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#863188 - 14.09.12 09:22 Route des Grandes Alpes
StefanS
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Beiträge: 3.637
Dauer:7 Tage
Zeitraum:16.7.2012 bis 22.7.2012
Entfernung:800 Kilometer
Bereiste Länder:frFrankreich
Externe URL:http://www.lsv.ens-cachan.fr/~schwoon/bilder/rdga/

Hier mein Bericht von der diesjährigen Alpentour, vom Genfer See zum Mittelmeer auf der Route des Grandes Alpes. Um Euch nicht mit Fakten zu langweilen, habe ich objektivierbare Beobachtungen ins Wiki ausgelagert, wo sie der Nachwelt hilfreich sein mögen. An dieser Stelle verbleiben die persönlichen Eindrücke.

Diese Route war schon länger mein Traum. Genauer gesagt seit fünf Jahren, als ich zum ersten Mal von ihr las. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich zum ersten Mal in die Alpen getraut und entdeckt, dass Pässefahren auch athletisch eher mäßig begabten Menschen wie mir offen steht.

Nachdem ich 2009 nach Frankreich umzogen war, wollte ich die Strecke natürlich erst recht fahren, aber die letzten beiden Jahre kamen Dinge dazwischen. Für dieses Jahr Ende Juli hatte ich es mir dann fest vorgenommen. Allein, nach einem milden Winter spielte das Wetter verrückt, drei Monate kühl und regnerisch, und meine Hoffnung sank. Denn gutes Wetter sollte es für diese Traumstrecke schon haben, schon aus rein praktischen Gründen.

Mitte Juli sagte der Wetterbericht - nach einem wieder mal verregneten Wochenende - ausnahmsweise mehrere Tage stabile Hochdrucklage voraus. Spontan entschied ich mich, jetzt oder nie, die Angelegenheit vorzuziehen, zum Glück konnte ich unproblematisch eine Woche freinehmen. So ließ ich am Sonnabend den Regen Regen sein, lag faul herum und konnte mich bestenfalls aufraffen, die Zugfahrkarte zu besorgen. Weil Nationalfeiertag war, geriet mein Fahrrad bei einem übereifrigen Bahnmitarbeiter unter Terrorverdacht.

Sonntag mit dem 11-Uhr-Zug von Paris nach Genf. Den Nachmittag verbrachte ich damit, gemütlich nach Thonon zu bummeln, um mich für den "grand départ" am nächsten Morgen in Stellung zu bringen. Zweimal gingen heftige Schauer über mich her, aber die sollten ja ab Montag der Vergangenheit angehören. Wehe, wenn nicht.

Montag

Tatsächlich scheint die Sonne am nächsten Morgen aus allen Knopflöchern. Ein rituelles Eintunken des Vorderrads ist an der Promenade nicht möglich, aber andächtig auf den See zu starren, reicht ja vielleicht aus.



Zu Beginn habe ich eine ruhige Route über mehrere kleine Pässe ausgesucht. In dieser Gegend glaubt man noch gar nicht, in den Alpen zu sein, Landschaft und Besiedlung passen eher zum Jura. Schulkinder lagern auf einer Wiese, sie feuern mich an, ich winke zurück. Schön ist die Welt.



Naja, teilweise. Der vollgebaute Talkessel von Cluses kommt mir vor wie eine Großstadt. Alle Meinungen, die ich über den nächsten Pass gehört habe, sagen das Gleiche, und ich kann sie bestätigen: Der Col de la Colombière ist ein richtiges kleines Biest. Gemein ist der letzte Teil, wo die Passhöhe schon ganz nah aussieht, es aber nicht ist, und die Steigung immer noch stärker wird.



Oben angekommen gönne ich mir was zu essen, auf der Terrasse in der Sonne sitzend fallen mir fast die Augen zu. Ich muss mich zusammenreißen, um weiter zu fahren. Viertel nach sieben bin ich in der Jugendherberge von La Clusaz, noch rechtzeitig zum Abendessen.

Dienstag

Um 7 Uhr morgens bin ich der erste beim Frühstück. Die JH liegt im oberen Teil von La Clusaz, es ist nicht mehr weit zum Col des Aravis. Auf den letzten Metern des Passes taucht plötzlich, fast wie eine Fata Morgana, das riesige, schneebedeckte Haupt des Mont Blanc hinter dem Horizont auf.



