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#1024552 - 16.03.14 20:09 Taiwan 2014
hansano
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Zeitraum:
Entfernung:0 Kilometer
Bereiste Länder:twTaiwan


So,

da das Wetter nicht so klasse ist habe ich heute etwas geschrieben:

Wieso Taiwan? Werde ich gefragt.

Gute Frage, schlechte Antwort: ich weiß es nicht, vielleicht weil die letzten beiden Reisen nach Asien doch recht interessant waren.

Terminlich war der Teipeh Marathon entscheidend, ich wollte einen netten Frühjahrsmarathon in einer fremden Umgebung fürs Ego absolvieren.

Gebucht mit China Airlines gab es keine Probleme. Das Rad (gut verpackt in einem Karton und mit 25 kg innerhalb der 30 kg Zuladung) und ich kamen zeitgleich am Internationalen Flughafen Taoyuan an.
Die Zollprozedur verlief recht unkompliziert, wenngleich eine erste Adresse auf der Insel den Zollbeamten das Leben erleichtert. Da ich keine hatte wurde nach kurzen Nachdenken meine Mobilfunknummer vermerkt. schmunzel
Der Flughafen hat voluntäre die english sprechen und mit Rat zur Seite stehen. Das Rad zusammenbauen, den alten Karton am Mülleimer stehen lassen und vom freundlichen voluntär auf Schleichwegen nach draußen geführt zu werden dauerte ca. 1 Std.. Dann fand ich mich an einer Ausfallstraße wieder, mit der ungefähren Richtungsangabe: Bis zur nächsten Ampel und dann links.
Ich entschied mich auf dem schmalen Fußweg zu fahren, und schon war die Polizei, in Form einer netten Dame, zur Stelle. Ich dürfe nicht fahren, aber schieben geht. Die nette Dame schrieb mir noch schnell das Zeichen für die nächste Stadt auf einen Zettel und verschwand. Ich bewegte mich für ca. 2 km durch das Flughafenzubringerstraßengewirr und war irgendwann da wo ich hinwollte,

Hwy. Nr. 15 Richtung Hsinchu (Xinzhu) 60 km

Ein bisschen langweilig die Straße, gut geteert, wenig Verkehr und ab und zu geböllere – es war chinesisches Neujahrsfest und die Reste müssen weg.
Eine nette Tempelanlage (weitere werden folgen) erweckt meine Neugier, zudem brauchten die Beine eine kurze Pause und etwas Müde war ich auch.

Von der Küste kommend dauerte es ein paar Kilometer und Fragepausen bis ich zum Bahnhof fand, dort soll es einige Hotels haben, was auch für die meisten Städte auf dieser Reise zutrifft. Ich musste mich erstmal wieder an das reisen gewöhnen, aber nach etwas suchen fand ich ein nettes Hotel welches mich aufnahm. 800 TWD mit Frühstück und das Rad durfte neben der Essensausgabe über Nacht stehen. Das Hotel bietet, (wie so viele) Wifi, TV, Klima, warmes Wasser, einen Wasserkocher und wenig Platz, aber ich bin sehr zufrieden.
In der Stadt ist viel los. Massen von Menschen hin und her, der Individualverkehr überwiegend auf dem Roller, sonst Taxen und Busse, fast keine Räder.

Der Kauf einer Mobilfunkkarte scheitert an einem zweiten Dokument, Führerschein und Personalausweis befinden sich in Deutschland. Auch in anderen Läden wird auf eine zweite ID-Karte verwiesen. Da ich noch Guthaben auf skype habe ist das telefonieren nach Hause über eine Internetverbindung sichergestellt.

Die Innenstadt quillt über von diversen Läden welche Schuhe, Klamotten und Handyzubehör verkaufen. Reine Lebensmittelläden hat es keine, zumindest finde ich diese nicht. Aber 7/11 gibt es überall, dort hat man die Möglichkeit das WC zu benutzen oder eine kleine Pause am Tisch zu machen. Eine Maßnahme welche für den radler Interessant ist. Der Kaffee ist gut und heißes Wasser für die Suppe gibt es auch, abgesehen von hotdogs und kleinen warmen Leckereien.

