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#1192503 - 20.02.16 17:00 Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad
bikekiller39
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Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 821
Dauer:1 Monat, 1 Tag
Zeitraum:15.2.2012 bis 16.3.2012
Entfernung:1550 Kilometer
Bereiste Länder:cuKuba

Eigentlich wollte ich jetzt mit meinem Reiserad auf Sri Lanka unterwegs sein!

Wegen einer schweren Erkrankung, bereits in der 2. Januarwoche, die sich wenige Tage vor dem Abflug am 30. Januar 2016 als tiefe Oberschenkel-Venenthrombose herausstellte, bin ich jetzt zu Hause und versuche, mich von dem Schock der Diagnose und der Enttäuschung, nicht reisen zu können, zu erholen und mich abzulenken.

Ablenkung finde ich u. a. bei den Gedanken an meine zurückliegenden Radreisen. Schon seit ich in diesem Forum „tätig“ bin, lese ich mit großem Interesse die in Reiseberichten zusammengefassten Erlebnisse anderer Forumsmitglieder.

So möchte ich Euch hiermit meinen ersten Reisebericht präsentieren.

Die Reise ist zwar schon 4 Jahre her, erzählt habe ich aber bislang nur wenig davon. Das Land hat an Attraktivität als Reiseland für Radler auch nichts eingebüßt, das zeigen aktuelle Reisepläne hier im Forum.

Die Reise führte mich vom 15.02. bis 16.03.2012 auf die Karibikinsel Kuba. Inspiriert zu dieser Reise wurde ich auf dem Forumstreffen 2011 in Hattingen, übrigens meinem ersten Treffen dieser Art.
Viel Erfahrung mit dem Reisen mit dem Rad hatte ich noch nicht. Meine erste, mehrtägige Radreise hatte ich erst 2010 unternommen, den Weserradweg in fünf Tagen von Cuxhaven nach Hannoversch-Münden.
2011 war ich dann mehrere Tage auf meiner zweiten Radreise, einer Teilstrecke des Elberadweges, von Cuxhaven nach Dessau, unterwegs gewesen.

Eine Auslandsradreise war dann aber doch eine andere Hausnummer für mich als Radreiseneuling.. Trotzdem hatte ich mir nach vielen interessanten Gesprächen mit einigen auf dem Treffen in Hattingen anwesenden, bereits erfahrenen Reiseradlern in den Kopf gesetzt, ebenfalls Kuba mit dem Rad bereisen zu wollen.

Bereits kurz nach Ende des Forumstreffens hatte ich mit den Planungen mit dem Kauf von Reiseführer und Papierkarte begonnen. Auch der Austausch über das Forum mit denjenigen, die Kuba bereits mit dem Fahrrad bereist hatten, half bei meinen Planungen bis kurz vor dem Abflug!

Da es sich für mich um die erste Radreise außerhalb Deutschlands handelte, suchte ich auch einen Reisepartner/-in. Tatsächlich interessierte sich ein weibliches Forumsmitglied, die Reise mit mir gemeinsam zu bestreiten.
Zum Kennenlernen trafen wir uns im November 2011 und verbrachten gemeinsam einen wunderschönen Tag auf dem Rad rund um Magdeburg. Grundsätzlich waren wir uns einig, gemeinsam die Reise zu unternehmen. Bedenkzeit baten wir uns jedoch aus. Geplant war, die Reise etwa im Februar / März 2012 durchzuführen. Spätestens im Dezember 2011 sollten die Flüge gebucht werden.

Anfang Dezember erhielt ich dann die Mitteilung, dass aus einer gemeinsamen Reise nichts wird. Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie enttäuscht ich war. In der Folge stand für mich im Raum, einen anderen Reisepartner zu suchen und den Zeitpunkt der Reise ggfls. Zu verschieben oder mich auf das Abenteuer einzulassen, als nahezu unerfahrener Reiseradler die Reise allein durchzuführen.
Nach mehreren schlaflosen Nächten und intensiven Gesprächen mit meiner Frau buchte ich schließlich am 15. Dezember den (Rück-) Flug mit Air France von Hannover über Paris nach Havanna.

Da ich noch den Geburtstag meiner Tochter in der ersten Februarhälfte mitfeiern wollte, ging die Reise erst am 15. Februar 2012 los.

Noch in den letzten zwei Tagen vor Reisebeginn packte ich die Taschen, verpackte das Rad in den von der Fluggesellschaft geforderten Radkarton und buchte über Internet eine erste Unterkunft in Havanna.

Anreise am 15.02.2012[u][/u]

Nachdem ich den PKW bereits am Vorabend mit Fahrradkarton und Gepäck beladen hatte, konnte ich am Morgen noch ausgiebig frühstücken, bevor mich dann meine Frau, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und eisigem Wind, zum Flughafen nach Hannover brachte. Nach Verabschiedung von Frau und Terrier checkte ich problemlos ein.


Mit Sack und Pack fertig zum Abflug nach Kuba

Mit 10-minütiger Verspätung startete der Zubringer-Flieger um 10:20 Uhr mit 80 Fluggästen an Bord in Richtung des Pariser Flughafens Charles de Gaulle. Der Service an Bord beinhaltete eine 15 cl Dose Cola und eine kleine Tüte Grissini Brotgebäck.

Um 11:30 Uhr landeten wir in Paris. Überrascht war ich über die Größe des Flughafens, den wir über 15 Minuten lang überflogen, bis wir unsere Landebahn erreichten. Nach dem Auschecken ging es zu einem Busshuttle, der dann zum Terminal mit Abflug Richtung Havanna fuhr. Einen Flughafen dieser Größe hatte ich zuvor noch nicht gesehen. Der Sicherheitscheck dauerte mehr als eine halbe Stunde, bevor ich endlich die Abflughalle erreichte. Hier war noch eine Stunde Aufenthalt angesagt.

Die Boing 777 startete schließlich mit einer Stunde Verspätung um 14:45 Uhr in Richtung Kuba. Ungünstigerweise hatte ich einen Fensterplatz in der Economy-Class gebucht, mehr Beinfreiheit hätte ich mir schon gewünscht. Zum Service an Bord gehörte ein warmes Menü nach Wahl. Ich aß Huhn und Reis, dazu wurden Salat, Brötchen, Wein, Bier und verschiedene Säfte gereicht.


....über den Wolken

Der Flug dauerte ca. 10 Stunden, in Havanna landeten wir um 18:20 Uhr Ortszeit. Von Deutschland nach Kuba beträgt die Zeitverschiebung minus 6 Stunden. Bei der Landung war die Sonne gerade untergegangen, es herrschte ein bewölkter Himmel.

Nach dem Aussteigen aus dem Flieger konnte ich zügig die Einreiseformalitäten erledigen, das notwendige Visum hatte ich bereits von Deutschland aus besorgt, und recht zeitnah meine Taschen auf dem Gepäckband in Empfang nehmen.
Mit mir zusammen war eine Gruppe von 10 Männern und Frauen aus Deutschland angekommen, die offensichtlich unter Regie eines Reiseveranstalters Fahrradtouren auf Kuba unternehmen wollten. Sie hatten lediglich ihr Gepäck dabei, Fahrräder wurden wohl vom Veranstalter gestellt.

Noch während ich den Trubel auf dem Flughafen auf mich wirken ließ und den Gesprächen der Gruppe aus Deutschland lauschte, hielt ich Ausschau nach meinem Fahrradkarton, den ich, unerfahren wie ich war, auf dem Gepäckband erwartete. Hier stand ich geraume Zeit, bis kein Gepäck mehr auf dem Band war.
So langsam erhöhte sich mein Puls, eine Fahrradreise ohne mein Fahrrad? Ich irrte zunächst einige Zeit auf dem Flughafen umher, Ausschau haltend nach meinem Fahrradkarton. Aus der Entfernung sah ich plötzlich in der Nähe eines Schalters sogar zwei Fahrradkartons stehen. Wie sich dann herausstellte, gehörten die Kartons zu einem jungen Paar aus Stuttgart, die aber meinen Karton nicht gesehen hatten. So langsam bekam ich Panik. Seit der Ankunft in Havanna waren schon gut zwei Stunden vergangen, mein Fahrrad war nicht aufzufinden.
Zufällig fiel mir ein Flughafenmitarbeiter mit seiner leuchtenden Weste auf. Diesen sprach ich auf das Problem an und händigte ihm nach kurzer Zeit das (einzige) Fahrradticket aus, welches belegte, dass ich das Fahrrad in Deutschland auch als Gepäck aufgegeben hatte. Der Mitarbeiter hatte mich gebeten, dort zu warten, wo er von mir angesprochen worden war. Ich wartete.... und wartete... und wartete. Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, welche Vielzahl an Gedanken auf einmal in mir aufkamen. Nach gut einer Stunde war der Mann immer noch nicht zurück, ich fing an, ihn in dem Gebäude zu suchen. Urplötzlich sah ich ihn in einer Menschenmenge, einen Gepäckwagen vor sich herschiebend, auf dem sich MEIN Fahrradkarton befand. Wie happy ich war, könnt ihr euch vielleicht vorstellen! Ich drückte ihm fünf € in die Hand, stellte mein übriges Gepäck auf den Wagen und begab mich Richtung Ausgang.
Durch eine automatische Tür gelangte man von der Gepäck- in die Ankunftshalle. Auf der anderen Seite der Tür, hinter einer Absperrung, standen schätzungsweise über 100 Menschen, die in einen kleinen Jubel ausbrachen, als sich die Tür öffnete. Bis heute habe ich keine Ahnung, wem der Jubel galt, mir jedenfalls nicht! Ein tolles Gefühl war es trotzdem, so in dem fremden Land begrüßt zu werden.
Schon, nachdem ich in der Ankunftshalle war, wurde ich von den ersten Kubanern angesprochen, ob ich ein Taxi bräuchte. Ja, ich brauchte eines, aber ohne Moos nix los. Ich brauchte zunächst Geld! Ich suchte einen Wechselschalter, wo ich 250 € in die Touristenwährung CUC wechselte.

Jetzt begab ich mich vor die Halle, wo ich nach einem Taxi Ausschau hielt, in das ich auch den Fahrradkarton laden konnte. Es dauerte nicht lange, da fand ich einen Taxifahrer, der über einen Kleinbus verfügte. Schnell waren der Karton und mein übriges Gepäck verladen und es ging los. Ich hatte ihm einen Zettel gezeigt, auf dem die Adresse der von Deutschland aus gebuchten Casa stand.
Es dauerte gut 30 Minuten, der Verkehr nach Havanna war um diese Zeit noch relativ dicht, bis wir das Zentrum der Hauptstadt erreicht hatten. Auf der gesamten Fahrt in die Innenstadt war mir sehr mulmig angesichts der Unsicherheit, ob die Buchung der Casa von Deutschland aus geklappt hatte und es die Adresse gab und ich dort tatsächlich übernachten konnte.
Nach einigem „Umherirren“ durch einige kleine Gassen hielten wir vor einer Häuserfront mit Gittern vor den Eingangstüren. Der Taxifahrer deutete auf eine Tür, an der ich erst nach längerem Suchen eine Klingel fand. Noch während ich auf jemanden wartete, der die Tür öffnete, lud der Taxifahrer bereits den Fahrradkarton und mein Gepäck aus und stellte alles vor die Tür. Für die Taxifahrt hatte ich umgerechnet 25 € gezahlt.
Eine junge Frau öffnete die Tür, ich stellte mich vor, sie schien sofort bescheid zu wissen und bat mich herein. Ein dicker Brocken fiel in diesem Moment von mir ab, alle Skepsis war verflogen.
In ihrem fließenden Englisch bot mir die junge Frau zunächst etwas zu Trinken und etwas Obst an und zeigte mir dann das Zimmer mit Doppelbett.
In der Küche unterhielten wir uns für kurze Zeit, bevor ich mich dann daran machte, mein Fahrrad aus dem Karton auszupacken und für den nächsten Tag startklar zu machen.
Anschließend fiel ich fix und fertig ins Bett!


Meine erste Unterkunft auf Kuba


Fahrrad aus dem Karton...

Fortsetzung folgt......
Ab 50 ist man zu alt, um es immer Allen recht machen zu wollen!
Stevens Cyclocrosser; i:sy RE14
2022: 5248 Kilometer 2023:

Geändert von bikekiller39 (06.06.17 08:59)
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#1195020 - 02.03.16 10:02 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
bicicleta
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 57
Bitte mehr schmunzel und gute Besserung!
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#1195160 - 02.03.16 17:07 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bicicleta]
bikekiller39
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 821
In Antwort auf: bicicleta
gute Besserung!


Danke Dir...

In Antwort auf: bicicleta
Bitte mehr schmunzel


...gerne doch zwinker


Tag 1, 16.02.2012, Havanna - Cayajabos

Fahrzeit gesamt: 6 Stunden
Distanz: 98,5 Kilometer
Stundenschnitt: 16,5 Kilometer
Höhenmeter: 395


Relativ schnell war ich eingeschlafen. Es war bereits hell in meinem Zimmer, als ich an diesem Morgen aufwachte. Es war kurz vor halb acht Ortszeit Havanna. Nach einer kurzen Dusche packte ich meine Sachen in die Gepäcktaschen und begab mich dann in den Speiseraum, wo der Tisch bereits für mehrere Personen gedeckt war. Eine „Küchencrew“, bestehend aus drei jungen Frauen, mit einheitlich grünen T-Shirts bekleidet, bereitete Frühstück und Mittagessen vor.
Der Tisch war reichhaltig gedeckt mit Allem, was das Herz begehrte: Brötchen, Brot, Wurst, Käse, verschiedene Brotaufstriche, mehrere Sorten frisches Obst und Gemüse sowie Kaffee und Tee. Ich konnte auch noch wählen zwischen Spiegel- oder Rührei. Ich aß eine große Portion Rührei, mehrere Brötchen und insbesondere von dem frischen Obst.

Ich war fast fertig mit frühstücken, als ein junges Pärchen aus Nordrhein-Westfalen sich mit an den Tisch setzte. Helge und Nicole hatten auf ihrem Weg auf die Bahamas für einige Tage einen Zwischenstopp auf Kuba eingelegt. Sie erzählten von ihren bisherigen Erlebnissen auf der Insel und ihren weiteren Planungen. Ich verlor fast die Zeit aus den Augen.