In Flumet geht es übergangslos weiter mit dem Col des Saisies. Unterwegs treffe ich einen anderen Reiseradler. Der hat das Wappen von Leer auf seinem Rad kleben, aber "Moin" versteht er nicht: Es ist Anthony aus Albertville, der ebenfalls die Route des Grandes Alpes fährt und heute bei sich zu Hause Station machen wird. Wir fahren zusammen bis zur Passhöhe und quatschen. Für mich geht es weiter auf den nahegelegenen Mont Bisanne, der hat bessere Aussicht als die ziemlich langweilige Passhöhe.



Noch ein dritter Pass für heute. Im unteren Teil der Anfahrt zum Cormet de Roselend überholen mich zwei Radler: einer mit kleinen Packtaschen und eine Rennradlerin. Schnell sind beide aus den Augen und aus dem Sinn, aber ich soll beide wiedersehen. Bei letzterer dauert es eine gute Stunde, auf den letzten Metern zum Stausee ist sie mächtig am Kämpfen, und wir kommen zeitgleich an.



Zum ersten Mal auf der Reise bin ich richtig überwältigt vom Bergpanorama. Die beiden Kollegen der Rennradlerin sind inzwischen auch da, alles Engländer. Ich mache ihnen ein Gruppenfoto. Es scheint zu gefallen, das sei ja ein richtiger "Facebooker", meint sie. Nach kurzer Rast weiter zum Pass, zum ersten Mal hochalpine Eindrücke. Die Landschaft auf der Abfahrt ist anders, offener. Übernachtung wieder in der JH, diesmal bei Séez. Die anderen Gäste scheinen Wildwasserkanuten zu sein, die sich auf die französischen Meisterschaften vorbereiten.



Mittwoch

Heute nur ein Pass, die riesige, aber langgestreckte Steigung zum Col de l'Iseran. Auf der Talstraße ist morgens überraschend viel los, meist Berufsverkehr. Um eine bessere Ausrede zum unterwegs Anhalten zu haben, fahre ich den Abstecher nach Tignes hoch. Ein Murmeltier sonnt sich mitten auf der Straße, wo gibt's denn sowas? Ein Lieferwagen hupt es fort, das faule Stück.



Tignes ist eine unglaubliche Ansammlung von Bettenburgen, im Winter muss die Hölle los sein. Auch im Sommer ist hier Betrieb, sogar ein Golfplatz auf 2000 m Höhe sorgt für Kurzweil. In Val-d'Isère ist derweil tote Hose, mittags haben die Geschäfte geschlossen.

Die Auffahrt zum Col de l'Iseran gefällt mir gut, lange Zeit fährt man einen Berghang entlang, so dass man mit größerer Höhe mehr Aussicht bekommt. Auf der Passhöhe viel Trubel, um ein Bild mit Pass-Schild zu bekommen, müsste man schon Schlange stehen.



Auf der Abfahrt merke ich, dass der Iseran nicht nur etwas für Zwei- oder Vierräder, sondern auch Vierbeiner ist: Ein Hund läuft die Straße entlang, in aller Ruhe und mutterseelenallein. In gleichmäßigem Trab zieht er die Kehren hinunter und lässt sich weder von den großen Blechkisten beeindrucken, die sich seinetwegen stauen, noch vom Drahtesel, dessen Besitzer anhält und ein Foto schießt. Ein schweigsamer und sympathischer Zeitgenosse. Übernachtung in der JH von Lanslebourg.



Donnerstag

Hemdwechsel, das Forumstrikot ist dran. Vielleicht trifft man ja ein zweites auf dem Galibier. In Modane halte ich mich länger auf, das folgende, ziemlich unschöne Stück bis St-Michel ist zum Glück relativ ruhig und schnell vorbei.



Erst um 11 geht es in die Auffahrt. Gleich zu Beginn saust ein Rennradler mit affenartiger Geschwindigkeit an mir vorbei. Klar, hier ist Radsport-Territorium. Ich ziehe ruhig meine Kreise, mache ein Mittags-Picknick am Télégraphe. Kurz vor Valloire kommt mir derselbe Radler wieder entgegen. Der war doch nicht schon am Galibier, oder? Puh.

