unüberbrückbaren Hindernissen aufgeben zu müssen zwinker .

P.S. Ich nutze ein GPSMap 62s in Kombination mit der OpenFietsMap (OFM) und/oder der VeloMap. Letztere finde ich in waldigem Gebiet angenehmer, da OFM für Wälder einen recht dunklen grünen Hintergrund wählt, bei dem die Farbe des Tracks (Magenta) nicht besonders gut hervorsticht (insbesondere in einem dunklen Waldgebiet). Die OFM hat sich bei der Routenberechnung unterwegs sehr gut bewährt. Ab und zu werden aber auch größere Umwege berechnet, wo dann eine Überprüfung und evtl. Korrektur der berechneten Route sinnvoll ist. Wenn z. B. Start- und Zielpunkt 10 km Luftlinie entfernt liegen und das Rechenergebnis mir 40 km aufschwatzen will, so werde ich skeptisch. Sind es 15 km, so liegt das im "normalen Rahmen".