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#1406079 - 13.11.19 03:00 Fidschi - Einmal um die Hauptinsel Viti Levu
Holger (RadReisender)
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 25
Dauer:20 Tage
Zeitraum:3.10.2019 bis 22.10.2019
Entfernung:540 Kilometer
Bereiste Länder:fjFidschi

Anreise, Donnerstag 3.10.19

Da ich in Christchurch wohne, konnte ich direkt von Christchurch mit Air NewZealand nach Nadi fliegen. Es war ein angenehmer Flug (4 Stunden) und die Einreise am Flughafen verlief problemlos. Meine Drone die ich im Gepäck hatte, hatte ich bereits zuvor registriert, ansonsten kann man das auch bei der Einreise machen. Noch im Terminal kaufte ich mir eine Simkarte mit ausreichend Datenvolumen. Dann ging es raus aus dem Terminal und ich stand am Parkplatz. Es war schon 19 Uhr und dunkel, aber sehr warm.

Ich fing an mein Fahrrad aus dem Karton auszupacken und zusammen zubauen. Ein Taxifahrer schaute mir zu und quatschte mich an, das störte mich aber nicht, ich fand ihn ganz nett und wir machten ein paar Späße. Als mein Rad komplett war, dachte ich mir ich frage mal den Taxifahrer, er hieß Saki, ob er nicht meinen Fahrradkarton für mich aufbewahren kann. Dann kann ich den beim Abflug wieder verwenden. Saki lachte nur und meinte er bewahrt ihn für mich auf. Wir tauschten unsere Nummern aus und ich fuhr dann zu meiner Unterkunft die in Wailoloa Beach, ungefähr 8 km vom Flughafen entfernt lag.


Nadi, Freitag 4.10.19

Meine Unterkunft war direkt am Strand in einer Reihe von weiteren Hostels. Ich hatte mir nicht viel vorgenommen, erst mal musste ich mich an die Hitze gewöhnen. Ich machte einen kurzen Abstecher in Nadi-Stadt (ausgesprochen Nandi) und war überwältigt von dem dichten Verkehr, war wohl gerade Berufsverkehr, Autos waren Stoßstange an Stoßstange. Ich verließ die kleine Stadt schnell wieder und vebrachte lieber eine ruhigen Abend am Wailoloa Beach.






Start von Nadi, Samstag 5.10.19

Für den ersten Tag hatte ich etwas mehr als 80 km geplant, ich fuhr 7 Uhr los um die noch etwas kühleren Morgenstunden mitzunehmen. Es gibt quasi nur eine Straße die um Viti Levu, der Hauptinsel führt. Das ist die Kings/Queens Road, somit ist die Navigation sehr einfach. Allerdings verließ ich die Hauptstraße später für ein paar Tage und fand eine Nebenstraße. Der erste Abschnitt (20 km) nach Lautoka war auf einer breiten Straße, der Verkehr hielt sich in Grenzen. In Lautoka hielt ich nach etwas zum Essen ausschau und sah das es meist einfache Schnell-Imbisse gab, die von Indern betrieben wurden. In so einem Imbiss holte ich mir dann Hühnchen mit Pommes, was umgerechnet 3 Euro kostete. Gestärkt ging es weiter, bald wurde mir die Hitze zu groß, dazu kam das an dem Tag viele ihren Müll neben der Straße verbrannten und ich den Rauch vom verbrannten Plastik ständig in der Nase hatte. Das erinnerte mich an Indien, wo die Leute auch ihren Müll an der Straße verbrennen. Ich fuhr aber trotzdem weiter ohne größere Pausen zu machen, weil ich mein Tagesziel Vatia Beach erreichen wollte.






Hier wird gerade Zuckerrohr geerntet, der einen Großteil der Landwirtschaft ausmacht.