Taizhong 98 km

Die Nacht über hat es geregnet, jetzt ist nur noch etwas nachlassender Nieselregen da. Nach der Wegbeschreibung der netten Rezeptionistin mache ich mich auf den Weg um nach zwei km festzustellen, dass ich in die falsche Richtung unterwegs bin. Zurück und vorbei am Hotel suche ich den Weg, eine nette junge Frau auf einem Roller macht kehrt und zeigt mir mit Hilfe ihres smartphones die Richtung. Sie möchte auch eines Tages mit dem Rad um Taiwan herumradeln, schnell noch ein Bild von uns gemacht braust sie weg.
Gemütlich radel ich aus der Stadt heraus, um von diesen Vorstadtimpressionen in die nächsten zu kommen, Taiwan gehört zu den am dichtesten besiedelten Regionen. Und hier an der Westküste wird das produziert was wir dann kaufen.
Die Stadt quillt über vor Läden, meistens Elektronikkrams, für die Rückreise mache ich mir schon eine Liste von Dingen welche es richtig billig gibt und die ich unbedingt benötige. grins

Jiay 105km

Die Landschaft wird etwas netter, etwas grüner, etwas hügeliger. Die Flüsse sind ohne Wasser, es war ein trockener Winter.
In jiayi regnet es heftig, ich suche vergeblich den Bahnhof, bei Regen ist alles noch viel gleicher. Ein freundlicher Taxifahrer dem ich den Reiseführer mit einer Hotelanschrift zeige fährt vor, nur 400 m und ich bin am Ziel. Man kann sich richtig verfahren. Nun, das erste Hotel kostet nur 450 NT$ es ist mir aber zu schäbig, das nächste mit 800 NT$ passt schon besser. Duschen, frische Sachen an und etwas herumgehen, der Regen hat aufgehört und ich überlege ob ich in die Berge fahren möchte. Alishan soll eine sehenswerte Bergregion sein und ich überlege den Zug zu nehmen um mit dem Rad wieder zurück zu fahren.

Am nächsten Morgen, kurz vor Öffnung des Fahrkartenschalters, reihe ich mich ein, ca. 20 weitere Reisende warten bereits. Leider nimmt die Bahn keine Räder mit und so beschließe ich etwas in der Gegend herumzufahren um einen Ruhetag zu haben. Beim Wu Feng Tempel lerne ich von einem lächelnden Obstverkäufer dass es ratsam ist vor dem Kauf nach den Preis zu fragen, 100 NT$ für einen großen Apfel sind ein stolzer Preis, selbst für Taiwan wo Obst teuer ist. Kein Wunder das er lächelt.
Zurück in der Stadt futtere ich mich durch die Stände, ein paar Dinge haben eine komische Konsistenz beim Beißen und Kauen, da frage ich mal nicht nach was das mal war oder isst.
entsetzt
Zwei frische Waffeln für jeweils 10 NT$ beruhigen Magen und Hirn.

Tainan 70km

Ein Radweg führt heraus aus der Stadt, ein paar taiwanesische Radler passieren mich, leider entwickelt sich kein Gespräch. Die Sonne kommt durch, es wird warm. Die Gegend ländlicher und einige Reisfelder und Bananenstauden säumen die Straße. Trotzdem überwiegt der Industriecharakter: breite Straßen, Hochspannungsleitungen.
Gerade wo es richtig heiß wird macht der hintere Reifen schlapp. Auf einem Firmenparkplatz darf ich im Schatten unter den Argusaugen eines Wächters meinen Schlauch wechseln. Der Schlauch ist irgendwo durchgescheuert ??. Egal, habe ich heute Abend etwas zu tun, flicken setzen.
Tainan ist sehr verkehrsträchtig, ohne größere Fragerei finde ich den Bahnhof mit einigen Hotels. Für 850 NT$ im 8. Stock, das Rad darf unten im Foyer bleiben.
Sobald es dunkel wird werden die Straßen richtig belebt, Friseure, Imbissbuden, Geschäfte, alles brummt. Mein Shoppingerlebnis beschränkt sich auf ein USB Ladegerät für 50 NT$ auf der Straße. Mehr geben die Packtaschen nicht her.