In der Mittagshitze bereitet mir der steile Anstieg aus Valloire eine vorübergehende Krise. Zum Glück ist die Hitze nicht von Dauer, liegt vielleicht am Mikroklima, die Baumgrenze ist hier auffallend niedrig. Am Talschluss werde ich, entgegen meiner Gewohnheit, sogar regelrecht euphorisch, stampfe munter mit ein paar Belgiern den Steilhang hinauf, schneller als gewohnt. Das hält natürlich nicht an, fünf Kilometer vor dem Ziel muss ich wieder zurückstecken, die anderen ziehen davon.



Unterwegs liegt ein Profifotograf auf der Lauer, macht von jedem ein paar Bilder, die man dann käuflich erwerben kann. Ich winke ihm zu, was ihn auch freut. Noch eine Steilrampe auf dem letzten Kilometer, sieh da, zwei von den Belgiern haben schlappgemacht und kriegen den großen Globus zu sehen.



Unten im Andenkenladen spricht der Verkäufer so perfekt deutsch, dass ich ihn fälschlich für einen Landsmann halte. Die Pass-Sticker in Frankreich scheinen sich alle zu gleichen, nur ein generisches Motiv mit verschiedenen Passnamen. Am Col du Lautaret besuche ich den Alpengarten, herrliche Blumenpracht vor Gletscherpanorama.



Übernachtung wieder in der JH, diesmal in Le Bez, kurz vor Briançon. Das Personal ist, wie überall, superfreundlich. Nur mit der ec-Karte klappt es nicht wie sonst, also zahle ich in bar. Das soll noch Auswirkungen haben, mehr dazu später. Zum Abendessen gibt es überreichlich, abnehmen tue ich auf dieser Tour sicherlich nicht.

Freitag

Ich habe eine Tortur von Nacht hinter mir. Ein plötzlicher Zahnschmerz plagt mich, der nur im Liegen auftritt. Am nächsten Morgen ist er wie weggeblasen. Nur Schlaf habe ich kaum bekommen.

In Briançon radle ich zur Altstadt hoch, von Festungsgräben umgeben und von einer Zitadelle bekrönt. Die kleine Pont d'Asfeld überspannt eine Schlucht, die die Stadt vom gegenüberliegenden Fort trennt. Der Weg dort hinauf entpuppt sich als steiler Waldweg, schieben ist angesagt. Das Fort ist dann doch nicht so interessant, so dass ich gleich weiter fahre Richtung Col d'Izoard.



Eine Weile fahre ich zusammen mit einem Italiener, bis dessen Telefonino seine Aufmerksamkeit beansprucht. Dann lange Zeit allein im Wald, Schmetterlinge flattern um mich herum. Die letzten drei Kilometer sind großartig, für mich der schönste Pass der ganzen Route. Oben suche ich mir einen Aussichtspunkt oberhalb des Cols und halte Picknick.



Die Abfahrt zieht sich länger hin als erwartet, in der Guil-Schlucht muss ich gegen den Wind antreten. Der geplante Ausflug zur Festung Mont-Dauphin wird aus Zeitgründen gestrichen. In der nächsten Steigung werde ich erstmals wegen des Forumstrikots angesprochen: zwei Radfahrer aus Ostdeutschland, die Vorhut einer Gruppe mit Busunterstützung. Für sie heute der dritte Col, auf halber Höhe in Ste-Marie wartet ihr Hotel.



Für mich geht's weiter. Statt Schmetterlingen umschwirren mich Fliegen, anscheinend ist der Col de Vars berüchtigt dafür. Inzwischen hat sich der Himmel zugezogen, ein paar Mal stippert es, aber jedesmal reicht ein Zwischensprint, um der großen bösen Wolke zu entkommen. Gegen halb sechs bin ich auf der Passhöhe und fahre nach St-Paul hinab. Für heute abend habe ich mir eine Gîte d'étape oberhalb von St-Paul ausgesucht, im Weiler Maljasset ganz oben im Tal.



