Re: Warum sind Radreisen oft Solotouren ?

von: normalo0815

Re: Warum sind Radreisen oft Solotouren ? - 10.09.08 21:42

Hallo Ludger,

ich habe zwar noch keinen Reisebericht geschrieben, bin aber auch immer alleine unterwegs.

Als dreifacher Familienvater und beruflich sehr eingespannte Person habe ich meine Trainingszeit auf Sonntags 7.00 Uhr gelegt. Hier einen Trainingspartner zu finden wäre sicherlich schwierig, möchte ich aber auch nicht.

Ich mache jedes Jahr eine größere Tour über 7-10 Tage. Diese Zeit nutze ich bewusst, um Abstand von Beruf und Familie zu bekommen. Dies führt bei mir immer zu einem tollen Gefühl, wenn man wieder zu Hause bei der Familie ankommt, die man schon nach dem 3. Tag vermisst hat. (was ich manchmal beim Losfahren nicht glauben würdehttp://www.rad-forum.de/images/icons/default/biggrin.gif)

Folgende Gründe sind es bei mir, wieso ich alleine fahren will:

1. Wer alleine radelt erlebt mehr, da man automatisch mehr auf Leute zugeht.

z.B. verbrachte ich bei meiner Donautour letztes Jahre den einen Abend wild campend mit einem Radfahrer aus Berlin, den nächsten Tag war ich in einer Gaststätte in der ich am Stammtisch von den Einheimischen eingeladen wurde und bis Nachts um 2.00 Uhr [url=versumpftehttp://www.rad-forum.de/images/icons/default/sick.gif]versumpftehttp://www.rad-forum.de/images/icons/default/sick.gif[/url] und am nächsten Tag habe ich bei einer 75-jährigen Frau ein Zimmer bekommen und mich beim gemeinsamen Abendessen über die Donaulandschaft vor dem Deichbau unterhalten usw, usw.
Dies wäre zu zweit oder in einer Gruppe nie passiert!

2. Man bestimmt das Tempo selbst.

Wenn man jemanden auf der Fahrt trifft und mit diesem eine Zeit lang fährt, merkt man schnell, dass das Tempo meist nicht harmonisiert. Wenn man auf den Touren im Schnitt 120 km am Tag fährt und dies nicht im eigenen Tempo machen kann, wird es mit der Zeit anstrengend. (und das komischerweise auch, wenn man sonst eigentlich schneller fährt, als der Andere) Da genügt schon ein Unterschied von 2 km/h.

3. Man ist einfach freier
Alleine kann man pause machen wenn man will, anschauen was man will, im Regen fahren oder auch nicht, die Tagesetappe selbst bestimmen, einen Ruhetag einlegen oder auch nicht usw..
Ich und meine Frau waren früher immer mit dem Rucksack im Urlaub und haben damals schon festgestellt, dass man als Individualreisender viel von seiner eigentlichen Flexibilität verliert, wenn man eine Gruppe ist. Mit meiner Frau würde ich zusätzliche Touren fahren. Sie ist aber nicht mehr für sportliche Aktivitäten zu gewinnen. Auf meine "Allein-Woche" würde ich aber nicht mehr verzichten. (Meine Frau hat natürlich auch das Recht auf eine "Allein-Woche", ist doch logisch)

4. Man trifft so viele tolle Leute
Wenn man sich auf den üblichen Reiserouten bewegt, trifft man so viele Radler, mit denen man eine Zeit fahren kann oder sich auf dem Campingplatz abends stundenlang unterhalten kann. Wieso soll man dann jemanden von zu Hause mitnehmen, der einem nur die bekannten Geschichten erzählen kann? Es ist wohl wirklich ein besonderer Menschenschlag, wer alleine mit dem Fahrrad fährt. Aber sicherlich nicht im negativen Sinne.

5. Es soll erholend sein
Soll bedeuten, dass man alleine besser auf seinen Körper achten kann.Ich sehe die Gefahr, gerade bei Männern, dass in einer Gruppe (also schon bei 2) fast immer ein sportlicher Wettkampf entsteht. Auf diesen habe ich aber keine Lust, da ich bei der Arbeit Höchstleistung bringen muss und mir in der Freizeit zwar Ziele stecke aber diese nicht unbedingt erreichen muss.

Wer eine Reise tut, der hat auch viel zu erzählen. Dies tut man sicherlich im Freudeskreis, aber auch hier im Forum. Das ist auch gut so, da man sich hier viele Ideen holen kann und es auch interessanter ist, als ein Unentschieden bei der Nationalmannschaft anzuschauen.

Einziger Nachteil sehe ich bei Pannen und Stürzen.

Viele Grüße vom Bodensee und gute Nacht

Roland