Re: Probefahren

von: Lord Helmchen

Re: Probefahren - 04.12.08 16:41

Zitat:
@lord helmchen : es wird immer Radler geben, denen das, was "man" braucht, aus welchen Gründen auch immer nicht ausreicht - bitte bei der Beurteilung meiner Argumentation berücksichtigen, dass ich a) von Nicht-Liege-Rädern ausgegangen bin und b) immer die Preisrelation zum 3500 Euro-Rad (das war ja vor vielen Seiten der Anfang...) im Auge gehabt habe. Aber generell bin ich der Meinung, ich muss Räder nicht neu erfinden, weil sich schon Berufenere in der Rad-Geschichte ihre Gedanken gemacht haben : Asfalt wird am sinnvollsten mit einem RR-ähnlichen Rad befahren, hartes Gelände mit einem MTB-ähnlichen. Vom Rennsport will ich gar nicht schreiben, aber selbst unter den ca. 5000 Upright-TeilnehmerInnen bei PBP ist kein(e) einzige(r) (trotz schlechtem Asfalt) mit einem 26" Rad gefahren - alle am Irrweg ? (und PBP ist eine Art "Radreise", wenn auch mit Leichtgepäck, manche haben auch 2 Ortliebs mit).


Asphalt wird nicht am sinnvollsten, sondern am effizientesten mit RRänlichem befahren. Das ist schon die ganze Zeit der Punkt: Deine Denkrichtung ist ganz offensichtlich leistungsorientiert. PBP in 90 Stunden - das ist ein beinhartes Rennen, das würde ich auch am ehesten mit nem Randonneur machen (wobei, wohl eher mit nem sportlichen, gut gefederten Liegerad). PBP in 3 Wochen für Onkel Willi und Tante Frieda, die tagsüber gemütlich und aufrecht sitzend durch die Gegend zuckeln und die Landschaft im Blick haben wollen, wäre mit eher harten, sportlichen, gestreckt windschnittigen, dünnreifigen rennradähnlichen Rädern auf schlechtem Asphalt NICHT sinnvoll. Für meine Mutter ist ihr teures, vollgefedertes, träges Elektrorad sinnvoll - nicht ein Rennrad, mit dem Du doppelt so schnell am Ziel wärst. Meine Mutter würde ganz einfach nicht radfahren, wenn sie nur auf Effizienz getrimmte Räder zur Auswahl hätte.
Ich habe den Eindruck, du erkennst das Kriterium "ich will gemütlich fahren" nicht an.

Deine Preisrechnungen gefallen mir aber immer noch nicht. Du rechnet einfach nur die Teile zusammen, zu ihren günstigstmöglichen Bezugspreisen. Und mehr darf ein gleichwertiges Fertigrad für dich nicht kosten - weil du offensichtlich die Ausrüstung und Fertigkeiten einer Fahrradwerkstatt hast. Das trifft auf die Mehrheit der Radfahrer einfach nicht zu.
Vielleicht hilft dir ein Beispiel: das Forumsladegerät. Ich selbst würde nicht mehr Geld für ein Fertiggerät ausgeben, als die Summe der Teile mich kosten würde. Weil ich das Ding auch selbst herstellen kann. Weil ich den Schaltplan verstehe. Weil ich weiß, wo ich die Teile günstig bekomme. Weil ich weiß wie man berechnet, durch was ein nicht lieferbares Teil ersetzt werden kann. Weil ich löten kann, die Werkzeuge dazu besitze und einen kleinen Fundus habe, also nicht für jedes Stück Draht oder Schrumpfschlauch nochmal einkaufen muss. So. Was ist das Forumsladegerät nun jemandem wert, der von Elektrik nichts versteht, der damit auf Radreisen immer volle Akkus im Navi, Handy, Ipod und EEE PC hätte? Was verlangt wohl jemand völlig zurecht für die Geräte, wenn er sich von deren Herstellung ernähren muss? Mehr als die Summe der Teilpreise, oder?

Wenn du sagst, dass die hohen Preise für Markenräder öfters nicht gerechtfertigt sind, hast du natürlich Recht. Die Tests in Radzeitschriften decken immer wieder teils gravierende Mängel auf, z.B. ein ungefetteter Steuersatz oder nicht plangefräste Innenlageraufnahmen bei Rennrädern jenseits der 3000 Eur. Sündhaft teuer muss noch lange nicht gut sein, oft kostet das Firmenlogo zu viel.
Ich hab einfach nur den Eindruck, dass du durch die sehr vertieften Kenntnisse in deine Richtung zu sehr aus dem Auge verlierst, dass man auch ganz anders ans Radfahren herangehen kann.