Kaohsiung City 60 km

Parallel zum Meer geht’s Richtung Kaohsiung. Einige Strandpromenaden zeugen davon, dass es im Sommer bestimmt ganz nett ist, jetzt gerade nicht.

[i]In der Ferne kokelt eine Raffinerie.

Nach 40 km erreiche ich die Stadtgrenze, 20 weitere Kilometer werden folgen. Irgendwie finde ich mich nicht zurecht, ein smartphone mit GPS und Karte ist schon was tolles. Ich habe eine Karte mit vielen Schriftzeichen und versuche diese mit der Realität in Einklang zu bringen, was mir auch irgendwann gelingt, so hat man gleich ein Erfolgserlebnis. schmunzel
Ein kleines Hotel nimmt mich auf, sauber und nett eingerichtet fühle ich mich wohl. Und mache ein Nickerchen.
Eine moderne U-Bahn erleichtert das Leben, diese hier ist klasse. Alles sauber, die Informationen gut beschriftet, auch in englisch. In der Stadt hat es viele Nachtmärkte, Läden die tagsüber geschlossen sind haben ihre Ware auf die Straße geschoben, Klamotten, Schnickschnack, Imbissbuden, Schuhe, Taschen ….. alles da. Eine reine Fressmeile mit acht Kostbarkeiten oder doch 800? reizt Augen und Nase.

Hengchun 98 km

Durch ein großes Industriegebiet geht es Richtung Süden. Einsetzender Starkregen und eine geplatzte Decke (der erste Vorbote könnte der Platten von gestern gewesen sein) des Hinterrades lassen eine Tankstelle zur Oase des Lichts werden. Leider können die drei Damen (jeweils ca. 1,50 hoch und welche die Zapfsäulen bedienen) mir nicht helfen. Die nächste Stadt ist so weit (die Arme werden ausgespreizt zwinker ) weg, so weit bedeutet drei Kilometer, die ich auf der Pedale stehend und mit dem anderen Bein schwingend rollermäßig zurücklege. Ein junger Mann, den ich nach einem Fahrradladen frage, lädt mich auf seinen Roller (motorisch ausgerüstet) und im strömenden Regen fahren wir los. Nach ca. 2 km kann ich eine neue Decke nebst Schlauch für 600 NT$ erstehen.
In ca. 7 min montiert, mit einem Kaffee bin ich wieder reisefertig. Einen finanziellen Obolus lehnt er ab, ich lies mir seine Adresse geben und zurück in Deutschland habe ich eine Ansichtskarte mit einem mitgenommenen Restschein gesendet. Tut mir nicht weh und er kann den Schein besser nutzen als ich.

7/11 ist mein Freund, der Regen treibt mich hinein und nach einem Kaffee und etwas leckerem Kuchen sieht die Gegend schon ganz anders aus. Nach weiteren feuchten 30 Kilometern hört der Regen auf. In einem Kaffee erzählen mir die Angestellten, dass es seit einer Woche geregnet hätte, schlimmer geht immer. entsetzt
Es wird grüner, die Abstände zwischen den Ortschaften werden größer und der Verkehr lässt nach. Es ist übrigens recht stressfrei auf Taiwan zu radeln, die motorisierten Teilnehmer benutzen ihre akustischen Signaleinrichtungen selten und auf der Seitenabstand wird großzügig bemessen. daumen hoch smily

Hengchun erreiche nach knapp 5 Stunden radelei, drei snickers und drei Kaffee über den Tag lassen den Magen knurren und die Hotelsuche forcieren. Für 900 NT$ gibt es ein schönes Zimmer, und das Rad darf (in einem Radständer) wieder in Foyer stehen. Eine kurze Stadtbesichtigung dient mehr der Suche nach etwas essbaren, die Stadttore sind gut erhalten und nett anzusehen, aber ein paar Teigtaschen erfreuen mich mehr.
Ein kanadisches Paar treffe ich, die ersten „Langnasen“ Touristen, er macht bei einer Karaokeshow mit, alle haben Spaß, die „Langnasen“ wie die „gelben“. Langnasen - Touristen sehe ich wenig, in den Großstädten fällt eine „ Langnase“ sofort auf, ich denke, dass ich auch sofort auffalle. Aber im Gegensatz zu z.B. Vietnam wo die Kinder ganz aufgeregt „hello“ rufen, wird man hier wenig beachtet. Und ehrlich gefragt: Wer in Deutschland winkt einem fremden Radler zu?

