Re: Wieder einmal Bikepacking ...

von: veloträumer

Re: Wieder einmal Bikepacking ... - 31.08.18 12:09

In Antwort auf: Juergen

Was bisher noch nie jemand getestet hat ist die Aerodynamik aufm Rad. ... Ich bin nämlich zutiefst davon überzeugt, dass die fette Gepäckrolle unterm Lenker keinerlei Vorteile gegenüber den Frontrollern beim Windwiderstand bietet.

Das wundert mich etwas, dass du diese Annahme überhaupt gemacht hast. Es gehört für mich zu den elementaren Erfahrungen, dass die Windfront der Packtaschen die größte Benachteiligung bringt, nicht das Gewicht. Sowohl die Vorder- wie auch die Hinterradtschen sind zusätzliche Windwiderstandsflächen, während eine vorne gelagerte Quertasche zum Teil mit dem bereits vorhanden Windwiderstand des Körpers korrespondiert (als nur wenig zusätzlich wirkt). Und die restlichen Verpackungen des Bikepackers liegen im Windschattens des Fahrer oder des Rahmens. Das ist eigentlich schon eine einfache Überlegung anhand der Windwiderstandsangriffslächen, Messungen braucht es dazu gar nicht. Nicht zuletzt empfinden deswegen viele Reiseradler Gegenwind schlimmer als einen Berg aufzufahren - trotz des Gepäckgewichtes. Bei Rennradlern (dem Bikepacker im Windprofil recht nahe kommen) spielt das eine geringere Rolle und wird von diesen auch selten richtig verstanden (ist die Erfahrung aus versuchten gemeinsamen Fahrten mit Rennradlern).

Ich sehe mich da oft bei stärkeren Winden aussichtslos behindert, während an mir Rennradfahrer mit Geschwindigkeiten vorbeirasen, als wäre gar kein Wind. Da gibt es in meinem Kopf immer noch ein Bild aus dem Rhone-Tal bei Sion, wo ich wegen extremen Gegenwind fast zum Stehen kam, ich kurz vor dem Aufgeben war und ein Rennradler fröhlich an mir vorbeiraste. Ich musste mich bis Martigny schleppen, wo mit der Kluse zum Großen St. Bernhard der Wind im anderen Tal wie ausgeblasen war und ich selten leichter und fröhlicher einen Passanstieg empfand.

Weder bei normalen Flachfahrten noch bei Berganstiegen habe ich den Eindruck, dass die Leistungseinbuße relativ größer ist als bei Gegenwindfahrten mit Gepäck. Das habe ich schon recht früh bemerkt in meiner Radreisekarriere. Dem Nichtradler habe ich das oft so erklärt, dass man sich ein breites Brett wie ein ausgehängte Tür vorstellen soll, die man einmal frontal gegen den Wind trägt und einmal längs,sodass der Wind weitgehend vorbeistreift. Der Unterschied ist enorm und wird mit zunehmende Wind stärker (theoretisch: weil bei der Formel der kinetischen Energie die Geschwindigkeit im Quadrat steht). Bei Abfahrten kann sich das aufheben, weil es einen Punkt gibt, wo das Mehrgewicht eines Reiserades die den ungünstigen Windwiderstand kompensiert, sodass ggf. sogar Reiseradler einen Vorteil gewinnt. Dabei kommt es einerseits auf die Windverhältnisse an und andererseits auf das Gefälle.