Radreise & Fernradler Forum
Radreise & Fernradler Forum
Wer ist online?
0 Mitglieder (), 441 Gäste und 803 Suchmaschinen sind im Forum unterwegs.
Details
Erweitert
Rund ums Forum
Regeln
Die Regeln für dieses Forum
Nutzungsbedingungen
Vereinbarungen für die Benutzung
Das Team
Wer steht hinter dem Forum?
Verifizierung
Offenlegung deiner Identität
Beteiligte Homepages
Radreise-Seiten, die das Forum eingebunden haben
Mach mit!
Dieses Forum für deine Homepage
RSS Feeds RSS
Eine Übersicht öffentlicher RSS Feeds
Plauderecke
Zum Unterhalten und Plauschen
Die Geschichte
Die Geschichte des Forums
Spende
Unterstütze das Forum
Radreise-Wiki
Partnerseiten
Statistik
29258 Mitglieder
97699 Themen
1534108 Beiträge

In den letzten 12 Monaten waren 2216 Mitglieder aktiv. Die bislang meiste Aktivität war am 02.02.24 17:09 mit 5102 Besuchern gleichzeitig.
mehr...
Vielschreiber (30 Tage)
Keine Ahnung 93
Juergen 74
panta-rhei 56
Falk 55
iassu 51
Themenoptionen
#792404 - 21.01.12 21:56 Ungarn & Slowakei 2010
Radreisender
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 794
Unterwegs in Guatemala

Dauer:14 Tage
Zeitraum:11.9.2010 bis 24.9.2010
Entfernung:1000 Kilometer
Bereiste Länder:atÖsterreich
skSlowakei (Slowakische Republik)
huUngarn

Dieser Reisebericht ist der Versuch einer Erzählung von meiner Radfahrt von Wien nach Budapest und von da dann weiter über die Hügel Nordungarns in die Berge der Slowakei.


Mit dem Zug von Nürnberg nach Wien bin ich kurz vor 9 Uhr am Westbahnhof. Mariahilfer Straße, Ringstraße, Prater – an der Donau ist man schnell.

Doch ein kurzer Halt an der Mariahilfer Straße muss sein. Hier endete im vergangenen Jahr meine geplante Donauradtour von Passau über Wien nach Budapest. Es war keine gute Idee von mir gewesen, das Rad im öffentlich zugänglichen Treppenhaus einer Pension (abgeschlossen) abzustellen. Es geschah am hellichten Tag zwinker

Dennoch war es ein schöner Urlaub gewesen. Mit viel Natur, Kultur, interessanten Menschen und Städten auf dem Weg. Eine Radtour von Passau nach Wien entlang der Donau kann ich - immer noch - wärmstens weiterempfehlen. Nur das nächste Mal kommt in einer großen großen Stadt mein Rad mit auf's Zimmer. Und eine gute alte Hausratsversicherung ist was Feines schmunzel



Wie bereits geschrieben, an der Donau ist man schnell und ich freute mich schon auf den Nationalpark Donau-Auen. Auf das Pfeifen des Eisvogels und riesige Biberburgen im Auwald. Gemütlich geht’s entlang am Hubertusdamm. Es wimmelt hier von unzähligen Libellen, die lautstark gegen meine Packtaschen und Brillengläser krachen. Da kneif ich vorsichtshalber mal die Augen etwas enger zusammen.

Das schöne am Donauradweg: man kann es sich aussuchen, ob und wann man alleine fahren möchte oder lieber temporäre Begleitung zu einem Schwatz sucht. Die meisten, die ich treffe, wollen heute weiter nach Bratislava.



Mit Bharan im "Ufo" der futuristisch anmutenten Neuen Brücke in Bratislava mit Blick auf die Burg.

Eine weitere Rückblende. Das Jahr zuvor habe ich mir doch meinen Urlaub nicht vermiesen lassen wollen, nur weil einer mein Rad geklaut hat. So fuhr ich mit dem Zug für einige Tage nach Bratislava und schaute mir mit Bharan, einem australischen Studenten auf Europareise, die schöne übersichtliche Altstadt an und besuchte die sehenswerte Burgruine Devin. Hier am Zusammenfluss von Donau und March verlief bis 1989 der Eiserne Vorhang. Das ist aber kein Thema als ich mit Anastasija aus St. Petersburg und Hanna aus Bratislava hier ein, zwei oder drei :pivo: ähm bier trinke.

