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#1038293 - 04.05.14 11:48 Polen: Mit dem Fixie zwischen Hel und Warschau
NOTAPIYC
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 21
Dauer:14 Tage
Zeitraum:17.4.2014 bis 30.4.2014
Entfernung:450 Kilometer
Bereiste Länder:plPolen

Hallo zusammen!

"Never let a silly little thing like not owning a touring bike keep you from touring." - some wise guy (gefunden bei velohobo).

Willkommen bei Hipster-Travel: mit dem Fixie unterwegs zwischen Hel und Warschau. Wenn das "gute Rad" nicht zur Hand ist, dann muss man eben manchmal auf das "Zweitrad" ausweichen. Das heißt in diesem Fall auf meine treues, schon vielen Mutationen unterworfenes Stadtrad. Aber keine Angst: obwohl seit geraumer Zeit mit Bahnnabe, gehören Bremsen, Schutzbleche und sogar eine Klingel selbstverständlich dazu. Allerdings eben doch nur ein Gang und kein Freilauf, also ununterbrochenes Pedalieren.

Der folgende Bericht ist der Zusammenschnitt zweier Ausflüge, die aber innerhalb ungefähr zweier Wochen lagen. Die Zeitspanne im Beitragskopf ist deshalb auch nicht ganz zutreffend. Zuerst wurde dabei über drei Tage der Abschnitt Danzig-Warschau befahren, dann separat (Danzig-)Rumia-Hel. Hel-Danzig lässt sich als zusätzliche Tagesetappe aber auch gut mit Danzig-Warschau kombinieren, weshalb ich das hier zusammen schildern möchte. Das Profil und die Streckenlänge bieten sich dabei durchaus für das Eingang-Rad an: höchste Höhe 200 Meter, 360 Kilometer Danzig-Warschau und 90 Kilometer Danzig-Hel (die wir um ein paar Kilometer mit der S-Bahn gekürzt haben). Das Gepäck konnte knapp gehalten werden, alles hat in eine 6-Liter-Umhängetasche gepasst. Camping stand nicht an, mit Regen wurde nicht gerechnet. Ingesamt also schon nah am Ultralight-Cycling. Ohne Gepäckträger geht auch gar nicht so viel.

Zuerst also Hel-Danzig. Dieser Abschnitt lässt sich weitestgehend vollständig auf Radwegen zurücklegen. Auf der Halbinsel kann man dabei fast nichts falsch machen, die Auswahl der Wege auf dem schmalen Landstreifen ist begrenzt. Aber auch für den restlichen Teil auf dem Ostseeradweg R10 ab Wladyslawowo braucht man keine Karte, der Weg ist gut ausgeschildert. Teils auf kleinen Straßen, teils auf eigenen Wegen führt einen dieser Weg bis ins Zentrum von Danzig. In Rzucewo haben wir eine kleine Pause am Strand eingelegt, hier hat die Danziger Bucht fast schon was von Karibik. Ab Rumia fährt man dann durch das Ballungszentrum der Dreistadt, zuerst Gdynia, dann Sopot und schlussendlich Danzig. Zwischen Gdynia und Sopot wird es ein bisschen hüglig, den Rest bildet quasi die Strandpromenade. Diesen Teil haben wir mit der S-Bahn übersprungen da er uns ohnehin schon vertraut ist.


Das Rad


Polnische Vergangenheit


Polnische Gegenwart

Die Route für den Abschnitt nach Warschau habe ich ziemlich einfach ausgewählt: eine gerade Linie zwischen Danzig und Warschau, ein bisschen angepasst an die Straßengegebenheiten - fertig. Die meisten Kilometer kommen dabei auf sehr dünn befahrenen Landstraßen zu liegen, ein paar Abschnitte auf größeren Verbindungsstraßen und ein paar Dreckpisten sind auch dabei. Ein paar Brücken machen allerdings auch die Befahrung einiger Bundesstraßenkilometer nötig, aber das fällt fast nicht ins Gewicht. Mein Smartphone zusammen OruxMaps, Openandromaps und ein paar vorbereiteten kml-Dateien haben mich bei der Navigation wieder zuverlässig geführt.

