Hallo Bernd,
die Antworten dürften dir schon gezeigt haben, dass eine solche Frage relativ ins Leere läuft. Besser zu wissen wäre, welcher Altersgruppe ihr angehört. Für eine junge Truppe kann ich mir nicht vorstellen, dass deine Angaben über eure bisherigen Touren auch eure "Leistungsgrenze" gewesen ist. Jede junge Mensch, etwas sportlich, schafft weit mehr - auch Frauen.
Im Alter mit Zipperlein sind hingegen 50 km in schwerem Gelände schon mal eine kaum zu bewältigende Herausforderung. Zu unterscheiden ist auch, ob ihr Schotterstrecken miteinplant oder bewährte Asphaltpässe. Je mehr Schotter, desto asymmetrischer können die Zeitverhältnisse werden. Die Distanzleistung kann sich da halbieren, aber auch vierteln oder fünfteln, weil das je nach Untergrund, Fahrfähigkeiten und Material ganz unterschiedliche Auswirkungen haben kann.
Bei normalen Passstraßen sollten aber auch über 30 km machbar sein. Es hängt natürlich auch davon ab, ob ihr noch größere soziale Rasten macht (lange Gespräche), wieviel fotografiert wird und ob längerere Besichtigungen regelmäßig miteinfließen. Dann könne auch 30 km mal viel sein.
Für Steigungen gilt: Wenn sie im für euch machbaren Rahmen liegen, lassen sich noch Faustformeln formulieren. Gehen die Steigung an oder über eure Leistungsgrenze, kann das auch zu asymmetrischen Zeitachsen führen. Muss man etwa ein steilen Pass aufwärts schieben, weil man es im Sattel nicht schafft, ist man deutlich langsamer als jeder Wanderer. Schieben mit vollem Gepäck kann an sehr steilen Straßen zur extremen Tortur werden, insbesondere mit Radschuhen (auch wenn sie Laufsohlen haben sollten). Im Übrigen verlängert sich nicht nur die Fahrzeit, sondern auch die Erholungs- und Pausenzeit bei Überbelastung. Das sorgt dann für entsprechende Bruttozeiten und geringe Distanzen.
Jetzt das Positive: Meistens sind die Befürchtungen auch für Flachlandradler unbegründet. Es braucht etwas Disziplin in der Tagplanung (früh genug losfahren, Abende ausnutzen), geeignete Pausenzeiten und Ernährung. Da sind auch wieder viele individuelle Kompenenten dabei.
Ich erzähle immer wieder diese kleine Anekdote meiner Tour der großen 2000er aus 2005: Auf meiner großen Sellarunde mit vier 2000er-Hochpunkten bei fünf 2000er-Pässen (Pordoi, Sella, Grödner, Valparola, Falazrego, 115 km, über 2200 Hm) wurde ich nicht nur von zahlreichen Oldtimern und Harleys überholt, sondern auch in fast regelmäßigen Abständen von einem Radler-Duo aus Hamburg. Die beiden fotografierten viel und fielen nur deswegen immer wieder hinter mich zurück. Kommentar über mein Erstaunen: "Wir Flachländler können auch Berge radeln." Die beiden, die auch im selben Hotel übernachteten wie ich, waren allerdings noch ein Spur jünger und auch nicht mit Vollgepäck unterwegs. Dennoch können junge sportliche Menschen auch ohne großes Training Bergfahrten souverän meistern. Hier im Forum findest du dazu eine Faden mit Schülergruppe über die Alpen, wo da untermauert wird. Ich kenne auch diverse Einzelfälle, auf die das zutrifft.
Die letzte gemeinsame Kaffeetasse tranken wir am Valparola, danach bin ich Schuss runter nach Cortina und weiter nach Süden, die beiden haben den Kreis geschlossen, weil wieder zum Hotel zurück in Pieve di Livinallongo. Also Flachländler: Die Berge liegen euch! - Ihr wisst es oft nur nicht.