Bilder aus Speicherkarte entfleucht - eine einfache Weise, sie wieder zu erlangen

Also erst mal, wie ihr ja alle schon gemerkt habt, ist es eine Kunst und Herausforderung, die gewünschte thematische Aussage in den genehmigten Buchstabenraum der Titelzeile zu konstruieren.
Naja, vielleicht währt mein Headline-Versuch sowieso nicht lange.

Nun zur Sache:

Der Alptraum der Reiseradlerin / des Reiseradlers ist, durch Mißgeschick oder Mißgunst anderer Menschen die herrlichen Fototrophäen der mühsam durchgestandenen Radtour bei der Heimkehr verloren zu sehen, indem der Computer zuhause beim Einschieben der Bilderkarte des Fotoapparats nur ein schwarzes Loch anstatt knallbunter Urlaubsbilder anzeigt.
'Leider können Ihre Fotos z.Z. vom System nicht interpretiert werden'

Wie ihr schon ahnt, ereilte mich genau dieses Schicksal unlängst, wobei ich allerdings wie viele von euch, einen ganzen Karton Speicherkarten zusammenfotografierte mit 6000 Bildern und mehr, und nur bei einem Exemplar stellte sich mein Bilderguckprogramm quer, und das auch nur bei einem Ordner darauf.
Naja sagte ich mir, versuch erstmal die restlichen 5500 Bilder abzuheften und kümmere dich später um dieses Malheur.

Nachdem ich fachmännisch feststellte, daß pro verlorenem Bild meist noch allerhand Datenmenge vorherhanden war, doch weitere Ausleseversuche mit verschiedener Grafiksoftware sowie einem eigens besorgten gescheiten Windohs-Computer auch fehlschlugen mit der Meldung 'Dateiheader nicht lesbar', wurde es Zeit, nach einem Datenrettungsprogramm Ausschau zu halten, um die verlorenen Reisetage, immerhin 5 an der Zahl im sommerblauen Italien wieder herbei zu retten.

Eine entsprechende Suche im Radreise-Forum verlief erfolglos, so zog ich todesmutig mit einem eigens beschafften Windohs-Computer (für mein kostenloses Computersystem leider nichts Brauchbares beschaffbar) folgendes Datenrettungstool herunter:

Zero Assumption Digital Image Recovery

..und folgte den Anweisungen.
Untermalt von einem hübschen Zeichentrickfilm, das die Datenameisen beim Auffinden der verlorenen Bildpunkte zeigt, brachte dieses kostenfreie Speicherkarten-Bilderwiederherstellungstuhl innert einer halben Stunde meine Bilder wieder - die Freude war unfassbar.
Allerdings waren wenigstens 100 so stark beschädigt, d.h. am unteren Ende abgezwackt, daß ich ihnen den Gnadenstoß in den Mülleimer versetzte.
Die Abzwackung entsprach der jeweils zum Vollen fehlenden Datenmenge, denn was nicht mehr da ist, kann auch nicht mehr aus dem Datenschlund der Speicherkarte gezogen werden.
Außerdem vergab das Programm neue Dateinamen, da, wie ich bereits beim ungerettenen Auslesen feststellte, die von der Kamera vergebenen automatischen Ordnungsnamen beim großen Blackout ebenfalls verloren gingen.
Durch die Umbenennung kamen etliche Bilder aus der zeitlichen Reihenfolge, im wesentlichen ist die chronologische Folge bei der Umbenennung jedoch erhalten geblieben.
Unchronologische Dateinamen können nun in mühevoller Arbeit anhand der mitgeretteten EXIF-Daten richtig einsortiert werden.

Nach Löschung der zu stark beschädigten Bilder blieben also 400 von 500, und weil ich von vielen Motiven ohnehin mehrere Fotos mache(n muss), erreichten die meisten davon in einem Exemplar die nächsten Siebstufe, in der unbrauchbare Belichtungen und Unschärfen gelöscht werden.
Schwerpunktmässig hatte es allerdings Fotos einer Sequenz erwischt, die dadurch ziemlich auslichtete.

Was gab es da überhaupt, daß eine Speicherkarte (hier: SD-Karte) nicht mehr lesbar war?
Wir wissen es nicht so genau. Es wird wohl eine Fehlbedienung gewesen sein, entweder in der Kamera oder beim Überspielen im Kartenleser. Allerdings kann auch ein Chip auf der Karte komisch werden, der eigentlich den Überblick über die gespeicherten Beweisfotos behalten soll.
Da ich aufgrund eines Defekts der Kamera alle Bilder zeitnah durchsehe und teilweise lösche, habe ich den Inhalt der kompletten Karte (750 Fotos) mehrfach während der Fahrt kontrolliert und für gut befunden. Allerdings war die Karte auch später zum Angucken noch mehrfach in der kaputten Kamera. Erst zuhause zeigte die Kamera nur mit dieser SD-Karte schwarz, etwa 10 Bilder des betreffenden Ordners waren unter anderem Namen noch da.
Weil ich sparsam war und nur wenige Karten mitnahm, unterwegs jedoch fotografisch ausuferte, kaufte ich wöchentlich in schmierigen Läden 2GB-SD-Karten, wirklich grausiges Zeug aus Indien und Vietnam. Ausgerechnet die einzige erworbene Markenkarte aus einem Computershop klappte dann zusammen.

