Re: Biketouring Revolution?

von: veloträumer

Re: Biketouring Revolution? - 06.04.21 14:34

In Antwort auf: cargotravel

Wie schätzt du das ein, die Elektrifizierung vom Radreisen, ist das realistisch in der nächsten Zeit? Gibt es Leute die das jetzt schon machen?

Die Elektrifizierung reicht ja in alle Radbereiche rein, nicht zuletzt profitieren davon auch lastenträchtige Spezialräder oder Räder mit Hänger. Allein der Motor reißt es aber nicht, die Räder müssen schon funktional sein. Auf Reisen gibt es auch immer wieder Erfordernisse, Velos mit anderen Transportmitteln zu befördern oder das Rad zu heben, wenn Hindernisse auftauchen, es in die Fahrradgarage soll usw. Insofern werden Velo-Wohnmobile u.ä. Innovationen immer Nischen bleiben. Anders sind durchdachte Lösungen z.B. für Kindertransport usw. zu bewerten.

Ein Blick auf beliebte Radrouten - einfache wie Donauradweg, ebenso wie anspruchsvolle Alpenpässe - zeigt, dass Radreisen ohne E-Bike nicht mehr denkbar ist. Du kannst auch Messen besuchen (okay, jetzt nicht) oder Radläden studieren oder mit Herstellern sprechen. Es werden nicht zuletzt neue Radreisemärkte erschlossen. Sowohl gesunde junge Menschen, Pensionäre oder Familien mit großem Transportvolumen nutzen den Stromstoß, um Routen zu bewältigen, die sie früher nicht geschafft hätten, um länger auf dem Sattel zu sitzen, um das Gewicht für eine Reise zu bewegen. Halbwegs fitte Radreisende schaffen heute 150 km mal eben statt vielleicht früher nur 100 km. Die allgemeine Wohlhabenheit tut ein Übriges, dass vergleichsweise teure Räder wie E-Bikes kein Hemmnis mehr sind. Schließlich ist auch das In-die-Natur-Erlebnis mit geringen Mühen ein Motor des E-Motors am Velo -eigentlich ein Widerspruch.

Meine Beobachtungen sagen, dass unter den Radreisenden die Quote 60 % schon überschritten ist, Altpedaleure eingeschlossen. Radreisende und Tagestourer sind aber nicht immer ganz einfach auseinanderzuhalten. Auch Urlaube mit Leihrädern vor Ort nehmen zu. Der Schwierigkeitsgrad der Routen scheint keine Rolle zu spielen, wenngleich aus der Bikepackingszene eine sportliche Klientel auch vermehrt Radreisen durchführt, die eher weniger motorisiert sind. Die Rennradler behaupten sich derzeit recht stabil als weitgehend noch nichtmotoriserte Pedalgruppe, auch immer unklar, in welchem Maße sie in Urlaub sind. Als Gegengewicht dienen wiederum MTB-Locals und MTB-Tourer, die verstärkt zum Motor greifen, obwohl durchweg sportlich.

Für die gemütlichen Radler spielt auch die Ladeinfrastruktur eine große Rolle, die i.d.R. an beliebten Radtrouten besser ist als auf exotischen Eigenplanungen. Ich schätze mal, dass der Anteil von E-Bikes unter Radreisenden sich bald bei 70-80 % einpendeln wird, gerechnet im deutschsprachigen Raum und vergleichbaren Ländern. Gegenbewegungen und Altvordere werden immer auch bleiben bzw. neu entstehen. Für die meisten Globetrotter ist die Abhängigkeit von Steckdosen noch ein zu großes Problem, insofern ist E-Bike-Reisen noch an zivilisatorische Mainstream-Länder gekoppelt, was sich aber schnell ändern kann.