Wenn man Danzig wieder verlässt, dann kann man zunächst ganz entspannt weiterfahren: bis Malbork geht es durch das brettebene Weichselwerder. Bei Tczew lässt sich die namensgebende Weichsel auf der historischen (gegenwärtig verkehrslosen) Brücke überqueren, in Malbork geht es an der bekannten Marienburg vorbei. Hinter Malbork legt die Topografie etwas zu, jetzt wird es leicht hügelig. Eine Windows-XP-Wallpaper-Welt: grüne Hügel, manchmal auch brauner Acker, kaum ein Baum und darüber ein blauer Himmel. Dazwischen Dörfer, aber auch immer wieder viel weite Pampa. Der Danziger Großraum liegt hier endgültig zurück. Bis Dzierzgon passiert nicht viel, unterwegs streift man auch mal kurz den R1. Kleine Dorfläden laden ab und zu zu einer Pause ein. Nach Dzierzgon kommt zusätzlich ein bisschen Wald ins Spiel und abseits der Straße verzeichnet die Karte allerhand Seen. Hinter Susz mutierte die Straße dann zur Baustelle. Es gab aber nur ein ganz kurzes Stückchen, das sich überhaupt nicht fahren ließ, weil einfach gerade keine Straße vorhanden war. Dahinter ging es dann auf nagelneuem (noch warmem) Asphalt und dank Vollsperrung komplett ohne Verkehr bis an den Stadtrand von Ilawa weiter. Als eine der größeren Städte an der Route bot sich hier eine Übernachtung an.


Die Weichselbrücke in Tczew


Braune Pampa

Die anschließende Etappe ist etwas anspruchsvoller: gleich vom Start weg geht es hügelig los. Auf 200 Höhenmeter steigt die Straße in den ersten 30 Kilometern ab Ilawa und zusammen mit allerlei Abfahrten kommen einige Höhenmeter zusammen, da muss man dann schon ordentlich treten wenn man nur einen Gang hat. Waren wir am Vortag noch zu zweit unterwegs, nahm ich den Rest der Strecke von hier aus alleine in Angriff. In Lubawa musste ich erstmal ein bisschen Sonnencreme kaufen, sonst hätte sich meine Hauptfarbe bald der meiner Rad-T-Shirts (orange) angepasst. Bis Mlawa kommt immer mal wieder eine kleine Ortschaft aber weiterhin viel Weite. Dass es sich hier um Prärie handelt, kann man auch leicht daran erkennen, dass die Leute hier ihre Räder einfach vor dem Laden parken und reinmarschieren, ohne abzuschließen. In Danzig würde das natürlich keiner machen. Mlawa ist dann wieder eine richtige Stadt. Der schöne Kern erschließt sich aber nicht gleich, zuerst hielt ich eine vorgelagerte Wohnsiedlung schon für alles und war fast etwas enttäuscht. Die hinter Mlawa liegenden Kilometer bis zum nächsten Etappenziel Ciechanow laufen tendenziell leicht bergab durch eine abermals offene Landschaft und waren zusammen mit der nun im Rücken liegenden Abendsonne ein wahrer Genuss.


