Liebe vom Fernweh geplagte, ans Rad gekettete, aber mit fast 40 Jahren nicht mehr ganz so sorglose LeidesgenossInnen,
lest meine Frage und helft mir: Soll ich, oder soll ich nicht?
Ich wollte eigentlich diesen Sommer gemütlich drei, vier Wochen in irgendeinem Land mit dem Radtourschwierigkeitsgrad von maximal Niedersachsen rumradeln, aber jetzt muss ich in die USA. Patenkind besuchen, bevor es meinen Namen eher mit einem Wikinger verbindet denn mit mir. Zu besuchende Familie lebt in Shippensburg PA. Für den Bengel bin ich (noch) der Held, seit er mal Fotos mit Rad & Zelt & mir vom letzten Sommer gesehen hat. Aber Kinder vergessen ja so schnell. Also müsste ich doch ... eigentlich ... mit dem Rad anreisen...???
Soll ich ... oder soll ich nicht? Mit Fahrrad und vier Ortliebs und ner Gepäckrolle und ner Lenkertasche innen Flieger? JFK raus (ist das preisgünstigste Flugziel in der Gegend von Berlin aus, Washington ist 200 Euro teurer) und dann irgendwie weiter? Wie geht denn das überhaupt am Gepäckband, wenn ich mehr als nen Trolley verschifft habe? Und außerdem: New York: Wo ich schon in Augsburg die Krise kriege, wenn ich mich nicht auskenne, aber mit 25 Kilo Gepäck unterwegs bin? Was ist, wenn man Rad da kaputt ankommt - haben die ne Fahrradwerkstatt dort?
Eins ist klar: Sightseeing in New York is' nicht. Ich fahr bestimmt nicht mit dem Rad durch das, was man so kennt aus dem Fernsehen vom Verkehr in New York. Aber: Kommt man da irgendwie halbwegs entspannt vom Flughafen weg?
Und dann: Haben die Campingplätze an den Straßen oder nur diese Motels, die man aus "From Dusk Till Dawn" kennt (ja, ich weiß, der spielt weiter südlich, aber trotzdem).
Und wenn ich schon mal da bin und das Rad erstmal läuft, möchte ich natürlich etwas rumradeln. Was macht man von da aus? Richtung Norden, Niagara-Fälle klingt fein, aber ob's die Strecke lohnt? Habe rund vier Wochen Zeit, mindestens eine davon (eher zwei, drei Tage mehr als weniger) möchte ich bei meinen Freunden verbringen.Und dann muss ich noch irgendwie vom Ziel aus zurück zum Flughafen nach New York (Bus? Zug?). Oder Washington, vielleicht sollte ich 200 Euro mehr ausgeben und flughafentechnisch besser landen?
Kurzum: Soll ich mir das wirklich antun, jetzt vier Monate lang im Internet nach Infos jagen, den Globi-Katalog wälzen, Flüge recherchieren, bei Airlines rumtelefonieren, ob sie mein Rad auch so lieb haben wie mich, im Forum die Threads suchen, in denen über die richtige Verpackung fürs Rad diskutiert wird? T-Shirts wiegen, mich jede Nacht diebisch auf diese Tour freuen und diese kleine fiese Dose Adrenalin spüren ob der zahlreichen Unwägbarkeiten dieser Reise?
Oder fliege ich entspannt mit Trolley nach NY, mach ne Woche Sightseeing, steige in den Zug, fahre zu meinen Freunden, bleibe dort zwei Wochen und gebe das "Desperate Housewife", koche Pasta und lese den Jungs Erich Kästner vor, miete mir vielleicht ein Rad für zwei, drei Tagestouren, fahre zwischendurch gemütlich mal nach Philadelphia oder so, dann noch ein paar Tage woanders hin an der Ostküste, vielleicht am Meer?
Ihr seht: Ich hab nen Dilemma. Wie würden andere vom Fernweh geplagte, ans Rad gekettete, aber mit fast 40 Jahren nicht mehr ganz so sorglose LeidesgenossInnen sich entscheiden? Und wenn die Antwort "JA" lautet - hätten Sie ein paar Tipps für mich?