Kurz vor halb zehn holte ich dann meine Gepäcktaschen und das Fahrrad aus meinem Zimmer.
Den Fahrradkarton konnte ich auf den Boden des Hauses stellen, um ihn dort vor dem Rückflug nach Deutschland wieder abzuholen. Ich hatte mit der verantwortlichen Angestellten aus der Casa ausgemacht, zum Abschluss meiner Reise noch zwei oder drei Tage in der Casa zu übernachten, um mir noch in Ruhe Havanna anzuschauen. Die Übernachtung incl. Frühstück kosteten 26,5 CUC.

Um 09:45 Uhr startete ich an der Casa. Auf den Straßen Havannas herrschte zu diesem Zeitpunkt schon geschäftiges Treiben. Nach gut 15 Minuten erreichte ich ihn, den ich bislang nur aus der Werbung kannte – Havannas prominenten Damm, den 8 Kilometer langen Malecon, einer heute sechsspurigen Schnellstraße.
Angesichts der Tageszeit und der aufsteigenden Sonne fehlten allerdings die auf der Mauer sitzenden Liebespaare und Musiker, die man hier eher zum Sonnenuntergang antraf. Ein paar Angler versuchten ihr Glück beim Fischen.
Ich folgte dem Malecon in südwestlicher Richtung und bewegte mich so weg vom Zentrum Havannas. Die ersten Kilometer hat man rechter Hand das Meer, die sogenannte „Floridastraße“. Dieses ist eine zwischen 100 und 200 Kilometer breite Meeresstraße zwischen dem US-Bundesstaat Florida einerseits und Kuba im Süden beziehungsweise den Bahamas im Südosten andererseits. Sie verbindet den Golf von Mexiko mit dem Atlantischen Ozean.

Linker Hand hat man eine bunte Mischung architektonisch interessanter Gebäude, die jedoch unmittelbar der Salzluft ausgesetzt und deshalb teilweise schon recht baufällig sind / erscheinen. Einige Gebäude waren zum Zeitpunkt meiner Reise jedoch eingerüstet und wurden aufwändig saniert.

Ich durchfuhr mehrere Vororte mit teils breiten Alleen und Lorbeerbäumen sowie teils luxuriösen Villen. Der Verkehr ist hier nicht mehr so dicht wie noch auf dem Malecon im Bereich des Zentrums von Havanna. So wird der Verkehr auch nicht durch ein mitten auf einer Kreuzung aufgebocktes Auto beeinträchtigt, welches dort gerade repariert wurde! Wegen eines seeehr bösen Blickes der Begleiterin des Mechanikers, der unter dem Auto lag, als ich in unmittelbarer Nähe des Ortes des Geschehens anhielt und kurz Pause machte, dachte ich nur kurz daran, ein Foto zu machen.

Nachdem ich mehrere kleine Flüsse überquert hatte, führte mich mein weiterer Weg schließlich über die Carretera Panamericana, mein eigentliches Tagesziel war das Öko-Dorf „Las Terrazas“.
Die Sonne stand zwischenzeitlich senkrecht am Himmel, das Thermometer zeigte zeitweise 35 Grad Celsius. Ich erreichte Playa Baracoa, einen netten Ort, direkt am Meer gelegen, wohin ich auch einen kleinen Abstecher machte.


Playa Baracoa


Kubaner in Playa Baracoa beim Hausbau

Etwas mehr als eine halbe Stunde später eröffnete sich dieser Blick aufs Meer.


Meerblick

Kurz vor Erreichen der Hafen- und Industriestadt „Mariel“ lag direkt an der Straße das „Cafe Bambu“, wo ich jetzt endlich Pause machte. 5 CUC kostete ein Essen incl. Getränk. Das Cafe verfügte auch über eine sehr saubere Toilettenanlage.




Es war zwischenzeitlich später Nachmittag. Anhand des mir vorliegenden Kartenmaterials, ich nutze zur Orientierung die Nelles Map Kuba, 1 : 775.000, konnte ich schlecht einschätzen, wieviele Kilometer ich noch vor mir hatte bis zum geplanten Tagesziel.
Von einem kleinen Hügel fährt man hinunter nach Mariel, einer für Kuba wichtigen Hafen- und Industriestadt. Der Blick geht auf einen riesigen Industriekomplex, der größten Zementfabrik Kubas, an der man vorbeifährt. Bis zum eigentlichen Ortszentrum fährt man noch mehrere Kilometer.
Mariel verfügt über einen großen Hafen. Dem Reiseführer hatte ich entnommen, dass im Jahr 1980 von hier mehr als 100.000 Kubaner, unterstützt von im Exil lebenden Kubanern in Miami und Key West, in die USA geflohen waren. Hintergrund waren politische Spannungen zwischen beiden Ländern und eine sich in Kuba verschärfende Wirtschaftslage.
Mit meiner eigentlichen Vorstellung von Kuba hatte diese Stadt nichts gemein, mich hielt hier auch nichts.

Hinter Muriel bog ich Rtg. Bahia Honda ab, verfuhr mich dann aber irgendwie, weil auch die Beschilderung, wie ich sie aus Deutschland kannte und irgendwie auch so erhoffte, eben nicht so war. Schließlich landete ich auf der Autopista 4 und fuhr diese in Richtung Pinar del Rio, wo ich aber erst zu einem viel späteren Zeitpunkt sein wollte.
Es dämmerte fast schon und ich hatte noch kein Quartier. Ich hatte einfach die Entfernung zu meinem Tagesziel unterschätzt! Vielleicht war das ein Mangel bei den Reisevorbereitungen und meiner Unerfahrenheit bei den Planungen geschuldet. Im Nachhinein betrachtet wäre es klüger und letztlich entspannter gewesen, noch vor Mariel, beispielsweise in La Boca, direkt am Meer gelegen, zu übernachten. Ich habe keine Ahnung, ob es dort eine Casa Particular gibt und im Nachhinein ist man immer schlauer...

Kilometer um Kilometer riss ich auf der Autopista ab, bis die Sonne unterging. Autoverkehr war, wenn überhaupt, nur in Richtung Havanna unterwegs. Immer wieder hielt ich Ausschau nach geeigneten Plätzen im Freien, wo ich notfalls den Schlafsack ausbreiten und übernachten wollte. Ein Zelt führte ich nicht mit! Schließlich, es war schon fast dunkel, kam die Abfahrt nach Cayajabos. Es waren nur drei Kilometer bis in den Ort. Eine Casa Particular für ausländische Touristen gab es nicht! Ich landete in einer Sackgasse auf einem großen Hof. Aus einer Stallung kam ein Mann, der, zunächst auf spanisch und dann in gebrochenem Englisch, mit Recht fragte, was ich dort wolle. Nachdem ich es ihm erklärt hatte, beschrieb er mir den Weg zu einer Unterkunft, die ich auch fand. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass dort eigentlich nur Einheimische beherbergt werden durften. Auf mein Klingeln an der Haustür wurde mir geöffnet. Es war schon dunkel! Ich bettelte förmlich darum, dort übernachten zu können. Schließlich erklärte sich ein junger Mann bereit, mir Unterkunft zu gewähren. Neben dem Haupthaus stand ein kleines Gebäude, in dem sich die Unterkunft, bestehend aus Aufenthalts- und Schlafraum sowie Bad befand.



Ich konnte noch vereinbaren, dass ich am nächsten Morgen Frühstück mit Rührei bekomme. Spätestens um 07:00 Uhr, so wurde mir gesagt, musste ich abgereist sein. Alles in Allem zahlte ich 30 CUC.

Ich war sehr froh, am ersten Reisetag eine feste Unterkunft gefunden zu haben. Jetzt wollte ich nur noch duschen, eine Kleinigkeit essen und dann ins Bett. Im Bad stand eine Wanne mit Duschvorhang. Wo bei uns ein Duschkopf an einer Stange an der Wand hing, hing hier ein kleiner, seltsamer, schwenkbarer Stahltopf. Nach näherem Hinsehen war dieser über ein Kabel mit einem Schalter und einer Steckdose verbunden. Eine Erklärung des Schalters war vorhanden, allerdings in spanischer Sprache. Damit konnte ich nichts anfangen, dieser Sprache bin ich nicht mächtig.


Duschkopf mit "Warmwasseranschluß"

Ich stellte mich in die Dusche, betätigte die Armatur und bemerkte nach kurzer Zeit heißen Dampf aus dem Topf. Kochend heiß kam das Wasser auf einmal heraus! Gott sei Dank stand ich weiter hinten in der Wanne, verbrühte mich nicht und konnte schließlich noch eine erfrischende, kalte Dusche nehmen!
Nach dem Schreck kramte ich noch etwas zu Essen aus meinen Packtaschen, nahm kühle Getränke aus dem Kühlschrank und sank dann kaputt ins Bett.

.....



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Geändert von bikekiller39 (01.09.19 09:06)
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#1195200 - 02.03.16 19:14 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
Fluri
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Beiträge: 270
ich freue mich auf deine Fortsetzung ....

Gruß Doris
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#1195274 - 03.03.16 09:46 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
Juergen
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 14.207
Hallo Theo,
mit großer Freude lese ich, dass Du wieder positive Gedanken entwickelst. bravo
Dein ausführlicher Bericht gefällt mir richtig gut. Kuba steht bei mir mit dem Oman ganz oben auf der Liste für den nächsten Winter.
Habe ich das richtig gelesen, dass Du kein Wort Spanisch sprichst? Das ist nämlich der einzige Grund, der mich von Kuba, abseits der Hotelanlagen, abhalten könnte.

Bin gespannt auf die Fortsetzung!

Lieben Gruß
Jürgen
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
Reisen +
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#1195368 - 03.03.16 16:50 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: Juergen]
bikekiller39
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 821
Grüß Dich, Jürgen!

In Antwort auf: Juergen
Hallo Theo,
mit großer Freude lese ich, dass Du wieder positive Gedanken entwickelst. bravo


Es freut mich, dass Du hier mitliest. Ja, es hat schon fast 4 Wochen gedauert, bis ich den Schock der Diagnose und die Enttäuschung der entgangenen Reise verdaut hatte.

Nachdem die Reise nach Sri Lanka hoffentlich nur verschoben ist, habe ich gemerkt, dass das Anschauen der Fotos und Videos meiner vergangenen Reisen positive Gefühle und Gedanken bei mir erzeugte. Dann hatte ich mir überlegt, die Erinnerungen zu intensivieren und auch alte Aufzeichnungen, Visitenkarten, Eintrittkarten, Reiseführer u. a. hervorzukramen und anzuschauen und teils zu lesen. Letztlich entschloß ich mich, alles in einem Bericht festzuhalten und diesen schließlich hier zu veröffentlichen.

In Antwort auf: Juergen
Dein ausführlicher Bericht gefällt mir richtig gut.


Danke für das Lob! Wir haben hier im Forum ja diverse Beispiele der Formulierung / Veröffentlichung von Reiseberichten. Für diesen Bericht habe ich diese Form gewählt und hoffe, dass ich das auch bis zum Schluß durchhalte.
Erste positive Rückmeldungen habe ich ja auch schon erhalten, was ich als sehr motivierend empfinde.

In Antwort auf: Juergen
Kuba steht bei mir mit dem Oman ganz oben auf der Liste für den nächsten Winter.


Ich wünsche Dir, dass Du dann Kuba demnächst besuchen kannst. Wenn man die Presse verfolgt, besuchen schon jetzt sehr sehr viele Amerikaner Kuba. Zum Ende des Jahres sollen die Möglichkeiten des Besuches für Amerikaner wohl nochmals erleichtert werden. Perspektivisch ist zu erwarten, dass sich dort einiges ändert und das ursprüngliche Kuba wohl nur noch in entlegenen Regionen zu erleben sein wird.

Ich freue mich, dass ich damals dort hingeflogen bin. Es war eine wirklich tolle Zeit.

OMAN 2014 war auch klasse. Vielleicht schreibe ich auch von dieser Reise; aber erstmal möchte ich den Bericht von Kuba fertig schreiben.

In Antwort auf: Juergen
Habe ich das richtig gelesen, dass Du kein Wort Spanisch sprichst? Das ist nämlich der einzige Grund, der mich von Kuba, abseits der Hotelanlagen, abhalten könnte.


Tatsächlich sprach ich seinerzeit nur gaaanz wenig spanisch. Es war kein Problem. Kubaner sind ein sehr gebildetes Volk, fast überall hat man jemanden gefunden, mit dem man sich auf Englisch unterhalten bzw. verständigen konnte. In den touristisch erschlossenen Städten / Gebieten ist es sowieso kein Problem, die Sprache nicht zu beherrschen. Einen Sprachführer nimmt man meistens sowieso mit, sodass hierüber auch eine Kommunikation möglich ist.
Dadurch, dass man in Casa Particulares direkt mit Einheimischen zu tun hat, ist es natürlich von Vorteil, die gleiche Sprache zu sprechen. Die Sprache wäre in vielen Situationen auch Türöffner für einen noch tieferen Einblick in die einheimische Kultur gewesen. Gerade in meiner Unterkunft in Pinar del Rio habe ich es wirklich sehr bedauert, dass ich mich mit der Vermieterin nur mit Händen und Füßen oder über den Dolmetscher verständigen konnte, ich werde von dieser Begegnung noch berichten.

Meiner Erfahrung nach muss man sich keine großartigen Gedanken machen, wenn man auf Kuba kein Spanisch spricht. Ich denke, wenn man in Südamerika unterwegs ist, würde dieser Umstand erheblich problematischer sein.

Also, lieber Jürgen, flieg hin, auch wenn Du die Sprache nicht beherrschst. Du bist doch Radreiseerfahren genug, um die unterschiedlichsten Situationen zu meistern, da wird es an der Sprache nicht scheitern. Bis zum Winter ist auch noch genug Zeit, ein paar Brocken zu lernen zwinker


Liebe Grüße

Theo
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#1195405 - 03.03.16 19:13 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
bikekiller39
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Tag 2, 17.02.2012, Cayajabos – Banos del San Juan

Fahrzeit gesamt: 1 Stunde 12 Minuten
Distanz: 15 Kilometer
Stundenschnitt: 13 Kilometer
Höhenmeter: 175

Ein lange laut bellender Hund raubte mir den Schlaf. Den Rest erledigte die sehr laute Klimaanlage in dem Schlafraum der Unterkunft! Ohne ging aber auch nicht...