Taidong 125 km

Der frühe Vogel fängt den Wurm, eine nette Tour durch die Berge erwartet mich und deshalb mache ich mich zeitig auf den Weg.
Die Nationalstraße „199“ ist wenig befahren, die Landschaft klasse und überhaupt ist es ruhig, ab und zu kläfft ein Hund. Wenn es im Gebüsch raschelt, kann dies durchaus ein Affe sein. Im Frühjahr ist es bestimmt sehr schön hier wenn alles blüht. Diverse Sculpturen und Gemälde weisen auf die Ureinwohner hin, welche es durchaus noch gibt. Kurvig und mit ein paar Höhenmetern geht es Richtung Ostküste, nachdem die „9“ erreicht ist lockt ein 7/11 mit Kaffee und anschließend geht es neun km bergab. Ein paar taiwanesische Radler schieben hoch, mehrere Rollerfahrer im Pulk zeigen mir den erhobenen Daumen, es scheint sehr populär zu sein die Insel zu umrunden.
An der Küste ist die Straße wieder belebter, teilweise wird es eng weil nur zwei Spuren zwischen Berg und Wasser passen. Für 30 Kilometer habe ich wieder Regen.
Vor Taidong bin ich platt, die Straße zieht sich hinein. Eine Bayerin, welche auf Taiwan lebt, sammelt mich ein. Das Hotel wo sie ein Zimmer hat kostet 800 NT$, mir ist es recht. Wir schlendern durch die Stadt und finden ein nettes Kaffee mit tollem Brot und Kuchen.
Es ist kalt und windig, 14°C ist nicht die Temperatur welche ich erwartet hatte. In Peking liegt Schnee. So langsam mache ich mir Gedanken wie ich nach Taipeh komme.
Gruß Michael
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#1024761 - 17.03.14 12:13 Re: Taiwan 2014 [Re: hansano]
dhomas
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Schöner Bericht! Sicher willst du nach Hualien und dann die Tarokoschlucht hochfahren. Wenn du aber bis ganz oben (fast 3000 Meter) fahren willst, dann zieh dich lieber warm an! Es wird kalt&nass.

Oder du machst es so wie ich, fährst nur bis Tienxiang, gehst dort ein wenig wandern und dann wieder runter schmunzel
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#1028609 - 28.03.14 21:15 Re: Taiwan 2014 [Re: dhomas]
hansano
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Ich bin schon wieder voll am schaffen. Aber ich schreibe bereits am zweiten Teil. schmunzel
Gruß Michael
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#1033891 - 17.04.14 17:43 Re: Taiwan 2014 [Re: hansano]
hansano
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Yulin 90 km