Jedesmal wenn ich an einen Einheimischen vorbei kam, wurde ich mit einem freundlichen "Bula" (Hallo) begrüßt. Als ich in einem Dorf bei einer Kirche anhielt und dachte hier kann ich auf Toilette gehen, fragten mich ein paar Einheimische was ich den suche, es stellte sich heraus das es bei der Kirche keine Toilette gab, kurzerhand lotsten sie mich zu einem Haus und ich konnte da einfach rein und die Toilette benutzen, während draußen auf mein Rad aufgepasst wurde. Als ich vom Klo kam, stand der Hausbesitzer vor mir und bot mir an das ich mich hier ausruhen kann. Doch ich wollte weiter, hatte mein Tagesziel vor Augen. Die Aktion ging mir danach noch durch den Kopf und ich versuchte mir vorzustellen in Neuseeland oder Deutschland in jemand fremdes Haus einfach mal so die Toilette zu benutzen.

Während des ersten Tages wurde mir schnell klar wie freundlich und hilfsbereit die Fidschianer sind. Bei einem weiteren kleinen Stopp bot mir wieder jemand an das ich mich bei ihm zuhause ausruhen bzw. übernachten könnte, doch ich lehnte ab. In dem Ort Ba legte ich dann doch eine längere Pause ein, denn ich fand ein kleines Cafe mit Klimaanlage. Die ständige Schwüle bin ich nicht gewohnt und war froh mich abzukühlen. Als ich schon 80 km hinter mir hatte, und es nur noch wenige Kilometer zum Vatia Beach waren, hatte ich einen Platten. Ich hielt dann neben der Straße in einer Einfahrt zu einem Grundstück an und wollte den Schlauch wechseln, doch dann kam schon einer der Bewohner und bot mir an das ich mich auf seinem Rasen ausbreiten kann.

Ich nahm das Hinterrad auseinander und fand auch das winzige Metallteil was sich durchgebohrt hat. Doch dann ließ ich das Rad stehen und setzte mich mit den Bewohnern in den Schatten und es gab Kava und Mango. Da ich von der Hitze ganz schön platt war, war ich froh als sie mir anboten das ich hier übernachten kann. Ich nahm erstmal eine kalte Dusche und legte mich hin, später am Abend saßen wir noch draußen auf der Terrasse und ich bekam als Abendbrot Hühnchen-Reiscurry gereicht, was sehr lecker war. Dann spielten wir noch ein Spiel auf einem Handy wo man englische Wörter anhand von Hinweisen erraten muss. Alle Fidschianer sprechen sehr gut Englisch. Während die Gruppe noch Kava bis spät in die Nacht trank, legte ich mich nach 3 Kava-Schalen schlafen. Das Getränk ist typisch für Fidschi und wird aus einer Wurzel gewonnen. Es schmeckt erdig/schlammig. Es hat eine entspannende Wirkung, mich hat es einfach noch mehr Müde gemacht und ging dann als erster zu Bett.


Bis nach Vunitogoloa, Sonntag, 6.10.19

Bevor ich weiterfuhr wollte ich meine Drohne ausprobieren, zuerst machte ich ein paar Fotos und Videos für meine Gastgeber von den umliegenden Häusern. Dann probierte ich sie das erste Mal auf der Straße aus, zwei meiner Gastgeber hielten ein Auge für mich auf die Straße und ich positionierte die Drohne über mich und radelte dann ein Stück bevor ich die Drohne wieder landete, es war nicht leicht das alles zu überschauen, radeln und auf den Verkehr achten musste ich ja auch (es war das erste Mal das ich mit einer Drohne unterwegs war).

Nach der langen ersten Etappe, entschied ich mich für kürzere Distanzen (max. 50 km). Es war immer noch bewölkt und drückend schwül. Ich fuhr bis zum Hostel mit dem Namen “BeeHive“, das lag kurz vor Vunitogoloa. Es lag abseits von der Straße im Hinterland, es gab einige Hügelketten die im Hintergrund herauf ragten und man hatte einen weiten Blick übers Land bis zur Küste. Der Besitzer war halb Neuseeländer, halb Fidschianer. Natürlich hatte er Bienen auf seinem Grundstück und es gab leckeren Honig. Frische Mangos gab es auch. Dazu konnte man am oder im Pool verweilen. Es war echt erholsam dort. Später am Abend fing es an zu regnen und endlich kühlte es sich um ein paar Grad ab.