Hallo "rumpsteak",

Hast du schon Newark NJ als Destination in Betracht gezogen? Ist sicher etwas einfacher als JFK zum starten.
Fahrradgeschäfte findest du in den USA weit verbreitet, mach' dir mal da keine Sorgen; ist fast so zivilisiert wie hier . Wenn du von NY in westliche Richtung losfährst, triffst du bald schon auf die ersten kleinen State Parks mit Campingplätzen, gut in einer ersten Tagestour zu erreichen.
Weiter westlich, nördlich Allentown triffst du auf ein ehemaliges Kohleminengebiet um Lehighton / Jim Thorpe, nun schön renaturiert. Hier findest du zwei preiswerte Radlerherbergen, wo ich schon wunderbare Tage verbracht habe: Canalside Guesthouse in Lehighton und Mary's Guesthouse in Jim Thorpe. Weitere State Parks mit Campings gibt's auch in der Gegend.

Niagara Falls finde ich nicht so doll, ziemlich verbaut die Gegend und total verkommerzialisiert. Dann schon lieber in den Shenandoah NP.

Gruss

Hallo Rumpsteak

Ich bin zwar erst Anfangs von jugendlichen 20 aber meine Antwort wäre ganz klar JA Du bist der Fahrrad-Held für dein Patenkind und ein solcher Auftritt ist doch die Mühe wert?

Ich war/bin mit dem selben Problem konfrontiert. Ich reise diesen Mai mit dem Rad von New York nach Seattle und habe mir einige deiner Fragen auch gestellt...

Zieldestination: wie mstuedel dir schon geraten hat, fliege ich den Flughafen Newark an. Somit umgehe ich die Fahrt durch den New Yorker Strassenverkehr, Städteferien mache ich lieber ohne Rad...
Fluggesellschaft: International fliegen nicht viel Airlines den Flughafen Newark an (jedenfalls nicht direkt), ich selbst reise mit Continental Airlines ab Zürich. (Gemäss ebooker.de kostet Berlin-Newark ca. € 860 für ein Direktflug oder € 540 mit Umsteigen)
Fahrradtransport: Nach langem hin und her und intensiven Diskussionen sogar mit der Geschäftsleitung von Continental Schweiz konnte ich mich durchringen mein Fahrrad in einer Kartonbox von max. 292cm Gesamtkantenlänge (Höhe + Breite + Tiefe) zu transportieren. Der ganze Spass kostet mich 100$ Aufpreis je Strecke. Daneben habe ich aber immernoch 1 Gepäckstück (23kg) und 1 Handgepäck (18kg). Ein Fahrradkarton findest du bequem beim nächsten Fahrrad-Shop, die können dir sicher weiterhelfen. So verpackt sollte beim Transport auch nichts kaputt gehen...

Hoffentlich hilft dir dies bei deiner Entscheidung weiter!
Wünsche dir jedenfalls viel Spass und Mut beim Planen!

Grüsse aus der Schweiz, Thomas

In New York gibt es sicher mehr Straßen als anderswo auf engem Raum, aber die Verkehrsdichte ist wie auf allen Straßen gering, denn es läßt sich mit Autos einfach keine hohe Verkehrsdichte erzielen. Aber das ist nicht, was Du meinst... Es fühlt sich nach viel an, wenn die Straßen voller Autos sind.

JFK-Flughafen ist auf Long Island. Du mußt also auf das Festland in New Jersey kommen und dafür über die Bronx, Manhattan oder Staten Island in jedem Fall zweimal das Wasser queren. Ich weiß nicht, wie es heute aussieht, aber Du hast sicher mit 2-3 Problemen zu kämpfen. New York hat bezüglich Fahrradverkehr eher niederländische Verhältnisse, also extrem viele Fahrradverbote. Brücken und Tunnels, die Du benutzen mußt, um nach New Jersey zu kommen, hatten zumindest früher sehr viele Fahrradverbote, ohne Rücksicht darauf, daß man vielleicht als Radfahrer irgendwie auf die andere Seite kommen müßte. Vielleicht haben sie diese Fahrradverbote heute zum Teil aufgehoben. Bis Manhattan würdest Du auch noch kommen, denn die Brücken von Brooklin und Queens nach Manhattan sind teilweise für Radfahrer freigegeben. Schwieriger wird die Weiterfahrt über den Hudson, wo es nur zwei Tunnels und im Norden die George-Washington-Bridge und nochmal viel weiter nördlich die Tappan-Zee-Bridge gibt.