In diesem Moment fällt mir ein, dass ich nicht mehr genug Bargeld für die Gîte habe. Hm, so eine einsame Hütte akzeptiert wahrscheinlich keine Kreditkarte. Allein... in St-Paul gibt es keinen Bankautomaten, und weder die Épicerie noch der Campingplatz akzeptieren Karten. Nach all den aufgemotzten Touristenburgen entlang der Strecke ist ausgerechnet hier die Zeit stehengeblieben. Ist natürlich auch sympathisch, aber im Augenblick könnte ich mir in den Hintern beißen wegen meiner Dummheit. Telefonisch ist die Gîte nicht zu erreichen. Mir bleibt nichts übrig, als mit Frust im Bauch die 15 km nach Jausiers zu fahren, dann wieder zurück. Unterwegs versuche ich nochmal, die Gîte anzurufen und Bescheid zu sagen, diesmal mit Erfolg. Der Besitzer rät mir, unten zu bleiben und ein Hotel zu suchen. Hm, nö, aufgeben kommt jetzt nicht in Frage. Na gut, meint er, aber um 9 mache er zu. Mal sehen, es ist viertel nach sieben, ich habe 20 km und 650 Höhenmeter vor mir - das schaffe ich, auch wenn er skeptisch ist. Jetzt hänge ich mich richtig rein, auch ein zwischenzeitlicher Wolkenbruch hält mich nicht auf. Immer weiter hinauf auf der einsamen kleinen Straße in der Abendstimmung. Um viertel vor neun schlage ich an der Gîte auf, triefend von Regen und Schweiß. Und jetzt der Witz: Als erstes sehe ich ein Schild "Carte bancaire acceptée". Ja, erklärt mir der Besitzer, als ich aus St-Paul vergeblich angerufen habe, da war hier oben gerade ein Gewitter, und die Leitungen waren unterbrochen.

Egal. Mein Gastgeber ist super freundlich, im Nu zaubert er eine kleine Stärkung hervor, und eine Cola gibt's auf Kosten des Hauses oben drauf, "a cyclist's best friend", wie er meint. Er antwortet mir nämlich stets auf Englisch. Na komm, soo schlecht ist mein Französisch nun auch wieder nicht. Die übrigen Gäste sind Wanderer, den Schlafsaal teile ich mir mit einem Deutschlehrer aus Lyon. Der redet Französisch mit mir schmunzel

Sonnabend

Morgens um sieben ist die Welt noch nicht in Ordnung, es schüttet. Aber als wir mit dem Frühstück fertig sind, lacht der Himmel. Maljasset liegt auf 1900 Metern und ist ständig bewohnt, ein Dutzend dicht gedrängter Häuser. Ich vertrete mir oberhalb des Dorfs für eine Stunde die Beine. Das Tal ist eine Sackgasse, nur Wanderwege führen hier raus, keine Skilifte oder dergleichen, nur schöne Landschaft und himmlische Ruhe. Die Anstrengung gestern abend hat sich gelohnt.



Beim Bonette lasse ich es wegen der gestrigen Hetze ruhig angehen und genehmige mir zwei lange Pausen, eine an einem schönen Bergsee. Nach stundenlanger Arbeit kommt ein Zwischenpass, und der Bergkegel der Cime de la Bonette taucht auf. Von Karten oder anderen Reiseberichten kenne ich diese charakteristische Stelle, als sei ich schon mal da gewesen. Aber nichts ersetzt die Genugtuung, selbst oben anzukommen, auf 2.802 Metern über dem Meer. Das denken freilich auch andere, der Hochpunkt der Ringstraße ist geradezu belagert von größeren Gruppen auf zwei Rädern beiderlei Art.



Unten im Tinée-Tal hat man den Eindruck, eine Grenze überquert zu haben: St-Étienne könnte auch in Italien liegen, und auch die Landschaft hier ist anders, ein schroffes, tiefeingeschnittenes Tal. Die Länge des Tals habe ich freilich unterschätzt, zumal es unterhalb von St-Étienne recht flach wird. (Flachpassagen gab es zu diesem Zeitpunkt in meiner Vorstellung schon nicht mehr, nur noch Steigungen und Gefälle.) Und dann sind da noch mal 800 m Steigung bis zur Gîte d'étape in St-Dalmas, etwas unterhalb des Col St-Martin.



Als ich endlich da bin, sitzen die anderen Gäste schon beim Raclette. Nach kurzer Katzenwäsche werde ich flugs dazugesetzt und bekomme das Prozedere erklärt. Puh, ist das kompliziert, Kartoffeln schälen, Käse schmelzen, und noch drei andere Dinge gleichzeitig und perfekt synchronisiert... so schnell komme ich nicht mit. Kurzerhand muss ich die Kartoffeln und das Gemüse einfach kleinhacken, bevor sich der Käse verfestigt, was meinen Tischgenossen Bemerkungen über deutsche Effizienz entlockt.