The BeeHive, Montag, 7.10.19

Mir gefiel es bei meiner Unterkunft und ich blieb hier eine Nacht länger. Die Sonne lies sich mal sehen und tagsüber erkundete ich das Hinterland und besuchte die Schule, die gleich hinter der BeeHive auf einem Hügel lag. Dort traf ich einen der Lehrer und fragte ihn ob ich hier meine Drohne fliegen kann. Ich machte dann Luftaufnahmen von der Schule die ich später dem Lehrer schickte.








Abseits der Hauptstraße, Dienstag 8.10.19

Heute ich kein festes Tagesziel, ich wollte einfach versuchen die Hauptstraße zu verlassen und eine unbefestigte Nebenstraße zu nehmen. Zuerst fuhr ich von der BeeHive zur Stadt Rakiraki um dort zu frühstücken. Hier traf ich auf den Fidschianer Barry, den ich schon zwei Tage zuvor getroffen hatte. Ich hielt nämlich in seinem Dorf Togovere an um eine Pause zu machen. Wir unterhielten uns und er erinnerte mich irgendwie von seinem Aussehen und Stimme an Morgan Freemann. Da war ich irgendwie glücklich das wir uns so zufällig nochmal wiedertrafen. Er zeigte mir dann ein Restaurant wo man frühstücken kann. Ich lud ihn noch zu einer Tasse Milo ein.

Es radelte sich sehr entspannt auf dem nördlichen Teil der Hauptinsel. Es gab kaum Verkehr. Doch die Sonne versteckte sich mal wieder. Noch ruhiger wurde es als ich von der Hauptstraße abbog. Es wurde noch ländlicher und grüner. Zuerst war die Straße eben, doch dann kam ein steiler Anstieg der mich auf 400 m Höhe brachte. Ich musste absteigen und schieben, es war so warm und ich war froh als es Anfing zu nieseln. Als es bergab ging näherte ich mich wieder der Küste und dem Ort Namarai. Es war kurz vorm Dunkel werden und als ich mich dem Ort näherte fragte ich gleich ein paar Einheimische auf der Straße ob ich hier übernachten könne. Ich wurde dann in den Ort geführt und kam dort in einem Haus unter. Der Ort war noch nicht ans Stromnetz angeschlossen und es gab einen Generator der alle Haushalte mit Strom versorgte, allerdings nur am Abend.

Ich saß dann in der Küche und meine Gastgeberin Natha meinte nur “chill/relax“. Dann bekam ich Essen serviert und ich als ich gefragt wurde ob ich noch ein weiteres Spiegelei haben möchte, sagte ich natürlich ja, denn ich hatte großen Hunger. Doch ich hatte nicht bemerkt, dass sich eins der Kinder selber ein Ei braten wollte, kurzerhand wurde dem Kind das Spiegelei weggenommen und mir vorgesetzt. Das Kind schaute total entrüstet und ich meinte, ist schon okay, ich kann drauf verzichten. Aber das Kind wurde dann weggeschickt um neue Eier zu holen. Später kamen noch weitere Leute aus dem Dorf ins Haus und wollten halt alle wissen wo ich herkomme und wie ich hier durch Fidschi mit dem Rad reise. Ich war von der Dschungelpiste und dem Anstieg ganz schön geschafft und konnte dann nicht mehr so lange aufbleiben. Ich machte mich bett fertig, wir schliefen alle im Wohnzimmer auf dem Fußboden. Natha legte noch eine DVD ein und es lief ein Gangsterfilm, wo ich dann aber nach kurzer Zeit meinte das ist viel zu brutal und was ist mit den Kindern?. Sie legte dann Aladin ein und da konnte ich prima einschlafen.






