Die Einschätzung der vemeintlich besonders agressiven deutschen Autofahrer auch im Ausland kann ich nicht teilen.

Die Irren und Rücksichtslosen findet man in Europa grenzüberschreitend überall und aus allen Nationen. Mir scheint es eher so zu sein, dass auf engen wenig befahrenen Straßem eher Rücksicht genommen wird, als im Bereich von Ballungszentren auf mehrspurigen Straßen, auf denen eigentlich Platz genug für alle Verkehrsteilnehmer wäre und enges Überholen ohnehin nichts bringt, weil man sich an der nächsten roten Ampel sowieso wieder sieht.

Selbst die in ländlichen Gegenden extrem entspannten Skanndinavier werden in den Ballungsräumen Oslo, Malmö, Göteborg zu wahren Meistern der Verkehrserziehung und der Drängelei.

In allen Ballungszentren, in denen ich bisher in Europa unterwegs war, bot sich das gleiche Bild: Gestresste Autofahrer, die unbedingt ein Ziel erreichen wollen, kämpfen um jeden Meter, scheinen sich über Motorradfahrer und insbesondere über Radfahrer zu ärgern, die sich durchschlängeln können und der Ärger wird dann in Form von Rücksichtlosigkeit gegenüber diesen vermeintlich untergeordneten Verkehrsteilnehmern ausgelebt.

Manch einem jener Drängler scheint das noch nicht einmal bewußt zu sein. Das zählt einfach nur jeder Meter Raumgewinn und jede Sekunde Zeitgewinn. Und je mehr der Verkehr für Autos eingeschränkt wird desto schlimmer wird es. Das kann ich hier vor Ort insbesondere auf den überall neu eingerichteten Fahrradstraßen beobachten. Für die Radwege, die auch Autos benutzen dürfen gilt: Gut gemeint ist nicht gut gemacht.