Vereinbarungsgemäß erhielt ich am nächsten Morgen das Frühstück mit Rührei und einem Milchkaffee. Das Brot war steinhart getoastet, die Butter sehr salzig und der Kaffee war nahezu ungenießbar! Das Rührei war geschmacklich auch nicht der Hit!

Erst um 07:55 Uhr startete ich in Richtung Las Terrazas. Von Cayajabos führte es auf einer durchgängig asphaltierten Straße hügelig zunächst in Richtung El Mirador, vorbei an diversen Tabakplantagen und -feldern, auf denen teilweise mit Hilfe von Ochsen gearbeitet wurde.



Vorbei an Tabakplantagen



Kubaner bei der Arbeit auf einer Plantage



An einer Kreuzung musste ich in Richtung El Establo weiterfahren.



El Establo

Einige Kilometer weiter erreichte ich dann die Mautstelle, die in das Unesco-Biosphärenreservat, in dem auch das Öko-Dorf Las Terrazas angesiedelt ist. Es handelt sich dabei um ein terrassenförmig, in einem mehrere tausend Hektar großen Waldgebiet, angelegtes Dorf.

Von der Mautstelle liegt die älteste Tabakplantage Kubas, Cafetal Buenavista, 1,5 Kilometer entfernt. Die Plantage wurde 1801 von französischen Flüchtlingen aus Haiti angelegt.

Das Kontrollhäuschen war nicht besetzt, als ich an der Mautstelle war. Als Reiseradler muss man jedoch nicht befürchten, Eintritt zahlen zu müssen.



Wegweiser an der Mautstelle


Nach etwa drei Kilometern erreicht man die Straße, die nach Las Terrazas führt. Ein künstlich angelegter Stausee liegt vor den in weiß getünchten Bauwerken mit roten Dächern, die an den Hängen erbaut wurden. Las Terrazas hat sich heute zu einem Künstlerdorf entwickelt. Eine Brücke führt über den Stausee. Die Hauptstraße führt einen der Hügel hinauf zu einem zentralen Platz, La Plaza, an dem sich eine Touristeninformation, kleine Einkaufsmöglichkeiten, eine kulturelle Begegnungsstätte, kleine Restaurants u. a. befinden. Ein Netzwerk an Straßen verbindet die einzelnen Terrassen miteinander.



Blick von der Brücke über den Stausee zu Häusern des Öko-Dorfes am Ufer des Sees



Blick vom La Plaza in Richtung der Zufahrtsbrücke zum Dorf



Häuser im Dorf



Straßenführung im Dorf

Nach gut zwei Stunden Aufenthalt hier fuhr ich vorbei an weiteren Tabakplantagen und Arbeiterhäusern in sehr hügeligem Terrain nach Banos del San Juan.
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Stevens Cyclocrosser; i:sy RE14
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Geändert von bikekiller39 (01.09.19 09:14)
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#1195582 - 04.03.16 15:39 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
Radlpeter
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 65
Hallo Theo,
schöner und interessanter Bericht, der sich wohltuend abhebt von manch einem "Heldenbericht"! Ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung!
Und ich wünsche Dir baldige Genesung!!!
Gruß,
Peter
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#1195603 - 04.03.16 16:27 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: Radlpeter]
bikekiller39
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 821
Hallo Peter!

Es freut mich, dass Dir mein Bericht gefällt. Für mich bedeutet das Schreiben Ablenkung von meinen derzeitigen, gesundheitlichen Problemen und beugt Depressionen vor!

Danke auch für die Genesungswünsche!

Schönes Wochenende wünscht

Theo
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Stevens Cyclocrosser; i:sy RE14
2022: 5248 Kilometer 2023:
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#1195716 - 05.03.16 16:21 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
bikekiller39
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abwesend abwesend
Beiträge: 821
Tag 2, 17.02.2012, Cayajabos – Banos del San Juan (Fortsetzung)

Etwa zwei Stunden hielt ich mich auf und um den zentralen Platz herum auf und beobachtete das Treiben der Einheimischen und genoss einfach die Atmosphäre dort.

Mein eigentliches Tagesziel war das etwa 20 Kilometer von Las Terrazas entfernt gelegene Soroa.

Bei der Vorbereitung der Reise hatte mir ein Forumsmitglied als Geheimtipp empfohlen, die ganz in der Nähe von Las Terrazas gelegenen, malerisch natürlichen Schwimmbecken „Banos del San Juan“ zu besuchen. Es handelt sich dabei um eine Aneinanderreihung von Bassins, die terrassenförmig entlang des Flusslaufs des Rio San Juan angeordnet sind.
Als ich in Las Terrazas in das drei Kilometer entfernte Naherholungsgebiet aufbrach, ahnte ich noch nicht, dass ich dort länger als geplant bleiben würde. Mein Plan war, mir die Schwimmbecken und die Gegend drumherum anzusehen, ein Bad zu nehmen, und dann meine Reise Richtung Soroa fortzusetzen. Das Bad in den Becken wollte ich auch insbesondere zur Kühlung meines Sonnenbrandes nehmen, den ich mir am ersten Tag der Reise „eingefangen“ hatte.

Von Las Terrazas aus ging es ziemlich hügelig auf asphaltierter Straße weiter. Den Abzweig zum „Hotel Moka“ ließ ich rechts liegen. Das Hotel wollte ich mir auf dem Rückweg ansehen und dort Mittag essen, bevor ich mich in Las Terrazas noch mit Lebensmitteln und Getränken versorge und dann nach Soroa weiterfahre.

Man kommt vorbei an zahlreichen Tabakfeldern und -plantagen sowie etlichen, mit einfachen Hütten bebauten Grundstücken. In den Hütten wohnen vermutlich Plantagenarbeiter mit ihren Familien. Gesehen habe ich auf den Grundstücken allerdings nur Kleinvieh, Pferde, Esel und andere Tiere sowie Transportfahrzeuge.



Die asphaltierte Straße endet an einem Parkplatz. Zu diesem gelangt man allerdings erst, wenn nach Zahlung eines geringen Eintritts, bei meinem Besuch 3 CUC, die Schranke an dem Kontrollhäuschen von dem Wärter nach oben gelassen wird.
Bei meinem Eintreffen war der Parkplatz leer. Mein Fahrrad schloss ich an einem Baum an, der Großteil des Gepäcks blieb auch dort. Lediglich die Tasche mit den Wertsachen und ein Handtuch nahm ich mit, um Baden zu gehen.

Vom Parkplatz führt ein kleiner Weg hinunter zum Eingangsbereich mit Infohäuschen. Eine langgezogene Holzbrücke führt über den Rio San Juan.



Infohäuschen



Zugangsbrücke

Dem dann folgenden Weg nach rechts und dem Flusslauf folgend gelangt man zu mehreren Becken verschiedener Größen, die von dem natürlichen Fluss mit Wasser gespeist werden. Es gibt mehrere, weitere Wege, die zu verschiedenen Bereichen mit Bänken und Tischen führen.



Eines von mehreren Schwimmbecken



Man gelangt automatisch auch zu einem Restaurant mit überdachter Terrasse, von der aus man auf einen Teil der Naturbecken schauen kann. Unweit des Restaurants besteht die Möglichkeit, in einfachen Hütten, die auf Stelzen gebaut sind, zu übernachten.
Mehrere Umkleidehütten und sanitäre Anlagen stehen allen Gästen ebenfalls zur Verfügung.

Nahezu allein auf dem Areal wagte ich den Sprung in das kalte Nass. Einige Runden drehte ich in einem der Bassins und genoss die Ruhe und Einsamkeit! Nach einiger Zeit stieg ich aus dem Wasser, zog mir trockene Sachen an und sah mich noch etwas um und machte Fotos.
Zwischenzeitlich war es Mittag und mehrere Besucher verliefen sich auf dem großen Areal.
Viele Schattenplätze gestalteten den Aufenthalt sehr angenehm, man bemerkte kaum, wie hoch die Sonne schon wieder stand.
Insgesamt hatte ich mich hier wohl zwei Stunden aufgehalten und kehrte nun zurück zu meinem Fahrrad. Schon auf dem Weg zum nur mäßig gefüllten Parkplatz bemerkte ich beginnende Kopfschmerzen, die immer stärker wurden, Übelkeit kam dazu. Am Fahrrad angekommen, musste ich mich das erste Mal übergeben. Unerklärlich waren mir diese Körperreaktionen, zwei weitere Male übergab ich mich. Zunächst setzte ich mich auf einen Bordstein, dann legte ich mich auf den Rasen neben mein Fahrrad in den Schatten. Ich wollte schlafen, in der Hoffnung, dass es mir dann besser geht. In dem Zustand verbrachte ich fast eine Stunde auf dem Parkplatz, viel besser ging es mir jedoch immer noch nicht. Trotzdem setzte ich mich auf mein Fahrrad. Ich wollte mein eigentliches Tagesziel, Soroa, erreichen. Ich kam nicht weit. Ich schob mein Fahrrad bis zu dem Schrankenhäuschen, die Kopfschmerzen wurden immer unerträglicher. Ich nutzte den Schatten des Häuschens, um mich kurz auf den Boden zu setzen. Die Kubanerin, etwa in meinem Alter, erkannte meinen Zustand. In englischer Sprache machte sie mir deutlich, was sie von meinem Plan hielt, in meinem Zustand weiterzufahren; nämlich nichts.
Ihr hatte ich dann schließlich zu verdanken, dass ich mich plötzlich in einer der Stelzenhütten in „Banos del San Juan“ wiederfand!
Über ihr Walkie Talkie hatte sie Kontakt zu den Angestellten in dem Restaurant aufgenommen und gefragt, ob noch eine freie Hütte vorhanden sei. Dieses war der Fall. Als ich mich etwas erholt hatte, ging ich zurück zum Parkplatz, schloss mein Fahrrad wieder an den Baum und nahm zwei der Packtaschen ab. Zwischenzeitlich war auch ein Parkplatzwärter anwesend, der zusagte, auf Fahrrad und restliches Gepäck zu achten.
Ich ging zum Restaurant, von wo aus mich dann einer der Angestellten zu der Hütte brachte. Ich legte mich sogleich auf eine der Matratzen in der Hütte und schlief bis zum frühen Abend. Mir ging es danach nicht wirklich viel besser, dennoch machte ich mich auf, um mein Fahrrad und das restliche Gepäck zu holen. Als ich die Treppe der Hütte hinunterkletterte, sah ich zu meiner Überraschung in einer der Nachbarhütten ein Pärchen, etwas älter als ich, die ebenfalls mit Rädern unterwegs und gerade dabei waren, Wäsche aufzuhängen. Ich sprach die beiden auf Englisch an und erfuhr, dass sie aus Bayern stammen und auf einer 8-wöchigen Radreise durch Kuba waren. Harry und Sabine, so hießen die beiden, boten mir, nachdem ich ihnen erzählt hatte, was passiert war, ihre Hilfe an, die ich auch sehr gern annahm. Sabine empfahl mir die Einnahme von Medikamenten, die ich in der Reiseapotheke mitführte. Die beiden holten mein Fahrrad und das restliche Gepäck, während ich mich wieder in die Hütte legte.

....
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Geändert von bikekiller39 (01.09.19 09:18)
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#1195719 - 05.03.16 16:37 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
Keine Ahnung
Moderator
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In gewisser Weise profitieren wir hier von Deinem gesundheitlichen Problem. Danke, dass Du die Zwangspause nutzt, um diese schon "verjährte" Reise zu präsentieren, die durch den verzögerten Bericht nicht uninteressanter wird.

Ich hoffe, dass Du dann bald wieder von einer aktuellen Reise erzählen kannst!
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1195805 - 06.03.16 09:16 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: Keine Ahnung]
bikekiller39
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Beiträge: 821
Hallo Arnulf!

In Antwort auf: Keine Ahnung
Danke, dass Du die Zwangspause nutzt, um diese schon "verjährte" Reise zu präsentieren, die durch den verzögerten Bericht nicht uninteressanter wird.


Wie schon geschrieben, helfen mir das Schreiben des Berichtes und die damit verbundenen Erinnerungen auch, Ablenkung von den gesundheitlichen Problemen zu finden.

Natürlich habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob es überhaupt jemanden interessiert, von einer lange "verjährten" Reise zu lesen. Ich habe mich dann entschieden, einfach mal anzufangen, schon auch mit dem Willen, bis zum Ende durchzuhalten!

In Antwort auf: Keine Ahnung
Ich hoffe, dass Du dann bald wieder von einer aktuellen Reise erzählen kannst!


Dieses ist mein erster Reisebericht hier im Forum! Es bleibt abzuwarten, welche Erfahrungen ich mit der Veröffentlichung mache. Vielleicht berichte ich dann auch mal aktuell schmunzel

Schönes Restwochenende und liebe Grüße von

Theo
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#1195807 - 06.03.16 09:20 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
Odenthaler
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In Antwort auf: bikekiller39

Natürlich habe ich mir Gedanken darüber gemacht, ob es überhaupt jemanden interessiert, von einer lange "verjährten" Reise zu lesen.


Hallo Theo,

mich interessiert es und zwar brennend, da ich vielleicht nächstes Jahr nach Kuba fahre und auch einfach in der kalten Jahreszeit gerne von sommerlichen Gefilden lese.

Prima!

Martin
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#1196620 - 09.03.16 18:26 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
bikekiller39
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Tag 3, 18.02.2012, Ungeplanter Ruhetag in Banos del San Juan

Die folgende Nacht war die Hölle für mich. Zu den Kopfschmerzen und der Übelkeit hatten sich noch Magen- / Darmprobleme und Fieber gesellt. Mehrfach in der Nacht musste ich raus aus der Hütte, um die etwa 150 Meter entfernt liegende Toilette aufzusuchen.



