Re: Altes Rad, neue Teile? Oder doch ein neues?

von: ethnowolfi

Re: Altes Rad, neue Teile? Oder doch ein neues? - 21.12.06 19:42

Servus Mathias, es kommt darauf an, was du möchtest: Geld ausgeben und machen lassen oder Geld sparen und zuerst einmal vieles selbst lernen?
Wenn du mit wenig Geld einen Randonneur daraus machen willst, kannst du wie folgt vorgehen:
Hinten passen, mit ein bisschen aufbiegen (kann man mit Gefühl und Spucke selber machen), einigermaßen gut Laufräder mit 7-fach-Kränzen. (Die kannst du mit allen 7- und 8-fach Schaltern schalten.)
Bremsen: Mit moderneren Rennbremmshebeln (moderner heißt, so ab Ende der achtziger Jahre - die, bei denen der Zug am Lenker unter dem Band verlegt wird), V-Brake-Bremsbelägen der weicheren Art (die passen nämlich in die alten Bremsen) und einer guten Weinmann-Seitenzugbremse kann ich es hinten eigentlich immer pfeifen lassen. (Mittelzug is nix, meiner Erfahrung nach). Die Bremse vorne ist das Problem. Du kannst es auf zwei bzw. drei Arten lösen. Du kannst erstens eine 26-Zoll-Gabel einbauen. Damit kommt das Laufrad in der Gabel so weit nach oben, dass du eine moderne Rennradbremse mit kurzen SChenkeln befestigen kannst. Welche Gabel? Möglichst nicht ultradick und hart, von der Biegung her möglichst ähnlich. (Insgesamt verändert sich die Geometrie des Rahmens ein wenig, ist aber meistens zu vernachlässigen)
Oder du besorgst dir eine gebrauchte (ähnlich gebogene) 28-Zoll-Gabel mit Cantisockeln. Dann kannst du (wenn Falk nicht mitliest!) eigentlich alles an Bremsen einbauen, was gut und teuer ist.
Nachteil bei beiden Methoden: Du musst dich kundig machen, wie das mit dem Steuersatz funktioniert - und eventl. alles erst mal passend machen. Das lernt sich aber.
Die dritte Methode ist: Lass dir Cantisockeln auf die vorhandene Gabel auflöten/schweißen. Bin mir aber nicht sicher, ob das so gut ist nachträglich. Deswegen: Vergiss den Vorschlag wieder.
Warum französicher Vorbau? Besorg dir einen Rennlenker mit normalen Klemmmaßen, dann kannst du ganz normale 1-Zoll-Vorbauten hernehmen: kurze, lange, nach unten, nach oben gerichtet, wie es beliebt.
SChaltung: Von Sachs gab/gibt es als Schelle einen zweiffachen Kabelzuggegenhalter für das Unterrohr: Damit kannst du die fehlenden Schaltsockel auf dem Unterrohr kompensieren und dir z. B. Lenkerendschalter einbauen. (Alteingesessene Radläden sollten so etwas noch in der Schublade haben.)
Also, wenn du den Winter über Freude am Schrauben hast und lernen willst, wie so ein Rad eigentlich genau funktioniert, dann bau dir selbst einen Randonneur auf Basis des Herkules. Wenn du (auch in Weimar sollte das möglich sein, ansonsten über E-bucht) alles gebraucht kaufst, könntest du mit 150 bis 200.- Euro hinkommen, weil du ja schon neue Reifen hast. (Freilich, nach oben gibt es keine Grenze)
Wichtig ist halt, dass der Herkulesrahmen wirklich noch gut ist, sich die Sattelstütze noch gut lösen lässt, dass das Innenlager bei Bedarf noch gelöst werden kann, also nicht zu 1000-Prozent festgerostet ist usw. (Du musst nämlich ziemlich sicher eine andere Kurbel einbauen wegen der anderen Kettenblätter wegen der anderen Kette wegen des siebenfach-Laufrades hinten.) (Gut, ich gebe zu, man kommt von Hölzchen auf Stöckchen bei so einem Umbau, aber der Stolz das dann alles geschafft zu haben, ist halt mit nix aufzuwiegen.)
Also, viel Spaß, falls du das anpacken willst,
Liebe Grüße, Wolfi