Das waren die Tage als der chinesische Präsident diesem kleinen Land seine Aufwartung machte. Klar, dass da die Slowaken ganz aus dem Häusschen waren. Ich wollte den auch mal sehen, den Präsident. Ich wohnte ja nahe dem Grassalkovich-Palais, dem Sitz des Staatspräsidenten. „Dankenswerter“ Weise schlugen die Chinesen mit langen Lattenstücken die Transparente der Demonstranten nieder, damit sie ihr El Presidente nicht sehen musste – und so bekomme ich ihn auch mal kurz zu sehen.

Allerdings war ich mir nicht so sicher, auf wessen Seite die slowakische Polizei in diesem Moment gewesen ist. Was man halt so denkt, beim Anblick einer unfreundlich auftretenden Staatsmacht, deren Vertreter in martialisch aussehenden Kampfanzügen auch gut als Gegner von Arnold Schwarzenegger in Running Man hätten mitspielen können und angesichts der Scharfschützen auf den Dächern, denen ich aber – freundlich wie ich nun mal bin – zugewunken habe. Rückblende Aus. Schön war es in Bratislava. Aber da war ich jetzt schon...

... deshalb verlasse ich vorerst die Donau und fahre von Deutsch-Altenburg zum Neusiedler See, dem westlichsten Steppensee Europas.



Den See bekomme ich zuerst gar nicht zu sehen, denn rund die Hälfte seiner Fläche sind reine Schilfbestände. Bei Podersdorf komme ich an den See. Aber die versprochenen 2000 Sonnen-Stunden gelten nicht für heute. Denn für heute ist starker Wind bestellt. Und so bleibt meine Badehose im Gepäck.

Auf dem dortigen riesigen Campingplatz möchte ich auch nicht mein Zelt aufschlagen. Die Betreiber selbst warnen vor häufigen Raddiebstahl und über den ganzen Platz verteilt dröhnen die Musikanlagen. Da fahre ich lieber weiter. Besuche noch ein kleines Straßenfest und folge dem Lacken-Radweg.

Am Oberen Stinkersee kann ich Säbelschnäbler und …



Wollschweine, eine alte Haustierrasse beobachten. Richtige Charakterköpfe wie ich meine zwinker

Im ansonsten sonnenverwöhnten Illmitz, dem mit 117 m Seehöhe tiefstgelegenen Ort Österreichs, nehme ich mir im Pannonia-Hof der Familie Weinhandl ein Zimmer. Und probiere – Nomen est omen – den dortigen wein und nasche von süßen Weintrauben.

Beim Frühstück sitze ich zusammen mit den Stammgästen. Die Marmelade, die auf dem Frühstückstisch steht, haben sie selbst hier im vergangenen Jahr gemacht. Bei den Gesprächen dreht sich alles um die Vogelbeobachtung, das Haus selbst ist voller schöner Vogelaufnahmen. „Haben Sie auch den Schwarm Bienenfresser gehört, der übers Haus geflogen ist?“
Da schlägt das Ornithologen-Herz höher verliebt
Dass Freunde von mir zeitgleich im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel Vögel für wissenschaftliche Zwecke gefangen haben, erfuhr ich leider erst nach meiner Rückkehr. Gerne wäre ich länger geblieben.



Die Puszta bei der Langen Lacke

Weiter gehts zu den Salzlacken und den Puszta-Resten im Seewinkel. Bei Andau überquere ich die ungarische Grenze. Gleich im ersten Dorf erhebt sich eine alte Frau von ihrer Bank und erzählt mir lange was auf ungarisch. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass sie mich im Namen ihres Landes willkommen heißen wollte. Jó napot kivánok!, sag ich. Mehr kann ich nicht.