Stelzenhütten




Geschlafen habe ich die Nacht kaum. Als ich wach auf der Matratze lag, gingen mir „Tausend wirre Gedanken“ durch den Kopf: Ich sah mich hier bereits am Ende meiner Reise, ohne zu wissen, wie ich überhaupt zurück zum Flughafen komme; die vergangenen Jahre mit meiner Familie, die 8000 Kilometer weit entfernt vielleicht auch an mich dachte, zogen an meinem geistigen Auge vorbei, ich hatte Angst, niemanden wiederzusehen!
Nahezu jede Stunde kontrollierte ich das Fieber, wo sollte ich jetzt einen Arzt herholen?

In den frühen Morgenstunden war ich wohl eingeschlafen. Kurz vor 9 Uhr wachte ich auf. Ich hatte noch erhöhte Temperatur, fühlte mich allerdings ziemlich schwach. Dank der Medikamente war der Durchfall gestoppt. Als ich die Tür zur Treppe öffnete und hinunter guckte, sah ich, dass es sich mehrere Hunde unter der Hütte gemütlich gemacht hatten.



Tierische Wächter

Harry und Sabine luden mich zu einem Frühstück ein. Ich bekam lediglich eine kleine Schüssel Müsli herunter. Die beiden hatten eine Bergwanderung geplant. Ich ließ mich von Sabine davon überzeugen, dass es angesichts der körperlichen Schwächung für mich das Beste war, bereits heute einen Ruhetag einzulegen.

Ich machte eine kleine Runde zum Restaurant, wo noch nichts los war. Ich setzte mich ans Wasser und hielt die Füße rein. Nur vereinzelt waren Besucher, jedoch nur Einheimische, da.
Nach vielleicht einer Stunde kehrte ich zu meiner Hütte zurück, ich hatte noch Schlaf nachzuholen.

Nach gut drei Stunden wachte ich auf, es war zwischenzeitlich Mittag geworden. Ich kletterte aus meiner Hütte, weil ich im Restaurant etwas essen wollte. Die Sonne knallte wieder vom Himmel, es waren über 30 Grad im Schatten.
Fast unglaublich, was sich während meiner Ruhepause auf dem Gelände getan hatte. In den Wasserbecken und drumrum tummelten sich Kubaner jeden Alters. Die Ecken, auf denen Tische und Bänke vorhanden waren, wurden ebenfalls von zahlreichen Einheimischen bevölkert. Man hatte alles, von Getränken über Lebensmittel, Grills bis hin zu Pampers für die Kleinsten dabei. An vielen Stellen standen Kofferradios, aus denen kubanische Musik spielte, die Leute saßen zusammen, unterhielten sich, Lachten, spielten Spiele oder schliefen einfach auf Decken. Jüngere Kubaner sprangen von einem ins andere Wasserbecken oder machten Arschbombenwettbewerbe. Lebensfreude pur, was ich da ganz deutlich wahrnahm. Die Menschen genossen das Hier und Jetzt, die Probleme des Alltags schienen vergessen.

Auf der Terrasse des Restaurants musste ich einige Minuten warten, bis ein Platz frei war, wo ich mich setzen konnte. Es war Selbstbedienung angesagt. Während des Essens beobachtete ich die Menschen an den Nachbartischen und im Wasser. Überall ein sehr harmonisches Miteinander, keine Spur von Hektik oder Streit.

Den Rest des Nachmittags schlenderte ich über das gesamte Gelände, foto- und videografierte, setzte mich ans Wasser, sah und hörte dem Treiben der Menschen zu und genoss es meinerseits, hier zu sein.
Wie ich aus einem Gespräch mit einem älteren Kubaner erfuhr, kommen Einheimische aus der Umgebung und sogar aus Pinar del Rio am Wochenende hier her, um im Kreise von Familie und Freunden die Freizeit zu verbringen, zu feiern oder einfach zu entspannen.

Hier ein paar fotografische Eindrücke vom Treiben auf dem Gelände:



















Auch die Vogelwelt ist hier sehr vielfältig. Beim Schlendern durch den Wasserlauf war dieses Exemplar auf der Suche nach Futter. Leider kann ich nicht sagen, wie der Vogel heißt traurig



Stunden später ging ich wieder zurück zu meiner Hütte, wo ich dann die restliche Zeit des Tages mit Harry und Sabine bei guten Gesprächen, gemeinsamem Essen und ein paar Bier verbrachte. Wir verabschiedeten uns an diesem Abend voneinander, da ich am nächsten Morgen früh Richtung Soroa starten wollte. Es war ein sehr herzlicher Abschied, trotzdem wir uns noch nicht lange kannten. Insbesondere Sabine galt mein Dank für die Unterstützung seit gestern.

Wir drei wussten zum Zeitpunkt unseres Abschieds voneinander noch nicht, dass wir uns im Verlauf unserer unterschiedlichen Reiserouten noch einmal wiedersehen würden!

Schönen Abend wünscht Theo
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Geändert von bikekiller39 (01.09.19 09:26)
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#1197483 - 12.03.16 19:35 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
bikekiller39
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Tag 4, 19.02.2012, Banos del San Juan - Soroa

Fahrzeit gesamt: 2 Stunden, 7 Minuten
Distanz: 26 Kilometer
Stundenschnitt: 12,5 Kilometer
Höhenmeter: 495

Am Vorabend hatte ich im Restaurant die Rechnung für die Unterkunft, 30 CUC, beglichen.

Bereits gg. 05:30 Uhr war ich aufgewacht, draußen war noch alles ruhig. Mir ging es körperlich gut. Keine Spur mehr von Fieber oder den Magen-/Darmproblemen, der Sonnenbrand war auch nicht mehr zu merken, Gott sei Dank.
Die Gedanken, meine Reise abbrechen zu müssen, waren auch nicht mehr präsent. Es dominierte vielmehr die Freude und Spannung auf die Weiterreise.
Ich hatte mir vorgenommen, alles ruhig angehen zu lassen. Mein Tagesziel sollte auch nur das wenige Kilometer entfernte Soroa sein. Ich wollte meinem Körper noch Erholung gönnen.
Nach der Morgentoilette packte ich langsam meine Sachen und machte noch ein paar Fotos. Um 07:15 Uhr startete ich. Von Harry und Sabine war noch nichts zu hören oder sehen, das Restaurant war noch geschlossen, auch das übrige Areal war menschenleer. Über die Brücke und den Parkplatz gelangte ich wieder zu dem Weg, der mich zurück nach Las Terrazas führte.
Frühnebel lag in dem Tal, teilweise sah es sehr gespenstisch aus. Die Sonne stieg langsam am Himmel auf. Auf dem Weg begegnete mir eine junge Kubanerin mit ihrer kleinen Tochter, die zu Fuß unterwegs waren – ein Esel war mit einem Strick an einen Baum gebunden und graste neben dem Weg!



Mein erster Stopp war das Hotel Moka.



Mein Fahrrad parkte ich auf dem Parkplatz vor dem Hotel und sah mir dann die Anlage an. Insbesondere faszinierte mich die sehr gepflegte Gartenanlage mit blühenden Pflanzen, Farnen und mehreren, unterschiedlichen kleinen Brunnen.
Im Hotel herrschte um 08:00 Uhr am Morgen schon reichlich Trubel, der Speisesaal war gut gefüllt. Alle stillten ihren Hunger am Büfett. Von Hektik allerdings keine Spur. Ich schlenderte ein wenig durch den öffentlich zugänglichen Bereich des Hotels und genoss von einer Terrasse aus den Blick auf den Stausee.



Blick auf den Stausee

Etwa eine halbe Stunde hielt ich mich dort auf und setzte meine Fahrt dann fort. In etwa
2 Kilometern Entfernung zum Hotel Moka befindet sich eine Tankstelle im Stile der 1950er Jahre, hierzu muss man die Hauptstraße verlassen und nach links abbiegen.
Die weitere Strecke führt über sehr hügeliges bis steiles Gelände, die Höhenmeter der heutigen Tagesetappe erreicht man auf den ersten 15 Kilometern. Teilweise musste ich einige Streckenabschnitte das Rad auch schieben.

Ich war noch nicht lange unterwegs, da tauchte über mir ein Vogel mit großer Flügelspannweite auf, drehte zwei bis drei Runden, um dann an einer Felswand zu landen. Es handelte sich um einen Truthahngeier, ein auf Kuba sehr verbreiteter Vogel. Typisch ist der Kopf eines Truthahns.



Auf der gesamten Strecke findet man mehrfach Schilder, die auf Ruinen ehemaliger Kaffeeplantagen hindeuten, ebenso stehen an der Strecke bevölkerte Bienenkörbe.
Kurz vor Erreichen der Abzweigung der Straße nach Soroa war die Straße von einer Schlammlawine überspült worden.








Nach dem Abzweig war Schieben des Rades unter erschwerten Bedingungen angesagt. Auf einer Länge von ca. 2 Kilometern war die Straße so steil, dass ich, auch wegen des mitgeführten Gepäcks, in Stücken von 200 Metern schob, anhielt, kurz verschnaufte und dann wieder 200 Meter weiterschob. In der Mittagshitze war es sehr sehr kraftraubend. Im Nachhinein betrachtet war ich froh, diese Strecke nicht bei Fieber und den Magen-/Darmproblemen bewältigt zu haben.

Nachdem ich hier den höchsten Punkt erreicht hatte, ging es bis Soroa eigentlich nur noch bergab! Vereinzelt standen neben der Straße einfache, bewohnte Hütten.



Kleinere Zufahrten führten zu nicht direkt an der Straße befindlichen Grundstücken.

In Soroa fand ich schnell eine direkt an der Straße liegende Unterkunft, die aus insgesamt drei Räumen bestand.



Casa Particular in Soroa. Unterkunft die Treppe hoch



Die Vermieterin hatte noch eine Überraschung parat. Da sie gute Verbindungen zur „Villa Soroa“ unterhielt, war es mir möglich, dort am Nachmittag die Poollandschaft zu nutzen. Dieses ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen und ich verbrachte dort den Rest des Nachmittages.



Alter Baumbestand als Blickfang des Hotels

In dem Hotel waren auch die Teilnehmer der organisierten Fahrradreise abgestiegen, die mit mir zusammen in Havanna angekommen waren. So klein ist Kuba, dachte ich!

Für den Abend hatte ich Essen bei der Vermieterin bestellt. Die leckere Mahlzeit bestand aus einer Suppe, frischem Salat, Reis, zwei Sorten leckerem Fisch und einem Obstteller.
Dieses genoss ich mit einem kühlen Bier zum Abschluss eines tollen Tages unter einem überdachten Freisitz im Garten der Casa. Für Essen und Unterkunft zahlte ich 35 CUC.



...





Ab 50 ist man zu alt, um es immer Allen recht machen zu wollen!
Stevens Cyclocrosser; i:sy RE14
2022: 5248 Kilometer 2023:

Geändert von bikekiller39 (01.09.19 09:33)
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#1198164 - 16.03.16 07:10 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
Juergen
Moderator
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Beiträge: 14.207
Hallo Theo,
Du hast es geschafft, Wünsche in mir zu wecken!
Sobald ich sehe, welche Flüge Ende März zurückgehen, werde ich für nächstes Jahr buchen. dafür

Ich mach dann bald nen neuen Fragefaden auf.

Dankeschön
Jürgen

ps: hast Du einen Track? grins
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
Reisen +

Geändert von Juergen (16.03.16 07:18)
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#1198209 - 16.03.16 10:47 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: Juergen]
bikekiller39
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Beiträge: 821
In Antwort auf: Juergen
Hallo Theo,
Du hast es geschafft, Wünsche in mir zu wecken!
Sobald ich sehe, welche Flüge Ende März zurückgehen, werde ich für nächstes Jahr buchen. dafür


Hi Jügen!

bravo

Es freut mich, dass ich Dir bei Deiner Entscheidungsfindung helfen konnte grins
Ich drück Dir die Daumen, dass Du vernünftige Flüge findest!

Andererseits erhöhst Du damit natürlich den Druck auf mich, die Berichterstattung zu dieser Reise fortzusetzen und im besten Fall, noch bevor Du in den Flieger steigst, zu beenden zwinker!

In Antwort auf: Juergen
ps: hast Du einen Track? grins


Wie ich bereits in der Einleitung zu meinem Bericht geschrieben habe, zähle ich mich noch nicht lange zu den Radreisenden.
Entsprechend dürftig war zur Zeit meiner Reise noch meine Ausrüstung. Ein Navi zählte noch nicht dazu; heute bin ich da etwas weiter grins
Ich war seinerzeit also nur mit mehreren Papierkarten unterwegs, habe mich entsprechend auch mehrfach verfahren entsetzt

Es werden sich allerdings Forumistas melden, die Dich da unterstützen können, wenn Du einen neuen Faden aufmachst schmunzel Ich werde Dich selbstverständlich im Rahmen meiner Möglichkeiten auch unterstützen!

Im Nachhinein habe ich allerdings einen Teil meiner Etappen auf Bikemap.net erstellt, schau mal unter bikekiller39. Soweit ich mich erinnere, findest Du dort auch die von Thomas1976 gefahrenen Etappen.

Liebe Grüße von Theo
Ab 50 ist man zu alt, um es immer Allen recht machen zu wollen!
Stevens Cyclocrosser; i:sy RE14
2022: 5248 Kilometer 2023:

Geändert von bikekiller39 (16.03.16 10:56)
Änderungsgrund: veröffentlichte Etappen ergänzt
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#1198296 - 16.03.16 15:13 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
Mooney
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Auch mir gefällt dein Reisebericht sehr gut. Danke! Ich bin gespannt auf die Fortsetzung, allerdings ohne den Schrecken eines bald startenden Flugzeuges im Nacken.

