Re: Kettenschaltung überholen - Teilefrage

von: irg

Re: Kettenschaltung überholen - Teilefrage - 23.03.20 07:19

Hallo!

Eine einfache Antwort "genau das und das ist es und fertig!" wird es bei deinen Problemen nicht geben. Da gibt es zu viele Unbekannte in der Gleichung. Ferndiagnosen sind auch nur mäßig treffsicher. Ich versuche eine Annäherung mit Vorschlägen:

Du wirst noch im Herbst störungsfrei mit dem Rad gefahren sein, nehme ich an. Und jetzt zickt es. Dazu kommt, dass die Kette wahrscheinlich gelängt ist. (Das Maß 121.5mm sagt mir nichts, ich lege einfach eine Verschließlehre auf. So etwas kostet auch fast nichts.)

Ich sehe hier zwei Themen: Allgemeinen Verschleiß auf der einen Seite und ein spezielles Problem auf der anderen, das die Änderung zum Herbst bedingt. Blöder weise können beide gut zusammenhängen.

Als Vorgangsweise schlage ich vor, zu klären, ob die Kette über das tolerierbare Maß gelängt ist, oder nicht. (Wahrscheinlich wird sie das sein.) Ist die Kette zu lange, tauscht du die Kette. Je nach Zustand der Kassette kannst du sie vielleicht noch einmal mit der neuen Kette fahren. Wenn die Kassette zu stark abgenützt ist, springt die Kette v.a. auf den am meisten benützten Ritzeln. In diesem Fall tauscht du auch die Kassette.

Bevor du aber die Testfahrt machst, tauscht du die Bowdenzüge und das Schaltseil. Meistens sind diese beiden die Übeltäter, wenn die Schaltung nach einer Winterpause spinnt. (Sie kosten nicht viel und müssen ohnehin ab und zu getauscht werden.)
Dazu überprüfst du, wie das Schaltwerk steht: Verläuft die Kette von der Kassette gerade hinunter durch das Schaltwerk, oder steht das Schaltwerk schief? Wenn der Käfig waagrecht steht, steht er gerade nach hinten oder schief? Wenn nötig, neu richten. Das geht auch mit Augenmaß und Gefühl, nicht aber mit Brutalität. (Es reicht einmal blöd Umfallen, und das Schaltauge ist verbogen und nichts stimmt mehr.)

Auch wenn nichts unmöglich ist, würde ich als erste Hypothese bei deinem Rad nicht davon aus gehen, dass die Schaltröllchen so verschlissen sind, dass die Schaltung nicht mehr funktioniert. Ich bin noch mit viel spitzeren Zähnen störungsfrei weiter gefahren. Ein gar nicht so kleines seitliches Spiel ist bei den Schaltröllchen normal. Auch das Schaltwerk selbst schaut am Foto nicht abgeranzt aus. Auch mit Schaltwerken, deren Mechanik schon etwas ausgeleiert ist, kann man meistens noch gut und entspannt weiter fahren, bis sich das in der Schaltqualität bemerkbar macht. Aber völlig unmöglich sind solche Ursachen natürlich nicht.

Zu Ersatzteilen: Wenn du ohnehin Kette und Kassette bestellen musst, kannst du gleich die Schaltröllchen mit kaufen. Sie kosten ja nicht viel. 9-fach XT-Ketten habe ich vor Kurzem noch bekommen, die reichen genauso. Als Kassette würde ich nehmen, was dir von den Abstufungen her passt, die Qualität, sprich der Preis, ist da eher Nebensache. (Am Liegerad fahre ich deshalb mit einer XT-Kette, auch 9-fach und einer Kassette, die der Alivio-Gruppe zu zuordnen sein dürfte. Beide halten aktuell 8000km und nichts zickt. Die Alivio-Kassette hält also auch liegeradtypische Kilometer durch, und gut ist es.)

Wenn du den Bowdenzug und, wenn nötig, die Kette getauscht hast, hast du die erste Rückmeldung bei der Probefahrt. Klappt alles wieder? Was tut das Rad jetzt? So kannst die schrittweise die Ursachen eliminieren und die Schaltung zum Funktionieren bringen.

Wenn das Rad immer noch schlecht schaltet, kannst du am Schalthebel den Deckel unten öffnen und Bremsenreiniger hinein sprühen. Etwas warten, dann mit Pressluft ausblasen und mit WD 40 oder Ähnlichem einsprühen. Mit der Zeit wird das Fett im Schalthebel zäher und kann ihn leicht verkleben. Das sorgt für schlechtes Schalten.

Das als ersten Input für deine Fehlersuche. Wahrscheinlich hast du damit das Rad wieder zum Laufen gebracht. Wenn nicht: Rückmeldung ans Forum!

lg!
georg