Vielleicht aber wollte sie mich nur vor den kommenden Schlaglöchern dieser Straße und vor der Langeweile einer Fahrt durch eine abgeerntete, intensiv landwirtschaftlich genutzte Kleine Ungarische Tiefebene warnen, durch die ich jetzt fahre.

Aber vielleicht tu ich dieser Landschaft auch unrecht. Bloß weil hier keine Sonne scheint und dafür der Wind weht, natürlich von vorn; und weil die Sonnenblumen schwarz sind und die Köpfe hängen lassen. Ja, ich denke diese Landschaft kann auch anders sein. Doch ich empfinde sie an diesem Tag als langweilig. Punkt.

Ich finde, dazu passt das Lied vom traurigen Sonntag - auf ungarisch zwinker

In Mosonmagyaróvár folge ich einem Hinweisschild für Radfahrer nach Györ.

Die barocke Altstadt von Györ wollte ich mir nur kurz anschauen. Doch da sie gerade dabei waren eine Bühne für ein Konzert aufzubauen und der erste Radfahrer, den ich ansprach, ein deutscher Reiseradler war, beschliesse ich hier eine Nacht zu verbingen und nehme ein Zimmer im City Camping :sör: ähm bier


Lángos - eine herrliche vitaminreiche und fettarme Zischenmahlzeit für den Radreisenden - wie auch die Milchschnitte zwinker

Am nächsten Morgen verlasse ich Györ, dem ausgeschilderten Donauradweg folgend. Schnell wechsel ich dann auf ruhige Landstraßen.


Die Donau bei Komárom und Komárno

Mein erstes Etappenziel ist Komárom mit seiner Festung Monostor, die ich besichtige. Ich fahre über die "Brücke der Freundschaft" nach Komárno auf der slowakischen Seite der Donau. Diese beiden Städte sind seit dem 1. Weltkrieg getrennt, die Ungarn stellen aber auch hier die Bevölkerungsmehrheit.



Entlang der Donau geht es auf der slowakischen Seite weiter.



Am Donauufer sammeln Männer Treibholz als Brennholz. Vor Esztergom wechsel ich auf die Landstraße.



Die Basilika von Esztergom ist Hauptsitz der katholischen Kirche in Ungarn. Daneben der alte Königspalast.



Meine Suppe

"Wenn du in Esztergom bist, musst du unbedingt die Lieblingsspeise des Chefs bestellen", meinte Fritz. Wie das Bild beweist, habe ich das auch gemacht.

Zitat Speisekarte: "egzotische Gemüsesuppe mit Huhn, Lime, Kokusmilch und Chili"

Eine Rennradtruppe aus meiner Region ist vor mir vom Hesselberg aus in die ungarische Partnerregion Edelény gefahren. An ihrer Route kann ich mich ein wenig orientieren und von deren Tipps kann ich jetzt profitieren. Leider hatten sie richtig Pech mit dem Wetter. Die Mittelgebirge waren bei diesem Regenwetter nicht sicher zu befahren und am Ziel angekommen, krempelten sie ihre Ärmel hoch und packten beim Hochwasserschutz mit an. Mein Wetter ist nicht besonders gut. Aber soo schlecht ist es nicht. Wenigstens regnet es nicht.

Ich bin jetzt am Donauknie. Die Landschaft wird schöner. In Visegrád, der alten Königsstadt, übernachte ich.



Was vom alten Königspalast noch übrig ist, besichtige ich am nächsten Morgen in Visegrád. Zur alten Burg hoch, der Aussicht wegen, verzichte ich bei diesem Wetter ohne Fernsicht.

Kurz nach Visegrád verlasse ich die Hauptstrasse und nehme bei Kisoroszi eine Fähre zur Insel Szentendrei, die links und rechts von der Donau in die Arme genommen wird. Hier kann ich wieder ohne Verkehr radeln. Die Insel habe ich fast für mich alleine.



Von weitem sehe ich schon auf einer Viehweide berittene Hirten oder meinetwegen ungarische Cowboys, mit langen Peitschen und einer Zigarette in der Gosch.



Auf dieser Weide steht alles rum, was man sich vorstellen kann: Pferde, Rindviecher, das Ungarische Graurind und Wasserbüffel.