Wolfgang
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#1198356 - 16.03.16 17:48 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
tirb68
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Moin Theo,
wenn ich das lese, bekomme ich Lust, mal wieder nach Kuba zu fliegen.
Bis schon gespannt, wie es bei Dir weiter ging.
Grüße
Brit
Der normale Tropfen macht das schon und fließt mit den anderen in den Wasserkopf der Nation.
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#1198482 - 17.03.16 09:31 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
dope0_1
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Beiträge: 15
Hallo Theo,
toller Bericht jetzt ist für mich klar, nächstes Jahr im Jänner oder Feb. flieg ich auch für min 3 Wochen hin.
lg. Peter
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#1200400 - 26.03.16 09:58 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
bikekiller39
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Tag 5, 20.02.2012, Soroa – San Diego de los Banos

Fahrzeit gesamt: 2 Stunden, 28 Minuten
Distanz: 61 Kilometer
Stundenschnitt: 17 Kilometer
Höhenmeter: 280

In der Nacht hatte es geregnet. Ich hatte trotzdem gut geschlafen und wachte auf, als der erste Lichtschein durch die Fenster fiel. Ich ging auf den Balkon, die Luft war frisch und klar, der Himmel wolkenverhangen.

Kurz vor 7 Uhr startete ich ohne Frühstück in Richtung San Diego de los Banos, zu Anfang des letzten Jahrhunderts einmal ein beliebter Kur- und Badeort. Hier wollte ich in den von einem Forumsmitglied im Rahmen meiner Reiseplanungen wärmstens empfohlenen Schwefelquellen baden.
Soroa schlief fast noch, als ich losfuhr. Die Attraktion von Soroa, ein herrlicher Orchideengarten mit seinen über 700 Arten, war so früh noch nicht geöffnet, so blieb nur der kurze Blick durch das Eingangstor. Den Sonnenaufgang in der Ferne, zwischen Palmen, erlebte ich mit Blick auf ein Tal, in dem der kleine Ort Candelaria liegt.

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Hier oben blieb ich für eine ganze Zeit stehen, genoss die Ruhe, von Vogelgezwitscher untermalt, und die Weite Sicht auf das Tal. Unbeschreiblich schön!

Bei der Abfahrt überholte ich zwei Jungen in Schuluniform, die zu Fuß unterwegs waren. Die Menschen in Candelaria schienen bereits seit Stunden wach zu sein, an der Hauptstraße herrschte munteres Treiben. Ich konnte hier nicht einfach durchfahren, zu spannend war, was und wer hier alles auf den Beinen war.
Man konnte hier nahezu die gesamte Palette von Fortbewegungsmitteln der auf dem Lande wohnenden Kubaner bestaunen. Zahlreiche Menschen trafen sich an einem Platz, um kurze Zeit später die Ladefläche eines LKW zu besteigen, der in Richtung Carretera Central davonfuhr. In einem Anhänger, der von einem Traktor gezogen wurde, standen Männer auf dem Weg zur Arbeit nach Soroa. Auf der Straße waren Männer in Arbeitskleidung und ihrem Handwerkszeug auf Fahrrädern unterwegs, andere saßen auf den Böcken eines Wagens, der von einem Pferd oder Esel gezogen wurde. Ein voll beladener Bus, überwiegend Schüler saßen darin, fuhr in Richtung Soroa.







Die Menschen strahlten eine Zufriedenheit aus, wie ich sie in meinem Heimatland bislang nur selten beobachtet hatte. Kein Streß, kein Schreien, kein wildes Gestikulieren; Freundlichkeit im Umgang miteinander herrschten vor. Die Menschen lachten und scherzten miteinander und winkten sich teilweise von ihren fahrbaren Untersätzen her gegenseitig zu. Es machte einfach nur Spaß, die Menschen zu beobachten.

Nach einer guten halben Stunde fuhr ich weiter in Richtung Carretera Central (CC), wo ich kurz vor Erreichen derselben zwei Kubaner auf einem weiteren Fortbewegungsmittel, einem Ochsenkarren, überholte.

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Ich bog auf die CC in Richtung meines heutigen Etappenzieles ab. Auf gut asphaltierter Straße kam ich zügig voran und erreichte San Cristobal, eine typische, kubanische Kleinstadt. Hier pulsierte das Leben. Im Zentrum findet man einen kleinen Park mit schattenspendendem Baumbestand und reichlich Sitzgelegenheiten. Diverse Straßenhändler und Imbisse sowie Shops mit Außenverkauf bieten leckere Speisen und Getränke an. An einem dieser Stände holte ich mir etwas zu essen und setzte mich auf eine Bank im Park. Wie ich dort saß, aß und mir das Treiben in der näheren Umgebung ansah, kam ein europäisch aussehendes Paar auf mich zu und sprach mich an. Ich erzählte von mir und erfuhr, dass das Paar aus Dänemark stammte und auf Besuch bei ihrer Tochter in Pinar del Rio war. Heute hatte man eine Tour nach San Cristobal gemacht.
Ich sah mich im Anschluss noch in den Straßen um das Zentrum herum um. Auffällig waren in vielen Ecken Mengen unterschiedlicher Arten an Müll, die einfach neben Straße, Bürgersteig oder auf unbebauten Grundstücken abgelagert waren. Auch das ist Kuba.
Hier erhielt ich auch wieder einen Eindruck von den Wohnverhältnissen vieler Kubaner, die in Städten leben und die sich hier ein eigenes, kleines Häuschen nicht leisten können. In vielen Städten sieht man mehrstöckige Häuser, die zumindest äußerlich einen heruntergekommenen und sanierungsbedürftigen Eindruck machen. Das saftige Grün der Gartenanlagen und die kräftigen Blüten von Sträuchern und Bäumen bilden einen starken, farblichen Kontrast zu dem vielfachen Grau der Gebäude.




Kirche von San Cristobal

War die Strecke von Candelaria nach San Cristobal doch recht einsam und verkehrsarm, durchfährt man im weiteren Verlauf zahlreiche Ortschaften und taucht so in das kubanische Landleben ein. In Erinnerung blieben mir, neben unzähligen anderen Eindrücken, die vielen Schülerinnen und Schüler in ihren Schuluniformen, die in Bussen oder mit Pferdewagen transportiert oder mir am Straßenrand zu Fuß entgegenkamen, teils freundlich winkten und miteinander spielten.



Bevor ich in der Mittagshitze in Richtung des in Sichtweite gekommenen Gebirges nach rechts abbog, machte ich unter einem großen, schattenspendendem Baum ausgiebig Rast.
Nachdem ich einige Zeit später die ersten Häuser von San Diego de los Banos erreicht hatte, fuhr ich auch an einer Gruppe junger Männer vorbei, die im Schatten standen und sich unterhielten. Kurze Zeit später bemerkte ich, dass mich einer aus dieser Gruppe auf einem Fahrrad verfolgte. „Aha“, dachte ich, „ein Jinetero, von dem du im Reiseführer gelesen hast“.

Jinetera heißt im spanischen eigentlich „Prostituierte“ und bezeichnet diejenigen Personen, die auf der Straße ihre Dienste anbieten. Meist sind es junge Männer und Frauen, die sich etwas dazu verdienen wollen. Das normale Arbeitsentgelt eines Kubaners von durchschnittlich 15 Dollar monatlich reicht vielen nicht aus, weil die meisten „Luxusartikel“ nur in Devisengeschäften zu kaufen und unverhältnismäßig teuer sind.
Jineteros spechen meistens ein bisschen schlechtes Englisch. „My friend, where are you come from?“ ist ein typischer Sprachgebrauch eines Jinetero. Manchmal fragen sie auch einfach nur nach Feuer oder um die Uhrzeit, um mit dir ins Gespräch zu kommen. Sie sind in der Regel sehr freundlich, fragen, seit wann man schon hier ist, ob einem Kuba gefällt oder ob man gerade eine Unterkunft oder andere Dinge oder Örtlichkeiten sucht und bieten ihre Hilfe an.
Ein Jinetero hat selbst meistens gar nichts zu verkaufen oder zu vermieten, kennt sich aber in seiner Stadt gut aus und kennt jede Menge andere Leute. So weiß er u. a. auch, wo im Ort eine Casa Particular zu finden ist und führt einen dort hin. Diese Dienstleistung lässt er sich dann vom Betreiber der Casa bezahlen, der die Kosten wiederum auf die Vermietungskosten aufschlägt.

Ich suchte Blickkontakt, woraufhin er zu mir aufschloss. Auf englisch kamen wir ins Gespräch. Es war tatsächlich einer dieser Spezies, allerdings gab er vor, nicht aus finanziellen sondern vielmehr aus familiären Gründen zu handeln.
Er führte mich zur einzigen, von ursprünglich drei, im Ort verbliebenen Casa Particulares. Betreiber seien seine Tante und der Onkel. Okay, ob es tatsächlich so war, war für mich nicht zu überprüfen, glaubhaft klang es jedoch. Ich war jedenfalls froh, schnell eine wirklich tolle Unterkunft bekommen zu haben.





Nachdem ich mein Gepäck im Zimmer abgestellt, Badezeug herausgeholt und noch das Abendbrot bestellt hatte, saß ich wieder auf dem Fahrrad. Ich wollte in der Schwefelquelle baden. Das Balneario San Diego war nicht weit entfernt von der Unterkunft. Zu meiner Enttäuschung war das Kurhaus jedoch wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen. Ob es zwischenzeitlich wieder geöffnet hat, vermag ich nicht zu sagen.

Kurzentschlossen nahm ich ein super erfrischendes Bad im Rio San Diego und sah mich anschließend noch im Ort um. Auch hier, wie auch schon in San Cristobal, fielen mir wieder die wirklich zahlreichen, zumindest äußerlich so wirkenden, sanierungsbedürftigen Häuser und Gebäudekomplexe auf. Interessant war der „Supermarkt“ des Ortes, im Zentrum gelegen. Hinter einem mehrere Meter langen Tresen ein Verkaufsraum mit mehrere Meter hohen Regalen an den Wänden, vor und in denen Dinge des täglichen Bedarfs eingeräumt waren. Auffällig ein Bild mit dem Portrait des Revolutionärs Che Guevara und eine Tafel, auf der Waren und Preise mit Kreide aufgeschrieben waren.



Vor einem langgezogenen Gebäude, mit einem unbefestigten Platz angrenzend, kam ich mit einem Kubaner mittleren Alters ins Gespräch, der mir durch sein orangefarbenes Radtrikot auffiel. Als er mich sah, kam er auf mich zu und es entwickelte sich in der Folge ein interessantes Gespräch. Ich erfuhr, dass Pilo, so der Name des Mannes, Englischlehrer in der örtlichen Schule mit 20 € Monatslohn ist, in Pinar del Rio wohnt und täglich über die Carretera Central mit dem Fahrrad zu seiner Arbeitsstelle anreist. Er wollte gerade sein Fahrrad holen, welches er tagsüber in der Schulbibliothek parkte. Diese Bibliothek war hinter einer der Türen dieses Gebäudes untergebracht. Hier hatte Pilo auch sein „Büro“, bestehend aus einem in einer Ecke stehenden Schreibtisch. Ich bekam eine interessante „Führung“ durch die Einraum- Bibliothek. Auf mehreren freistehenden Regalen sind Bücher in den unterschiedlichsten Sprachen sortiert. Zur Orientierung für die Schüler dienen mit den unterschiedlichen Sprachen, (hand)-beschriftete Pappschilder. In einer Ecke, vor den Regalen, stehen zwei Schulbänke nebeneinander, darüber eine Pinnwand, an denen die Schüler arbeiten können.

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Schulbibliothek
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Pilo hält stolz das älteste Buch der Bibliothek in die Kamera

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Pilo liebt sein Fahrrad

Das gegenseitige Interesse an der Geschichte des Anderen führte uns schließlich noch auf die Terrasse der Bar des Hotels Mirador, wo wir bei mehreren Cuba Libre noch gut zwei Stunden gemeinsam verbrachten, das Beobachten eines Kolibri inclusive.

Den Tagesabschluss genoss ich schließlich auf der Terrasse der Casa Particular, wo ich ein reichhaltiges und sehr geschmackvolles Abendessen mit Suppe, Hühnchen, frischem Salat und großem Obstteller zu mir nahm.



Sehr zufrieden mit dem Verlauf des Tages sank ich nach einer Dusche ins Bett.


Schönes Osterwochenende wünscht Theo

Ab 50 ist man zu alt, um es immer Allen recht machen zu wollen!
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Geändert von bikekiller39 (25.08.19 18:25)
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#1201133 - 29.03.16 16:13 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
bikekiller39
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Tag 6, 21.02.2012, San Diego de los Banos - Vinales

Fahrzeit gesamt: 4 Stunden, 41 Minuten
Distanz: 73 Kilometer
Stundenschnitt: 17,3 Kilometer
Höhenmeter: 585

Nach einem guten Frühstück mit Rührei, Kaffee und Weißbrot und einer herzlichen Verabschiedung von den „Herbergseltern“ Julio u. Cary startete ich um kurz nach 07:00 Uhr in Richtung Vinales.



Cary hatte mir noch Adressen von Freundinnen in Vinales und Pinar del Rio aufgeschrieben, wo ich übernachten könnte.

Ich fuhr zunächst noch ein wenig in San Diego herum, um Fotos zu machen. Die Stadt erwachte so langsam.



Überwiegend Schülerinnen und Schüler in ihren Schuluniformen waren im gesamten Ort unterwegs. Mal versammelten sie sich auf Treppenstufen eines Gebäudes, mal auf einer Bank unter einem Baum oder gingen direkt zum Schulgebäude. Sie unterhielten sich und lachten oder spielten miteinander. Schließlich versammelten sich alle vor dem Schulgebäude, stellten sich in Reihen hintereinander auf und sangen miteinander, vermutlich die Nationalhymne (?). Erst danach gingen alle ins Schulgebäude. Für mich neue und interessante Einblicke in diese Kultur.



Als ich am Ortsausgang auf einer Brücke stand, um noch Foto zu machen, hielt neben mir ein Kubaner auf einem Pinarello Rennrad in typischer T-Mobile Lackierung. Ich erfuhr, dass er Ariel heißt und als Zweiradmechaniker in San Diego de los Banos arbeitete. Wir fuhren gemeinsam in Richtung CC und nach einigen Kilometern tauschten wir unsere Räder, da er Interesse hatte, mein Rad mit Gepäck zu fahren. Nach gut drei Kilometern hatte er genug und wollte wieder auf dem gewohnten Rennrad fahren. An der CC trennten sich dann unsere Wege, ich fuhr nach rechts weiter.