Leichter Nieselregen erwartet mich bereits, im Café werden die Kohlenhydratvorräte aufgefüllt und los geht’s.
Weil die kleinen Straßen so nett sind, beschließe ich die „197“ zu nehmen. Wie zu erwarten wenig Verkehr, viele Kurven und etwas steigig. Es ist eigentlich alles bestens, wenn es denn wärmer wäre…
Da das Wetter mich so ein bisschen nervt und ich noch bis Yulin radeln will, beschließe ich auf die „9“ zu wechseln, schade, diese kleinen Landstraßen sind wirklich toll.
Unten im Tal pfeift der Wind, ein 7/11 nimmt mich auf. Eine Mischung aus Eis, Kaffee und Keksen nimmt seinen bestimmungsgemäßen Weg und ich wenige Minuten später den meinigen.
Der Verkehr ist ruhig, ab und zu ein Bus oder LKW. Parallel zur Bahnlinie radelnd erreiche ich Yulin. Es ist schon 16:00, der Gegenwind hat gewirkt. Auf der Suche nach einem Hotel frage ich bei der Polizei nach, die im Reiseführer angegebenen Hotels sind nicht mehr aktuell. So fährt ein Einsatzfahrzeug vorneweg und ich im Windschatten hinterher. Das Hotel hat ein Zimmer für mich und ich darf noch ein Foto vom Beamten mit Fahrzeug machen. Überhaupt hat die regionale Polizei in Taiwan eine Art Service für Radfahrer, Wasser und Pumpe sind meist vorhanden, oft auch ein Rastplatz im Schatten. Find ich als Nutzer gut.
Die Stadt selbst ist recht unspektakulär, viele take-away asiatischer Art, kleine Geschäfte, die Genossenschaft direkt in der Stadt füllt noch ab. Ein Bäcker hat leckere Backwaren (Pizzaähnliches + Süsskram).
Mit einer Suppe und einem Bier mache ich es mir vor dem Hotel auf einer Bank gemütlich und flicke noch einen Schlauch. Die Müllwerker [url=http://www.bildschirmarbeiter.com/video/muellabfuhr_in_taiwan/][/url] kommen mit ihrem Lied vorbei, der Bahnhof gegenüber erstrahlt in diversen LED-Farben. Feierabend in Yulin.

Hua Liang 92 km

Das Wetter bleibt bescheiden, dicke Wolken, ein paar Schauer, Wind, trotzdem sind die Reisbauern fleißig. Die Landschaft ist recht nett, rechts und links vom Tal Wälder, nach 20 km kommt ein kleiner Berg mit einer Teeplantage. Ein entgegenkommender Busfahrer zeigt wieder den Daumen.
Ein Schauer zwingt mich in die Regensachen, um sich nach 5 km wieder auszupellen. Trotz des Regens sind die Flüsse fast leer, große breite Brücken überspannen große breite Flusstäler ohne Wasser, dafür mit vielen Wackersteinen.
Irgendwann stelle ich beim treten ein Geräusch fest, ein etwas metallenes „ping- ping“, nach kurzer Suche ist die Ursache gefunden – das kleinste Kettenblatt, welches mit vier Schrauben befestigt ist, hängt nur noch an einer (???). Aha, so etwas hatte ich noch nie. Fazit: Beim nächsten Zusammenbau alle Schrauben auf festen sitz prüfen.
Ortseingang schüttet es richtig, Grund genug beim ersten Radladen nach den Schrauben zu fragen, leider sind die vorrätigen zu kurz.
Von weitem sehe ich ein Hotel, für 1600 NT$ incls. Frühstück darf ich sogar das dreckige Rad aufs Zimmer nehmen, ich stelle es nach kurzer Reinigung in die Tiefgarage, das Personal muss ja nicht unnötig belastet werden. Weil das Hotel mir gefällt und ich nur eine Tagesetappe zur Taroko-Schlucht machen möchte, bleibe ich zwei Tage.
Die Stadt lebt vom Tourismus welcher die Schlucht besucht, entsprechend gibt es viele Geschäfte, Restaurants, Imbissbuden etc., ein Giant-händler verkauft mir die vier Schrauben für das Kettenblatt.