Eben einer dieser Wasserbüffel scheint das Weite gesucht und gefunden zu haben. Aus dem Auwaldstreifen höre ich die Peitsche knallen und Büffel wie Reiter brechen durch das Unterholz. Endlich gelingt es ihnen, den Wasserbüffel wieder auf die Weide zu treiben.



Von wegen hier ist nix los zwinker

Bei der nächsten Brücke fahre ich zurück ans rechte Donauufer und entlang der Hauptstraße (Nr. 11) und teilweise auf Radwegen in den Ort Szentendre. Ein wirklich sehenswerter Ort, das sich auch an den zahlreichen Touristen bemerkbar macht.

Kurz danach treffe ich Sascha, einen deutschen Reiseradler, der sich auf dem Weg nach Istanbul befindet. Zusammen fahren wir nach Budapest. Zuerst Radwegen folgend verfahren wir uns etwas und radeln so inmitten des schönsten Verkehrs immer der Donau entlang in das Zentrum von Budapest. Erleichtert atme ich durch, als wir endlich angekommen sind zwinker

Sascha trifft sich hier mit einer Studentin, bei der er übernachten möchte. Die beiden kennen sich bereits. Mir hilft sie freundlichweise bei der Zimmersuche. Denn mein ungarisch ist nicht nennenswert besser geworden. Da keiner ans Telefon gehen möchte und sie eh findet, dass die Zimmer total überteuert sind, werde ich ebenfalls zu ihr nach Hause eingeladen.

Doch Budapest ist groß und genau genommen wohnt sie da auch gar nicht, sondern hier. Ca. 17 Kilometer ausserhalb, besser gesagt oberhalb. Denn es geht jetzt so richtig und lang den Berg hoch. Irgendwann endet die Straße und wir sind immer noch von Hügeln umgeben. Herrlich.



Es ist gerade Pilzzeit - Körbeweise stehen Pilze in der Küche - und diese Parasolpilze werden unser Abendessen. Dabei lernen wir auch noch den Rest der Familie kennen. Es wird Deutsch und Englisch gesprochen. Ungarisch auch, aber das verstehe ich ja nicht.





Am nächsten Tag fahre ich mit Bus und Straßenbahn nach Budapest zum Sightseeing. Die Fischerbastei gehört mir am frühen Morgen ganz allein. Nachmittags treffe ich mich mit Martinbp, von dem ich wertvolle Tipps für meine weitere Fahrt durch Ungarn bekomme.



Über diese Schuhe wäre ich beinahe gestolpert...



... an deren Ende ist dann tatsächlich einer barfuß schmunzel



Die Große Markthalle aus dem Jahr 1897 - eine Kathedrale des Konsums aus Stahl







Das prachtvolle Kunstgewerbemuseum - eine Perle des ungarischen Jugendstils





Heldenplatz

Am nächsten Morgen sattel ich meinen Drahtesel, sage meinen netten Gastgebern leb wohl und rolle von Nagykovácsi hinunter nach Budapest. Zeitgleich mit mir ist auch der Regen aufgewacht und begleitet mich ein Stück. Auf ruhigen Straßen und Radwegen gehts an die Donau.

Zurück zum Donauknie und über die mir schon bekannte Brücke gehts wieder auf die Szentendre-Insel und von dieser mit einer Autofähre hinüber in das barocke Vác. Ich fahre durch die Hügellandschaft des Cserhát. Die Orte, durch die ich komme, heißen Rád, Penc, Asca. Im letztgenannten Ort ist der Campingplatz schon geschlossen, die Saison vorbei. Heute wäre es mir egal und ich würde einfach so mein Zelt aufstellen. Damals war ich noch nicht soweit.

In der Abenddämmerung frage ich in Galgaguta nach einer Herberge. Die Stammgäste einer Kneipe, allesamt dem Alkohol zugetan und den Alkohol gewohnt, geben mir heiße Tipps bei welcher Frau im Ort ich am besten nach einem Zimmer und "mehr" fragen solle. Während sie dreckig lachen, wunder ich mich, warum ich plötzlich so einwandfrei ungarisch versteh zwinker

Ich folge dann lieber der nüchternen Empfehlung der Wirtin und nehme einen weitern Hügel und danach ein Zimmer in Nógrádsáp.

