48-Loch Speichenlaufrad

von: Velomade

48-Loch Speichenlaufrad - 10.03.05 11:01

Hallo,

Unter seiner Rubrik FAQ schreibt Rohloff:
Mit der Rohloff SPEEDHUB 500/14 gebaute 32 Speichen-Laufräder sind stabiler als herkömmliche 36 Speichen-Laufräder. Ihre Stabilität entspricht etwa der eines Tandemlaufrades mit 48 Speichen.
Wenn ich also die Absicht habe, mir ein stabiles Hinterrad zuzulegen, was spricht also dann dagegen statt einer Rohloff- eine 48-Loch-Nabe zu kaufen (für Solo-Reiserad)? Wobei ich das Hauptaugenmerk auf Stabilität lege. Ich weiss, dass es völlig unüblich ist ein 48-Loch-Laufrad zu bauen, auf der anderen Seite kenne ich auch kein Argument dagegen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen (z.B. Klemmbreite am Hinterbau, ordentliches Einspeichen). Wie ist eure Meinung dazu?

Bernd
von: Thomas S

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 10.03.05 11:18

Hallo Bernd,

Argumente dagegen könnten sein:

- Verfügbarkeit von Naben und Felgen, gerade auch im Schadensfall.

- mangelnder Fahrkomfort.

- Speichen werden zu flach (tangential) eingespeicht.

Meiner Meinung nach reicht es aus, wenn man eine stabile Hochprofilfelge mit 36 Speichen verwendet.
von: Martina

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 10.03.05 11:59

Hallo,

Zitat:
- Verfügbarkeit von Naben und Felgen, gerade auch im Schadensfall.


*Das* ist das entscheidende Argument. du brauchst ja nicht irgendeine Felge mit 49 zwinker Löchern, sondern eine, die was taugt und möglichst noch deinen Anforderungen bezüglich Breite und Material entspricht. Für Naben gilt analoges. Ach ja und teuer sind die Sachen in der Regel auch.

Zitat:

- mangelnder Fahrkomfort.


Ich glaube nicht, dass jemand diesen Unterschied in der Praxis bermerken wird. Wenn ich mich recht erinnere, liegt er im Promillebereich.

Zitat:
- Speichen werden zu flach (tangential) eingespeicht.


Ist bei Vierfachkreuzung eigentlich kein Problem.

Ein weiteres gern vorgebrachtes Argument ist, dass die Felge durch mehr Speichenlöcher auch wieder geschwächt wird. Klingt logisch, hat bei mir bisher in der Praxis keine Rolle gespielt.
Ein Vorteil von 48-löchrigen Laufrädern kann sein, dass es sie nicht fertig gibt und daher auf alle Fälle handeingespeicht sind. Aber das bringt natürlich nur was, wenn der Einspeicher gut ist.

Merin Vorschlag ist daher ebenfalls eine stabile Felge und ein hervorragender Einspeicher, aber eine gängige Lochzahl.

Martina
von: thomas-b

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 10.03.05 12:15

Hallo Bernd,

ein statisch günstiges Laufrad erhält man, wenn die axiale Neigung der Speichen auf beiden Seiten Gleich ist. So ist die in der Regel bei Vorderrädern und Rädern mit Nabenschaltung. Dann reichen bei gescheiter Felge auch 32 Speichen. Nun benötigen die Zahnkränze immer mehr Raum(5-fach-> 6-fach ->7-fach ->8(9u.10)-fach). Dies hat zur Folge, daß die Einbaubreite ein bisschen mitgewachsen ist (126mm -> 130mm ->135mm), damit die Speichenstellung auf der rechten Seite nicht zu Steil wird. 135mm HR-Naben für 7-fach Kassette sind kaum noch in gescheitet Qualität zu bekommen, hier Hat man ca. 5mm mehr für eine nicht so stark asymmetrische Speichenstellung. Eine Andere Möglichkeit, die ich persönlich gerne testen möchte, sind asymmetrische Felgen wie diese AlexRims . Leider werden die nirgendwo verkauft. Ritchy und Bontrager hat ähnliche im Programm, die bekommt man aber auch nirgends.