Namarai, Mittwoch 9.10.19

Ich stand abfahrbereit vor dem Haus meiner Gastgeber, doch bevor ich weiterfahren wollte, packte ich meine Drohne aus und machte Videos und Fotos vom Dorf. Es war sonnig und schon sehr heiß am Morgen. Irgendwie fühlte ich mich nicht danach weiterzufahren, letzte Nacht bin ich ständig aufgewacht weil eine Mücke an meinem Ohr summte. Ich fragte ob es okay sei länger zu bleiben, dagegen hatte niemand im Dorf etwas einzuwenden. Ich schnappte mir dann meine Hängematte und ging runter zum Strand, der paradisisch in einer Bucht mit zahlreichen Palmen lag.



Die Hängematte hatte ich mir extra für diese Reise gekauft. Es war dann super bequem und ich konnte in meiner Hängematte liegend prima abschalten. Allerdings trübte der viele Müll am Strand das Paradies-Gefühl. Ich fing dann an den Müll einzusammeln und animierte auch noch zwei Kinder aus dem Dorf mir zu helfen. Da war nicht nur Plaste-Müll im Wasser, auch alte Teller und Töpfe, die zum Teil scharfkantig waren. Als ich die Kinder fragte wohin mit dem Müll zeigten sie mir zwischen den Palmen eine Kuhle wo der ganze Müll vom Dorf lag. Achja, Müllentsorgung gibt es natürlich nicht. Das wird dann einfach verbrannt und vergraben. Später kam Epi, der Bruder meiner Gastgeberin und brachte mir verschiedene Kokosnüsse zum trinken. Ich ließ dann auch jeden der wollte in meiner Hängematte probe liegen. Zu meinem Erstaunen hatten die Dorfbewohner noch nie eine Hängematte ausprobiert.






Namarai, Donnerstag 10.10.19

Der Ort und seine Bewohner gefielen mir sehr und ich entschied mich den Nationalfeiertag auch noch hier zu verbringen. Mit Epi erkundigte ich noch die Gegend und er zeigte mir das sie hier Eis produzieren können um den Fisch zu kühlen. Die meisten Leute im Dorf lebten von der Landwirtschaft und dem Fischfang, es kam das auf den Teller was geerntet wurde. Es gab nur einfache Produkte wie Kekse oder Zucker die gekauft wurden. Es war schon Luxus wenn jemand zuhause ein Glas Konfitüre hatte. Milchprodukte gab es nicht, nur importiertes Milchpulver das im Tee verrührt wurde. Ich hatte nur ein Auto gesehen, alle benutzen hier den Bus. Mit meinem Fahrrad, der Drohne und GoPro Kamera kam ich mir irgendwie viel zu wohlhabend vor.



Ich verbrachte viel Zeit mit den Kindern am Strand die heute alle am Feiertag nicht in die Schule mussten und die dann im Wasser spielten. Ein alter Kühlschrank diente ihnen als Boot.
Am Abend wurde ich zu einer Feier eingeladen, im Gemeinschaftshaus gab es ein großes Zusammenkommen. Wir saßen auf dem Fußboden und auf einer langen Decke gab es viele lokale Speisen, wie Kasava, Fisch, Kürbis, Aubergine, Kartoffeln, Schwein, Hühnchen. Gegessen wurde mit den Fingern. Zeitgleich startete eine große Kava-Runde. Wo die Männer Kava tranken. Mir wurde erklärt das es eine Rangordnung gibt, nur der Häuptling und höhere Dorfmitglieder dürfen vor der großen Schale sitzen, der Rest sitzt dahinter. Ich als Besucher durfte aber auf der gleichen Linie mit dem Häuptling sitzen. Da ich schon den dritten Tag hier war, hatte ich ein paar gute Freundschaften geschlossen und machte mit den Einheimischen viele Späße. Wahrscheinlich lag es auch am Kava das wir alle so albern wurden. Agul und ich machten zum Beispiel Pläne wie ich ihm Hängematten zuschicke und er mir dafür Mangroven nach Neuseeland (er züchtete Mangroven um das Dorf zu schützen). Wir stellten uns dann das Gesicht von den Zöllnern am Flughafen vor wenn sie die Mangroven-Setzlinge vor sich haben. Wir dachten uns dann auch irgendwelche Fantasie-Sportarten wie Unterwasser-Polo aus. Es war einfach kindisch, aber lustig.