In Consolacion del Sur machte ich Pause und beobachtete währenddessen wieder das pulsierende Leben in dieser etwas größeren Stadt.



Gut 15 Kilometer vor Pinar del Rio verließ ich die CC und bog nach Norden in Richtung Vinales ab. Nachdem die Strecke bis hierher einen relativ flachen Verlauf hatte, begann es hügeliger zu werden. Etwa 16 Kilometer vor Erreichen meines Etappenzieles ging es teils serpentinenartig in die Berge. Nach Erreichen des „Gipfels“ war die Strecke weiter hügelig. Immer wieder wurde man von Autos, motorisierten Zweirädern und vor allem Bussen mit dem selben Ziel, das Tal von Vinales, überholt.
Eine gute Aussicht auf das Tal hat man von einer großen Terrasse aus, die an einen Parkplatz angrenzt, der auch zum Hotel „Los Jazmines“ führt. In der Mittagshitze kam ich dort an, die zahlreichen Parkplätze waren nahezu belegt. Auf der Terrasse herrschte buntes Treiben, zahlreiche Stände mit Souvenirs, Kleinigkeiten zu Essen und Getränken wurden von Touristen umlagert. Ich schob das Bike bis an den Rand des Geländers und genoss den atemberaubenden Blick in das Tal. An Ruhe war allerdings nicht zu denken, sehr viele Amerikaner, Kanadier, Japaner, Europäer und Menschen anderer Nationen tummelten sich hier auf kleinstem Raum. Positiv war allerdings, dass die meisten Mitglieder von Reisegruppen waren und nach einer gewissen Zeit wieder in die Busse stiegen und den Ort verließen.
Auch konnte ich deshalb zunächst nicht verschnaufen, weil ich immer wieder als Fotomotiv „herhalten“ musste. Zahlreiche Besucher hatten mich in den Bussen sitzend überholt, kamen jetzt mit mir ins Gespräch, waren begeistert von meiner Art des Reisens und wollten mich einfach vor der Kulisse des Tals ablichten.



Ich nahm mir gut zwei Stunden Zeit, mich auf der Terrasse und dem Hotel, Übernachtung für umgerechnet 70 € schloss es als Unterkunft aus, umzusehen und etwas zu essen und zu trinken. Ich fuhr dann weiter ins Zentrum von Vinales, wo einem bei Durchfahren der Hauptstraße in Marktschreiermanier jede Menge Unterkünfte angeboten werden. Schon von Weitem wird man von den Leuten wahrgenommen, die dann an den Fahrbahnrand treten und versuchen, einen anzuhalten oder einem Flyer von Unterkünften und Restaurants zu zeigen oder in die Hand zu drücken. Es kamen Erinnerungen an frühere Urlaube auf den Kanaren oder der Türkei auf. SO hatte ich es in keiner anderen Stadt auf Kuba mehr erlebt.
Meine Unterkunft fand ich abseits der Hauptstraße, ruhig in einer Nebenstraße gelegen, fußläufig etwa 15 Minuten zum Zentrum. Unweit davon saßen im Schatten am Straßenrand mehrere Schüler in einer Pferdekutsche und warteten auf den Kutscher.



In der Unterkunft wurde ich schon erwartet und konnte mein Fahrrad gleich im Wohnzimmer parken, mein Zimmer beziehen und duschen.
Bis zum Abendessen, es wurden Suppe, Fisch, Reis, Kartoffeln und frischer Salat serviert, waren es noch gut zwei Stunden, so dass ich mich ins Zentrum aufmachte, um die Atmosphäre in diesem sehr vom Tourismus geprägten Ort „einzuatmen“. An der Haupt- und den nah dazu gelegenen Nebenstraßen reihen sich Bars, Restaurants, Lebensmittelläden, Reise- und Ausflugsbüros, Souveniershops u. a. aneinander. Die Auswahl an Angeboten für Ausflüge ins Vinalestal ist nahezu unerschöpflich.
Ich interessierte mich mehr für die Lebensart der Kubaner. Durch Zufall entdeckte ich eine Nähfabrik, direkt an der Hauptstraße gelegen, durch deren geöffnete Vorbaurolläden man ins Innere einer Halle schauen konnte, wo auf mehreren Tischreihen Nähmaschine neben Nähmaschine stand und unter der Decke riesige Ventilatoren hingen. Es war später Nachmittag, Betrieb herrschte zu dieser Zeit hier keiner. Trotzdem konnte ich mir gut vorstellen, wie und unter welchen Umständen hier gearbeitet wird.
Mehrere Fleischer boten ihre Waren im Straßenverkauf an, rohes Fleisch und Geflügel wurden nach Bedürfnis der Kunden zerkleinert, abgewogen und in Plastiktüten verpackt. Andere verkauften leckeres Obst, frisches Gemüse, Gewürze und Kräuter auf ihren Handkarren an die Kunden.





Nach dem leckeren Essen in der Casa ließ ich den Abend in einer Bar, in der Livemusik und -tanz geboten wurde, bei ein paar Mojito ausklingen.

.....
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Geändert von Juergen (04.06.17 13:04)
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#1201145 - 29.03.16 17:07 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
Juergen
Moderator
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Das Photo von Julio u. Cary kopier ich mir und nehms mit wein
Als Wegpunkt hab ich mir die Herberge und andere schon abgespeichert.

Dein Bericht folgt meinem Tempo.
Danke!

Theo, wie siehts denn mit den CP aus? Lohnt es sich eine kleine 1-P-Hütte mitzunehmen?

"Gut 15 Kilometer vor Pinar del Rio verließ ich die CC ...." Das bring ich mit deinem Track nicht zusammen?
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
Reisen +

Geändert von Juergen (29.03.16 17:12)
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#1201183 - 29.03.16 19:17 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: Juergen]
bikekiller39
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Grüß Dich, Jürgen!

In Antwort auf: Juergen
Das Photo von Julio u. Cary kopier ich mir und nehms mit wein


Sehr gern, Jürgen, mit schönem Gruß von mir! Sie werden sich bestimmt freuen!

In Antwort auf: Juergen
Theo, wie siehts denn mit den CP aus? Lohnt es sich eine kleine 1-P-Hütte mitzunehmen?


2012 gab es keine offiziellen Campingplätze, so wie wir sie kennen. Du findest an wenigen Orten sogenannte "Campismo". Hier stehen gaaanz einfache Hütten, die oftmals aber nur von Kubanern gebucht werden können.
Ob es zwischenzeitlich für Touristen auf Kuba erlaubt ist, zu zelten, weiß ich nicht, kann es mir aber auch nicht vorstellen.
Das Forumsmitglied "Joeyy" aus Hannover war zusammen mit seinem Sohn, wohl auch 2012(?), auf Kuba mit Zelt unterwegs. Er hat hier auch einen Reisebericht geschrieben, schau mal danach oder auf seine Homepage. Da wirst Du nachlesen können, dass sie deshalb auch mal im Knast gelandet sind! Sein Vorteil war wohl, dass er die Sprache spricht und so am nächsten Tag wieder draußen war.....

Ob es sich tatsächlich lohnt, ein Zelt mitzuschleppen, mußt Du selbst entscheiden. Sollte ich irgendwann nochmal nach Kuba reisen, würde ich auch wieder kein Zelt mitnehmen. Gerade im ländlichen Bereich sind die Unterkünfte wirklich recht günstig und Du hast direkten Kontakt zu den Einheimischen.
Was Du aber auf jeden Fall dabei haben solltest, ist ein Schlafsack. Den Grund nenne ich im Verlauf der Berichterstattung grins

Ich bin sicher, dass auch andere im Forum Dir wegen der Zeltfrage noch zielführende Infos geben können.

In Antwort auf: Juergen

"Gut 15 Kilometer vor Pinar del Rio verließ ich die CC ...." Das bring ich mit deinem Track nicht zusammen?


Ja, ich habe jetzt gesehen, dass der Track da nicht richtig ist. Die Tracks habe ich ja im Nachhinein erstellt und nicht selbst aufgezeichnet.
Google hilft Dir aber weiter, die von mir beschriebene Stra0e zu finden zwinker

In Antwort auf: Juergen

Dein Bericht folgt meinem Tempo.
Danke!


Ich bemühe mich, den Bericht bis zu Deiner Abfahrt fertigzustellen schmunzel

Wie Du siehst, schreibe ich sehr ausführlich. Ich möchte aber derzeit auch nicht den Stil ändern, um schneller fertig zu werden. Ich habe mir nur Notizen gemacht, anhand derer ich jetzt den Bericht schreibe.
Mir ist natürlich klar, dass es für den Leser schöner wäre, wenn gleich der komplette Bericht veröffentlicht wird. Ich habe jetzt diesen Weg gewählt und werde immer, wenn ich einen Tag fertig habe, diesen veröffentlichen.
Die Erfahrung wird zeigen, ob ich zukünftig einen anderen Weg wähle.

Gern helfe ich bei der Planung Deiner Reise, so es meine Kenntnisse umfaßt.

Liebe Grüße von Theo
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#1286627 - 04.06.17 12:52 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
bikekiller39
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Tag 7, 22.02.2012, Vinales – Santo Tomas Höhlensystem - Vinales

Fahrzeit gesamt: 2 Stunden, 18 Minuten
Distanz: 41 Kilometer
Stundenschnitt: 17 Kilometer
Höhenmeter: 365

Draußen war es noch dunkel, als ich heute aufstand. Kurz nach 06:00 Uhr fuhr ich wieder zum Parkplatz des Hotel „Los Jazmines“, um von hier aus den Sonnenaufgang mit Blick ins Tal von Vinales zu erleben. Nebelschwaden hingen im gesamten Tal, teils konnte man nur den Rücken der Mogotes sehen. Der Himmel war leider leicht bewölkt. Dennoch war es ein Erlebnis, mit anzusehen, wie der Nebel sich verzog und die Sonne sich nach und nach den Weg ins Tal bahnte und die schimmernd rote Erde hell erleuchtete.









Nach knapp drei Stunden kehrte ich in die Casa zurück, wo der Frühstücktisch schon mit einem leckeren Omelett, Tomaten, Wurst, Käse, einem leckeren Teller mit frischem Obst, einem frisch gepreßten Orangensaft und frischem Kaffee gedeckt war.

Gut gestärkt machte ich mich nun auf den Weg, die Caverna de Santo Tomás, das mit 46 km Ausdehnung größte Höhlensystem Kubas, zu besichtigen, wobei jedoch nur ein kleiner Teil besichtigt werden kann. Die Höhle befindet sich am Rand des kleinen Dorfes El Moncada, ca. 17 km westlich des Valle de Viñales.



Die oberen drei der insgesamt sieben Etagen der Karsthöhle können in Begleitung eines Höhlenführers erkundet werden. Da keine weiteren Touristen da waren, bekam ich eine Einzelführung. Wir unterhielten uns auf englisch. Sehenswert sind insbesondere die Tropfsteinformationen. Ungewöhnlich waren für mich die hohen Temperaturen von über 25 Grad in der Höhle, wo ich eher kältere erwartet hätte.



Aufstieg zum Höhlensystem








Knapp über eine Stunde dauerte die Besichtigung der Höhle. Draußen herrschte zwischenzeitlich eine Temperatur von über 35 Grad, ich suchte mir ein schattiges Plätzchen, bevor ich weiterfuhr.




Der Rückweg führte mich durch das unglaublich schöne „ Valle de Viñales“.
Die Mogotes sehen aus wie wilde Heuhaufen, mit ihrer wild durcheinander wachsenden Vegetation, und stehen auf dieser roten Erde.
In einem Reisebericht habe ich gelesen, dass Mogotes bis zu 400 Meter hohe Erhebungen sind, die in flacher Landschaft stehen. Erhebung sei hier aber wohl das falsche Wort – eigentlich seien sie der Teil der Erde, der nicht abgesackt ist. Unter dem Viñales-Tal sei ein weitverzweigtes Netz von Höhlen und Grundwasser-Kanälen. Irgendwann seien ein paar dieser Höhlen zusammengestürzt, die Erde ist abgesackt, aber nicht komplett. Das, was nicht abgesackt ist, nennt man hier Mogotes.
Das Plateaus dieser Mogotes soll also früher das “Erdgeschoss-Level” gewesen sein.

1999 hat die UNESCO diese Region zum Weltkulturerbe erklärt. Zurecht. Nicht nur die Mogotes, sondern auch die Ranches und Campesitos sind geschützt.

Das zu den Ranches gehörende Land wird noch mit Ochsen bewirtschaftet, die Ackergeräte hinter sich herziehen und von den Farmern gelenkt werden.




Das Fahrrad stellt hier ein übliches Verkehrsmittel für den Transport von Waren dar.




Auf dem Weg zurück nach Vinales sah ich mir noch die Felsmalereien „Mural de la Prehistoria“ an, die dicht an dem Campismo „Dos Hermanas“ liegen. 2012 konnte ich als ausländischer Tourist nicht in diesem Campismo übernachten, zwischenzeitlich bestehen Buchungsmöglichkeiten über verschiedene Hotelportale.



Für den Abend hatte ich in der Casa einen leckeren Lopster bestellt, den ich zum Ausklang des Tages bei einem kühlen Bier genoss.



Nach dem Abendessen packte ich meine Sachen, wobei ich mich von etlichen Bekleidungsstücken wie Jeans und mehreren T-Shirts trennte, die das Gepäck unnötig schwer machten, die ich auf der weiteren Reise bestimmt nicht brauchen würde und über die sich die Betreiberin der Casa sehr freute.

Morgen wollte ich die Reise Richtung Pinar del Rio fortsetzen.


...
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#1286839 - 06.06.17 06:53 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
radurlauberin
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Hallo Theo,

ich lese gerade deinen Bericht und bin bei Tag 5:
Wir haben wohl in der gleichen Unterkunft übernachtet , ebenso "geleitet" von Jinteros schmunzel...in 2017 also keine Veränderung.
Nur das Vermieterpaar ist uns in nicht so guter Erinnerung geblieben.
Um so lieber denken wir aber an diesen ganz besonderen Lehrer, der voller Begeisterung für seine selbst aufgebaute Bibliothek und das Radfahren war!
Das bleibt in bester Erinnerung! !! Schön, dass ich gleiches bei dir lesen durfte...
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#1286854 - 06.06.17 08:56 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: radurlauberin]
bikekiller39
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Beiträge: 821
In Antwort auf: radurlauberin
Nur das Vermieterpaar ist uns in nicht so guter Erinnerung geblieben.