In diesem kleinen Ort gibt es ein ebenso kleines wie altmodisches Postamt. Es dauert ewig bis ich meine Postkarten losschicken kann. Die Dame nimmt gewissenhaft ihre Pflichten wahr. Viel anders mag es zu Zeiten von Ludwig Thoma und der k u. k Doppelmonarchie auch nicht gewesen sein. Ich nehme mir gerne die Zeit und genieße diese Langsamkeit.

Wieder zurück über den Hügel sehe ich der Langsamkeit zweiter Teil.




Während die Dampflokomotive bei mir fast zum Alltag gehört, finden hier gerade Dreharbeiten statt...

...für den Film The Door mit Martina Gedeck.

Die weitere Route: Magyarnándor, Herencsény, Pásztó.

In dieser Region, ganz in der Nähe, haben sich ein wenig später die Spannungen zwischen den getrennt voneinander und doch zusammenlebenden "Ungarn und Zigeuner" gewaltsam entladen. Diese Spannungen sind schon bei der Durchfahrt wahrzunehmen. Dieses war zumindest mein Eindruck (Spiegel-Artikel vom 29.04.11).

Ich habe Pech mit dem Wetter. Es regnet und es wird kühl. So suche ich immer mal ein Lokal oder ein Lebensmittelgeschäft auf. Heute will ich über das Matrá-Gebirge. Dieses mit Buchenwäldern bedeckte Mittelgebirge hat mit dem 1014 m hohen Kékes, den höchsten Berg Ungarns. Die Landschaft ist schön, doch dem Wetter wegen habe ich keine Fotos gemacht. Die Fernsicht war bescheiden.

Bei der Abfahrt ziehe ich Handschuhe an und um überhaupt gesehen zu werden eine Sicherheitsweste über. Als ich ein Schlagloch voll erwische, verschafft sich mein Hinterrad Gehör. Es wird mir etwas später noch Probleme bereiten. Doch nicht heute.

In Sirok nehme ich mir ein Zimmer.



Szoba Kiadó heißt Zimmer frei

Zwischen Sirok und Eger ist es ein ständiges Auf und Ab. Die Puszta ist was anderes und mir geht manchmal die Puste aus. In der schönen Stadt Eger ist gerade ein Fest und so halte ich mich länger auf.



Die Basilika von Eger. Als ich ankomme wird hier ein Orgelkonzert gegeben.



Das Minarett von Eger erinnert an eine andere, eine osmanische Zeit.

Eigentlich hatte ich vor durchs Bükkgebirge nach Lillafüred zu fahren. Mein Reiseführer empfiehlt die schmale Straße von Szilvásvárad nach Lillafüred (36km), die sich in schier endlosen Windungen mitten durch den Nationalpark Bükkgebirge schlängelt. Nachdem sie für den Kfz-Verkehr gesperrt wurde, soll sie zu den reizvollsten Strecken des Landes zählen.

Schließlich fahre ich doch nur am Rande des Nationalparks entlang. Doch schon dieser - leider von mir unfotografierte traurig - Anblick ist vielversprechend. Ich durchfahre Szilvásvárad, das für seine Lipizzaner-Zucht bekannt ist.



Fahre bei Uppony an einem Stausee vorbei. Hier kommen einem eher Pferde als ein Auto entgegen, hat man den Eindruck.



Mein Ziel heute ist der Nationalpark Aggtelek mit seinem Karst und einer gewaltigen Tropfsteinhöhle.



Hier scheint die Zeit still zu sehen.





Trostlos hingegen empfinde ich die ungarischen Dörfer. Die schauen irgendwie alle gleich aus. Da reicht ein Foto.



Obwohl so manches Haus auch seinen Charme hat.





In Aggtelek angekommen, finde ich eine günstige Unterkunft. Meine Vermieterin erinnert mich irgendwie an meine Oma - und sie behandelt mich auch so. Sofort steht Selbstgebackenes auf dem Tisch und ein Glas eingemachter Birnen. Der Vorratsraum ist prall gefüllt. Das alte Mobiliar und die Heiligenbilder an der Wand erinnern mich, ... aber das sagte ich ja bereits.