Taroko Schlucht 70 km

Die Hinfahrt zur Schlucht verläuft unspektakulär an einer viel befahrenen Straße. Am Taleingang steht eins von vielen Zementwerken welche in der näheren Umgebung das Bild beeinträchtigen. Nach einem kurzem Besuch der Parkverwaltung, wo es ein Café und Souvenirshop hat, fahre ich in die Schlucht. Zwei kurze Tunnel (ein paar hundert m) lassen mich schneller treten um dann vor den steil aufragenden Wänden zu stehen. Eine kleine Tempelanlage in unmittelbarer Nähe lässt sich auch besichtigen. Nachdem 35 km auf dem Tacho stehen habe ich genug Taroko gesehen um umzudrehen, so richtig habe ich keine Lust heute.
Ich plane für die nächsten Tage. Inlands fahren wird kalt, ich habe nicht die entsprechenden Sachen mit, selbst wenn ich alles anziehen würde. Schweren Herzens beschließe ich den Zug bis nach Suao zu nehmen, um dann, der Küste folgend, Richtung Norden zu radeln. Also noch zwei Tage auf dem Rad bis Tai Peh. Der Grund den Zug zu nehmen sind die Zement LKWs und einige unbeleuchtete Tunnel welche dafür sorgen, dass selbst Touristenbusse diese Strecke meiden – zu gefährlich.
Am Abend habe ich dann eine interessante Begegnung mit der chinesischen Kultur: In einem Schaufenster eines Künstlers sehe ich eine kleine Metalldose welche mir gefällt, würde ich gerne kaufen als Geschenk. Der Künstler beschreibt gerade kunstvoll mit seinem schwarzen Pinsel Leinwände - ich störe. Also warte ich bis er fertig ist, was so ca. 20 min dauert. Eine Dame im Hintergrund kommt zu mir, erklärt dass der Meister immer schwer arbeitet. Kann ich sehen und ich bin auch sehr beeindruckt, Kalligraphie hat was. Die Dose könne ich kaufen, leider habe ich nicht genug Geld bei mir. So gehe ich zum Hotel, hole Bargeld, um dann wieder beim Künstler vorstellig zu werden. Jetzt ist Essenszeit, ob ich denn nicht später noch einmal vorbeischauen möchte (?), möchte ich ehrlich gesagt nicht. Und plötzlich ist die Dose überhaupt nicht mehr käuflich zu erwerben, sie würde der Schwester der Dame gehören und wäre nur ein Ausstellungsstück. Grummelnd ziehe ich von dannen, ich habe so das Gefühl, dass beide Parteien nicht zufrieden sind.

Zug bis Suao, Jo long 71 km

Um 8:00 bin ich am Bahnhof, ein Zug, welcher auch die Räder mitnimmt, geht in einer Stunde, der nächste erst am Nachmittag - Glück gehabt. Ein Fahrschein für mich, einer für das Rad und ich darf auf den Bahnsteig. Eine ausgewiesene Stellzone für Fahrräder gibt es auch, überhaupt hat es viele Hinweisschilder (Gebote, Verbote, Informationen).
Drei junge Männer (22) fahren auch mit dem Rad um die Insel, wir kommen ins Gespräch, es sind Studenten welche mal die Tour machen möchten. Unbedarft, ohne Erfahrung was reparieren oder flicken angeht (selbst das ölen der Kette hatten sie nie gemacht) haben sie nun auch, ohne Probleme, die Reise fast hinter sich. Der Zug entpuppt sich als Bummelzug, an jedem Bahnhof wird gehalten. Macht mir nichts aus, wir unterhalten uns gut, viele Mitreisende sorgen für Abwechslung und nach ca. zwei Stunden sind wir da. Unterwegs sah man den Grund dafür dass wir im Zug saßen, jede Menge Zementwerke. An einer neuen mächtigen Straße wird gebaut.
In Suao treffen wir auch auf Horden von Festlandchinesen welche nun per Bus wieder zurück nach TaiPeh oder woanders gekarrt werden. Selbst als Tourist stellt man einen Unterschied der beiden Kulturen (Festlandchinesen und Taiwanesen) fest, Interessant.
Die Jungs fragen mich wie weit ich fahren will, da ich nur so eine ungefähre Idee habe, schlagen sie vor, dass wir zusammen bis Jo long radeln und uns eine Unterkunft teilen, klasse Idee. Brauche ich nichts zu suchen und zusammen ist besser als allein.
Grauer Himmel schützt gegen zu viel Sonne, so geschützt radeln wir los, nach GPS was die Jungs haben und erstmal in die falsche Richtung. An der Küste entlang gehts Richtung Norden. Die Straße ist gut befahren aber der Verkehr nervt nicht. An einen Museum machen wir Rast, nicht um die Exponate zu bewundern sondern um dort im Restaurant Pause zu machen. Die Jungs holen ihre Lebensmittel raus, das scheint, im Gegensatz zu hier, toleriert zu werden. Eine Polizeistation gibt neues Wasser und an einem Leuchtturm ist ein fotoshooting angesagt. Kurz später, nach durchfahren eines Schlaglochs, habe ich einen Platten. Radausbau, Schlauchwechsel und Radeinbau dauert ca. 7 min. , die Jungs sind beeindruckt. In Jo long finden wir die Unterkunft, wir teilen uns ein 5 er Zimmer mit einer Dusche. Es hat genug freie Zimmer aber ich finds witzig so. Nach dem Duschen gehen wir noch los holen ein paar Bier und etwas fastfood. Die Jungs sagen dieses fastfood wäre gut und außerdem weit bekannt, nachdem ich die Styroporschale auf dem Tisch habe und die ersten Bissen im Magen sind kann ich die Begeisterung nicht nachvollziehen. Gut, die sind noch jung und begeisterungsfähig. Satt sind wir allerdings nicht und gehen noch auf eine kräftige Suppe in einen anderen Laden.
Abends wird dann TV geschaut, Basketball, gegen 1:00 Uhr bitte ich den Ton etwas runter zu drehen … der Altersunterschied macht sich bemerkt.

