Re: Warum fahren sich welche Räder gut?

von: Keine Ahnung

Re: Warum fahren sich welche Räder gut? - 10.01.14 09:36

Das Gefühl, welches Du beschreibst, ist mir wohlbekannt. Allerdings habe ich früher bei meinem Rennrad nie das Gefühl gehabt, dass ich damit schwerer vorankommen würde.

Was eine erhebliche Rolle spielt, ist die Rahmengeometrie und die Sitzposition, wobei beides normalerweise aufeinander abgestimmt ist. So ist bei meinem Reiserad die Sitzposition etwas "gemütlicher" (nicht ganz so sportlich) als auf meinem Crossbike. Es fällt mir auf dem Reiserad schwerer, die Geschwindigkeiten zu erreichen (größere Masse -> größerer Aufwand für die Beschleunigung, gebeugte Haltung und veränderter Trittwinkel -> bessere Kraftübertragung) und durchzuhalten (aufrechteres Sitzen -> mehr Luftwiderstand, insbesondere bei dem im Norden irgendwie immer von vorne kommenden Wind und gleichzeitig ungünstigerer Trittwinkel). Dennoch kann ich recht flott große Entfernungen damit zurücklegen und das auch mit viel Gepäck.

Ich erreiche mit meinem Crossbike so auch objektiv (!!!) höhere Durchschnittsgeschwindigkeiten, würde dieses Fahrrad aber auf wirklich langen Touren weniger gerne fahren wollen, als mein Reiserad, auf dem ich mich wirklich wohl fühle.

Fahre ich mit dem Hollandrad meiner Tochter, so möchte ich es gleich wieder in die Ecke schmeißen. Ich komme damit überhaupt nicht zurecht und würde damit kaum 30 km/h erreichen können oder zumindest nicht lange durchhalten. Zudem habe ich ständig das Gefühl, eine äußerst instabile Lenkung zu haben (geringer Nachlauf). Hier ist eindeutig die Geometrie schuld.

Meine Frau und ich hatten früher die gleichen Reiseräder, allerdings in unterschiedlicher Größe. Mit meinem Reiserad bin ich sehr gut und auch schnell gefahren. Mit dem Rad meiner Frau (nach Anpassung der Sattelhöhe) konnte ich überhaupt nicht gut fahren. Hier war die Rahmengeometrie gleich, aber die Abmessungen haben einfach nicht gepasst, was zu falschen Trittwinkeln usw. führt.

Das heißt, dass das ideale Rad durch viele geometrische Faktoren bestimmt wird (Rahmenhöhe, Rahmenlänge, Vorbaulänge, Sattelposition, Nachlauf, ...) und zusätzlich noch durch Dinge wie Bereifung, Luftdruck, Masse, Schaltung (Abstufung) usw. Die Masse hat hierbei am ehesten Einfluss, wenn man sich in bergigem Gelände bewegt oder häufig be- und entschleunigen muss. Der Einfluss der reinen Fahrradmasse relativiert sich allerdings wieder bei Gepäckzuladung. Hier kann es wichtiger sein, einen starren und stabilen Rahmen zu haben. Wenig Einfluss hat meiner Meinung nach der Leichtlauf von Lagern. Wenn nicht etwas erheblich schleift, so wird man das kaum bemerken. Die Lagerqualität wirkt sich hier eher auf die Halt- und Belastbarkeit aus.

Psychologische Effekte spielen am Ende auch eine Rolle. So wird von gewissen Radtypen von vorneherein ein "unsportliches" Verhalten erwartet. Stimmen aber alle oben genannten Parameter, kann es durchaus sein, dass man dennoch mit diesen Rädern angenehm und schnell fahren kann (z. B. die oben genannten Militärräder - wobei ich mit so einem Rad keine MTB-Tour machen möchte).