Re: Radreise Kleidung im Winter

von: veloträumer

Re: Radreise Kleidung im Winter - 02.11.18 12:34

Markenempfehlungen halte ich für kritisch, weil sich das Modellangebot quasi jedes Jahr nicht unerheblich ändert. Da die Sachen auch richtig passen müssen, ist nicht jede "überzeugende" Empfehlung für jeden geeignet. Ich bleibe also im Allgemeinen:

Ich habe in der Vergangenheit bereit auch mal ein Kurzreise im Januar gemacht (Elbmarschen, Bericht im Profil) oder Mitte November/Vorweihnachtszeit (Saxonia Bohemia Velogia, Bericht im Profil) oder aber auch ein Frühjahrstour zweite Märzhälfte über die Alpen mit deftigem Wintereinbruch nach zwei Tagen (kein Bericht vorhanden). Alles aber mit Gasthöfen, kein Zelt dabei gehabt. In Frühjahr oder Herbst war ich aber schon mehrfach auch bei sehr kalten Nächten (auch Minusgrade) mit Zelt unterwegs.

Du solltest über ein gut Iso-Matte verfügen (hoher RW-Wert). Auch sollte die Matte nicht spartanisch klein sein, weil sonst die Arme usw. schon mal direkt auf dem Zeltboden liegen und auskühlen. Guter Schlafsack ist natürlich Pflicht, Kombi mit Seideninlet usw. selbstverständlich. Eine zusätzliche Wärmeisolierung bringt Retungsfolie, die man ggf. zwischen Zeltboden und Zeltuntrlage packt. Geht schnell kaputt, aber eine Kurzreise überlebt sie schon. Es raschelt allerdings shcon mal. Für Wärme sorgen auch immer Mütze und Socken im Schlaf, weil an diesen beiden Stellen die meiste Körperwärme abzieht.

Was man nicht machen sollte: Die Zeltstangen morgens ohne Handschuhe anfassen oder Eis und Raureif vom Zelt mit bloßser Hand entfernen. Man bekommt die Kälte nur ganz schwer wieder aus den Fingern - nicht mit Handschuhen, sondern mit Aufwärmen in Cafes etc. Deswegen auch vermeiden, die Hände unnötig der Kälte auszusetzen. Evtl. aufs Fotografieren verzichten. Wenn man Handschuhe auszieht, unbedingt in windgeschützter Ecke.

Im Winter kommt manchmal nasskalte Witterung auf, also über Null, aber feucht. Es empfiehlt sich Regenschutz für die Handschuhe (gibt es separat, aber bei einigen Handschuhen integriert. Regenschutzhauben wirken auch windschützend, also bei großer Kälte sinnvoll. Für Auffahrten gilt: Man schwitzt in den Handschuhen. Das sollte man gut dosieren, evtl. einen dünneren Handschuh anlegen. In jedem Fall ein Wechselhandschuh dabei haben, den man zur Abfahrt anlegt. Feuchte Handschuhe wirken doppelt eisig (ähnliches gilt für Mützen, für Kleidung generell).

Je nachdem, ob mit oder ohne Helm, ist es unterschiedlich. Luftdurchlässige Mütze reicht meist unter Helm, zusätzliche Windchill-Schutz könnte schnell zu warm werden. Kopf daher auch nicht zu warm einmummeln, Grenze testen, bis wann Ohren frei sein dürfen. Für guten Windschutz hilft auch immer eine Kapuze einer Regenjacke.

Für den Oberkörper gibt es verschiedene Optionen. Ein gutes Wintertrikot ersetzt evtl. eine zusätzliche Fleecejacke, staut aber evtl. schneller die Feuchtigkeit. "Zwiebelprinzip" hinterfragen: Zu eng anliegende Mehrschichten sind kontraproduktiv, erzeugen Feucthestau und habe keine Luftpolster, die Teil einer Wärmeisolierung sind. Mein derzeitg verwendetes Oberkörperprinzip besteht aus einer guten Fleecejacke in Kombination mit einer Regenjacke, die absolut winddicht ist und auch eine gewisses Wärmeschild aht (im Gegensatz zu dünnen Windjacken). Der weitere Unterbau ist flexibel, besonderes dicke Unterwäsche braucht es dann eher nicht. Aber ein Wechselunterhemd sollte dabie sein, weil sonst feucht. Evtl. auch auf Berghöhe wechseln.

Bei den Hosen muss man auch abwägen, nicht zu dick zu packen. Ich bin recht gut auch mit dünneren Langhosen zurecht gekommen, mit zusätzlicher Unterschicht einer Nylonstrumpfhose (die höheren DEN-Werte). Da kann man flexibler kombinieren und hat niedrige Gewichte im Gegensatz dicken Windchillhosen. Je mehr Hosenschichten man hat, desto weniger braucht man noch ein Radhose mit Polster. Ist aber sinnvoll als zusätzlichen Beckenschutz. Da kann man natürlich auch mit irgendwelchen Unterhosen arbeiten bis zu Angora - evtl. aber wieder zu warm.

Füße sind immer ein Problem, soweit man mit Klickies fahren möchte. Mittlerweile gibt es aber auch Winterradschuhe, die ich eher nur bedingt empfehlen würde (oft doch sehr ungelenkig, Problem mit Knöchelhöhe usw.). Es helfen zusätzliche Einlagen mit Isolier(Alu)-Schicht. Das Angebot an textilen Überschuhen ist groß - sie gehen halt schon mal schnell kaputt oder passen nicht über jeden Schuh. Wegen auch Regengefahr braucht es aber irgendeinen zusätzlichen Außenschutz des Schuhs. Analog dazu natürlich auch eine Regenhose (es sei denn, trockenes Wetter ist absehbar).

Das Gesicht kann man mehrfach schützen. Keine Sturmhauben mit speziellen Materialien kaufen (perforierte Mundschutz) - stinkender Kunststoff dabei. Also normale Wolle oder Fleece, oft hat man schon Rollkragen oder Überziehmütze an einem Trikot bzw. Untershirt dran. Auch die Regenkapuze bietet zusätzlichen Schutz, wenn man höher zuzieht. Um die Augen rum winddichte Brille - nach Motorradbrillen oder schmaleren Skibrillen suchen.

Wenn alles nichts hilft: Immer ausreichend Aufwärmpausen machen. Beim Schneetreiben im falchen Inntal waren oft 20 km am Stück schon viel bis zur nächsten Teepause etc. (Gefahr, zuviel zu essen). Die Etappen werden dann sehr viel kürzer als gedacht. Schneematschspritzerei von der Autofahrbahn beachten, weil Radwege unfahrbar. Auch teils gefährlich wegen Fahrbahnenge - der Verkehrsraum wird kleiner und macht alle agressiv, schlechte Sicht dazu (Schneegestöber, fortwährende Dunkelheit).