O Gott, was Neues!!

von: Thomas Rainer

O Gott, was Neues!! - 17.04.02 10:16

Ich verstehe nicht, wo bei vielen Leuten, auch Forumsteilnehmern, diese Urangst vor neuen technischen Prinzipien herkommt.
Immer wieder ist zu lesen, dass man sehr vorsichtig sein muss, bei Magura-Hydraulikbremsen oder solchen hochtechnischen Teilen wie einer Rohloffnabe.
Zitate: Rohloffnabe ...“ist fuer mich immer noch erste Wahl im 50km Umkreis um meinen Mechaniker“.
„Auch bei der Bremse habe ich jetzt eher das Gefuehl eine Seilzug (anstatt Hydraulisch)
haben zu muessen“.

Dazu meine Meinung:

Ad Rohloffnabe:

Die Rohloff-Nabe hat keinen Schwachpunkt, der Jemanden hindern könnte, damit sehr sehr lange Touren erfolgreich zu fahren.

Was objektiv passieren kann:

1. Es kann zu Ölverlust über eine der Öldichtungen kommen.
Der Verlust ist zur Ölmenge meist irrelevant, kann jederzeit nachgefüllt werden und die Schaltung kann notfalls auch ohne Öl gefahren werden.

2. Ein Schaltzug (vom Drehgriff zur Nabe) kann reißen.
Kein Problem, da die Züge Standartteile mit 1.1 mm sind und auf der ganzen Welt zu haben sein dürften, wo es auch den ältesten Shimano-Umwerfer gibt. Notfalls passt auch 1,2 mm.
Ich hab immer einen dabei (Torx-Schlüssel nicht vergessen). Genauso wie ich früher einen Bremszug und einen Schaltzug dabei hatte. Der Aus/Einbau geht schneller als ein Reifenwechsel.

3. Das Schaltseil in der Nabe kann reißen.
Die meisten, die Angst vor einem Ausfall der Nabe haben, reden immer von einem gerissenen Zug und wissen gar nicht, dass sie eigentlich dieses Teil meinen sollten.
Kommt sehr selten vor, kann aber passieren. Wer kein Risiko eingehen will, baut auf externe Steuerung um, dann gibt es kein Schaltseil mehr, das reißen kann.

Ansonsten gibt es keinen Defekt, der mir irgendwie in irgendeinem Forum zu Ohren gekommen wäre, und ich hab in Bezug auf Rohloff große Ohren.

Last but not least:
Rohloff hat einen hervorragenden Service und schickt Ersatzräder nahezu überall hin, wo ein Kamel noch hinkommt.


Ad Magura-Hydraulikbremsen

Hunderte Bremszüge reißen täglich in Deutschland, weil sie durch Reibung und wechselnde Zugbelastung ihre Materialeigenschaften verlieren. Immer in einer Bremssituation (oder ist schon einmal einer im Stand gerissen?), was verdammt blöd enden kann.

Eine Bremsleitung wird nahezu nicht materialermüdend belastet. Sie wird also ohne äußere Gewaltanwendung sicher 10-15 Jahre halten(noch keine ist in einer Bremssituation ausgefallen).
Wenn die Leitung ordentlich verlegt und befestigt ist, gibt es eigentlich nahezu keine Möglichkeit, durch Sturz oder Hängenbleiben so eine Gewaltanwendung herbeizuführen.
Wenn ich mir allerdings viele Fahrräder ansehe, sind die Leitungen einfach hingepfuscht. Meist zu lang und nur weil Händler oder Fahrer zu faul oder unfähig waren, diese zu kürzen, baumelt irgendwo eine Leitungsschleife, die nur darauf wartet, einen Ast oder ähnliches einzufangen.
Oder die Leitung wird so an der Außenseite der Rohre verlegt, dass beim kleinsten Sturz direkter Straßenkontakt garantiert ist.
Dann war wieder die Bremse Schei... .

So werden wirklich gute, innovative Produkte durch Unverständnis, Unfähigkeit und Murks ein paar Weniger immer wieder in der Öffentlichkeit niedergemacht. Denn gerade die haben meistens die größte Klappe.
Und plötzlich hast Du so eine Hysterie wie bei Hydraulikbremsen, oder Angst, mit einer Rohloff auf Tour zu gehen, wegen einem Pippifax-Zug und ein paar Tropfen Öl.

Etwas mehr Selbstkritik und an die Nase fassen bitte!!!
Nicht immer ist das Material die Quelle des Übels.
Mir stellen sich die Haare, wenn ich in diesem Forum lese, dass jemand mit einer Rohloffnabe auf Asien-Tour geht, die er sich am Vortag hat einbauen lassen. Ohne Probefahrt! Dann jammert er, dass sie wegen seiner Dummheit und der seines Händlers nicht funktioniert.
Hat da die Nabe einen Defekt oder der Fahrer???

Aber ich lasse mich gern von der Falschheit meiner Meinung überzeugen.

Deshalb sollen doch bitte mal alle die hier posten, die an einem der beiden Produkte selbst einen Defekt hatten, der wirklich systembedingt war (also nicht falsche Anbringung, Bedienung, Wartung usw. ), und die eine Tour deswegen abbrechen mussten, oder hätten müssen, obwohl sie mit Seilzugbremse und Kettenschaltung weiterfahren hätten können.
Dann setzen wir das mal in ein Verhältnis zu den "Angstmachern", "Bedenkenträgern" und Dampfplauderern.

Gruß
Thomas