Es ist erst die zweite Übernachtung in Ungarn bei der ich mich nicht auf Deutsch verständigen kann - aber das ist sowas von egal. Meine Vermieterin hat mich schon als neuen Enkel auf Zeit adoptiert. Wir verstehen uns prima.

Zum Frühstück holt sie ein Einmachglas aus ihrem gut gefüllten Vorratsraum. Darin sind Tomaten, Paprika, Zwiebel und das alles kommt mit zwei eingeschlagenen Eiern in eine Pfanne. Damit ich das auch weiß, zeigt sie mir vorher die einzelnen Zutaten. Lecker!

Sie lässt es sich natürlich nicht nehmen und zeigt mit den Weg zur Tropfsteinhöhle.



Diese Höhle ist UNESCO-Weltkulturerbe (Baradla-Domica-Tropfsteinhöhlensystem) und hat eine unterirdische Ausdehnung von 25 Kilometern. Es gibt verschiedene Eingänge, einer ist auf slowakischen Staatsgebiet. Auf slowakischer Seite könnte man ein Stück mit dem Boot befahren. Ich nehme den Eingang in Aggtelek (das A wird übrigens als O gesprochen).





Fast eine private Führung von Ildiko durch die Baradla-Höhle

Die Höhle ist riesig und bietet Platz für einen Konzertsaal und eine Lichtschau. Ich darf mir die Höhle zweimal ansehen. Zuerst tue ich mir die ungarische Führung an. Verstehe kein Wort. Danach habe ich Glück. Ildiko, eine charmant deutsch sprechende Mitarbeiterin fängt mich ab und bringt mich zu einem älteren Deutschen, der heute seine letzte Führung hält. Die Teilnehmer sind schon etwas älter. Und ganz ehrlich. Haben wir nicht alle diese ewig gleichen perfekten Lightshows mit dem Enya-Sound satt? Hier steht ein Kassettenrekorder und es spielt auf....altes deutsches Liedgut. Ein Volkslied. Ein Marsch. Das war ein Spaß zwinker



Stalaktit, Stalagmit und Stalagnat?

Ich habe mir die verschiedenen Tropfsteine nie merken können. Beim Stalagmit kann man als einfache Eselsbrücke an die Miete denken. Die steigt.

Meinen zweiten Esel, den Stalaktit betreffend, habe ich in Rücksprache mit der Forumsfrauenbeauftragten vergessen zwinker

Beim Stalagnat wächst zusammen was meinetwegen zusammen gehört.



Der Tiger

Weitere Impressionen aus der Baradla-Höhle:





Vielleicht passt Enya doch besser zu dieser Kulisse als ein deutscher Marsch. Aber geschenkt. Ich hab mal wieder Glück gehabt, viel gelernt und kehre mit vielen Eindrücken nach Aggtelek zurück, wo schon eine sehr nette ältere Dame auf mich in der Ortsmitte wartet. Nach einer herzlichen Verabschiedung mache ich mich nun auf in die Slowakei...



Diese Geschichte, der Reise 2. Teil, wird in einem anderen Reisebericht weiter erzählt werden. Aber dazu brauch ich noch ein wenig Zeit. Der Link dahin wird demnächst hier gesetzt. Dann hab ich wieder Platz für weitere Bilder und kann weiter meinen Text fortschreiben und verändern.

Aber zu Ungarn sag ich hier Viszontlátásra!

Hier geht`s weiter in die Slowakei schmunzel

Geändert von Radreisender (28.02.12 19:06)
Nach oben   Versenden Drucken
#792775 - 22.01.12 18:05 Re: Ungarn & Slowakei 2010 [Re: Radreisender]
martinbp
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.110
Hallo, Thomas,

du hast gut getan, von Jánossomorja über Mosonmagyaróvár nach Győr zu fahren, auch wenn da km-mäßig ein Umweg ist.
Ich hatte mal versucht, durch das Gebiet der Hanság zu fahren und habe x km auf kaum befestigten Wegen verbracht, ohne jegliche Orientierung. Da gerade der Himmel bewölkt war, wusste ich nicht einmal die Himmelsrichtung mehr, bin dann aber irgendwann auf der Europastraße angekommen und bin dann ein Stück auf der Hauptstraße Sopron-Győr geradelt.