Gruß
Thomas
von: 7schläferfahrrad

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 10.03.05 12:36

Hallo Bernd,
eines hartnäckigen Hinterradproblems bin ich einmal nur Herr geworden durch den Einsatz eines 40-Loch-Hinterrades. Schon dieses Teil hat den Einspeicher zur Verzweiflung gebracht, nicht etwa wg. der Mehrarbeit, die Speichenzwischenräume werden da schon ganz arg eng, bei 48-Loch kann das eigentlich nur noch schlimmer werden. Vielleicht ist es auch nur Einbildung, aber die Beschleunigung dieses Monsters glich mehr der einer Wanderdüne.
Heute würde ich alles daransetzen, durch sorgfältige Komponentenwahl erst einmal alle Möglichkeiten auszuschöpfen: Messingscheiben unterm Speichenkopf, 2,34er Speichen, mehrfaches "Abdrücken", hohe Grundspannung der Speichen, Auswahl einer stabilen Hochschulterfelge, Verwendung von selbstsichernden Nippeln (ersatzweise Dippen in Leinöl!), natürlich auch die Verwendung eines grossvolumigen Reifens, wobei die meisten dieser Massnahmen die Tendenz in Richtung "träge Gummikuh" verschieben. Erst wenn all das nichts fruchtet; aber dann auch nur höchstens 40 Speichen!

Axel
von: Velomade

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 10.03.05 12:43

In Antwort auf: Thomas S



-
Zitat:
Verfügbarkeit von Naben und Felgen, gerade auch im Schadensfall.

Dem könnte man beispielsweise dadurch entgehen, in dem auch im Vorderrad eine 48-Loch-Felge eingebaut wird. Tritt nun am Hinterrad ein Schadensfall an der Felge ein, wird die Vorderrad- zur Hinterradfelge, es muss also umgespeicht werden. Und am Vorderrad wird eine normale Felge genommen (mit entsprechender Nabe). Sollte allerdings die Nabe am Hinterrad ihren Dienst aufgeben, so wäre man natürlich gezwungen, das komplette Hinterrad zu erneuern.

-
Zitat:
mangelnder Fahrkomfort.

Ich weiss nicht ob man so etwas wirklich merkt. Ich denke, der Fahrkomfort hängt auch von der Kreuzungsart ab. Als ich das erste Mal mit einer 4-fach-Kreuzung (bei einem 36er Felge) geradelt bin, war der Komfort im Vergleich mit einer 3-fach-Kreuzung sehr angenehm. Das Hinterrad fuhr "weicher".

-
Zitat:
Speichen werden zu flach (tangential) eingespeicht.

Bist du sicher, dass die Speichen zu flach eingespeicht werden? Ich denke, das Gegenteil ist der Fall.


Bernd

von: Thomas S

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 10.03.05 14:26

Hallo Bernd,

ich schrieb absichtlich im Konjunktiv, weil ich keine eigenen Erfahrungen mit 48ern habe, sorry.

Ich denke, Du kannst da ganz auf Martina vertrauen, die sich bei dem Thema mit Sicherheit besser auskennt als ich.
von: Velomade

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 10.03.05 15:37

Hallo Thomas,

der Rahmenbauer Hans Mittendorf (vor einigen Jahren verstorben) hatte seine Rahmen so konzipiert, dass man ein symetrisch eingespeichtes Hinterrad mittig zum Vorderrad einbauen konnte. Es hatte dazu lediglich das linke Ausfallende ein wenig anders gestaltet. Ob das der Weisheit letzte Schluss ist, kann ich nicht sagen, habe auch bisher niemanden kennengelernt, der so etwas an seinem Rad hatte. Jedenfalls war diese Idee gut. Es gibt auch unterschiedliche Auffassungen, inwiefern ein symetrisches Laufrad stablier sein soll als ein asymetrisches.

Bernd
von: Velomade

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 10.03.05 15:55

Hallo Axel,

du hast natürlich Recht, wenn du schreibst, dass die Zwischenräume zwischen den Speichen eng sind. Aber ich denke, eine Luftpumpe wird immer passen, wenn am Ventil richtig eingespeicht wird. Das Putzen der Felge und Speichen wird aber auf jeden Fall umständlicher und zeitaufwendiger.
Was die Beschleunigung betrifft, dürfte man kaum unter normalen Bedingungen einen Unterschied feststellen (objektiv mag es den zwar geben, aber subjektiv glaub ich kaum).