Der Kenner wendet nun ein: Das ist ja eine russische Software - ist das überhaupt staatlich erlaubt??
Ja - es gibt sogar einen deutschen Sprachwähler, für alle, die kein Ausländisch können.
Ich stelle das Bilderrettungsprogramm provisionsfrei und in keuscher Dankbarkeit hier hinein, auf daß es späteren Pechvögeln gute und unkomplizierte Dienste leiste.
Spionage-/Werbe- oder Schadwaren konnte ich auf dem geliehenen Wiederherstellungscomputer nach Abschluß der Arbeiten nicht feststellen.

Das Programm ist innerhalb einer größeren Datenrettungssoftware eine dauerhaft kostenfreie Teilfunktion und es rettet alle noch lesbaren Standard-Kameradateien von allerhand vielen Speicherkartenformaten.
Nicht helfen wird es den Korintenkackern, die das allerletzte Senfkorn wieder so zurückhaben haben wollen, als sei nie etwas gemahlen worden.
Außerdem den Bastelnaturen, die die merkwürdigsten und entlegendsten Dinge mit ihren mindergelungenen Fotos anstellen und sich dann wundern, wenn alles abgestürzt ist.

Aber ein 80%er Vollerfolg für lau wird dem durchschnittlichen Durchschnittsradler im mittleren Foto-Mittelmaß doch genug der Rettung sein.
Für meinem Fall besitze ich nun sowieso viel zu viele Fotos, was mich mit den zur Zeit sommershalber neu hinzutretenden Fotos wahrscheinlich bis ins Jahr 2011 zur Aufarbeitung beschäftigen wird

Na, und nach dieser gewohnt unübersichtlichen Vortragswalze hier nun die Frage der Fragen:
WAS waren das denn nun für Fotis, die die Karte gefressen hat?

Hier eine Auswahl:


Köpfe


Füsse


Jesus liebt dich


3 Jungs


Frühere Zeiten


Schnell informiert


Hund vor Bar (Attenti al cane!)


Wohin denn nun?


Italien, wie es eigentlich sein soll


Die Bildtitel wurden trendgerecht im Radreise & Fernradler Forums-Stil gestaltet (bis auf das Letzte).

Hi,

bei mir war eine Datenrettungssoftware beim Kauf der Speicherkarte dabei...

Bei den Fotos hat sich wenigstens die Rettungsaktion gelohnt.

Gruß
Thomas

Hallo Barfußschlumpf,

schöne Bilder!



Möglicherweise ist die deutlich von mir hervorgehobene Tat der Fehler im System. Durch das Löschen erzeugst Du "Lücken" im Dateisystem. Diese Lücken werden mit den nächsten Fotos gefüllt. Ist ein neues Foto etwas kleiner als die jeweils nächste freie Lücke, verbleibt eine kleine Lücke. Ist ein neues Foto aber größer als die jeweils nächste Lücke, wird erst diese Lücke gefüllt und dann die nächste. Das Foto wird also auf der Speicherkarte verteilt. Solange alles gut geht, geht das gut. Aber treten Probleme auf, können Rettungsprogramme nur selten die Bilderstückchen finden und richtig zusammensetzen.

Ich empfehle daher, die Karte vor dem ersten Foto zu formatieren und anschließend keine Bilder zu löschen. Dies ist bei den Speicherpreisen heute wirklich nicht nötig.

Paranoide Zeitgenossen kaufen die ganz großen Spiegelreflexkameras von Canon. Die habe zwei Speicherkartenplätze und speichern jedes Bild auf jede Speicherkarte ab. Geht eine kaputt, ist die andere noch da.

Gruß
Andreas

Hier muss ich dem AndreasR mal voll und ganz Recht geben. Fragmentierte Daten, und das sind auch Bilder, sind nur selten wiederherstellbar. Eine nicht ganz koschere Festplatte hat mit mal ähnlichen Ärger eingebracht, nur sind meine Bilder ja noch physisch vorhanden. Eine Überlegung wert ist es, die Speicherkarten wie richtiges Filmmaterial nur einmal zu belichten und gleich zum Archivieren der Originale zu verwenden.

Falk, SchwLAbt

Naja, die Bilder waren ja eben großteils doch wiederherstellbar, und weil wir keine Korintenkacker sind, geben wir eben die Nichtwiederherstellbaren verloren, da wir sowieso viel zu viele davon durchs Leben schleppen.
Aber Andreas hat es genau rausgefunden: durch das teilweise Löschen von nichtgelungenen Belichtungen fragmentiert das Dateisystem und daher waren etliche Bilder an Land gerettet, aber um die Fragmentierungsverluste abgehackt.
Hält mich aber auch künftig nicht davon ab, unterwegs auszusortieren, wenn sehr viel zusammenkommt.
Die Karte sollte ja eigentlich auch mit fragmentierten Daten auslesbar sein.
Vor größeren Einsätzen formatiere ich.
Die Karte mit beschädigtem Dasteiystem wird in mein Album eingeklebt, werde sie auch formatiert wohl nicht mehr nutzen, zumal ein neues bei dm grade mal noch 5 EUR kostet.
Habe jedoch nun viel zu viele SD-Karten

In ganz hartnäckigen Fällen hilft:

http://www.oo-software.com/home/de/products/oodiskrecovery/index.html

Gibts aber auch nur für das Betriebssystem von William Henry Gates III.

Bernd