Das Lied, das du verlinkt hast, wurde von Rezső Seres gemacht, nachdem es veröffentlicht wurde, haben, sich in Ungarn etliche Leute aus Depressionen das Leben genommen schockiert

Du schreibst, von Komárno aus bist du auf der slowakischen Seite gefahren, aber die ist doch bis Sturovo (gegenüber von Esztergom) topfeben. Als ich im Sommer 2011 Komarno-Sturovo gefahren bin, habe ich nur die Landstraße benutzt und war angenehm überrascht ob des geringen Verkehrs.

Der Radweg ist auf der ungarischen Seite minimal hügelig, allerdings fährt man dort am Rande des Gerecse-Gebirges entlang.

Warte schon gespannt auf die Fortsetzung, zumal die mittlere, also bergige Slowakei für mich in diesem Sommer auf der Route liegen soll.

VG aus Budapest
Martin
Nach oben   Versenden Drucken
#792793 - 22.01.12 18:49 Re: Ungarn & Slowakei 2010 [Re: martinbp]
Radreisender
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 794
Unterwegs in Guatemala

Hallo Martin!

In Antwort auf: martinbp

Du schreibst, von Komárno aus bist du auf der slowakischen Seite gefahren, aber die ist doch bis Sturovo (gegenüber von Esztergom) topfeben. Als ich im Sommer 2011 Komarno-Sturovo gefahren bin, habe ich nur die Landstraße benutzt und war angenehm überrascht ob des geringen Verkehrs. Der Radweg ist auf der ungarischen Seite minimal hügelig, allerdings fährt man dort am Rande des Gerecse-Gebirges entlang.


Du hast recht, die zu fahrende Strecke ist eben. Aber die Landschaft wurde hin zum Donauknie abwechslungreicher, man sah die Höhenzüge. Ich habe oft die verkehrsarmen Landstraßen dem offiziellen Donauradweg vorgezogen. Aber dazu komme ich noch.

Anmerkung zum Lied:

Die traurige Geschichte dieses schönen Liedes wurde schon oft erzählt und sogar verfilmt.
Die Stimme ist aus diesem Film.

Vielleicht ist diese Version ohne Gesang noch schöner, aber ich wollte die ungarische Sprache zu Gehör bringen.

An der Stelle im Reisebericht - es ist übrigens ein Sonntag und die Landschaft habe ich unter den gegebenen Umständen da als "traurig" empfunden - bin ich ja gerade in Ungarn angekommen und sah mich einer unverständlichen Sprache gegenüber.

Um die Geschichte oder gar einer Bedeutung dieses Liedes ging es mir dabei nicht.


Also liebe Leute, genießt das Leben und stürzt euch nicht vom Rad oder so - und schon gar net wegen dem Reisebereicht von mir hier zwinker


Gleich "bin ich" in Budapest und damit bei dir, lieber Martin schmunzel

Viele Grüße

Thomas

PS Ich schreibe hier aus meiner Erinnerung

Geändert von Radreisender (22.01.12 18:52)
Nach oben   Versenden Drucken
#792835 - 22.01.12 20:02 Re: Ungarn & Slowakei 2010 [Re: Radreisender]
martinbp
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.110
Alles klar, ich glaube nicht, dass es bisher im Forum einen Link zu einem auf Ungarisch gesungen Lied gegeben hat, deshalb wollte ich nur diese Erganzung dazugeben.
Nach oben   Versenden Drucken
#800099 - 13.02.12 22:20 Re: Ungarn & Slowakei 2010 [Re: martinbp]
Radreisender
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 794
Unterwegs in Guatemala

So, mein kleiner Ungarn-Bericht ist fertig.
Über meine Weiterfahrt in die Slowakei wird demnächst berichtet schmunzel

Mit den besten Grüßen

Thomas
Nach oben   Versenden Drucken

www.bikefreaks.de