Ob Du außerhalb der Hauptverkehrszeit das Fahrrad in öffentlichen Verkehrsmitteln mitnehmen kannst, weiß ich nicht genau. Ich glaube, in der S-Bahn (Long Island Railroad) geht es eher, in der U-Bahn und Bussen eher nicht. Du könntest also zum Beispiel vom Flughafen nach Norden fahren bis in den Stadtteil Jamaica. Dort ist die 8-gleisige S-Bahn-Station Jamaica und vielleicht kommst Du von dort nach Manhattan. Nach New Jersey ist eine andere Bahngesellschaft, Du mußt also in New York (Penn Station) umsteigen.

Ein weiteres Problem ist, daß es in den Vereinigten Staaten viele Gegenden gibt, von deren Betreten abgeraten wird. Es ist aber nicht wirklich so genau klar, wo die sind. Ob Du diese Befürchtungen teilst oder nicht, mußt Du selber wissen. Du würdest ja auch mit dem Fahrrad durchfahren und nicht zu Fuß, das geht sicher eher, schon weil man schneller durch ist.

Hi rumpsteak,

für die USA die Detailfragen einfach im US Rad-Forum melden stellen. Da kommen schon brauchbare Infos rüber.

Ansonsten sind die USA außerhalb der Ballungsgebiete recht dünn besiedelt und daher gut für 'ne Radreise geeignet.

Daher lautet die Antwort auf die Eingangsfrage: JA.

Ich würde mir sogar New York City mit dem Rad "antun". Lt. Reiseführer beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit 8 km/h, da kommt man locker am Verkeher vorbei

Gruß
Thomas

PS: Du stellst viel zu viele Fragen. Einfach machen!

Sprichst du jetzt von den USA als Ganzes (wäre mir unbekannt) oder meinst du "bestimmte Gegenden in vielen Großstädten" (wegen Kriminalität)?

Bernd

Die Fluggesellschaften werden Dein Rad schon mitnehmen, wenn Du es vorher anmeldest.

Leider nehmen die Linien dafür zZt. meist 160€
pro Richtung. LH

Günstiger geht es wohl bei Air Berlin und Condor.

Gruß

Olaf

Moin
Öh, das sind ja gerademal so 250km Luftlinie
Ich hab mal etwas gesucht, weil ich denke es muss doch auch relativ einfach Verbindungen von JFK direkt raus aus dem "Molloch" geben. Diese Fährlinie z.B. fährt u.a. Atlantic Highlands an, also direkt gegenüber von alldem, wo es schon wieder relativ beschaulich zugeht. Problem scheint aber zu sein, die fahren wohl die Pendlerstrecken, also Manhattan direkt an. Aber Long Beach liegt bei JFK ja nun wirklich vor der Tür und vielleicht gibt es von dort ja auch entsprechende Verbindungen nach Manhattan? Dann kann man sich relativ problemlos etwas Sightseeing antun und dann bequem "flüchten", d.h. sofern die auf den Fähren Räder mitnehmen.

Zu Fahrrad und Flugzeug braucht eigentlich nichts gesagt zu werden, ausser "benutz doch mal die Suchfunktion oder guck ins Reise Wiki". Zu wohl keinem zweiten Thema, ausser vielleicht Radwege.. , gibt es derart viele Themen.

Ansonsten kann ich mich dem Thomas nur anschließen, tu es einfach und mach Dir nicht einen so übermäßig dicken Kopf darüber!

Hallo Rumpsteak,

da fragst du noch? - ich habe auch keine Vorstellung von New York mit dem Rad - aber bei meinem derzeitigen Fernweh würde ich mir einfach denken "egal, irgendwie komme ich da schon raus"

New-York - Washington, vielleicht käme auch ein Gabelflug in Frage?