Danshui 111 km (TaiPeh)

Früh stehe ich auf, die Jungs schlafen noch, eine kurze Notiz und einen netten Geldschein (400 TW$ hatte die Übernachtung gekostet, da können die Jungs das gesparte für Bier oder Kaffee gut gebrauchen) hinterlasse ich.
Die Wolken sind immer noch da, etwas Nieselregen gesellt sich dazu. Diverse LKWs nerven mich, durch drei kurze Tunnel haste ich durch. So richtig macht das radeln gerade keinen Spaß.
In Keelung verfahre ich mich und zwar richtig so dass ich wieder in die Richtung fahre von der ich komme. Und ich denke immer, so ein großer See war gar nicht auf der Karte verzeichnet ……… nach fünf km erkenne ich meinen Irrtum und drehe um. Keelung ist recht groß ca. eine Stunde brauche ich um durch zu kommen. Dann wird der Verkehr weniger, zumindest keine LKWs mehr sondern PKWs welche Einheimische Touristen an die Nordküste spülen. Die Sonne kommt raus, ruckzuck die Gelegenheit ergriffen und nach meinem Hinterrad geschaut wo gerade etwas Luft entweicht. Der Flicken harmonisierte nicht so mit dem Schlauch, den vorletzten Flicken verflickt und das sollte es eigentlich gewesen sein, zumindest mit Pannen.
Danshui ist mit TaiPeh durch die Bahn verbunden, große Wohnblocks bestimmen das Bild. Die Mitnahme von Rädern ist an bestimmten Stationen nicht gestattet, so muss ich eine Station weiter fahren. Das Ticket kaufen und auf den Bahnsteig zu kommen ist kein Problem, fast alles ist in english vorbildlich beschrieben, Broschüren gibt es auch. Auf dem sauberen WC wasche ich mich schnell und wechsel die Sachen, schließlich will ich nicht mehr stinken. Die Radmitnahme ist kein Thema, die Mitfahrenden sind rücksichtsvoll und nach ca. 30 min. bin ich in Taipeh.

TaiPeh,

find ich gut. Wenig Individualverkehr im Vergleich zu anderen Städten auf Taiwan. Busse und Taxis bestimmen das Bild, Roller hat es auch. Wenig Fahrradfahrer obwohl es einen Service zu ausleihen gibt. Das Bahnsystem ist klasse, mit einer aufladbaren Karte lässt es sich preiswert und schnell innerhalb der Stadt bewegen.
Da das Wetter so bescheiden war, auch in den nächsten Tagen wird es teilweise stark regnen, habe ich beschlossen einen Aufenthalt zu verkürzen. Eine Woche Taipeh mag ich nun doch nicht und bei China Airline konnte ich mein Ticket kostenfrei umbuchen.
Ansonsten kann man es in Taipeh aushalten, Nachtmärkte, der 101 tower und ganz besonders das National Museum sind zu empfehlen. Jeder Museumsdirektor in D würde vor Freunde weinen wenn er diese Massen an Besuchern hätte. Die chinesischen Kaiser hatten vor vielen Jahren angefangen Güter des täglichen Lebens zu sammeln. Und was man da an Porzellan sieht ist schon beeindruckend. Zu einer Zeit wo in Europa der Bunke noch den Holzschaber für die Toilette nutzte (wenn überhaupt) gab es dort schon Töpfe aus Porzellan. Nach drei Stunden bin ich raus weil es einfach zu viel der Eindrücke war, da bin ich weich geworden.

