Re: Laufräder 26" Kaufberatung

von: irg

Re: Laufräder 26" Kaufberatung - 14.02.18 09:13

Puh, da scheiden sich die Philosophien.

Dünne Speichen dehnen sich leichter, können also Belastungsspitzen besser abfedern. Ob das in der Praxis viel ausmacht, kann ich nicht sagen. Dafür müsstest du wahrscheinlich ein Laufrad genau nach Norm mit Tensiometer bauen, und selbst dann wäre ich mir nicht sicher, ob das etwas Merkbares bringt. Denn nach ein paar hundert Kilometern auf rauem Untergrund werden die Speichenspannungen zwangsläufig anders ausschauen als nach dem Neuaufbau.

Es ist aber genauso gut möglich, dass ich mich irre.

Für die These, dass dickere Speichen bessere Haltbarkeit bedeuten würde sprechen, dass bei Laufrädern für Tandems manchmal dickere Speichen verwendet werden. Bei Tandems werden oft Belastungen erreicht, die weit über denen bei normalen Rädern liegen. Ein guter Tandembauer weiß, was er tut. Und der verwendet üblicher weise dickere Speichen. Das Tandem von Freunden hat z.B. 2,5mm Speichen.

Meine eigene pragmatische Erfahrung ist die: Seit ich rostfreie Speichen (seit einiger Zeit von Sapim, das hängt aber nicht von der Marke, sondern von meinem Radhändler ab, der diese hat) verwende, hatte ich in unserem großen Fuhrpark und bei verbauten Laufrädern im Freundeskreis in weit mehr als 25 Jahren nur einen einzigen Speichenriss. Ich habe immer 2mm Speichen verwendet, habe kein Tensiometer und betreibe auch keine Voodoo-Beschwörung. Bei dem einzigen Speichenriss ist die Ursache nicht klar. (Die Speiche wirkte an der Bruchfläche, als wäre sie eingekerbt gewesen, dazu habe ich sie wahrscheinlich beim Abladen des Tandems mehr als unsanft behandelt.) Die neue Speiche am selben Ort hält jetzt.

Ich zerbreche mir deshalb nicht weiter den Kopf über Feinheiten, die zwar nicht unmöglich, aber offenbar in unserem Fuhrpark nicht relevant sind.
Zu unseren Beanspruchungen: Wir benützen ein Tandem als Alltagsfahrzeug das ganze Jahr hindurch, auch in Griechenland auf mehr als rauen Schotter- und Steinpisten. Dazu kommen diverse Alltags- und Tourenräder, die fast alle fallweise ziemlich viel wegstecken müssen. Das Tourenrad fürs Grobe sowie das MTB müssen speziell starke mechanische Belastungen aushalten. Das tun sie bisher problemlos, auch schwer beladen.

Ich vermute daher, dass die Erfahrungen damit auf härter belastete Tourenräder übertragen werden können. Die bedeuten kurz gefasst: Zerbrich dir nicht den Kopf über den perfekten Laufradbau, sondern baue Laufräder aus guten, wenn auch nicht höchstpreisigem Material zusammen, und es wird funktionieren. Darüber hinaus lässt sich natürlich immer noch der eine oder andere Newtonmeter an Belastungsreserve heben, wenn auch mit deutlich höherem Aufwand.

lg!
georg