Poison Cyanit - Aufbau 2018/2019

von: CyclingPhoen

Poison Cyanit - Aufbau 2018/2019 - 02.05.19 14:32

Hallo Rad-Forum,

nachdem ich nun schon seit einem guten Jahr passives Mitglied bin und sehr von dem hier gebündelten Wissen profitieren durfte, möchte ich mich nun kurz vorstellen und meine Ergebnisse und Erfahrungen der letzten Monate zurückgeben. Mögen diese auch anderen Neulingen eine Hilfe sein.

Ich bin in der Vergangenheit mit viel Freude mehrere Mehrtagestouren in Deutschland und den Niederlanden mit einfachsten Mitteln gefahren. Der Traum es einmal richtig zu machen ist mit der Zeit immer größer geworden. Seitdem ich als Pendler auf meine 5.000 km im Jahr komme, habe nun auch genug Erfahrung mit allen möglichen Basteleien und Wartungsarbeiten am Fahrrad, wodurch mein Interesse noch weiter gesteigert wurde.

Nachdem mir mein erstes selbstaufgebautes Trekkingrad (Poison Chinin) gestohlen wurde, hatte ich die nötige argumentative Grundlage für ein richtiges Reiserad mit Vollausstattung und ohne Kompromisse.
Wichtig war mir:
- stabiler aber filigraner Stahlrahmen mit Starrgabel (Systemgewicht bis 150 kg)
- Rahmenkit einzeln erhältlich
- Reiseradgeometrie, geeignet für RR-Lenker
- Schaltung mit hoher Gesamtübersetzung
- Wartungsarme Komponenten (lieber stabil und schwer)


Da ich neben ein paar Kleinigkeiten durchaus mit Poison sehr zufrieden war, habe ich mich dann nach langer Recherche (Surley, Patria, Intec, Paripa, Kona Sutra) doch wieder für einen Poisonrahmen entschieden. Falls jemand Fragen zum Entscheidungsprozess hat, gebe ich dazu gerne mehr Infos.

Wichtige Entscheidungen, die ich während der Recherche getroffen habe:
1) Keine Rohloff Speedhub. Mich haben die Bastellösungen für den Rennlenker nicht überzeugt. Und für etwas, was mich nicht 100 % überzeugt, war mir insgesamt der Preis zu hoch. Außerdem hat sich mit Ausschluss der Speedhub die Rahmenauswahl erhöht.
2) Hohe Gesamtübersetzung bei Kettenschaltung lässt sich nach wievor nur mit Dreifachkurbel erreichen
3) Disc statt Felgenbremse.

Geworden ist es:
- Poison Cyanit, stahl, 54 RH, 28", Disc, minimale Beschriftung
- Gravellenker Ritchey Comp Venture Max (RR-Lenker mit Flare), Breite 44 - 56 cm
- Avid BB7 Road (vorne mit Adapter 180 mm, hinten 160 mm)
- Bremsgriffe SRAM S500
- Laufrad vorne: SON 28 6-Loch disc, Ryde Andra 10
- Laufrad hinten: Shimano Deore, Ryde Taurus Disc
- Bereifung: Schwalbe Marathon Racer 35-622
- Steuerlager: FSA The Pig (Stahl)
- Innenlager: BSA Vierkant
- Schaltwerk und Umwerfer: Shimano Deore 3x9
- Kurbel: Suntour 48/36/26
- Kassete: Shimano deore 9-Fach (11-34 Zähne)
- Lenkerendschalthebel: Shimano Dura Ace 2-/3x9 (Schaltzüge komplett unter Lenkerband verlegt)
- Gepäckträger: Tubus Logo Evo und Tubus Tara
- Licht: B&M Lumotec Lyt und B&M Toplight Mini
- Schutzbleche: SKS Longboard B 45
- Sattel: Brooks B17
- Shimano Klickpedale (PD-M520)

Sonstige Ausstattung:
- Globetrotter Ortlieb Backroller
- Nonname Frontroller
- B&M E-Werk mit Pufferakku (Beim Forumslader war mir die Lieferzeit zu hoch ...)
- Zwei Getränkehalter (u.a. Topeak MODULA CAGE XL)
- Handyhalter GUB

Meine erste Testreise habe ich nun über Ostern absolviert. Geplant war der Elberadwanderweg von Prag nach Cuxhaven mit kompletter Selbstverpflegerausrüstung (und Wildzelten). Geworden ist es in fünf Tagen von Prag nach Magdeburg (90% davon auf dem Elberadwanderweg). Leider musste ich danach abbrechen, weil ich beidseitig eine Achillessehnen Reizung hatte. Wahrscheinlich eine ungünstige Kombination aus Sattel-zu-hoch, Klickpedale und allgemeine Überlastung.

Ansonsten ist mein bisheriges Fazit: Das Rad fährt super, auch gerade im beladenen Zustand. 30 km/h in der Ebene waren kein Problem. Im Wiegetritt schwingt der Rahmen merklich mit, aber damit habe ich beim dünnen Stahlrahmen gerechnet. Im Gegenteil begrüße ich den Fahrkomfort durch die Federung, die der Stahlrahmen/-gabel mitbringt.
Die Kombination aus 75 mm Vorbau und sehr breitem Gravellenker hat sich sehr positive bemerkbar gemacht. Ich habe das Rad immer zu 100 % unter Kontrolle und der Geradeauslauf ist hervorragend. Besonders habe ich das bei einer Abfahrt im Elbsandsteingebirge genossen: Schotter-Waldautobahn mit 55 km/h waren kein Problem (mit dem 48-Zähne Kranz konnte ich noch mittreten).
Bei den Anstiegen größer 10 % war ich dann aber sehr dankbar über den 26-Zähne Kranz.

Würde ich beim nächsten Aufbau etwas anders machen?
Die Lenkerendschalthebel sind nicht das Nonplusultra, wie es gerne von einigen Forumsmitglieder beschworen wird. Es ist mir immer mal wieder passiert, dass ich beim Absteigen oder starken Einschlagen mit den Oberschenkeln/Knien an die Schalthebel stoße. Wegen des breiten Lenkers ist das aber bei normaler Fahrt kein Problem. Das Schalten selber empfinde ich als völlig unproblematisch (und ich schalte gerne und viel!).
Allgemein ist der Rahmen schon sehr lang. Weil alle anderen Details gepasst haben und ich generell eher einen langen Oberkörper mit langen Armen habe und kurze Beine, kompensiere ich das gut mit kurzem Vorbau und Lenker mit kleinem Reach. Für einige andere könnte das aber trotzdem nicht reichen.

Lasst mich wissen, falls ihr Fragen habt. Ansonsten gehe ich jetzt in Planung für die nächste Tour!

Grüße vom CyclingPhoen