Re: Jahreskilometer 2017

von: veloträumer

Re: Jahreskilometer 2017 - 04.01.18 13:01

In Antwort auf: Toxxi
Das Rennrad ist dafür einfach besser geeignet, man merkt, dass es zum Schnellfahren gebaut ist. 65 km/h bergab mit dem Rennrad fühlen sich an wie 40 km/h mit dem Reiserad.

Die Aussage ist schon deswegen anzuzweifeln, weil Reiseräder sehr unterschiedlich sein können. Der klassische Randonneur ist ja schon recht nahe am Rennrad (Besenstielcruiser geben dann ganz andere Fahrgefühle wieder). Hauptunterschied ist also das Gewicht und das bewirkt bei steilen Rampen her eine Zusatzbeschleunigung. Durch das Gewicht kann es zum "Flattern" kommen, früher als beim Rennrad - ja, aber hängt zum guten Teil auch von der Konstruktion des Reiserads ab. Mein altes Reiserad hat deutlicher geflattert als mein aktuelles - trotzdem fällt mein "Rekord" um die 78 km/h auf das alte Rad (wenngleich ich nicht weiß, ob ich noch ähnliche Werte mit dem neuen Rad hatte, weil ich keine Nachkontrolle des Maximalwertes betriebe).

Ein weiterer Unterschied mit Taschen ist der, dass man sich nicht ganz so mutig in die Kurven legen kann, schlimmstenfalls bleibt man bei zuviel Schräglage mit den Lowridern irgendwo hängen. Zudem braucht es für den Notfall eine höhere Bremskraft - man muss also auch mehr "vorsorgen". Ich bin mal in ein Radrennen gekommen (bergab) am Col de Montgenèvre, da fuhr ich parallel zu den Rennradlern. In den Kruven sind sie dann immer deutlich mir weggesprungen, weil ich eine ganz andere Balance zu halten musste. Andererseits ist es mit Übung auch gut möglich, mit weniger professionellen Rennradlern in den Kurven mitzuhalten. Im italienischen Appenin ist mir mal ein Rennradler einen weichkurvigen Pass runter gefolgt, der hat mir unten applaudiert und seine Bewunderung darüber geäußert, wie ich den Berg runter gefahren bin. Das hat viel mit den Gesäßverlagerungen zu tun, mit denen man die Kurvenfahrten auch mit vier Taschen gut bewältigen kann. Viele Reiseradler sitzen zu steif auf dem Bock.

Wesentlicher aber ist letztlich der Straßenbelag und die Umgebung der Straße. Wenn man 40 km/h eine kiefernübersähte Schlaglochstraße bei stetem Licht-Schatten-Wechsel und zwischen engen Felswänden herunterspfeift, dann fühlt sich das wie 70 km/h auf breitem Flüsterasphalt an. Auf der Schlaglochstrecke musst du dann ständig unterhalb von Sekundenwerten reagieren, wenn du nicht Stotterbremsen möchtest - also Hochkonzentration nonstop. Nicht Flüsterasphalt, aber doch ein gut Stück einfachen Schuss kann man z.B. am Tourmalet (Ostrampe) fahren, sodass ich sogar bei ca. 55 km/h dieses Foto einhändig machen konnte (inkl. raus/rein Lenkertasche, anschließend die Rennradlerin überholt):