Meine Historie diesbezüglich lief wie geschildert andersherum und umgewöhnen mag ich mich genauso wenig. Da außer dem bekannten, nicht unbedeutenden, gleichwohl etwas schwachen Argument mit dem Blockieren bei Rechtshänderpanik keine weiteren Argumente für eine Seite sprechen, können wir das Thema ja als abgegrast betrachten.
Ich will das hier mal hervorholen, weil ich in einem meiner vielen Fahrradbüchern mal etwas zu der Problematik(?) las.
Der Vorderradbremshebel wurde früher rechts verbaut, weil damit alle wichtigen Teile beim Fahrrad auf der rechten Seite waren. - Wichtig zur Montage und Wartung. - Fahrradbau war ja eine ganze zeitlang reine Handarbeit. Zudem noch in der Zeit, als es das Individualhauptverkehrsmittel, lange vor dem Motorrad, wurde. (Wobei Motorräder nie die Verbreitung fanden.)
Als dann ein zweiter Handbremshebel Einzug hielt, wanderte der für die Vorderbremse nach links, weil so weiterhin von einer Seite die Wartung erfolgen konnte. Links den Hebel betätigen und dabei die Vorderbremse überprüfen/einstellen, ist so weiterhin von der rechten Fahrradseite aus möglich. Mit den Gangschaltungen blieb man dann bei dem Schema. Links betätigen, schaltet eben vorn.
Die Geschichte betreffend, dass die Leute in der rechten Hand zu viel Kraft hätten und sie somit die ungefährlichere Hinterradbremse betätigen sollten, finde ich zwar viele Nennungen, aber keine echten Quellen.
Ich fand auch eine Passage, die zusätzlich erklären will, warum der Bremshebel rechts sitzt: Man zog den Hut mit Links, um dem Gegenüber die rechte Hand zum Gruße reichen zu können. - Das soll man auch auf das Fahrrad übertragen haben.
Nun gut, die letzten beiden Beispiele kann ich nicht völlig ausschließen, der praktische Hintergrund der ersten beiden Absätze scheint mir hingegen wahrscheinlicher.
Letztlich wurde das mal so festgelegt und die Masse kommt gut damit klar. Wer es aber andersherum will, von mir aus. Bleibt ja jedem selbst überlassen.
Was die Motorräder angeht: Die Motorräder haben es trotz zeitweise hoher Popularität nie geschafft, die selbe Verbreitung zu erfahren, wie das Fahrrad.
Ein Grund lag im wesentlich höheren Preis. Als dann nach dem Krieg aus unterschiedlichen Gründen das Motorrad/Motorroller notwendig erschienen und erschwinglich wurden, war die Ära nicht wirklich lang. Sehr schnell wollte die Masse immer mehr. Mehr Platz, mehr Komfort, weniger Wetterabhängigkeit und der Run auf das Auto kam auf. Somit brach der Umsatz bei den Motorrädern massiv ein.
Außerdem ist es ja nicht so, dass die Hebelagen bei den Motorrädern schon immer alle dort waren, wo man sie heute oft als gottgegeben vermutet.
Englische Motorräder hatten lange Zeit den Fußbremshebel links, die Schaltung rechts, zudem war die Schaltlogik oft genau umgedreht. Die Indian, us-amerikanisch hatte den Gasgriff eine zeitlang gar auf der linken Seite und so einige andere Absonderlichkeiten. (Wenngleich ich das Ding klasse finde.)
Es gab gar Motorräder, die anfangs nur eine fußbetätigte Hinterradbremse hatten, weil mehr anfangs kaum nötig und technisch nicht einmal möglich war. Außerdem hatten die Fahrer schon genug damit zu tun, per Hebel Gas und Zündversteller zu betätigen, geschaltet wurde per Kulissenschaltung am Tank, ...
Es fand sich damals so ziemlich jede Lösung, für jede Art von zu betätigender Sache.
Und immer mußten und konnten sich die Fahrer umgewöhnen. Nur bei den Fahrradbremsen soll das nicht möglich sein?
Also, ich selbst fuhr auch eine Weile Motorrad. Das Hin- und Hergewechsle zwischen Motorrad und Fahrrad habe ich immer anstandslos hinbekommen. Ich versuchte auch nie am Fahrrad mit dem Fuß zu schalten.
Aber gut, wer sich nicht umgewöhnen kann oder will und wenn es nur aus ideologischen Gründen ist, auch gut. Ist ja alles relativ einfach umbaubar.