Re: Regenempfindlichkeit Brooks

von: irg

Re: Regenempfindlichkeit Brooks - 07.01.20 07:00

Hallo!

Ich glaube, ich sollte doch noch etwas beitragen:

Gut gefettete (das bedeutet, nach dem Einfetten auch wärmebehandelte) Sättel halten ewig und noch 3 Tage. Nässe an sich tut ihnen nichts, so lange sie nicht als sehr nasser belastet werden. Ich habe, das ist mein Extrembeispiel, einen Brooks verloren, weil der Freund meiner Tochter mit dem im Gewitter völlig durchnässten Sattel heim gefahren ist. Das war nicht einmal weit, der Freund aber kräftig gebaut und der Sattel sehr nass. Da hat auch Nachspannen nichts mehr geholfen.

Brooks (andere Ledersättel fahre ich nicht) haben derzeit eine sehr, sehr breite Qualitäts- und Bequemlichkeitsspanne. Von sehr hart und lange unangenehm einzufahrenden Sätteln (wie der letzte am Tandem, der zwickt mich immer noch!) bis hin zu butterweichen, die nicht lange halten (sein Vorgänger) ist alles möglich. Man kann nur hoffen, einen brauchbaren Sattel zu bekommen. Leder ist halt ein Naturprodukt. Dazu kommt, dass vielleicht in der Firma die Anregungen der Kostenrechner manchmal zu wörtlich genommen werden. Verbaut wird so ziemlich alles, was einmal "Muh" gemacht hat, könnte man meinen.

Zum Einfetten: Ich fette nach dem Kauf oben dünn und unten dicker ein. Danach hänge ich den Sattel über dem Holzöfchen in der Werkstatt in einer Höhe auf, in der ich meine Hand noch halten kann, ohne dass die Hitze brennt. Andere stecken den Sattel ins Backrohr (ich nehme an, auf der niedrigsten Stufe), das geht genau so. Danach wische ich allfällig übrig gebliebenes Fett an der Oberseite ab und binde für die ersten paar Fahrten einen Fetzen (einen alten Lappen) über den Sattel. Den Rest besorgen dann Gewicht und Körperwärme.

Ich habe noch keinen Sattel nach gefettet. Der älteste Sattel, den ich noch fahre, hat sicher mehr als 15 Jahre am Buckel und passt immer noch. Ich habe ihn allenfalls 2x leicht nach gespannt. Wenn Regen droht, kommt ein Plastiksackerl darüber, fertig. Auch wenn, wie auf Tour, ein Rad im Freien übernachtet, kommt immer ein Sackerl über den Sattel. Einmal gibt es in unseren Breiten fast immer Tau, der den Sattel anfeuchtet, und dann schlafe ich entspannter, wenn ich nicht damit rechnen muss, nach draußen sprinten zu müssen, um den Sattel zu schützen. Denn ein quatschnasser Sattel kann, wenn man Pech hat, (siehe oben), wirklich den Löffel abgeben.

Meine Frau lästert manchmal wegen meinem Aufwand, den ich mit den Ledersätteln betreibe. Er hält sich, wie man sieht, ohnehin in engen Grenzen. Dafür habe ich Sättel, die zu meinem Gestell passen, sie halten auch noch fast ewig. Was will ich mehr?

lg!
georg