Nanu entsetzt Magst Du knapp schildern, was passiert ist?
Wie Du vielleicht dem Faden entnommen hast, hatte auch unser Klemmbrettmeister lach die Unterkunft auf dem Zettel. Aber, wie ich schon schrieb, eine andere Unterkunft in San Diego de los Banos gibt es wohl auch heute noch nicht!? Also Alternativlos, außer Unterkunft in dem ansässigen Hotel schmunzel

In Antwort auf: radurlauberin
Um so lieber denken wir aber an diesen ganz besonderen Lehrer, der voller Begeisterung für seine selbst aufgebaute Bibliothek und das Radfahren war!
Das bleibt in bester Erinnerung!!!


Oh toll, den habt Ihr auch kennengelernt? Ja, ein sehr beeindruckender Mann. Hat er Euch auch erzählt, dass er jeden Tag mit dem Rad aus Pinar del Rio anreist, wo er, zumindest 2012, wohnte?

In Antwort auf: radurlauberin
Schön, dass ich gleiches bei dir lesen durfte...


Freut mich, das hier wenigstens eine mitliest schmunzel

Nach mehrfacher Aufforderung auf dem letzten Forumstreffen, doch endlich den Bericht fortzusetzen, habe ich ja schon mal angefangen ..... grins

Liebe Grüße von Theo
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Stevens Cyclocrosser; i:sy RE14
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#1286993 - 06.06.17 20:29 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
Hansflo
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Hallo,

vielen Dank für den interessanten und lebendigen Bericht.

Mir ist es vor Jahren in Guatemala einmal ähnlich ergangen wie dir in Los Banos del San Juan. Zum Glück war ich nach einem Sprachaufenthalt noch bei meiner Gastfamilie untergebracht, die Erfahrung mit derartigen Gringo-Gebrechen hatte. Die Hausfrau versicherte mir, ich werde nicht sterben müssen. Ich war zu schwach, ihr zu widersprechen, geglaubt habe ich ihr nicht.

Darf ich noch fragen, warum du auf den Fotos dein Gesicht verpinselst?

Hans
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#1287025 - 07.06.17 05:00 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: Hansflo]
bikekiller39
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Beiträge: 821
In Antwort auf: Hansflo
Hallo, vielen Dank für den interessanten und lebendigen Bericht.


Dank für das Lob zwinker

In Antwort auf: Hansflo

Darf ich noch fragen, warum du auf den Fotos dein Gesicht verpinselst?


Möchte nicht, dass jemand meine schönen, blauen Augen bei der Suche im Internet wiederfindet zwinker

Liebe Grüße von Theo
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Stevens Cyclocrosser; i:sy RE14
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#1287026 - 07.06.17 05:05 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
Hansflo
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anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 3.849

schöne blaue Augen sind natürlich ein Argument und so weiß ich, dass ICH in Zukunft weiter unverpinselt bleiben darf.

Mein Gedanke war, dass eher die Gesichter der Begegnungen zu verpixeln wären. Eigentlich müsste man sie ja fragen, ob sie mit einer (kenntlichen) Veröffentlichung einverstanden sind. Aber vielleicht hast du das ja gemacht.

BG, Hans
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#1287683 - 11.06.17 19:15 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
radurlauberin
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Hallo Theo,

nur ganz kurz:
Es gab nur 2 Casas auf unserer Tour durch Cuba, die wir nicht wieder wählen würden.
Die in San Diego de los Banos war eine davon.

Sicher ist das Ansichtsache, jeder empfindet das anders.
Aber auch das holländische Paar, das wir in Vinales wieder trafen, hat ähnlich empfunden und sich geärgert.

Wir haben übrigens im gleichen Zimmer wie du übernachtet :-).

Und es hat weniger mit sachlichen Dingen, als eher mit der Art des Vermieterpaares zu tun.
Kurz gesagt, nirgendwo sahen wir so etwas wie Gier....hier schon.

Details kann ich gern per PN mitteilen.

Es gibt übrigens mindestens eine gute Alternative in San Diego:
In der Straße der Schul-Bibo ist eine Casa, die von verschiedenen Radreiseveranstaltern gebucht wird, wir trafen dort ein Paar, das wir unterwegs kennengelernt haben.

Übrigens :
Das Schönste, was wir aus Cuba mitgebracht haben, ist die Erinnerung an die Freundlichkeit und Lebenslust der Menschen dort!!!!

Hoffen wir, dass es noch lange so bleibt.....

Isi


PS: Wann schreibst du weiter ????

Geändert von radurlauberin (11.06.17 19:16)
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#1287874 - 12.06.17 17:24 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: radurlauberin]
bikekiller39
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Hi Isi!

In Antwort auf: radurlauberin
Es gab nur 2 Casas auf unserer Tour durch Cuba, die wir nicht wieder wählen würden. Die in San Diego de los Banos war eine davon.


Das ist ja wirklich sehr schade!


In Antwort auf: radurlauberin

Wir haben übrigens im gleichen Zimmer wie du übernachtet :-).


schmunzel

In Antwort auf: radurlauberin

Und es hat weniger mit sachlichen Dingen, als eher mit der Art des Vermieterpaares zu tun.
Kurz gesagt, nirgendwo sahen wir so etwas wie Gier....hier schon.


Hm erstaunt schockiert , leider kann ich das so nicht nachvollziehen. Sollten sich die Leute in den vergangenen fünf Jahren so geändert haben?
Ich schließe natürlich nicht aus, dass ich aufgrund meiner damaligen Unerfahrenheit bei Radreisen das so nicht empfunden habe, wenngleich ich ja auch damals nicht mehr der jüngste war und denke, schon eine gewisse Lebenserfahrung gehabt zu haben.
Hätte ich seinerzeit schlechte Erfahrungen mit den Besitzern gemacht, hätte ich das mit Sicherheit hier auch geschrieben.


In Antwort auf: radurlauberin

Es gibt übrigens mindestens eine gute Alternative in San Diego:
In der Straße der Schul-Bibo ist eine Casa, die von verschiedenen Radreiseveranstaltern gebucht wird


Okaaay, vielleicht hat sich da wirklich in den letzten fünf Jahren was getan. 2012 hat mir auch der Lehrer nur von --einer-- Casa erzählt, nämlich der, wo wir übernachteten.

In Antwort auf: radurlauberin

Übrigens :
Das Schönste, was wir aus Cuba mitgebracht haben, ist die Erinnerung an die Freundlichkeit und Lebenslust der Menschen dort!!!!


Volle Zustimmung meinerseits!

In Antwort auf: radurlauberin

Hoffen wir, dass es noch lange so bleibt.....


Ja, das hoffe ich auch, wenngleich ich denke, dass die Uhren dort mit der Öffnung der Grenzen schon anfangen, anders zu gehen!


In Antwort auf: radurlauberin
PS: Wann schreibst du weiter ????


Ich bin bemüht, zeitnah fortzusetzen! Die nächsten vier Wochen bin ich allerdings aus dienstlichen Gründen nicht zu Hause zwinker und die Zeit zum Schreiben ist knapp schmunzel

Liebe Grüße

Theo
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#1330918 - 08.04.18 21:14 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
MuTuK
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Hallo,

ist der Bericht denn zu Ende geschrieben worden? Wäre sicher super interessant...
Radeln zu Zweit in: Norwegen, Schweiz, Österreich, Italien, Istrien, Costa Rica, Chile, Argentinien,
Und nun zu Dritt in: Neuseeland, Polen, Kroatien + Kuba
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#1330921 - 08.04.18 21:34 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: MuTuK]
bikekiller39
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Hi MuTuK!

Wie Du siehst, ist es noch nicht weiter gegangen, leider traurig

Ich habe es noch auf dem Zettel schmunzel

Viel Spaß auf Cuba wünscht Theo
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#1398356 - 30.08.19 20:28 Re: Kuba 2012 - Erste Auslandsreise mit dem Rad [Re: bikekiller39]
bikekiller39
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Beiträge: 821
Hallo in die Runde!

Im Moment stecke ich leider in einem seelischen Tief. Ich suche nach Ablenkung. Gelegenheit, mich an die schönen Dinge aus der Vergangenheit zu erinnern und hier weiter zu schreiben.


Tag 8, 23.02.2012, Vinales – Pinar del Rio

Fahrzeit gesamt: 1 Stunde, 57 Minuten
Distanz: 31 Kilometer
Stundenschnitt: 16 Kilometer
Höhenmeter: 260

In der Nacht hatte ich gut geschlafen. Nach einem Frühstück auf der Terrasse des Hauses machte ich mich um kurz nach 08:00 Uhr auf den Weg nach Pinar del Rio. Der Weg führte noch ein Stück über die Hauptdurchgangsstraße von Vinales und dann weiter auf der Landstraße 241 in südliche Richtung.

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Auf der gut asphaltierten Straße kam ich an einer Schule vorbei, der ( Sport- ) Unterricht fand draußen statt.

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Auf hügeligem Terrain erreichte ich nun wieder die Carretera Central und bog nach rechts in Richtung meines heutigen Zielortes ab.

Bereits kurz vor halb elf erreichte ich die Peripherie von Pinar del Rio, die ersten Jineteros hatte ich schon an meinem Hinterrad. Zeit für einen Stopp, denn direkt Kontakt zu mir hatten sie noch nicht aufgenommen.

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Im Zentrum Pinar del Rio's suchte ich nach der Casa von „Maria“, die Adresse hatte ich, auf einen Zettel geschrieben, in meiner letzten Unterkunft erhalten.
Ein Straßenverzeichnis fehlte mir, sodass ich mich am Straßenrand nach jemandem umsah, der mir eventuell weiterhelfen konnte. Prompt hatte ich Glück. Ein älterer Herr schlenderte den Bürgersteig entlang und ließ sich von mir ansprechen. Zu meiner Überraschung sprach er perfekt Englisch und zu meinem Glück kannte er „Maria“. Danilo, so hieß der Herr, war sehr interessiert an mir und meiner Reise, sodass wir uns eine gute Viertelstunde auf dem Bürgersteig unterhielten. Jetzt erfuhr ich auch, dass er eine Professur für Englisch hat und zusammen mit seiner Familie nur einige Straßen weiter wohnte. Wir verabschiedeten uns dann.

Er hatte eine gute Beschreibung abgegeben, weshalb ich die Casa von „Maria“ auch sehr schnell fand. Zunächst vergeblich klingelte ich an der Tür des Hauses, das fast im Ortszentrum steht. Ich wartete einige Minuten, klingelte wiederholt und klopfte und tatsächlich wurde mir nun geöffnet. Eine untersetzte Frau, etwa einen Kopf kleiner als ich, mit großer Brille und braunen, gelockten Haaren öffnete die Tür, strahlte über das ganze Gesicht und bat mich herein. Sie fing sofort an, drauflos zu sprechen, ich verstand kein Wort, leider. Sie hatte mich aber erwartet! Sie gab mir zu verstehen, dass ich bereits telefonisch angekündigt worden war. Sie bat mich zusammen mit dem voll bepackten Rad in ihr Haus. Zunächst gingen wir in die Küche, wo sich noch eine jüngere Frau aufhielt, die allerdings auch nur Spanisch sprach, sehr zu meinem Bedauern. Mir wurden gleich Wasser und ein Kaffee angeboten, was ich gern annahm.
Maria führte mich im Anschluss ins Obergeschoss des Hauses, wo sie mir ein großes Zimmer, eingerichtet mit englischem Mobiliar, mit Doppelbett und angrenzendem Badezimmer zeigte. Hier durfte ich mich ausbreiten. Highlight des Zimmers war der große Balkon hinter einer zweiflügeligen Holztür, von dem aus man einen herrlichen Blick über die benachbarten Häuser hatte.

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[img][/img] [img][/img]

Noch während ich den Ausblick genoss klingelte es. Kurze Zeit später kam die junge Frau nach oben und sprach kurz mit Maria, gemeinsam gingen wir dann wieder nach unten in den Hausflur. Zu meiner großen Überraschung stand dort Danilo und sagte, dass er nachschauen wollte, ob ich gut angekommen sei. Ich freute mich riesig und im Anschluss war wenigstens über ihn auch eine Unterhaltung mit Maria und der jungen Frau möglich. So erfuhr ich, dass Maria drei erwachsene Söhne und mehrere Enkelkinder hat. Die Söhne, alle Ärzte, hatten Cuba bereits vor einigen Jahren verlassen. Zwei von ihnen lebten mit Familie in den Vereinigten Staaten von Amerika, der dritte in Mexiko.
Danilo hatte Zeit und bot mir an, mir ein wenig die Stadt zu zeigen. Bei diesem Angebot konnte ich natürlich nicht nein sagen, wollte aber vorher noch meine Sachen aufs Zimmer bringen und eine schnelle Dusche nehmen. Kein Problem, sagte er. Maria erkundigte sich noch, ob ich zu Abend bei ihr essen wollte und stellte gleich mal ihren Speiseplan vor. Natürlich sagte ich JA.

Danilo führte mich zur Tabakfabrik „Francisco Donatien“ und wartete, während ich die Fabrik besichtigte. Der Eintritt kostete 5 CUC und man kann hier die einzelnen Schritte der Zigarrenfertigung verfolgen. In der Fabrik waren zum damaligen Zeitpunkt 126 Personen beschäftigt. Zunächst werden die trockenen Tabakblätter aus den angelieferten Säcken geglättet, mit anderen Blättern gefüllt, gerollt, die Enden abgeschnitten und in eine Form gepresst. Eine Maschine überprüft im Anschluss die gepressten Zigarren hinsichtlich der Füllung und Dichte. Nach der Kontrolle werden die Zigarren in Holzkisten verpackt, worauf eine weitere Qualitätskontrolle erfolgt. Nach dem Aufkleben der Banderole der Zigarrenfabrik werden die Kisten für den Versand nach Havanna verpackt und von dort in die ganze Welt verschickt.
In einem der Fabrik gegenüberliegenden Laden konnte man dann Zigarren und alles drum herum käuflich erwerben.

