In Antwort auf: stux
Äthiopien ist eines der ärmsten Länder der Welt.. [...] Wenn ihr da reisen wollt, dann kostet das halt!
Dagegen habe ich auch gar nicht einzuwenden. In der Regel zahle ich für das, was ich brauche. Überall, auch in Äthiopien. Das ist hier überhaupt nicht das Thema.
Es geht darum, dass es dort leider Gegenden gibt, in denen Du sehr feindselig empfangen wirst, und wo Du spürst, dass die Situation jederzeit ins Gewalttätige kippen kann ohne dass Du genau weißt, wie Du das nun irgendwie positiv beeinflussen könntest. Das scheint mir eine Mentalitätsfrage zu sein, was mir auch von anderen Äthiopiern in der Form bestätigt wurde.
Die Armut aber ist kein Grund, das Land und seine Menschen mit Samthanschuhen anzufassen. Wenn ich dort Zustände antreffe, die nicht in Ordnung sind, dann benenne ich die, genauso wie ich das in Deutschland auch mache. Da gibt es keinen Unterschied: Steine werfen ist nicht OK, weder in Äthiopien noch im Nahen Osten oder in Kurdistan. Armut ist auch nicht ausschlaggebend dafür.

Zitat:
Und das gilt sicherlich nicht nur für Äthiopien sondern auch für viele andere Länder in Afrika!
Ihr habt die Kohle, und die Menschen dort hungern!
Fahr einfach mal hin. Nach Afrika. Schau es Dir an, rede mit den Leuten dort. Dann wirst Du feststellen, dass viele afrikanische Länder eigentlich reiche Länder sind - der Wohlstand ist nur sehr ungleich verteilt. Äthiopien (insbesondere der Norden) ist von den naturräumlichen Voraussetzungen her sogar ein privilegiertes Land in Afrika: gute Böden, angenehmes Klima, in den meisten Jahren ausreichend Niederschlag, um sogar mehrere(!) Ernten einzufahren, überschaubare Bevölkerungsdichte...
Bei vernünftigem Wirtschaften könnte dieses Land seine Menschen ohne Probleme selbst versorgen, ja sogar Vorräte für Dürreperioden anlegen. Dazu hat der äthiopische Durchschittsbauer aber keine Lust. Er lebt lieber von der Hand in den Muund und macht dann Siesta. Alles in dem Bewusstsein, dass ihm schon geholfen wird, wenn die nächste Ernte zu knapp ausfallen sollte. Falls nicht, ist das auch kein Problem, weil bei Nahrungsmangel zuerst mal die Kinder weniger zu essen bekommen. Das Familienoberhaupt speist zuerst, die anderen dürfen sich dann um die Brosamen hauen.
Das sind Fakten, die Dir jeder Entwicklungshelfer bestätigen kann. Ich habe das in einem Agrarforschungsinstitut in der Nähe von Bahir Dar gelernt, wo die einheimischen Angestellten gar nicht gut auf ihre Landwirtschaft treibenden Landsleute zu sprechen waren. Die zogen es nämlich vor, lieber ihre steinzeitlichen Methoden weiter anzuwenden. Wenn man sie fragte, dann hieß die pauschale Antwort immer nur: It's our culture.
Das ist ja schön, wenn man so tradtionsbewusst ist. Aber irgendwo frage ich mich schon, wie die Missernten und daraus folgenden Probleme damit zusammen passen. Da hat es die "culture" wohl jahrhundertelang verpasst, geeignete Strategien zur Überlebbenssicherung zu entwickeln. Vorratshaltung ist jedenfalls unbekannt. Externe Lebensmittellieferungen auf Spendenbasis können aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein, zumal es sie vor 50 Jahren noch gar nicht gab.

Zitat:
Wollt ihr Militär an jeder Ecke, die Euch und alles immer wieder kontrollieren? (Das jetzt noch vorsichtig formuliert)
Merkwürdigerweise geht es in den meisten anderen Ländern auf diesem Planeten ohne derartigen Irrsinn, auch in den armen.

Zitat:
Musste ich jetzt einfach mal loswerden, wenn es jemanden stört, löscht es einfach
Wozu löschen? Bevor ich durch Afrika geradelt bin, hatte ich mir vieles ganz ähnlich vorgestellt wie Du. Wenn man dann mal dort war, ändern sich mit zunehmender Erfahrung eben auch die Ansichten zu bestimmten Dingen.

Grüße

zaher

PS:
Vielleicht noch ein Anmerkung zu begleitetem Reisen dort:
Hab unterwegs selbstverständlich auch immer mal wieder andere Reisende getroffen. Die waren in der Regel tatsächlich entzückt von ihrem Trip durch ein steinzeitliches Freilichtmuseum und wollten kaum glauben, dass man in der selben Gegend so unterschiedliche Erfahrungen machen kann. Scheinbar nur abhängig vom Fortbewegungsmittel.