Agul und ich


Von Namarei nach Lodoni, Freitag, 11.10.19

Während der letzten Tage hatte ich Namarai und die Bewohner fest in mein Herz eingeschlossen. Epi gab ich zum Abschied meine Hängematte und seiner Oma “Bu“, der Hausherrin, gab ich 75 FJD. Sie wollte es zuerst nicht annehmen, sie sagte wir haben nicht viel, teilen es aber gerne. Ich bestand aber darauf und sie gab mir noch ein Küsschen auf die Wange und ein “Gott segne dich“ auf dem Weg.

Eigentlich wollte ich den Fähranleger in Natovi erreichen und von dort die Fähre zur Insel Ovalau nehmen. Doch es war ein sehr heißer Tag und die Straße blieb unbefestigt und hügelig. Nach nur 15 km hatte ich 2 l Wasser getrunken. Ich kam nur sehr langsam voran. In einem Dorf hielt ich dann an und fragte nach Früchten, ich wurde dann zu einem Haus geführt wo der Besitzer rundherum zahlreiche Papaya Bäume gepflanzt hatte und es war gerade Erntezeit. Ich saß dann auf der Veranda im Schatten und aß lecker Papaya. Als ich ins Dorf kam fiel mir der breite Fluss auf, der zum Schwimmen einlud. Mein Gastgeber, der so in meinem Alter war, fragte mich dann ob wir nicht zum Fluss gehen und uns abkühlen wollen. Das war eine prima Idee. Er sprang direkt von der Brücke und ich nach etwas zögern sprang hinterher. Es war so erfrischend, ich wollte den Fluss gar nicht mehr verlassen. Ich fand es auch total schön so etwas spontan zu machen. In Deutschland oder Neuseeland ist es oft schwer für mich jemanden zu finden mit dem man spontan oder überhaupt etwas zusammen machen kann. Hier in Fidschi gab es fast jeden Tag spontane Aktionen mit Einheimischen. Komisch das so etwas zuhause nicht klappt und ich erst dafür in ein Dritte-Welt-Land reisen muss. Nach dem Bad im Fluss setzte ich mich mit meinen nassen Klamotten direkt aufs Rad und fuhr weiter, in 20 Minuten war eh alles wieder trocken.

Als ich so in der Hitze weiter radelte verwarf ich den Gedanken noch den Abstecher nach Ovalau zu machen, dann lasse ich mir lieber mehr Zeit auf der Hauptinsel. Am Abend kam ich in den Ort Lodoni, die Straße war mittlerweile wieder asphaltiert. Hier hielt ich beim Dorfladen, kaufte ein paar Kekse und kam mit den Einheimischen in Gespräch. Da ich schon wieder platt von der Hitze war, fragte ich dann eine der Frauen beim Shop ob ich hier im Ort übernachten kann. Sie ging dann ihren Bruder fragen. Ihr Bruder kam dann etwas später zum Laden und meinte ich kann hier übernachten, er hat ein leerstehendes Haus was er zur Zeit renoviert. Sein Name war Jixton und er war in meinem Alter. Er richtete dann schnell das leerstehende Haus für mich her und schleppte noch eine Matratze herbei. Das Bad war aber abgeschlossen und er konnte den Schlüssel nicht finden. Er kletterte dann durchs schmale Badfenster während ich ihn an beiden Beinen fest hielt, zuvor machte er noch einen Scherz das wenn er nicht zurückkomme ich doch sein Handy an seine Eltern übergeben soll. Aber er schaffte es die Badtür zu öffnen ohne abzustürzen. Er ließ mich dann erst mal frisch machen und kam später nochmal um mich zum Haus seiner Eltern zu nehmen. Hier gab es dann Abendbrot für mich und alle waren wieder super nett zu mir. Da waren zwei Kinder die mich die ganze Zeit anstarrten, weil sie noch nie so einen fremden mit solch blauen Augen gesehen haben. Jixton bot mir noch an Kava mit seinen Freunden zu trinken, doch ich war mal wieder zu müde und zog es lieber vor schlafen zu gehen.