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Sehenswert ist auch die aus dem Jahr 1883 stammende Kathedrale „San Rosendo“

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Abschließend lud Danilo mich noch zu einem Kaffee zu sich nach Hause ein und ich lernte auch seine Frau Raisa sowie seine Tochter Fatima und seine Enkelin Florina kennen. Insgesamt eine herzliche Begegnung, die ich nicht vergessen werde.

Danilo

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wohnt zusammen mit seiner Familie gegenüber dieses

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Museums.

Nach dem Besuch bei Danilo durchstreifte ich noch einen weiteren Teil der Innenstadt.
Auf dem Rückweg zur Casa von Maria schaute ich noch, wo sich das Busterminal befindet, da ich plante, am nächsten Tag von dort aus mit dem VIAZUL-Bus über Havanna in Richtung Cienfuegos zu fahren.

Im Haus von Maria erwartete mich ein reichhaltiges und sehr schmackhaftes Abendessen mit Hühnchen, viel Gemüse, Reis und Chips und leckerem Nachtisch.

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Tag 9, 24.02.2012, Pinar del Rio – Playa Largo

Ich hatte wenig geschlafen. Das lag insbesondere an der lauten Musik einiger Partywütiger bis weit nach Mitternacht und zum anderen an der Tatsache, dass es sich nachts nicht abgekühlt hatte ich und grundsätzlich Klimaanlage in der Nacht vermeide.

Bereits um 06:15 Uhr konnte ich frühstücken. Maria hatte Spiegeleier gebraten, frischen Orangensaft gepresst und zwei Teller mit herrlich frischem Obst hergerichtet. Dazu bekam ich frischen Kaffee und Weißbrot und Brötchen.

Nachdem ich mein Gepäck aus dem Zimmer geholt und in den Flur gebracht hatte, wo das Fahrrad stand, sah ich, wie Fürsorglich Maria auch zu meinem Zweirad gewesen war.

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Maria hatte Tränen in den Augen, als wir uns voneinander verabschiedeten, was mich ebenfalls sehr rührte. Sie wollte den Moment des Abschieds noch etwas hinauszögern und bat mich, noch einen kleinen Augenblick zu warten. Sie verschwand aus dem Haus und kam nach wenigen Minuten wieder. Sie übergab mir dann ein Päckchen mit zehn Pinar-del-Rio Zigarren und ein Päckchen Kaffee. Der Abschied fiel denn auch sehr herzlich aus, gern hätte ich noch bleiben sollen.

Bis zum Busterminal waren es nur wenige Minuten. Dort herrschte schon um acht Uhr reichlich Trubel. Über eine Rampe war der Ticketshop des VIAZUL-Busses erreichbar. Der Schalter selbst befand sich am Ende einer größeren Halle. Das Fahrrad parkte ich vor der Halle und wollte hineingehen. Was nun folgte, ist eigentlich mit Worten nicht zu beschreiben und auch heute noch, wenn ich mich wieder in die Geschehnisse versetze, präsent, als wenn es gestern gewesen sei. Bereits vorab gesagt, wendete sich die Geschichte zum Guten für mich, in meinem Tagebuch habe ich jedoch vermerkt:

„Großes, großes Glück gehabt! Eigenes Verschulden! Hätte dolle schief gehen können“

Vor der Halle wurde ich von einem englisch sprechenden Kubaner angesprochen. Nachdem er von mir erfahren hatte, dass ich nach Havanna fahren wolle, erzählte er mir, dass er draußen ein Taxi stehen habe. Der Transport meiner Person, des Gepäcks und des Fahrrades würde mich nur 10 CUC kosten, das Taxi sei sehr viel schneller in Havanna als der Bus und ich würde als einziger Gast das Taxi nutzen können.
Nicht die Ersparnis durch den avisierten günstigeren Preis sondern vielmehr die Überlegung, dass ich mutmaßlich viel früher am heutigen Tagesziel sein würde, ließ mich schließlich den Kubaner folgen.
An dem Busterminal fand, ob nur an diesem Morgen, weiß ich nicht, ein Markt statt. Viele Marktbesucher waren unterwegs, der Kubaner führte mich an den Marktständen vorbei in eine Seitenstraße hinter dem Terminal. Auf dem Weg dorthin entwickelte sich zunächst ein sehr ungutes Gefühl, ob der Typ mich nicht in einen Hinterhalt locken wollte. Als wir jedoch nach wenigen Minuten tatsächlich an einem Fahrzeug mit Fahrer standen, war für mich erstmal alles gut. Fahrzeug und Fahrer waren als Taxi nicht erkennbar, dennoch folgte ich der Aufforderung, das Gepäck in den Kofferraum des Autos zu legen. Ebenso sollte ich das Vorderrad ausbauen, da das Fahrrad ansonsten nicht in Kofferraum passte. Gesagt, getan. Gepäck und Vorderrad waren im Kofferraum verstaut, der Rest des Fahrrad nahm den Platz der hinteren Sitzbank ein. Aus meiner Sicht konnten wir losfahren. So funktionierte es aber nicht – aus Sicht des Taxifahrers. Ich fing an, ihm Fragen zu stellen, die er nur unzureichend beantwortete. Ich bekam ein immer mulmigeres Gefühl, bestärkt dadurch, dass er auf einmal damit anfing, dass wir auf weitere Gäste warten würden. Auf einmal hieß es auch, dass ich mich zu meinem Fahrrad auf die Rückbank setzen und dieses auf den Schoß nehmen sollte, da nicht nur auf dem Beifahrersitz ein weiterer Gast mitfahren sollte, sondern auch auf dem Rücksitz. Auch wurde ich aufgefordert, nunmehr 20 als der bisher vereinbarten 10 CUC zu zahlen, da ja wegen des Fahrrades auch weniger Gäste im Taxi mitfahren konnten.
In der Zeit, in der ich mit dem vermeintlichen Fahrer des Autos diskutierte, erschienen immer mehr Männer und fingen an, auf mich einzureden. Woher die kamen, habe ich dabei überhaupt gemerkt.

Zwischenzeitlich war ich an einem Punkt angelangt, wo ich eine Gefahr für mich unmittelbar bevorstehen sah. So schnell ich konnte, holte ich das Fahrrad von der Rückbank sowie Gepäck und Vorderrad aus dem Kofferraum. Ich hatte in dieser Situation verdammtes Glück, dass nicht einer der Männer nicht schon vorher sich meines Gepäcks bemächtigte und verschwand. Es gelang mir tatsächlich, mich ohne Schaden und Verluste aus der Situation zu befreien und durch die Marktbesucher zurück zum Ticketshop des VIAZUL-Busses zu gelangen, ein Ticket zu kaufen und unmittelbar vor Abfahrt des Busses am Terminal zu sein.
Pünktlich um 08:55 Uhr verließ der Bus das Terminal. Erst nach und nach wurde mir klar, was alles hätte passieren können und dass meine Reise durchaus hätte schon nach wenigen Tagen vorbei sein können.
Noch mehr Glück hatte ich, als ich während der Fahrt Richtung Havanna mitbekam, dass der Bus, in dem ich saß, weiterfuhr in Richtung Cienfuegos. Nach einem Gespräch mit dem Busfahrer war klar, dass ich in Havanna nur kurz den Bus zusammen mit den anderen Gästen verlassen und noch den restlichen Fahrpreis nachzahlen musste und dann die Reise in dem Bus fortsetzen konnte.

Nach der Provinz „Pinar del Rio“ war ich nun auf dem Weg ins südliche „Mantanzas“ an die „Bahia de Cochinos“, hierzulande besser bekannt als Schweinebucht. Dort, wo 1961 der Invasionsversuch einer von den Amerikanern unterstützten Separatistenarmee scheiterte und von den kubanischen Revolutionstruppen zurückgeschlagen wurde, liegt heute der größte Nationalpark Kubas. Die Peninsula Zapata ist ein Teil des Parks, der zum größten Teil aus sumpfigen Mangrovenwäldern besteht.

Auf dem Weg Richtung Cienfuegos wurde eine Pause an einem Rasthof mit Snackbar und Souvenirständen gemacht.

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Mit dem Fahrer hatte ich vereinbart, dass er mich an der Carreterra Central in Jagüey Grande rauslassen sollte, damit ich entlang des Sumpfgebietes nach Playa Larga weiterfahren kann. Es klappte tatsächlich problemlos, um 14:30 Uhr verließ ich den Bus.

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An der Raststätte mit Tourist-Info, bei der u. a. gutes Material zur Geschichte der Schweinebucht erhältlich war, deckte ich mich noch mit Getränken und ein paar Lebensmitteln ein, bevor ich mich auf den Weg durch das Sumpfgebiet in Richtung meines Zielortes, etwa 30 Kilometer entfernt, machte.

Mangroven säumen den Sumpf, immer wieder zeigten sich unterschiedliche Vögel am Himmel, auf der schlechten, aber asphaltierten Straße herrschte kaum Verkehr.

An einer Krokodilfarm entlang der Straße machte ich Rast, Eintritt 5 CUC, und sah mir die Vielzahl an Krokodilen der unterschiedlichen Größen an.

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So hatte ich auch die Möglichkeit, ein Minikrokodil „auf den Arm“ zu nehmen, dem zu meiner Sicherheit das Maul zugeschnürt war.

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In Playa Larga fand ich ein schönes Zimmer mit separatem Bad im „Hostal Iliana“.

Nach einer ausgedehnten Dusche erwartete mich ein reich gedeckter Tisch zum leckeren Abendessen.

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Tag 10, 25.02.2012, Playa Larga – Playa Giron

Fahrzeit gesamt: ca. 3 Stunden
Distanz: ca. 35 Kilometer

Die in der Nacht laufende Klimaanlage führte zu einem sehr guten Schlaf.

Nach einem guten Frühstück startete ich kurz nach 08:00 Uhr in Richtung Playa Giron. Der Weg führte parallel der Schweinebucht entlang. Mehrfach legte ich Stopps direkt am Wasser ein und genoss den Blick auf das türkisfarbene Meer.

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Die Straße ist gesäumt von kleinen Denkmälern aus Beton, die an Gefallene während der missglückten Invasion der Exil-Kubaner im Jahr 1961 erinnern.

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Noch vor Erreichen von Playa Giron kam mir ein Auto entgegen, das mit drei jungen Kubanern besetzt war, was ja nicht ungewöhnlich ist. Auffällig war, dass das Auto gedreht wurde und mich verfolgte.
Ich fuhr bis zur Villa Playa Giron, einer Hotelunterkunft, die besonders bei Tauchern / Schnorchlern sehr beliebt ist.

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Ich hatte zwar keine Angst, eher ein mulmiges Gefühl, welches sich aber auflösen sollte. Ich sprach einen der jungen Kubaner an, weshalb man mich verfolgte. Dieser zeigte mir sogleich eine Visitenkarte des „Hostal Iliana“, wo ich die letzte Nacht verbracht hatte. Nun war mir klar, dass die einen Tipp bekommen hatten und mir eine Unterkunft vermitteln wollten. Ich erklärte mich einverstanden.
Auf dem Weg zur Casa kam uns eine junge Frau auf einem Rad entgegen, die von den drei Autoinsassen angesprochen wurde. Die junge Frau wiederum sprach mich in einem sehr guten Englisch an und fragte, ob ich eine Unterkunft suchte, was ich bestätigte. Die drei Jungs in ihrem Auto entfernten sich wieder und ich folgte der Kubanerin dann noch einige Straßen weiter bis ich das Schild der Casa sah.

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Im Haus trafen wir auch ihren Mann, Julio, der auch ein wenig Englisch sprach.

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Wir setzten uns auf die Terrasse hinter dem Haus, Getränke wurden gereicht und wir unterhielten uns fast eine Stunde lang sehr angeregt. Ich bezog dann mein Zimmer, angrenzend ein kleines Bad. Nach der Dusche war ich ziemlich kaputt und hielt erst einmal einen Mittagsschlaf. Bevor ich zurück zur Villa Playa Giron fuhr, fragte Julio mich, ob ich zu Abend essen wolle, was ich bejahte.

Ich fuhr dann mit dem Rad und Badesachen zu dem an der Villa gelegenen Strand mit weißem Sand, der jedoch von viel Unkraut durchzogen ist. Ich genoss den gut zweistündigen Aufenthalt mit Bad im Meer.

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Ich traf im Wasser ein Pärchen aus Hannover, das in der Villa wohnte und einen Tauchurlaub machte. Gefährlich waren die Seeigel im Wasser.
Ein Spaziergang am Strand offenbarte, dass die Villa auch mal bessere Zeiten erlebt hatte. Sehr viele Bungalows auf dem Gelände standen leer und vor dem Verfall. Lediglich die Bungalows im Bereich des Eingangs waren noch bewohnt. Die Schönheit des Strandes wird auch durch einen riesigen Wellenbrecher, der ins Meer gebaut wurde, getrübt.

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Bevor ich zurück zur Casa fuhr, besuchte ich noch das „Museo de Playa Giron", in dem sich interessante Gegenstände, Wandgemälde, Bilder und Tafeln mit Erläuterungen zum Ablauf der Schlacht in der Schweinebucht finden lassen. Hier traf ich auch einen norwegischen Diplomaten, der zusammen mit seiner aus Kolumbien stammenden Frau ebenfalls Kuba bereiste.
Nach einem kurzen Gespräch fuhren die beiden mit ihrem Auto weiter.

Vor dem Museum befindet sich eine große Gedenktafel mit Namen Gefallener.

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Auch steht dort ein britisches Flugzeug, das während der Schlacht zum Einsatz kam.

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Hinter dem Haus ist weiteres Kriegsgerät aus der Schlacht zu sehen.


Ich freute mich bei der Rückkehr in die Casa Particular auf den frisch gebratenen Fisch.



Viel Spaß beim Weiterlesen wünscht

Theo
Ab 50 ist man zu alt, um es immer Allen recht machen zu wollen!
Stevens Cyclocrosser; i:sy RE14
2022: 5248 Kilometer 2023:
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