Re: Trekking Rad mit Nabenschaltung

von: zut

Re: Trekking Rad mit Nabenschaltung - 01.08.20 20:17

Unter dem Namen Pegasus werden meines Wissens diverse Fahrräder verkauft. Die Qualität wird wohl ziemlich schwanken. Ich hatte vor Jahrzehnten mal eins, bei dem fast alles kaputt gegangen ist. Ich vermute aber, das das nicht bei jedem Rad so ist, das unter dem Markennamen verkauft wird.
Ich habe momentan zwei Räder im Betrieb, die beide Nabenschaltung haben, nachdem ich mich über das Gemurkse beim Einstellen der Kettenschaltung aufgeregt habe. Daher möchte ich kurz meine Erfahrungen mit diesen Schaltungen schildern.

Mein aufbereitetes Trekking-Rad hat eine 8-Gang-Shimano.Es ist eine SG-C6010. Bei Shimano muß man aufpassen, weil die ihre Technik leicht variiert in verschiedenen Versionen anbieten, die sich teils schwer unterscheiden lassen. Meine ist Silber, hat keinen roten Ring, soll aber trotzdem über nadelgelagerte Zahnräder verfügen. Dies ist auch das Wichtige bei der Auswahl: Die gleitgelagerten Versionen sollen deutlich mehr Verluste haben, besonders im 4. Gang. Hier auf eine wälzgelagerte Version achten. Eine Übersicht findest Du hier: https://www.2rad.nrw/project/shimano-nabenschaltungen-vergleich-test/
Was mir an dieser Schaltung gut gefällt: Sie läuft fast unhörbar, sogar wenn der Freilauf aktiv ist. Außerdem war sie sehr bezahlbar. Nachteilig ist das heftige Gewicht. Bei mir greifen anscheinend Sperrklinken manchmal nicht, dann kracht es, wenn die Kurbel sich ruckartig ein Stück weiterdreht. Damit scheine ich nicht alleine zu sein. Die Wartung ist nicht so einfach - Shimano empfiehlt, alle 2 Jahre oder 5000km die Nabe neu zu schmieren. Ich habe das mal nach einer Anleitung im Web selber gemacht, mit Getriebeöl und Lagerfett. Das ist aber schon ein wenig fortgeschritten. Das Ketten-Nachspannen geht sehr einfach, die Drehmomentstütze ist in die Scheiben der Achse integriert und die Bowdenzugaufnahme verstellt sich einfach mit dem Rad mit. Die Spreizung der Schaltung reicht im Flachland völlig aus. Ich fahre die kleinste von Shimano zulgelassene Übersetzung 42:21. Eisenbahn-Überführungen mit Kinderanhänger gehen gerade so, der 8. Gang ist eigentlich eher selten gebraucht. Die Gangsprünge sind ziemlich ungleichmäßig und teilweise groß. Ich ertappe mich häufig, wie unter gleichen Bedingungen (konstante Fahrt) oft zwischen zwei Gängen hin- und herschalte, weil gerade zwischen diesen ein großer Sprung ist. Bei den 8-Gang-Shimanos ist der 5. Gang der Direktgang, hat also die geringsten Verluste. Das Dumme ist nur, daß bei einer Auslegung von Kettenblatt und Ritzel auf den 5. Gang die Steigfähigkeit komplett verloren geht und der 8. Gang eigentlich nicht mehr zum Einsatz kommt. Ich nutze den 6. als Normalgang in der Ebene und habe dabei Getriebeverluste.

Mein anderes Rad hat eine Rohloff, die einfache Version mit interner Ansteuerung und ohne Scheibenbremse. Was soll ich sagen - teuer, haltbar, gut wartbar. Der Triebstrang ist deutlich steifer als bei der Shimano. Während sich bei dieser die Kurbel einige Grad bewegt, wenn ich sie im festgebremsten Fahrrad belaste, merke ich davon bei Rohloff nichts. Das stärkt mein Vertrauen in die Haltbarkeit, die ja sprichwörtlich ist. Die Rohloff ist auch deutlich einfacher in der Wartung. Einmal im Jahr ein Ölwechsel, das kann eigentlich jeder selber machen. Sie ist trotz höherer Belastbarkeit leichter, wobei das bei meinem 17kg-Brummer keine Rolle spielt. Wo Rohloff aus meiner Sicht etwas schlechter abschneidet: In den Gängen 1-7 entsteht ein deutlich hörbares Mahlgeräusch. Dies liegt an der Geradeverzahnung der Gänge, die einen höheren Wirkungsgrad erlaubt. Im Freilauf ohne Treten erzeugt die Rohloff ein hörbares Klickern. Ein lautloses Dahingleiten wie mit der Shimano ist nicht möglich, auf Touren für mich aber auch nicht wichtig.
Wenn man wie ich auf einen Kettenspanner verzichtet, um mit Chainrunner oder Chainglider zu fahren, muß die Kette ab und zu nachgespannt werden. Dies ist bei meiner Rohloff wegen der internen Ansteuerung und der Drehmomentstütze etwas aufwändiger: Neben dem Lösen der Drehmomentstütze müssen die Schaltseile etwas entspannt werden, bevor das Rad nach hinten bewegt wird. Nach dem Spannen der Kette wird die Befestigung der Stütze wieder angezogen und die Schaltseile wieder eingestellt. Ich mache das in der Regel zusammen mit der Kettenpflege und empfinde es nicht als großen Aufwand. Wenn man die externe Ansteuerung wählt und ein OEM-Aufallende, wird es so einfach wie bei Shimano.
Bei der Rohloff ist der 11. Gang der Direktgang, man kann ihn sehr gut als "Normalgang" einstellen mit 42:17 oder 42:16 und ist dann häufig im Verlustminimum unterwegs. Auf Grund der hohen Wirkungsgrade und engen Gangstufung ist es aber im Grunde egal, welchen Gang man nutzt.

Die 7-Gang Shimanos würde ich nicht nutzen wegen der geringen Spreizung und dem fehlenden Direktgang sowie der meines Wissens ausschließlichen Gleitlagerung.

Was bei einem neuen Rad noch wichtig ist, ist der Lenkerabstand. Hier machen 5-10mm einen deutlichen Unterschied. Wenn Du mit dem Lady Jazz gut zurecht gekommen bist, miß den Abstand von Sattelrohrende zu den Griffen bei gerade gestelltem Vorderrad. Die Höhe der Griffe relativ zum passend eingestellten Sattel ist auch wichtig - gerade bei Ahead-Klemmungen ist es nämlich nicht ganz einfach, die Lenkerhöhe mehr als ein wenig zu verstellen: Alles, was über Spacer hinausgeht erfordert Austausch von Vorbau oder Lenker.

Alles andere ist eher einfach austauschbar, wenn es nicht gefällt. Gerade beim Sattel wird das vermutlich der Fall sein. Entweder den alten Sattel übertragen oder mehrere fahren, bis man einen passenden gefunden hat. Auch Lenker sollte man ein paar ausprobieren. Beim Winkel der Griffe machen wenige Grade deutlich spürbare Unterschiede, bei Abstand und Höhe sind wenige Millimeter Änderung spürbar.

Ich wünsche viel Spaß beim Aussuchen und anschließenden Fahren!