Sonntag

Wie immer Frühstück um sieben, doch wo ich sonst der erste war, bin ich diesmal der letzte, die Wanderer scheinen den Aufbruch nicht erwarten zu können. Für mich steht nur ein größerer Brocken auf dem Programm, der Col de Turini. Gemessen daran, dass heute Sonntag ist und das Meer nicht mehr weit, ist der Aufstieg sehr, sehr ruhig. Dafür scheinen die wenigen Autos die Straße mit einer Rennstrecke zu verwechseln. Schon in der ersten Kurve schneidet mich einer, um "sportlicher" um die Kurve zu kommen. "Gros moteur, p'tit cerveau" lautet denn auch ein Graffiti am Straßenrand.



Auch die Rennradler sind seltener vertreten als auf Bonette, Galibier etc. Jetzt kommt wieder einer von hinten, doch der sagt: "Haben wir uns nicht schon mal gesehen?" Tatsächlich, das ist der Typ, der mich am Roselend überholt hat - Markus aus Freiburg. Der hat nicht nur ein tolles Gedächtnis, sondern ist auch einen Zacken schneller unterwegs, so dass ich mich reinhängen muss, um dranzubleiben. Unterwegs überholen wir noch einen dritten Reiseradler, der sich am Pass zu uns gesellt, ein Engländer in den "besten Jahren". Kaum zu glauben, die ganze Zeit treffe ich nur einen einzigen Reiseradler und jetzt gleich zwei.

Nach ausgiebiger Unterhaltung trennen wir uns; Markus fährt gleich Richtung Sospel, der Engländer macht Pause, und ich fahre noch die Schleife um den Authion, die an der Passhöhe beginnt. Ein letztes Mal also auf über 2000 Meter, mit Rundumblick auf die Seealpen, aber nicht ganz so interessant wie erwartet. Spaß macht dann wieder die Abfahrt über zig Haarnadelkurven und die gewaltigen Gorges du Piaon.



Bei der Ankunft in Sospel beginnt es zu regnen. Was heißt Regen, ich komme gerade noch unter ein Dach, bevor die Welt unterzugehen scheint. 20 Minuten lang tobt sich das Wetter richtig aus, dann ist wieder Ruhe. Ich schaue mir eben die Stadt samt Kathedrale an, dann auf zum letzten Hindernis zwischen mir und dem Meer, dem Col de Castillon, gerade mal 350 Höhenmeter, quasi ein Witz nach den letzten Tagen.



Kaum habe ich Sospel verlassen, fängt der Regen wieder an. Ok, ich habe sechs Tage bestes Wetter gehabt und kann mich nicht beschweren, aber das hätte jetzt nicht mehr sein müssen. Lauthals verhöhne ich den Col: "Wer glaubst du, wer du bist? Du kannst hier noch so viel Wasser runterschütten, du hältst mich nicht mehr auf. Nicht mal aufs kleine Kettenblatt gehe ich für dich!" Und tatsächlich, als ich oben ankomme, gibt er sich geschlagen und zieht wieder den blauen Himmel auf. Dennoch, die Abfahrt auf nasser Straße ist ziemlich penibel. Doch dann bin ich in Menton und schon bald am Mittelmeerstrand. Geschafft!



Halb fünf, in Menton ist ziemlich Trubel, der mir schon bald auf den Nerv schlägt, und emotional ist auch irgendwie die Luft raus. Schon nach einer Stunde sitze ich im Regionalzug nach Nizza, esse etwas, und um acht Uhr bringt mich der Nachtzug zurück nach Paris.

Fazit

Ich bin glücklich, diese Reise gemacht zu haben, die nicht nur das Highlight dieser Radsaison, sondern überhaupt unvergesslich bleiben wird. Die Alpenetappen der Tour de France werden jetzt auch interessanter anzuschauen sein. Glück mit den äußeren Umständen hatte ich auch, schönes Wetter und keine gesperrten Pässe. Danke an alle aus dem Forum, die mich mit ihren Reiseberichten aus den Bergen für diese Tour begeistert haben.