Gepäck: Ich weiß nicht genau, ob das Two-Pieces-Konzept für USA noch gilt, aber dann wäre es einfach:
passenden Karton beim Radhändler holen (die haben jetzt im Frühjahr soundso jeden Tag Kartons in allen Größen übrig) und die 4 Packtaschen passen in einen Sack wie diesen ( z.B Tatonka für 5,95 € ).Evt. müsste die Gepäckrolle noch zum Fahrrad in den Karton gepackt werden.

Es gibt doch nichts Schöneres als die Vorfreude und das Planen einer solchen Reise und dann dieses Kribbeln, spätestens, wenn man am Flughafen das Rad auspackt und sich startklar macht.
Ich bin fast 41, weiblich und würde nicht lange überlegen. Also los!

Viel Spaß bei der Vorbereitung!
Dani

Ich meine, daß gesagt wird, daß bestimmte Gegenden, typischerweise tatsächlich in Großstädten, wegen der Kriminalität gefährlich seien.

Hallo rumpsteak,

"USA - soll ich ... ?" Im Grunde muss die Frage heißen "USA - will ich ... ?"
Das du sollst oder sogar musst geht aus deinem Text hervor! Wenn dann tue es FÜR DICH und nur FÜR DICH und nicht um einem Patenkind oder sonst jemandem zu imponieren! Ansonsten lasse das Rad zu Hause!
Wenn du es für dich machst regelt sich das Organisatorische wie von selbst.

Viel Spass Hannes

Amerikanische Reisefüherer schreiben und Amerikaner denken das Gleiche über Teile von Europa ...

Zur den Kosten der radmitnahme gern auch mal die Suchfunktion nutzen. gerade Richtung USA wurde erst kürzlich alles durchgekaut.

In der Economy ist das 2. gepäckstück inzwischen wohl überall kostenpflichtig ...

Zur Fähre:
Wollte auch schon die Staten Island Ferry vorschlagen. Die ist bestimmt preisgünstiger,
jedoch kommt man auch dann nicht ohne Brücken weiter ...

Gruß

Olaf

Also ich kann JFK als Startairport aus eigener Erfahrung durchaus empfehlen. Ich würde aber nicht direkt mit dem Rad ab dem Flughafen durch Brooklyn losfahren, sondern via AirTrain und U-Bahn relativ günstig bis zur Brooklyn Bridge fahren. Ab dann kannst Du direkt mit einem Highlight starten, wenn Du über die Brücke radelst. Zusätzlich hast Du auf der Manhattan-Seite auch guten Zugang zum Radweg, der um die Insel führt. Für mich war es dann kein Problem, mein Hotel in der Nähe des Central Parks zu erreichen und einen Sightseeing-Tag einzuschieben. Auch der weitere Weg nach Westen über die Gorge Washington Bridge ist damit kinderleicht.
Also, von New York nicht abschrecken lassen, mit etwas Vorausplanung ist es viel leichter, als man es sich vorstellen kann!

Ja, sogar kostenlos für Fußgänger und Radfahrer. weitere Infos

Gruß Dietmar

Liebe Leute,
vielen Dank für den Motivationsschub ... hatte auch nichts anderes erwartet Sonst hätte ich meine Frage im Pauschaltouristenforum gepostet, Danke auch für die ersten Tipps!
Hab mich inzwischen etwas eingelesen, 'ne Karte besorgt, hier etwas rumgestöbert und bin inzwischen komplett angefixt. Mitte/Ende Juli geht's los. Symphatisiere derzeit mit Start in Montreal / dann Lake Ontario / und dann im Zick Zack runter bis PA, Abflug dann von Washington. Das kann sich aber noch zig-Mal ändern ;-) Alternativ kommt auch ein Start in Boston in Frage ... oder Newark ... oder vielleicht doch New York ... Werde mir bei fortgeschrittenem Planungsstand erlauben, hier die eine oder andere konkretere Frage zu posten - und keine Angst: Welche Verpackung meine FLuggesellschaft fürs Rad fordert, werde ich dort direkt nachfragen ;-)
LG,
Jens