Re: "Wilde" und "zahme" Campingplätze

von: Valerio

Re: "Wilde" und "zahme" Campingplätze - 11.04.08 07:58

In Antwort auf: DerBergschreck

Sie duschen immer am späten Nachmittag in einem Freibad oder Hallenbad, kaufen dann noch ein und füllen ihre Wassersäcke fürs Kochen und zum Waschen am nächsten Morgen auf. Dann wird in der Dämmerung zum passenden Platz gerollt, der aber schon ein paar Stunden vorher ausgekundschaftet wurde.


Ehrlich gesagt mag ich persönlich umkehren auf meinen Radreisen ganz und gar nicht, vor allem nicht jeden Tag. Mit diesem Konzept verliert man unendlich viel Zeit, da ist mir der Aufwand viel zu hoch. Keep it simple, stupid! Schon stundenlang vorab große Mengen Wasser beschaffen, bunkern und auf dem Rad spazieren fahren, Waschen und Duschen aus der Flasche, größere "Geschäfte" verbuddeln oder mit Steinen abdecken, sich verstecken müssen vor Anwohnern und Ordnungshütern - ich finde den Aufwand ziemlich groß. Bei meinen Radreisen steht das Fahren und Entdecken tagsüber im Vordergrund und abends bin ich einfach nur müde. Was an Übernachtungsplätzen in Buswartehäuschen, Carports, in Hochsitzen und auf Friedhöfen so viel romantischer sein soll, als auf einer grünen, weichen Zelterwiese weit hinter den Caravans und Wohnmobil, verstehe ich wirklich nicht. Toiletten und Duschen mit Licht sowie einen kleinen CP-Laden mit dem Lebensnotwendigsten lernt man auf Radreisen so richtig schätzen.

Aber auch aus meinem Bekanntenkreis weiß ich, dass es verschiedene Vorlieben gibt: Manchen ist das Zelten an sich sehr wichtig und sie verwenden gerne Kraft und Nerven darauf. Bei mir ist das anders. Aber ich kann gut und gerne respektieren, dass manch einer gerne ab 15 Uhr auf die Suche nach einem geeigneten Platz zum Schlafen geht und den Thrill mag, weil dann ja irgendwann der Abend naht. Für manche hat eben gerade das einen eigenen Reiz, für mich nicht. Ich kenne auch einen Kanuten, der bei seinen Solo-Reisen zwei bis max. drei Stunden am Tag auf dem Wasser ist und ansonsten mit wild zelten beschäftigt ist: großes Zelt plus Tarp, Klapptisch und Klappstuhl, Beil für Brennholz immer dabei und eine bärige Messerkollektion aus dem Globetrotter-Sortiment (er ist dort Premiumkunde mit Goldstatus) - Gesamtgepäck 60 kg. Er verbringt gerne Zeit im Wald und nennt das Bootstour ;-)

Meiner Meinung nach sollte jeder nach seiner Facon selig werden. Es gibt Trails in menschenleeren Gegenden, da ist wild zelten einfach das Naheliegenste (habe ich auch schon oft gemacht). Doch in besiedelten Gebieten sind Buswartehäuschen, Hochsitze und Hünengräber für mich persönlich keine geeignete Alternative zu Campingplätzen, mit denen ich ganz überwiegend deutlich bessere Erfahrungen gemacht habe, als hier von manchen überzeugten Wildzeltern beschrieen. Ich habe schon sehr nette und interessante Menschen auf Campingplätzen kennen gelernt - das möchte ich nicht missen. Die totale Einsamkeit ist nicht so mein Ding.