Von Lodoni nach Colo-i-Suva, Samstag, 12.10.19

Mit Jixton seiner Familie aß ich noch gemeinsam Frühstück, es gab fidschianischen Donut. Sein Vater und ich hatten einen großen Teller vor uns und sein Vater sagte zur mir, ich könne nicht eher gehen bis der Teller leer ist. Natürlich schaffte ich die ganzen Donuts nicht und bekam sie dann noch für unterwegs eingepackt. Es fiel mir nicht leicht auf wiedersehen zu sagen. Auf der Straße machte ich noch Drohnenaufnahmen von deren Haus und dem Dorf. Jixton gab ich einen Schnellkurs wie man eine Drohne steuert, damit er mich filmen konnte wie ich vom Dorf aus weiterfuhr. Jixton und seine Freunde sangen noch “Isa Lei“ für mich, was ein populärer Abschiedssong ist. Ich drückte ihm noch 20 FJD in die Hand, für all die Umstände die er sich gemacht hat und da ich so viel bei seiner Familie gegessen habe.



Doch als ich weiter fuhr plagte mich plötzlich das schlechte Gewissen, vielleicht hätte ich ihm doch etwas mehr Geld geben sollen? Im Grunde fragt ja keiner danach oder erwartet es. Doch ich musste daran denken wie 8 Leute in einem winzigen Wellblechhaus lebten, das der Vater gerade krank ist und Jixton keinen Job hat. Auch ich habe keinen Job mehr (habe mein Job in Christchurch an den Nagel gehangen) doch irgendwie wollte ich den mehr geben. Nach 5 km drehte ich dann um, fuhr nochmal zurück und gab seiner Familie etwas mehr Geld. Zum Vergleich in Fidschi kostet ein Essen im Resort zwischen 20 und 30 FJD und wenn man ein Einzelzimmer haben will, zahlt man mindestens 60 FJD (in der untersten Kategorie).

Kurz nach Lodoni erreichte ich wieder die Hauptstraße Queens Road/Kings Road, welche um die ganze Insel führt. Es war nicht mehr weit nach Suva, der Hauptstadt Fidschis. Doch zuvor machte ich einen Stop im Colo-i-Suva Forest Park. Hier gibt es eine Unterkunft im Regenwald in der ich für zwei Nächte blieb.


Es gibt zahlreiche kleine Shops wie diesen neben der Straße, wo man sich mit Getränken und Snacks versorgen kann.


Colo-i-Suva Forest Park, Sonntag 13.10.19

Ich machte eine Wanderung durch den Park, hier gibt es zahlreiche kleine Wasserfälle und größere Schwimmteiche. Da ich aber schon in Neuseeland viel beeindruckende Wanderungen gemacht habe, war das eher ein Spaziergang im Grünen für mich. Obwohl der Park nicht weit von der Stadt Suva entfernt war und es Sonntag und gutes Wetter war, sah ich kaum Leute. Wahrscheinlich gingen die Leute stattdessen in die Kirche, der Großteil der Bevölkerung ist christlich.