Viele Grüße,
Stefan
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#863228 - 14.09.12 12:32 Re: Route des Grandes Alpes [Re: StefanS]
fahrstahl
Mitglied
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Beiträge: 534
Hallo,

Hut ab, ein Bericht der Oberklasse. Das Lesen hat sehr viel Spaß und den Mund wässrig gemacht, so eine Tour auch mal zu machen, zumal Du es geschafft hast, die Anstrengungen der Passüberquerungen so zu verpacken, dass man sie gut nachvollziehen kann, aber trotzdem nicht gleich den Mut verliert, es einmal selbst zu versuchen.

Beeindruckende Bilder!

Gruß
Meinhard
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#863231 - 14.09.12 12:40 Re: Route des Grandes Alpes [Re: fahrstahl]
m.indurain
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 1.431
Sehr guter Bericht

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#863276 - 14.09.12 16:04 Re: Route des Grandes Alpes [Re: StefanS]
metz
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 195
Hallo Stefan

Als Du am Mittelmeer angekommen bist bin ich von zu Hause aus für die gleiche Tour gestartet. Im Gegensatz zu Dir hatte ich mich erst 2 Wochen vorher für diese Tour entschieden, war mir aber nicht sicher ob ich das alles so einfach packen würde. So einfach war es dann auch nicht, aber genial und ich werde ähnliche Touren sicher wieder fahren. Beim Lesen Deines Berichtes fühlte ich mich auch gleich wieder zurückversetzt in diese tolle Gegend, leider kann ich nicht annähernd so gut darüber schreiben wie Du. Bis zum Bonette bin ich fast genau die gleiche Strecke gefahren, dann aber direkt nach Süden. Anschliessend hatte ich noch 2 Wochen Zeit um Gegenden wie dem Mont Ventaux, der Ardeche und dem Zentralmassiv einen Besuch abzustatten. Nach Lyon und Genf war dann auch meine Tour beendet.
In einem Punkt beneide ich Dich noch: den Regen! Ich hatte 3 Wochen nur brütende Hitze, so einen Schauer hätte ich mir gewünscht. zwinker

Vielen Dank für Deinen tollen Bericht
Gruss Steffen
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#863292 - 14.09.12 16:34 Re: Route des Grandes Alpes [Re: StefanS]
velOlaf
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 855
Hallo Stefan,
sehr schöner Bericht und beeindruckende Bilder. Ich bin von Deinen Beschreibungen immer sehr angetan und die waren für meine eigene Planung für die Tour durch Nordfrankreich auch sehr hilfreich.

In die französischen Alpen möchte ich mich auch noch trauen... Mir fällt auf, daß Du nur sehr wenig Gepäck dabei hattest... und nur eine Wasserflasche?? War eine ständige Verpflegung unterwegs möglich? Wie ist das mit den JuHe´s in Frankreich, muß man dort Mitglied sein wie in Deutschland?
--- off ---
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#863319 - 14.09.12 18:09 Re: Route des Grandes Alpes [Re: StefanS]
kettenraucher
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 1.590
Zitat:
Ich bin glücklich, diese Reise gemacht zu haben, die nicht nur das Highlight dieser Radsaison, sondern überhaupt unvergesslich bleiben wird.

Und dafür auch von mir herzliche Glückwünsche für Dich und dazu ein großes Kompliment: Sowohl für Deine sportliche Sausetour als auch für den anregenden und interessanten Bericht. Einige Abschnitte Deiner Tour möchte ich auch mal fahren. … Beste Grüße und Dankeschön vom Stefan zum Stefan. Auf Dein Wohl wein
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#863488 - 15.09.12 12:35 Re: Route des Grandes Alpes [Re: StefanS]
DrKimble
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 1.913
Hallo Stefan,

ein toller Bericht, vielen Dank das du uns an der spektakulären Tour ein wenig teilhaben lässt.
Meinen Respekt für die Leistung. bravo
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#863552 - 15.09.12 16:38 Re: Route des Grandes Alpes [Re: StefanS]
inga-pauli
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.922
Moin Stefan,

auch von mir ein bewunderndes Dankeschön für diesen wunderbaren Reisebericht!

Wir sind dieses Jahr u.A. auch in Frankreich von Genf ans Mittelmeer gefahren, aber eine ganz andere, einfachere Strecke (Via Rhona). Als du losfuhrst, sind wir grad wieder gekommen.