Axel, du wirst vielleicht schon bemerkt haben, dass meine Prämisse beim Hinterradbau auf absolute Stabiltät liegt. Dem ordne ich alles unter! Ich sage mir: wenn schon stabil, dann richtig stabil ( ein 48-Loch-Laufrad sollte stabiler sein als ein 36-oder-40-Loch-Rad, wenn beide Räder qualitativ hochwertig eingespeicht werden).

Im Moment vermisse ich noch ein gutes Argument aus dem Forum, dass mich von meinem Vorhaben abbringen könnte. Oder gibt es vielleicht jemand hier, der ein 48er fährt und uns über seine Erfahrungen berichten kann.

Bernd
von: Martina

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 10.03.05 16:38

Zitat:
Aber ich denke, eine Luftpumpe wird immer passen, wenn am Ventil richtig eingespeicht wird.


Probier das mit deiner Pumpe aus. Es gibt Rahmenklemmpumpen mit merkwürdig knubbeligem Kopf, die passen auch dann nur mit Mühe, wenn richtig eingespeicht ist.

Zitat:
Oder gibt es vielleicht jemand hier, der ein 48er fährt und uns über seine Erfahrungen berichten kann.


Wir tun das am Tandem. Aber das geschah unter der Prämisse 160 kgt Teamgewicht + 35 kg Gepäck. Ob ich es heute wieder tun würde, weiss ich nicht.
Und wir hatten auch schon 48-Loch-Hinterräder, die nicht hielten. Bei einem davon lag es mit Sicherheit an einer untauglichen felge, aber eine andere war nicht zu kriegen. Deshalb meine Warnung, es nur zu tun, wenn du eine gute Felge findest (Angebot ändert sich jährlich).

Reden wir übrigens von 26 oder von 28 Zoll?

Martina
von: Velomade

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 11.03.05 07:45

In Antwort auf: Martina


Reden wir übrigens von 26 oder von 28 Zoll?

Guten Morgen Martina,

ja, ich hätte es erwähnen müssen. Ich rede von einer 28-Loch-Felge. Ich habe eine Felge von Matrix zur Hand (Typenbezeichnung kenne ich leider nicht), die ich bei meinem letzen Besuch in Kanada mitgebracht habe. Welche könntest Du empfehlen?

Bernd
von: Martina

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 11.03.05 07:58

Zitat:
Ich habe eine Felge von Matrix zur Hand (Typenbezeichnung kenne ich leider nicht), die ich bei meinem letzen Besuch in Kanada mitgebracht habe.


Meine Matrix-Erfahrungen sind von Anfang der 90er-Jahre also alles andere als aktuell. Und sie sind leider nicht gut. Uns und noch einigen anderen sind mehrere Matrix-Felgen (waren als Erstaustattung an Trek-Tandems verbaut) nach relativ geringen KM-Leistungen einfach an der Flanke gerissen.

Leider weiss ich weder eine Typenbezeichnung, noch ob es sich überhaupt um dieselbe Firma Matrix handelt. Und eben das ist das Problem bei 48 Loch. Die meisten Firmen haben wenn überhaupt genau eine Felge im Angebot, deren Bauweise von Tag zu Tag (naja zumindest von Jahr zu Jahr) wechseln kann. Dirk Bettge versucht das jeweils aktuelle Angebot auf seiner Seite zu sammeln (ohne Gewähr auf Vollständigkeit). Da ist die Auswahl nicht gigantisch und ich kann mangels Eigenbedarf aktuell auch nichts in 28 Zoll empfehlen.

Was macht denn deine Felge für einen Eindruck? Gewicht, Flankendicke und Bauweise kann man ja feststellen.

Martina
von: Reiseradler

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 11.03.05 08:31

Hallo Bernd,

ich kann nur bestätigen was Axel geschrieben hat . Meine Probleme am Hinterrad habe ich dauerhaft mit Hochprofilfelge und 2.34 er Speichen gelöst.

Ohne Gepäck fahre ich am Hinterrad 32 mm breite Reifen, mit Gepäck auf Tour allerdings nie schmäler als 37 mm. In den neuen Ländern und Polen war ich mit 42mm breiten Reifen unterwegs.

Laufleistung ca 8.000 km ohne Probleme!

Gruß aus dem Südwesten
von: Martina

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 11.03.05 08:59

Hallo,

Zitat:
Laufleistung ca 8.000 km ohne Probleme!