Grüne Pampa

Von Ciechanow ist es dann nicht mehr besonders weit nach Warschau. Wenn es gerade mal wieder nicht Felder sind, dann erstreckt sich hier links und rechts der Straße eine sumpfige Landschaft, aufgelockert durch ein paar Waldstücken. In einem wurde sogar vor Elchen gewarnt. Letzter großer Ort vor dem Großraum Warschau ist Nasielsk. Auf dem folgenden Abschnitt zeigte sich der Wind von seiner ganz besonders ungnädigen Seite: auf der schnurgeraden Straße durch die ebenso gerade Ortschaft Nuna bließ er unablässig von vorne, kein anderer Ort hat sich so in die länge gezogen. Danach konnte ich dann glücklicherweise wieder etwas nach Süden schwenken und so dem Gegenwind entgehen. Bei Debe wird der Narew überquert, dann folgt Legionowo. Um dem nun schon langsam großstädtisch anschwellenden Verkehr etwas entgehen zu können beschloss ich hier auf den Weichseldeich auszuweichen und dort entlang bis nach Warschau zu radeln. Bei open-streetmap ist dort sogar ein überregionaler Radweg eingezeichnet. Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen: in der Realität ist es großteils lediglich ein ausgelatschter Trampelpfad, den ich mir jetzt am Ostersamstag-Nachmittag mit zahlreichen Spaziergängern und Familien auf Radausflug teilen musste. Mit Erreichen der Marie-Curie-Brücke konnte dann aber schlussendlich auf die Warschauer Radinfrastruktur eingeschwenkt werden. Das verhältnissmäßig gut ausgebaute Radwegnetz erschließt die Stadt recht gut, auch wenn es viele der üblichen Probleme aufweist, wie häufig nur semi-optimale Führung, unmotivierte Enden, zahlreiche Bordsteine usw. Die Altstadt streifte ich nur kurz, der dichte Touristen-Pulk dort ließ kein Durchkommen zu, so dass ich das dann auf Parallelstraßen umging um meine Reise schlussendlich am Batman-Tower, dem Kulturpalast, standesgemäß im Zentrum zu beenden.

Das Fixie hat sich hier also auch für einen etwas größeren Ausflug bewährt und es hat großen Spaß gemacht, damit durch die Gegend zu pedalieren. Die Route hat mir aber auch die Grenzen dieses Antriebs aufgezeigt: wie knieschonend es ist, damit eine längere Steigung hochzutreten steht nämlich auf einem anderen Blatt, wobei es ja hier noch moderate Anstiege waren. Lediglich zwei Mal musste ich absteigen und schieben weil es einfach nicht ging. Bergab ganz ähnlich, ab einer bestimmten Geschwindigkeit muss man dann einfach bremsen, sonst fliegen einem die Pedale um die Ohren. Als Freund von minimalistischen Lösungen könnte ich mir gut vorstellen, dieses Experiment nochmal zu wiederholen. Interessieren würde mich auch noch: gibt es hier auch Erfahrungen anderer mit eher spartanischen Rädern? Hat das jemand auch schon bei größeren Touren versucht? Bergetappen?

Grüße

Andi

Geändert von NOTAPIYC (04.05.14 11:55)
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#1038303 - 04.05.14 13:12 Re: Polen: Mit dem Fixie zwischen Hel und Warschau [Re: NOTAPIYC]
gibbi_affe
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 117
Hey!

Schöner Bericht, liest sich gut! Das Gefühl, wie sehr sich manche Orte bei Gegenwind in die Länge ziehen können, kennen hier im Forum sicherlich viele schmunzel
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#1038825 - 06.05.14 11:06 Re: Polen: Mit dem Fixie zwischen Hel und Warschau [Re: NOTAPIYC]
Sagan
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 22
In Antwort auf: NOTAPIYC
Interessieren würde mich auch noch: gibt es hier auch Erfahrungen anderer mit eher spartanischen Rädern? Hat das jemand auch schon bei größeren Touren versucht? Bergetappen?


Hallo Andi,

sehr schöner Gegenentwurf zum grassierenden Ausrüstungs- und Materialfetischismus, Deine Unternehmung! Die von Dir gesuchten Erfahrungen findest Du in diesem Bericht über eine durchaus "hügelige" Tour im Forum des Tour-Magazins :

http://forum.tour-magazin.de/showthread.php?146891-Route-des-Grandes-Alpes-M%E9thode-traditionelle

Viel Spaß beim Lesen.

Grüße

Sagan

Edit: Das ist übrigens die zweite derartige Tour, die der Berichterstatter unternommen hatte; im Jahr davor (?) hatte er die klassischen Pyrenäenpässe fix/eingängig bezwungen. Den Bericht findest Du auch im Archiv des Tour-Forums.

Geändert von Sagan (06.05.14 11:12)
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