Re: 26 vs 27,5 Zoll Größenvergleich im Bild

von: DerJoe

Re: 26 vs 27,5 Zoll Größenvergleich im Bild - 25.01.21 17:54

Also ich habe diverse Räder in verschiedenen Laufradgrößen. Bis Ende 2019 hauptsächlich 26" und 28"/29". Der Unterschied zwischen 26" und 28"/29" ist schon gravierend, wenn man auf unebenen Gelände unterwegs ist.
Im MTB Sport setzt sich nicht ohne Grund auch in den abfahrtslastigen Disziplinen 29" immer mehr durch. Bitte jetzt nicht dagegen wettern. Ich bin durch meine Aktivitäten in einem der größten Mountainbike-Sportvereine Deutschlands da ganz nah am Rennzirkus dran. Wer im XC/XCO-Bereich nicht 29er fährt, kann eigentlich zuhause bleiben. Vor allem im Marathon MTB-Bereich.
Und da wird es nun auch für die Radreisenden interessant, wenn er sich auch oft auf unebenen Terrain befindet. Kleine Laufräder werden halt durch kleine Unebenheiten stärker abgebremst. Große Laufräder überwinden diese leichter. Der Radfahrer spart dadurch Kraft. Auch werden kleine Unebenheiten, die den Radfahrer auf Dauer muskulär ermüden, durch die großen Laufrädern einfach weggebügelt.
Die Radteam haben das alles schon mehrfach wissenschaftlich untersuchen lassen. Durch Hochschulen, mit umfangreichen Messverfahren, Sensoren an Rädern und Sportlern. Je gröber der Untergrund, desto besser sind große Laufräder. Jedoch dürfen diese auch nicht zu groß werden, weil sie sonst zu träge zu beschleunigen sind. Auch hier gab es bereits umfangreiche Erprobungen mit 32" Laufrädern.
Viele meinen, dass man 29er nicht nutzen sollte, wenn man etwas kleiner ist. Eine Vereinskollegin von mir, Stefanie Dohrn, beste deutsche Teilnehmerin bei der MTB Marathon WM 2020, ist auch nicht sehr groß, käme aber nie auf die Idee, deswegen nicht 29er zu fahren. Weil alles andere zu langsam ist.

Verlassen wir nun mal den Spitzensport.
Ich war im Touren-/Reisebereich viele Jahre auf 26 Zöllern unterwegs. Aber nachdem ich dann erste Erfahrungen mit 29ern gesammelt hatte, habe ich auch dort schnell die Laufradgröße gewechselt. 27,5" war damals noch kein Thema.
Im Lauf der Jahre habe ich jedoch gemerkt, dass die großen Laufräder, bei meinem stets sehr hohen Systemgewicht (ca.160kg), auf Reisen anfälliger gegen Speichenbrüche waren. Ich musste meinen Laufrädern erheblich mehr Zeit widmen, als ich es mit 26" Rädern tun musste.
Mitte 2019 war ich dann von einem Rahmenbruch betroffen und machte mich auf die Suche nach einem neuen Rahmen. Durch Recherche und Zufall gelangte ich an einen Händler, der seinerzeit einige Hartje Brandmeister Rahmen einzeln anbot. Davon habe ich einen erworben und diesen während des Jahreswechsels 2019/2020 aufgebaut.
Der Brandmeister-Rahmen ist sowohl für 27,5", als auch für 28" ausgelegt. Und daher bin ich den Schritt zu 27,5" gegangen. Somit habe ich nun alle drei Laufradgrößen hier und kann direkt vergleichen.
Letztes Jahr habe ich es dann doch noch geschafft, die eine oder andere mehrwöchige Tour zu fahren. Auch sonst war ich viel mit diesem Rad unterwegs, so dass ich dann doch mittlerweile fast 10.000km darauf zurückgelegt habe.


Zu 28"/29" möchte ich im Reiseradbereich nicht zurückgehen, weil mir dort die Laufräder zu anfällig waren. Obwohl der Komfortunterschied deutlich spürbar ist. Kleinere Laufräder sind einfach "Schlaglochsuchgeräte". Trotzdem haben sie ihre Berechtigung, wenn es um hohe Gewichtsbelastungen geht. Da habe sie eindeutig Vorteile gegenüber ihren größeren Pedanten.

Aber ich möchte auch nicht mehr 26er fahren wollen. Der Komfortgewinn durch die größeren Laufräder ist einfach zu hoch. Und daher ist 27,5" für mich die optimale Eierlegendewollmilchsau für meine Art der Radtour und meine Art des Radreisens.
Ich habe mehr Komfort als bei 26", aber mehr Stabilität bei den Laufrädern, als bei 28"/29".

Nur um die Angaben hier zu komplettieren. Meine Reiseradlaufräder der letzten Jahre waren immer aus der Kombo Andra 40, Alpine III und Shimano Naben und als Reifen habe ich immer den Mondial Evo gefahren. Egal welche Größe.

Wenn ich morgen etwas Zeit habe, mache ich mal ein Vergleichsfoto von 27,5" zu 28"/29" mit den Mondials drauf. Damit man ein direkten Vergleich zum Eingangspost von Nordisch hat.


Soweit meine Erfahrung dazu. Ich bin jedenfalls froh, dass es all diese Laufradgrößen gibt. So kann sich jeder das aussuchen, was sie/er für richtig hält.
Würde ich mich noch einmal auf eine Reise außerhalb Europas begeben (was ich aufgrund einer chronischen Krankheit nicht mehr kann), würde ich persönlich immer wieder auf einem 26er Rad losfahren.
Für kurze Strecken, im Tagestourenbereich, vor allem mit dem MTB werde ich immer das 29er nehmen. Mein 29er MTB ist da sogar ein 29er Plus. Um möglichst niedrigen Reifendruck fahren zu können.
Auf langen Strecken in Europa ist für mich persönlich aber momentan 27,5" genau das, was passt.
Schlussendlich muss das jeder Radfahrer für sich selbst herausfinden. Und gerade im Reiseradbereich muss es kein Konkurrenzdenken geben. Im Sport, oder gar im Leistungs-/Spitzensport, wo jeder technische Vorteil über Sieg oder Niederlage mitentscheiden kann, ist das etwas anderes.