Re: Weltreise ab August/Oktober 2007

von: Anonym

Re: Weltreise ab August/Oktober 2007 - 05.03.03 12:23

Hi *Anke* !

Ich habe gleich mal in meinen Terminkalender geschaut - und tatsächlich - ich habe 2007 noch gar nichts vor. Einer gemeinsamen Weltreise dürfte somit nichts mehr im Weg stehen. Wohnen tue ich in Braunschweig, was eine gemeinschaftliche Streckenplanung erheblich vereinfachen dürfte. Alt bin ich auch schon. 27 Jahre. Als Radfahrer bin ich sehr erfahren, nicht jedoch als Langzeitreiseradler. Bei mir ging bisher keine Tour über mehr als 7 Tage.

Was mich irritiert, ist Dein Wunsch, im Ausland kurzfristige Arbeitsgelegenheiten quasi als Tegelöhnerin wahrzunehmen, um Deine Reisekasse aufzufüllen. Also ich weiß nicht, was Du für eine Ausbildung hast, oder haben wirst, aber wenn Du Dich nicht darauf beschränken möchtest eine Weltreise durch die reichsten Länder dieser Welt zu machen, sondern eben eine echte Weltreise, dann solltest Du doch zu dem Schluss kommen, dass Du selbst als ungelernte Hilfskraft in Deutschland zumeist ein Vielfaches von dem verdienst, was ungelernten Hilfskräften in den meisten anderen Ländern als Einkommen zur Verfügung steht.

In Deutschland kannst Du Dir nach Steuern und Abgaben an einem Tag mehr erarbeiten als in China, Indien oder im Sudan in einem ganzen Monat. Ich stelle es mir als schwierig vor, beispielsweise einfach mal im Sudan einen Job anzunehmen, um sich das Geld für ein neues Reiserad oder für ein Überseeflugticket nach Brasilien zu erarbeiten. Obwohl ich grundsätzlich ein genügsamer Mensch bin, gehe ich zudem davon aus, dass ein für mich auf die Dauer akzeptabler Lebensstandard nicht mit dem durchschnittlichen Einkommen eines indischen oder sudanesichen Erntehelfers finanziert werden kann. Das fängt damit an, dass ich gerne sauberes Trinkwasser trinke und mir möglichst jeden Tag die Zähne mit Zahnpasta putze und Schuhe trage ich auch ganz gern. Woher soll dann noch das zusätzliche benötigte Geld für Ersatzteile oder Flugtickets kommen ?

Wenn man 2 Jahre lang jeden Monat 300 Euro zurücklegt, dann hat man inkusive Zinsen 7.500 Euro zusammengespart. Damit kann man problemlos 1 Jahr lang durch die Welt reisen und auch die Ausrüstung selbst bezahlen hat Geld für zwei Transferflüge und auch noch eine dicke Reserve. Allerdings kann man damit nicht unbedingt eine Tour durch die USA oder durch Japan finanzieren. Du siehst, *Anke*, ich bin nicht gerade ein Mensch, der gerne arbeitet. Ich betrachte eine Weltreise als einen etwas längeren Urlaub, in dem man sich keine unangenehmen Verpflichtungen aufbürdet. In Deutschland weiß ich, wo ich jederzeit einen gutbezahlten, voraussetzungslosen Job finde, der mir Spaß macht. Ich glaube nicht, dass nun gerade das Geldverdienen die angenehmste oder ereignisreichste Möglichkeit darstellt, ein fremdes Land kennenzulernen. Wir leben in dem Land mit den höchsten Löhnen - das sollten wir entsprechend nutzen.

Etwas anderes ist es, wenn man einfach mal aus der Laune heraus 2 Wochen lang auf einer kenianischen Kaffeeplantage mitarbeitet. Für die 10 Dollar, die man sich dort dann in den 2 Wochen erarbeitet, bekommt man allerdings gerade einmal einen neuen Satz Bremsklötze für vorne und hinten. Das sieht natürlich anders aus, wenn man nur in Australien und Kanada arbeitet. Das würde ich dann jedoch nicht Weltreise nennen. Vielleicht gerade noch Weltreise für Warmduscher und Rückwärtseinparker.

Gegen Sponsoring habe ich natürlich nichts einzuwenden. Wenn mir jemand ganz unbedingt etwas schenken will, dann nehme ich es gerne entgegen. Aber wenn ich dafür jede Woche irgendwelche dämlichen Reiseberichte verfassen muss, die dann irgendwo im Internet auftauchen, bekomme ich doch eher Bedenken. Ich bin kein konventioneller Weltreiseradler, der es sich zutraut kommerzielle Marketinginteressen stilsicher zu befriedigen. Ich vermute einfach mal, es gibt keinen grösseren Leserkreis für meine ganz eigenen Ansichten über eine solche Reise.

Ich hoffe, ich habe Dich jetzt nicht mit meinen eigenen Ansichten verprellt. Ich bin vollkommen undogmatisch und ändere meine Meinung auch bereiwillig, wenn die Argumente entsprechend gut sind.

Frank