Von Colo-i-Suva zur Coral Coast, Montag 14.10.19

Am Morgen war mir etwas flau im Magen und ich hatte keine Lust in die hektische Hauptstadt reinzufahren, also lies ich Suva aus und fuhr direkt weiter an die südliche Küste (Coral Coast) der Hauptinsel. Hier verbrachte ich den Nachmittag in einem drei Sterne Resort, allerdings gab es auch einen großen Schlafsaal wo ich dann günstig unterkam. Es waren kaum Touristen dort, ich traf gerade mal eine handvoll Backpacker dort. Man merkte das die Hauptsaison schon vorbei ist. Am Abend saß ich zusammen mit dem Matthias aus Hamburg der sein Abendessen mit mir teilte. Nach langer Zeit konnte ich mal wieder Deutsch reden und es war lustig mir unbekannte Redewendungen zu hören. Er war schon 2 Jahre nicht mehr in Deutschland und ich 3 Jahre.






Kurzer Trip zum nächsten Resort, Dienstag, 15.10.19

Heute fuhr ich einfach vom dem Uprsing Beach Resort zum Beachouse Fiji. Ich hatte noch eine halbe Woche Zeit bis zu meinem Abflug und wollte am Strand entspannen. Auf dem Weg dahin machte ich wieder in einem Dorf rast und es gab Roti-Wraps mit Aubergine und Papaya, dazu wurde mir Tee aus frischen Zitronengras gereicht. Ich unterhielt mich mit einer Bewohnerin aus dem Dorf, die mir erzählte das sie jahrelang in einem Hotel (große, bekannte Kette) arbeitete was eine Autostunde entfernt lag. Da sie immer sehr früh anfing, konnte sie den Bus nicht nehmen und fuhr jeden Tag per Anhalter zur Arbeit. Ich war erstaunt, ich fragte sie ob es für sie als Frau nicht unangenehm war, doch es gab nie Probleme. Allerdings gab sie pro Fahrt immer 5 FJD Benzingeld. Pro Woche verdiente sie 200 FJD, minus 50 FJD Fahrtgeld, blieben ihr 150 FJD (62 Euro) am Ende der Woche. Sie hatte dann von der Fahrerei genug und sucht sich jetzt einen anderen Job.
Ich fuhr ausgeruht und gestärkt weiter, als ich das Beachouse erreichte war schönes Strandwetter, doch das sollte sich am nächsten Tag ändern.
Mittwoch, Donnerstag, Freitag blieb ich im Beachouse. Es regnete fast ununterbrochen.








Vom Beachouse nach Lomowai, Samstag 19.10.19

Der Regen war vorbei, die Sonne schien und ich war motiviert die letzten 100 km nach Nadi zu radeln. Die 100 km teilte ich mir auf 2 Tage auf. Nach ca. 50 km erreichte ich auf einer Nebenstraße ein Dorf wo ich wieder die Gastfreundschaft der Bewohner ersuchte. Es war sehr idyllisch an einem Fluss gelegen und bei Einfahrt in das Dorf fiel gleich die große, weiße Kirche ins Auge. Ich durfte dann wieder auf dem Boden im Gemeinschaftsraum einer Familie schlafen. Es gab auch wieder das Angebot Kava zu trinken, doch ich war mal wieder platt von der Hitze und konnte das Angebot leider nicht annehmen.




Von Lomowai nach Nadi, Sonntag 20.10.19

Morgens wurde ich durch das Dorf geführt und erfuhr das Lomowai bekannt für sein Salz ist, welches die Bewohner aus einer Lagune schöpfen. Sie kochen dafür salziges Wasser in einem Kessel bis am Ende nur noch das Salz übrig bleibt, 100 l Salzwasser ergeben 3 kg Salz. Dann flog ich wieder die Drohne über das Dorf und machte Aufnahmen für die Bewohner. Mit meinem Guide Johnny ging ich noch im Fluss baden und anschließend nahm ich an dem Gottesdienst teil, es war ja Sonntag. Der Gottesdienst war in fidschianisch, es wurde gesungen und mehrere Leute hielten eine Ansprache, anschließend wurde noch ein Teil aus der Bibel gelesen. Achja und auch ein Klingelbeutel oder besser gesagt Klingelschale (um Spenden zu sammeln) ging herum. Zum Abschied wurde ich noch zu einem großen Mittagessen eingeladen. Was ich interessant fand, es wurde ein kleines Resumee gezogen, ich wurde gefragt wie ich hier die Zeit im Dorf empfand und wie auch in Namarai und Lodoni wurde mir gesagt ich sei nun Teil der Familie und jederzeit willkommen. Und ich war besser vorbereitet, anstatt den Gastgebern Geld zuzustecken, hatte ich Kaffee, Tee, Milo und Kava dabei, welches ich der Hausherrin überreichte.