Bitte fass das jetzt nicht als 'ätsch ich fahre mehr als du' auf, aber bei unseren 'Problemlaufräder' begannen die Speichenbrüche meistens erst jenseits der 10.000 km. Inzwischen habe ich mich zu der Meinung bekehren lassen, dass auch das nicht normal ist und dass es tatsächlich möglich ist, dass man erst dann neu einspeicht, wenn die Felge dünngebremst ist, aber wie man das nun genau erreicht ist für mich weitgehend Voodoo. Ob nun mehr oder dickere Speichen oder Symmetrie oder besseres Einspeichen der entscheidende Faktor ist, wage ich nicht zu entscheiden.

Martina
von: Velomade

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 11.03.05 10:49

In Antwort auf: Martina



Zitat:
Leider weiss ich weder eine Typenbezeichnung, noch ob es sich überhaupt um dieselbe Firma Matrix handelt. Und eben das ist das Problem bei 48 Loch.

Dass es sich bei meiner um eine von Matrix handelt, weiss ich nur von dem Verkäufer in Kandada. Ich muss mich halt auf seine Auskunft verlassen. Auf der Felge selbst ist nichts vermerkt. Ob die Felge letzendlich etwas taugt, muss sich dann in der Praxis zeigen.

Zitat:
Was macht denn deine Felge für einen Eindruck? Gewicht, Flankendicke und Bauweise kann man ja feststellen.

Soweit ich das mit bloßem Auge erkennen kann, macht die Felge einen ordentlichen Eindruck, wobei ich sie bisher weder gewogen noch die Dicke gemessen habe. Mein Fahrradhändler hier im Ort hat sogar die Möglichkeit, sich Felgen mit der gewünschten Lochzahl anfertigen zu lassen. Falls der nicht pleite geht, kann ich vielleicht bei Bedarf auf ihn zurückgreifen.



Bernd
von: Reiseradler

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 11.03.05 22:50

Hallo Martina,

das Originallaufrad war so schlecht, dass ich alle 500 km Speichenbruch hatte. Nach dem Austausch der Speichen gegen Dickendspeichen erhöhte sich die Festigkeit um ca Faktor 4 auf ca 2000km zwischen den Speichenbrüchen.

Bis heute Ruhe habe ich durch Austausch der Felge in eine 36 Loch Hochprofilfelge und die 2,34 er Speichen.

Laufleistung bis jetzt ohne Schaden ca 8000 km = Verbesserung der Dauerfestigkeit um Faktor 16 .
Somit gehe ich davon aus das ich auf der Wöhler-Linie ziemlich weit nach rechts in den Bereich der Dauerfestigkeit gerutscht bin.

Ein paar technische Daten: Gewicht des Fahrers > 100 kg + ca 20 kg Gepäck in den hinteren Taschen. Das heißt Gesamtrad mit Fahrer ca. 140 kg .

Bei relativer aufrechter Fahrposition heißt das ca 100 kg auf dem Hinterrad.

Gruß aus dem Südwesten!
von: garbel

Re: 48-Loch Speichenlaufrad - 12.03.05 00:00

Velomade:

Warum soll es denn so ein exotisches 48 Speichen-Ding sein, nur weil der Rohloff das auf seiner Webseite so schreibt ? Er behauptet auch, seine Speedhub hätte einen Wirkungsgrad von 96-98%. Glaub ich auch nicht so wirklich (fahre selbst eine). Stimmt vielleicht für einzelne Gänge ( für die oberen 7 vielleicht ) - aber das ist eine andere Baustelle.

Ich habe bei meinem Hinterrad sogar das Problem, daß bei 2-fach Kreuzung und Hochprofilfelge die Speichen sehr schräg zur Felge hin laufen. Das hat zur Folge, daß sie dort leicht abnicken. Mir sind deswegen schon 3 Speichen direkt unter dem Nippel abgerissen. Ich habe dann alles ausgespeicht und die Felgenlöcher mit einem Dremel bearbeitet. Bis jetzt hab ich Ruhe...

Ich bin auch der Meinung (wie Thomas S), daß man ein 36-Speichen-Laufrad ( 4-fach gekreuzt ), 2,34'er Speichen, stabile Felge, so ziemlich unkapputtbar bauen kann.

garbel