Fazit

Taiwan ist vielleicht ein ungewöhnliches Reiseziel, zumal wenig Sandstrände und die Infrastruktur für Pauschaltouristen fehlt. Für Individualtouristen ist es recht preiswert, wobei man durchaus für 40 € die Nacht in einem sauberen Bett in einem sauberen Hotel mit TV und WIFI verbringen kann. Nach oben und unten sind natürlich keine Grenzen. Die Jungs erzählten mir, dass der Süden wesentlich preisgünstiger ist als der Norden. Eine Nacht hatten sie mal ein Gemeinschaftszimmer für 250 TW$. Ich habe jetzt nicht groß nachgerechnet denke aber, dass mich der Aufenthalt ca. 1200 € gekostet hat. Wer mal schnell um die Insel möchte kann das in ca. zwei Wochen mit 1000 km erledigen. Reizvoll sind natürlich die Bergregionen und der Süden. Die Menschen sind hilfsbereit und im Großen und Ganzen kommt man mit dem LP Phrasebook gut durch. Bilder werde ich die tage hochladen und eine links setzen
Gruß Michael

Geändert von hansano (17.04.14 17:50)
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#1033902 - 17.04.14 18:40 Re: Taiwan 2014 [Re: hansano]
grenzenlos
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Sehr interessant. Mal was ganz anderes. Danke zwinker
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#1033938 - 18.04.14 03:55 Re: Taiwan 2014 [Re: hansano]
Matthias73
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 184
Ein schöner Reisebericht!
Bist du den Taipei Marathon gelaufen? Magst du auch was dazu schreiben?
Noch ein paar Anmerkungen meinerseits:
- Die Straße zum Alishan hoch ist total einsam und sehr schön. Vorher die 136 ist auch super, viele Rennradfahrer dort. Ich war froh, nicht durch die Großstädte an der Westküste geradelt zu sein.
- Touristische Badestrände gibt es ganz im Südwesten, in der Umgebung von Kenting. An der Ostküste hatte ich auch einen wunderschönen Zeltplatz an einem einsamen Strand.
- In Taipei hatte ich einen anderen Radler getroffen, der die Küstenstraße von Hualien nach Yilan gefahren ist. Er meinte, es wäre gar nicht so schlimm. Also vielleicht muß man gar nicht unbedingt den Zug nehmen.

Gruß Matthias

Geändert von Matthias73 (18.04.14 03:57)
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#1033945 - 18.04.14 05:29 Re: Taiwan 2014 [Re: Matthias73]
hansano
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Themenersteller
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Beiträge: 1.431
Guten Morgen,

leider konnte ich von Deutschland aus keinen Startplatz für den Marathon buchen, mehrere emails blieben unbeantwortet. Der Marathon war eigentlich der Hauptgrund um diese Zeit dorthin zu fahren.
Letztendlich hatte ich aber auch viel Pech mit dem Wetter, so das ich froh war nach Hause zu fliegen.
In Kenting findet nächstes Jahr ein Ironman statt, die beste Ecke dafür, meine Meinung.
Vor der Küstenstrasse wurde ich eindrücklich gewarnt, zumal ich nur funzlige Batterielampen hatte, das Risiko war mir zu hoch.
gruß und frohes und unfallfreies radeln

michael
Gruß Michael
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#1038424 - 04.05.14 20:04 Re: Taiwan 2014 [Re: hansano]
gibbi_affe
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Beiträge: 117
Ich schließe mich an: Sehr schöner Bericht, liest sich sehr gut!! schmunzel
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