Re: Wertigkeit der Technik

von: BastelHolger

Re: Wertigkeit der Technik - 27.05.05 13:43

Hallo,
ich sehe das ähnlich. In letzter Zeit werden für meinen Geschmack zu viele Kompletträder oder Komponenten als Fetischobjekt betrachtet. Da gibt's Leute, die tatsächlich die Schweissnähte ablutschen wollen... grins

Zum einen bekommen so die Brocken ein Image dem sie einfach nicht gerecht werden können, auch wenn sie noch so viel kosten. Wenn dann doch was an einem mit einem Heiligenschein umgebenen Bauteil dran ist, gibt's erstaunte Gesichtsausdrücke. peinlich

Zum anderen verstehen immer weniger Radnutzer die Technik bzw. verstehen es nicht, nur so viel Technik einzusetzen wie nötig. Sie setzen auf Nummer sicher und wählen "XT", aus Angst etwas minderwertiges zu kaufen. Dass es sich mitunter um die gleichen Produkte handelt, spielt keine Rolle, solange eben "XT" drauf steht.

Um sich auf einem Rad wohl zu fühlen ist gar nicht viel nötig. Man nehme einen handelsüblichen Rahmen in der richtigen Größe, passe ihn mit dem richtigen Vorbau und der richtigen Satteleinstellung an den eigenen Körper an, nehme einen normalen Antriebsstrang ohne Firlefanz á la Octalink etc., eine mittelpreisige Schaltung, Lenkerendschalter (!)(;)), etwas Kleinkram (bei mir V-Bremsen, Seitenläuferdynamo, Träger, etc.), den richtigen Sattel (der dann auch etwas teurer sein darf, wenn er "es ist"), und bei einem Reiserad vor allem stabile Laufräder und gut ist. Dann die richtige Bereifung und los geht's.

Gestern Nachmittag war ich auf einer kleinen Runde mit meinem Trecker unterwegs und habe im wesentlichen zwei Radtypen gesehen: Der "Profi" fährt XT/XTR, beim Rennrad auch DuraAce, am MTB möglichst mit Federung und am Renner geht ohne Kohlefaser nichts. Der Freizeitradler ist zusammen mit seiner Frau unterwegs, die Räder wurden als Set gekauft. Ein senkrecht (!) stehender Brezellenker und Vollfederung sind hier Pflicht. Bleischwer wie sie sind werden sie am Berg geschoben.
Vor ein paar Wochen hatte ich, ebenfalls mit dem Trecker unterwegs, mich "lutschenderweise" an einen Rennradler mit karbonstrotzendem Rad gehängt. Nach ein paar Kilometern war er fertig wie ein Brötchen und sagte nur noch, dass ich für ein MTB-Fahrer recht schnell wäre. Gestern musste sich unter anderem ein Delite in gelb geschlagen geben. Was lernen wir daraus? Nicht das Rad ist wichtig, sondern die Kombination Rad-Fahrer muss passen.