Punkt 1. Man könnte es auch umgekehrt darstellen. Die Firmen reagieren auf Freizeittrends, die neue Designs verlangen. Für mich ist ein ultraleichtes Zelt ganz wichtig - und für Radfahrer, die auch mal gerne einen Berg hoch fahren, vielleicht sogar wichtiger als für Bergwanderer.
Hallo Wildcamper mit dem leuchtend orangefarbenen Zelt

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dein Hogan UL mag ja bis auf die miserable Belüftung und die praktisch fehlende Apside (zumindest letzteres sieht man ja vor dem Kauf) auch ganz ok sein und das Verhältnis Haltbarkeit-Gewicht ist ebenfalls gut. Es hat aber auch noch ein 40D-Außenzelt. Die Hersteller setzen bei den neueren Leichtserien aber meist die extrem dünnen 15D-Gewebe ein und da steht die daraus resultierende verringerte Haltbarkeit in keinem sinnvollen Verhältnis mehr zur mickrigen Gewichtsersparniss. Die entspricht bei Verwendung eines 15D- statt 40D-Auzenzeltgewebes bei einem 1P o. 2P-Zelt bestenfalls etwas mehr als einer Tafel Schokolade, so daß sie selbst für Rucksackwanderer irrelevant ist. Die 100g spart man besser woanders. Das Netz wimmelt mittlerweile von Berichten gerissener Außenzelte, oft auch noch bei absoluter Windstille.
Punkt 2. So stickig habe ich das Zelt nie empfunden - um nicht zu sagen, ich kann es nicht nachempfinden. Im Sommer lasse ich gerne das Innenzelt auch mal auf, soweit es Mücken und Füchse erlauben. Das ist aber nicht unbedingt notwendig, aber es fühlt sich "freier" an. Deswegen lasse ich zuweilen auch noch etwas vom Außenzelt offen, sofern die Luft trocken genug ist.
Das mag ja für Dich gelten, wobei in der Beurteilung des eigenen Zelts, mit dem man so viele schöne Reiseerlebnisse verknüpft immer auch emotionalle Aspekte einfließen. Aber es gibt nun mal viele, die es im Sommer im Hogan UL nicht aushalten. Und dann vielleicht sogar noch zu zweit...dann gute Nacht. Im etwas kleineren Hogan UL 1 wurde es mir bspw. selbst ohne das Überzelt im Sommer nach wenigen Minuten zu stickig. Und das die Belüftung auch bei mückendicht geschlossenem IZ-Eingang zu funktionieren ist ja nun Pflicht, sonst kann ich auch ein Tarp benutzen. Das Thema Belüftung wird von vielen Zeltkäufern einfach mangels Erfahrung oft unterschätzt und dann kommt nach dem Kauf die böse Überraschung.
Die Krönung war der Berichte eines Users des Vaude Power Odyssee XT (nur 1/4tel des Eingangs aus Mesh plus Mini-Meshfläche hinten), der auf sommerlicher Kroatien-Tour in seiner Verzweiflung den IZ-Stoff hinter den Meshtaschen rausgeschnitt und die Mesh-Taschen dann drannähte um zusätzliche Belüftung zu ermöglichen. Ich hatte das Modell selber mal hier und abgesehen von der niedrigen IZ-Höhe und der grausig schlechten Belüftung hatte das Modell eigentlich Potential. Aber statt die Mängel zu beheben wurde es aus dem Programm genommen.
Aber damit nicht der Eindruck entsteht, ich würde das Hogan UL runtermachen: Als Solozelt halte ich es außer im Sommer ja durchaus für brauchbar. Es ist recht leicht, trotzdem noch ausreichende Haltbarkeit der Materialien und ist zudem oft zum reduzierten Preis erhältlich. Und das Hogan UL 1 bzw. Hogan Argon UL wäre mit (wesentlich) besserer Belüftung ein super UL-Zelt für das geringe Gewicht und Packmaß. Aber da eine bessere Belüftung nicht durch tolle Zahlenwerte beworben werden kann und ultraultra-Leicht so gab es übrigens zwei Berichte von Leuten, die ihr Hogan UL 1/Argon UL zum Schneider geschleppt und nach eine ausgeklügelte große, per RV verschließbare Meschfläche am Fußende einnähen ließen. Ergebnis machte einen prima Eindruck.
Deine Punkte 3 und 4 betreffen wieder ganz andere Aspekte, die hier niemand bestritten hat.
Ich denke Fakt ist nunmal, daß auch die Outdoor-Hersteller quer durch die Produktpalette krampfhaft in immer kürzeren Modellzyklen fragwürdige Pseudo-Innovationen auf den zunehmend gesättigten und hart umkämpften Markt werfen. Beim Material, insbesondere eben den eingesetzten Stoffen sind die Möglichkeiten aber nun mal weitgehend ausgeschöpft.
unter den Vaude-Zelten, die ich hier hatte gefiel mir das ganz unscheinbare Space Explorer am besten. Gab's öfters für <300,-€ im Angebot. Nicht unbedingt das ideale Allround-Zelt sondern eigentlich ein Expeditionszelt, wenn man den hochtrabenden Begriff verwenden möchte. Langweilig schlicht, aber geräumig, nicht nur wind- sondern wirklich sturmfest, auch bei starkem Wind leise, extrem robust und für den Preis uneingeschränkt hochgebirgstauglich. Leider hatte mein Exemplar einen Nahtfehler und als ich es eingesandt habe gab es keinen Ersatz mehr, da aus dem Programm genommen.