Von Lomowai fuhr ich direkt nach Nadi, es war mal wieder sehr heiß und ich erinnere mich noch wie ich einem Shop lief und erst mal eine eisgekühlte Flasche Wasser griff und mir in den Nacken klemmte, was für eine Wohltat! Kurz vor Nadi war für mich der einzige Abschnitt wo ich es etwas unangenehm fand mit dem Verkehr auf der Straße. Doch in Nadi selbst war es wie ausgestorben, alle Läden zu und kaum Autos. An meinem Ausgangspunkt, den Wailoaloa Beach, angekommen sah ich das hier die meisten Leute waren. Es war auch gerade eine schöne Zeit den Sonnenuntergang zu sehen. Mit einem guten Gefühl beendete ich die Umrundung der Hauptinsel, durch die vielen tollen Begegnungen und das satte Grün war ich immer in guter Stimmung. Auch wenn ich kein Mensch bin der mit dieser Schwüle gut klar kommt, würde ich gerne wieder nach Fidschi zurückkehren und ein paar weitere Inseln erkunden.




Abreise 21.10. und 22.10.19

Am Montag hatte ich noch einen Ruhetag und am Dienstag morgen flog ich zurück nach Christchurch. Zuvor traf ich mich noch mit Saki, dem Taxifahrer. Er hatte tatsächlich meinen Fahrradkarton bei sich zuhause aufbewahrt. Beim Abholen wurde ich noch mit frischen Kokosnüssen und Mangos versorgt. Ich bedankte mich mit Kaffee und Milo.
Da ich ohne die ganze Campingausrüstung und Kochzeug reiste, reichten die 23 kg Freigewicht bei der Airline aus um mein Rad im Karton mit einer Fahrradtasche zu verpacken und die andere Tasche nahm ich in den Flieger. Bei der Ankunft in Christchurch war es dann wieder sehr kalt und grau und ich wünschte mir sofort ich wäre noch in Fidschi geblieben. Auch die nächsten Tage war ich in Gedanken immer noch in Fidschi und war geistig gar nicht in Neuseeland angekommen. Fidschi zu bereisen war echt ein schöner Traum, der wahr geworden ist.
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#1406119 - 13.11.19 12:09 Re: Fidschi - Einmal um die Hauptinsel Viti Levu [Re: Holger (RadReisender)]
SvenSven
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 13
Toll!
Danke für den ausführlichen Bericht!
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#1406168 - 13.11.19 20:50 Re: Fidschi - Einmal um die Hauptinsel Viti Levu [Re: Holger (RadReisender)]
jochenfranke
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 517
Hallo,

Sehr schöner Bericht, liest sich so locker wie deine Art zu Reisen.

Danke und Gruß Jochen

Geändert von jochenfranke (13.11.19 20:52)
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#1406364 - 16.11.19 02:21 Re: Fidschi - Einmal um die Hauptinsel Viti Levu [Re: Holger (RadReisender)]
Holger (RadReisender)
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 25
Danke für die netten Kommentare! Habe passend zu meinem Bericht auch ein Video zur Reise:
https://youtu.be/HPtQw7z-dVs

Das Video ist aber auf Englisch (deutsche Untertitel können optional auf Youtube aktiviert werden).
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#1406365 - 16.11.19 04:59 Re: Fidschi - Einmal um die Hauptinsel Viti Levu [Re: Holger (RadReisender)]
Biotom
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 880
Schöner Bericht und schönes Video - danke fürs Teilen!
I never go for a walk without my bike.
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