Die Tour, die du gemacht hast, werd ich leider in diesem Leben nicht mehr schaffen - auch nicht mit dem E-Bike - sehr schade!
Aber auf diese Weise kann ich wenigstens die schöne Berglandschaft, durch die du gefahren bist bewundern - durch deinen beeindruckenden Bericht und die tollen Bilder!

Merci
Ingrid ***

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#864618 - 20.09.12 09:14 Re: Route des Grandes Alpes [Re: velOlaf]
StefanS
Mitglied
Themenersteller
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Beiträge: 3.637
In Antwort auf: felgenbieger
In die französischen Alpen möchte ich mich auch noch trauen... Mir fällt auf, daß Du nur sehr wenig Gepäck dabei hattest... und nur eine Wasserflasche?? War eine ständige Verpflegung unterwegs möglich? Wie ist das mit den JuHe´s in Frankreich, muß man dort Mitglied sein wie in Deutschland?

Da ich in JHs und Hütten übernachtet habe, brauchte ich keine Zeltausrüstung, das reduziert schon mal das Gepäck schmunzel Einen Schlafsack habe ich vorsichtshalber mitgenommen, da ich nicht wusste, wie die Gebräuche in den Hütten waren. Letztlich hat man aber auch da normal im Bett geschlafen.

Zum Wasser: Ich hatte immer noch mindestens eine Flasche Wasser (1,5 l) in den Packtaschen dabei, aus der habe ich die Trinkflasche nachgefüllt. Vor längeren Steigungen habe ich noch Äpfel oder was zum Lutschen in die Lenkertasche gepackt, um dem Durst vorzubeugen.

Verpflegung war kein Problem. Die Täler sind relativ dicht besiedelt. Nur in St-Paul gab es das beschriebene Problem. Einen Lebensmittelladen gab es aber auch da.

In den JHs muss man theoretisch wohl Mitglied sein, um übernachten zu können, aber viele JHs scheren sich da nicht drum. Das ist von JH zu JH unterschiedlich, liegt vielleicht auch an der Trägerschaft. Die französischen JHs sind nämlich nicht so einheitlich organisiert wie die deutschen. Dafür ist der Jahresbeitrag auch sehr niedrig, nur 11 Euro für einen Erwachsenen.

Viele Grüße,
Stefan
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#864625 - 20.09.12 09:25 Re: Route des Grandes Alpes [Re: metz]
StefanS
Mitglied
Themenersteller
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Beiträge: 3.637
In Antwort auf: metz
In einem Punkt beneide ich Dich noch: den Regen! Ich hatte 3 Wochen nur brütende Hitze, so einen Schauer hätte ich mir gewünscht. zwinker

Hm, Regen hatte ich diese Saison eigentlich genug. Von April bis Juni gab es kaum ein Wochenende, an dem ich nicht eine längere Husche abgekriegt hätte. Da war eine Woche Sonnenschein schon sehr willkommen. Zumal Schlechtwetter auf 2000 m Höhe schnell mal größere Unbill mit sich bringen kann.

Dafür hatte ich dann auch nach drei Tagen extrem trockene Lippen, die ich auch durch ständiges Eincremen nicht mehr in den Griff gekriegt habe. Den Freiburger, den ich am Turini getroffen habe, hat das gleiche Problem geplagt.

Mont Ventoux und die Cevennen würde ich auch gerne mal sehen. Vielleicht nächstes Jahr...

Viele Grüße,
Stefan

PS: Vielen Dank Dir und allen anderen für die netten Kommentare!
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#864630 - 20.09.12 09:41 Re: Route des Grandes Alpes [Re: StefanS]
2blattfahrer
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.054
Lieber Stefan,
besten Dank für den wunderbaren Bericht und vor allem auch für den neuen Eintrag zur Route des Grandes Alpes im wiki.
Viele Grüße

Andi
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#864734 - 20.09.12 13:50 Re: Route des Grandes Alpes [Re: StefanS]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 17.361
In Antwort auf: StefanS
In den JHs muss man theoretisch wohl Mitglied sein, um übernachten zu können, aber viele JHs scheren sich da nicht drum. Das ist von JH zu JH unterschiedlich, liegt vielleicht auch an der Trägerschaft. Die französischen JHs sind nämlich nicht so einheitlich organisiert wie die deutschen. Dafür ist der Jahresbeitrag auch sehr niedrig, nur 11 Euro für einen Erwachsenen.

