Re: Hilfsangebot an Leute, die noch unterwegs sind

von: fema

Re: Hilfsangebot an Leute, die noch unterwegs sind - 24.03.20 14:30

In Antwort auf: Rennrädle
Bitte macht euch bewußt dass die Sonderflüge wie zb von Neuseeland ein diplomatischer Kraftakt sind.

Ganz abgesehen von den Kosten pro Flug. Die sind gigantisch hoch.

Es ist auch eine Frage der Fairness gegenüber jedem Steuerzahler, ob man jetzt noch auf einen regulären Flug umbucht und heim kommt oder dann mit solch Spezialaktionen versorgt werden muss.

Es mag sein, dass es für dich kein Problem ist, einfach mal ein paar Tausend Euro für einen Flug aus der Tasche zu ziehen und falls dieser storniert wird - was aktuell ja sehr wahrscheinlich ist - und du das Geld nicht sofort zurückgebucht bekommst, dasselbe einfach nochmal zu machen.

Für mich trifft das nicht zu.

Wieso die Kosten für einen Flug bei einer Rückholaktion "gigantisch hoch" sein sollen, erschließt sich mir auch nicht auf Anhieb. Wenn die Maschinen gut ausgelastet sind, was offenbar der Fall ist, sollten die Kosten auch nicht allzu sehr vom Doppelten des Normalfalls abweichen, insbesondere da zur Zeit viele Maschinen ungenutzt sind.

Hier jetzt anzukommen von wegen "Fairness gegenüber jedem Steuerzahler" halte ich für ganz schlechten Stil, zumal es dich kürzlich bei deinen Bekannten, die aus Cebu ausgeflogen wurden, nachdem sie "vor ca 3-4 Wochen noch los geflogen" sind, offenbar nicht gestört hat - zumindest wurde es nicht offensichtlich.

Abschließend möchte ich auch mal noch dies zu bedenken geben: Kannst du dir vorstellen, dass Menschen aufgrund der aktuellen Situation eventuell starke Bedenken haben, in das momentane Hauptrisikogebiet zu kommen? Hättest du mir vor vier Wochen auch geraten, nach Wuhan zurückzukehren, falls dies meine Heimat wäre? Ich hätte es bestimmt niemandem geraten.

Momentan ist die Warscheinlichkeit bestimmt deutlich höher, sich in Europa anzustecken als hier in Vietnam. Auch in Deutschland gibt es keine Garantie auf ein Intensivbett, falls dies benötigt würde. Was wäre, wenn ich jetzt zurückkomen würde, mich infizierte und stürbe?

Diese Situation mag sich ändern. Vielleicht ist es in zwei Monaten eher umgekehrt. Willst du es wirklich jemandem verübeln, eventuell erst dann zurückzukommen, wenn es als sicherer erscheint? Und sollte ein so hochentwickelter Staat wie Deutschland, der zurecht viel auf sich hält, nicht auch dann dazu bereit sein, seinen eigenen Staasbürgern in der Not zu helfen wie er auch Bürgern anderer Staatsangehörigkeiten in der Not hilft, mit weitaus höheren Beträgen als die von dir erwähnten "gigantisch" hohen Kosten für ein paar Flüge? Ich finde schon!

Ich wäre sehr dankbar dafür - auch wenn ich natürlich sehr hoffe, nie selbst Hilfe zu benötigen. Und auch ich wäre umgekehrt selbstverständlich bereit, "dem Staat" (sei es nun Deutschland oder eben Vietnam, wo ich jetzt gerade bin) in der Not zu helfen so gut ich kann, beispielsweise nach einer überstandenen Infektion in allen Bereichen, die auf Leute angewiesen sind, die keine Viren übertragen und für die meine Fähigkeiten ausreichend sind. Ich würde keine Rechnung stellen!

Ich habe mich nie über Leute aufgeregt, für die Lösegeld bezahlt wurde, um sie aus Situationen herauszuholen, welche sich zum Teil vermeiden lassen hätten. Ich würde mich auch nicht hinstellen und fordern, dass beispielsweise Leute, die trotz aller offensichtlichen Risiken immer noch rauchen, die Kosten für eventuell daraus resultierenden Behandlungen selbst übernehmen sollten. Oder "Extrem"sportler. Oder...

Nachdem ich früher doch eher dem Konzept von mehr Eigenverantwortung nachgegangen bin, finde ich immer mehr, dass Solidarität das ist, was wirklich zählt!