Re: Fahrradtypen im Wandel der Zeit

von: irg

Re: Fahrradtypen im Wandel der Zeit - 25.03.20 06:53

Hallo Stefan!

In Antwort auf: StefanTu
In Antwort auf: Hesse

Sei es wie es sei, irgendwie muss die Wirtschaft ja am Laufen gehalten werden und sei es nur durch neue Namen.

Das funktioniert aus meiner Sicht maximal solange, bis man mal alt mit neu in der Realität vergleicht.
Schon bei der in meiner Jugend als "Fahrrad", später "Tourenrad" benannten Klasse hat sich viel getan. Mein erstes "richtiges" Fahrrad war ein Erbstück meines Vaters. Wenn ich mich recht erinnere ein Hercules aus den späten 50ern. Stempelbremse, Dreigangnabe mit Rücktrittbremse, Stahlrahmen, Stahlfelgen, Bügellenker und eine Beleuchtung die den Namen eigentlich nicht verdiente. Neben der Tatsache , dass der Scheinwerfer eher eine Funzel war, stellte der Dynamo bei Regen sofort den Dienst ein.
Auch heute steht noch ein Tourenrad in meiner Garage. Magura HS33, 3x9 Shimano XT, Alurahmen, Aluhohlkammerfelgen, Nabendynamo mit hellem LED Scheinwerfer und Rücklicht mit Standlichtfunktion.
Ganz klar beides Tourenräder, aber wer sich mal draufgesetzt hat und damit fährt wird auch im Blindvergleich sofort die Vorzüge des modernen Rades schätzen.

Genauso sehe ich das beim MTB. Das erste MTB mit dem ich Kontakt hatte war ein Centurion Country. Im Grunde ein robustes, gut ausgerüstetes Tourenrad mit groben Reifen.
Wer sich heute mal auf ein modernes XC-Hardtail und im Anschluss auf eine gute Downhill Maschine setzt wird kaum behaupten wollen, dass diese drei Räder wirklich viel miteinander gemeinsam haben. Außer der grundsätzlichen Idee.


Auf dieser Ebene hast du vollkommen recht. Die Räder von heute lassen sich nicht mit den Rädern der 50-er und 60-er Jahre vergleichen. Ich möchte auch definitiv nicht mehr mit diesen Machwerken weiter fahren. (Wobei mein Puch Rennrad, ein Bergmeister aus den späten 40-ern oder den frühen 50-ern, das hat schon was! Das hat auch schon brauchbare Teile verbaut.) Aber die Passabfahrten bei Regen mit der Angst, immer schneller zu werden, die regelmäßigen Speichenrisse der Standard-Räder dieser Zeiten, da kann ich nur sagen: nein danke, nie wieder!

Ich habe die bisherige Diskussion mehr als eine verstanden, die sich um die letzten Jahre dreht. Da bekommen plötzlich MTB´s größere Laufräder, was bei manchen Anwendungen absolut Sinn macht, für die breite Masse der Käufer, zu denen auch ich mich zähle, keinen. Da wird zwischen Cross-Trekkern und Gravel-Bikes unterschieden, und die Unterschiede sind für die meisten Anwender unwichtig. Usw.

Das heißt natürlich nicht, dass es diese Unterschiede nicht gibt, und dass es nicht Bedarf für genau diese "neue" Nische gibt, in diesem Hype geht es nur ums Geld machen. Der Rubel muss rollen, und wenn dafür die Leute Räder, die alles können, was sie brauchen, tauschen müssen. Dann verschimmelt das alte Rad im Keller oder wird auf eBay verramscht (Keller ist für die Hersteller besser), ohne dass die KundInnen etwas davon haben, außer das Gefühl: "Jetzt hab ich, was ich immer schon gebraucht habe". Was dann oft eine Illusion ist.
Wenn sie mit der Illusion glücklich sind und bleiben, bin ich damit zufrieden. Leider zeigen Illusionen die Tendenz, sich ab zu nützen. Dann muss Neues her und das Spiel beginnt von vorne. Das finde ich schade für die einzelne Person wie für die Gesellschaft/Menschheit in Zeiten der Klimakrise.

lg!
georg