Re: Vor dem Kauf: Wanderer oder Patria?

von: Schnellschalter

Re: Vor dem Kauf: Wanderer oder Patria? - 05.10.09 22:25

In Antwort auf: tpa
Und überhaupt: Alle Reiseradler mit 28" - absteigen, schämen! Geht gar nicht. 26" ist angesagt. Gebe zu, dass mich das immer noch nicht überzeugt. Vielleicht habe ich dafür ein paar tausend glückliche Kilometer zu viel auf 28-Zöllern verbracht.
Ich habe meine (zweite) Fahrradkarriere als 13jähriger auf einem 26"-Rad mit viel zu kleinem Rahmen und endlos weit herausgezogener Sattelstütze (ich war damals schon 1,84 m, wie heute) begonnen, und habe mir da eine lang anhaltende 26"-Aversion zugezogen - ging für gut 20 Jahre gar nicht mehr. Aber mein erstes "richtiges" Reiserad ist dann jetzt doch ein umgebautes (ungefedertes) MTB mit hohem (63 cm) Rahmen und 54 mm breiter (Straßen-/Universal-)Bereifung, und ich bin sehr glücklich damit. Dass ich damit sogar teilweise schneller als mit dem Rennrad bin (ich hatte am Wochenende den Vergleich), mag ich auch nicht so recht wahrhaben ... Natürlich hängt das in erster Linie mit der "Reifenfederung" zusammen, wegen der ich oft über schlechte Wegabschnitte "hinwegbraten" kann, ohne das Rad oder meinen Rücken zu malträtieren, und auch damit, dass breite 26"-Reifen doch gar keinen so extrem viel höheren Rollwiderstand haben als 28"-Reifen (gut, das gilt nicht für reine Geländereifen auf Asphalt). Und auf Reisen gehöre ich eher zur "Schwerlast-Fraktion", die sich nicht um ein Kilo schert (und trotzdem gerne "zügig" unterwegs ist).

Für besonders schnelle Fahrten auf vorwiegend gutem Untergrund und mit geringerem Gepäck (ohne Vordergepäckträger) kommt dann jetzt aber noch ein 28"-Rad dazu, mit 37 mm breiten Reifen ausgestattet - will sagen: ein Reiserad muss nicht unbedingt genug sein zwinker

Ich bevorzuge bei den Rahmen Stahl - CroMo, genauer gesagt, aber das beruht auf völlig unhaltbaren und überholten Vorurteilen, die sich aus der Häufigkeit von Rahmenbrüchen bei Alurädern in den 1980er Jahren ergeben haben zwinker Anscheinend gibt es heute keine spezifischen Bruchprobleme oder Rißanfälligkeiten bei Alurahmen mehr; Räder mit Alurahmen und Alugabeln gelten allerdings als "bocksteif", federn also wohl so gut wie gar nicht - das kann ja aber auch Vorteile haben.

Bremsen ? Ich habe noch keine Scheibenbremsen, halte aber die Angst vor verbogenen Scheiben doch im Allgemeinen für etwas übertrieben; was mich am Reiserad vom Kauf einer Scheibenbremse abhalten könnte, wäre das häufiger berichtete leichte Schleifen der Bremsbeläge beim Fahren, was von der Reibung her völlig unbedeutend ist, aber akustisch enorm nerven kann - manche hier bekommen das wohl mit allen "Mitteln der Kunst" nicht weg. Ausreichend bremsen tun auch schon/noch Cantilever-Bremsen; den hydraulischen Magura HS 33 kann man wohl mit den richtigen Gummis die Felgenfresserei in den meisten Fällen weitgehend abgewöhnen. Stand der Dinge bei mir ist: Ich habe eine Garnitur HS 33 hier liegen, bin aber mit den originalen Cantilever-Bremsen von 1994 (und neuen Belägen) absolut zufrieden und sehe einstweilen keinen Bedarf für die Um-/Aufrüstung - wenn ich über die Alpen fahren wollte, würde ich aber vielleicht vorher umbauen.

Rohloffs und SON gibt es bei mir (noch) nicht, aber das ist mehr eine Sache der Kosten und der "Diebstahlsträchtigkeit" des Rades - das erwähnte MTB-Reiserad hat mich (allerdings mit viel Eigenarbeit) in etwa so viel gekostet, wie die Rohloff alleine kostet ... Und ich möchte eben auch kein Rad haben, um das ich mir immer Sorgen machen muss, wenn ich es irgendwo länger als eine halbe Stunde stehen lasse. Aber von der Funktion und vor allem von der Haltbarkeit her ist die Rohloff wohl wirklich schon sehr nahe an der Perfektion dran. Und Kettenschaltungstechnik ist zwar simpel und flexibel, was die Übersetzungen angeht, aber eben auch schnell kaputt: Ich hätte mir letztens auf Tour beinahe das Schaltwerk ruiniert, weil ich beim Abpacken ein Spanngummi über den Gepäckträger gehängt hatte, und dann das Rad "nur schnell" beiseite schieben wollte, weil es beim Zeltaufbau im Weg stand - wupp! - war das Spanngummi im Schaltwerkskäfig, und einen Meter weiter wäre mein Antrieb im Eimer gewesen ...

Vielleicht helfen Dir diese (natürlich absolut subjektiven und nur begrenzt übertragbaren) Erfahrungs-Eindrücke irgendwie weiter ...