In Jugendherbergen, die dem offiziellen internationalen Verband angeschlossen sind, kann es passieren, das man ohne JH-Ausweis abgewiesen wird (ist mir vor zig Jahren mal in Aix passiert). Wie aber schon angedeutet, sind nicht alle JH in diesem Verband organisiert. Da braucht man keinen Ausweis. Hinzu kommt in vielen Fällen die romansiche Kooperationsbereitschaft. In größeren Städten sollte man allerdings den Ausweis haben, wenn man ein "offizielle" JH besucht. Dort ist man bürokratischer - schon wegen der vielen Besucher.

Danke für den Bericht auf der reizvollen Route! Man denkt ja immer gerne an selbst erlebte Strecken zurück.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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Off-topic #864743 - 20.09.12 14:07 Re: Route des Grandes Alpes [Re: veloträumer]
amarillo
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 1.134
Hallo Mathias,

ich habe in der JH in Metz die Auskunft erhalten, dass Radreisende auch ohne JH-Ausweis in Frankreich in allen Jugendherbergen ohne Aufpreis aufgenommen werden natürlich unter der Prämisse, dass die Herbergen verfügen noch über freie Betten verfügen.

Gruß Hildegard
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#864765 - 20.09.12 15:07 Re: Route des Grandes Alpes [Re: veloträumer]
StefanS
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 3.637
In Antwort auf: veloträumer
In Jugendherbergen, die dem offiziellen internationalen Verband angeschlossen sind, kann es passieren, das man ohne JH-Ausweis abgewiesen wird (ist mir vor zig Jahren mal in Aix passiert). Wie aber schon angedeutet, sind nicht alle JH in diesem Verband organisiert. Da braucht man keinen Ausweis.

Es gibt in Frankreich die FUAJ, die dem internationalen Verband IYHF angeschlossen ist, sowie die kleinere LFAJ, die das nicht ist und in der man demzufolge auch keinen internationalen JH-Ausweis brauchen wird.

Ich bezog mich allerdings ausschließlich auf Erfahrungen mit den Herbergen der FUAJ. Selbst bei denen wird das mit der Mitgliedschaft sehr unterschiedlich gehandhabt. Manche dieser Herbergen sind z.B. in kommunaler Trägerschaft oder gehören einer größeren Hostelkette an und sind der FUAJ der besseren Sichtbarkeit beigetreten. (Das war es, was ich mit uneinheitlicher Organisation meinte.) Bei denen wird man dann auch nicht soviel Wert darauf legen, dass die Gäste einen JH-Ausweis haben.

Viele Grüße,
Stefan
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#865030 - 21.09.12 09:44 Re: Route des Grandes Alpes [Re: StefanS]
peter chris
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 129
Kompliment für Tour und Bericht bravo

Deinen Traum hast du dir mit Bravour erfüllt, und diesen hiermit gleich an die versammelte Leserschaft weitergeben. Löblich! Auf dass der Traum auch für manchen von uns bald Wirklichkeit werde schmunzel

Schöne Grüsse von der östlicheren Seite der Alpen,
Peter
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#866060 - 24.09.12 22:36 Re: Route des Grandes Alpes [Re: StefanS]
Falk
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 34.232
Es gibt aber noch immer die Möglichkeit der Gästekarte. Nach sechs Übernachtungen mit Aufpreis ist sie normal für ein Jahr gültig. Das sollte in allen dem IYHF angeschlossenen Landesverbänden identisch sein.
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#866098 - 25.09.12 08:09 Re: Route des Grandes Alpes [Re: StefanS]
joeyyy
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 999
...jawollja!

Respekt für die Tour, die Fotos, den Text, das Wiki.

Damit hat sich die Qual der (Routen)Wahl meiner Transalp erledigt. Muss nur noch von Freiburg nach Genf kommen.

party

Danke und "Moin" aus dem Norden

Jörg.
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#866111 - 25.09.12 08:35 Re: Route des Grandes Alpes [Re: joeyyy]
StefanS
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 3.637
Moin auch,

Wie wär's mit der Jura-Route (von Basel zum Genfersee)?

Viele Grüße,
Stefan
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www.bikefreaks.de