Ich habe in diesem Jahr mal an einem Rad ein bisschen rumgebastelt in Sachen klassischer Daumenschalthebel. So einer ist vom technischen Aufbau ja mit einem Rahmenschalthebel sehr gut vergleichbar. Ich habe auf dem Flohmarkt Vollmetall(!)-Daumenschalter von Shimano (SL-M700, also späteres XT-Niveau, wie ich annehme) aus der Zeit vor der Indexierung gefunden und sie montiert. Super schönes Schalten mit einer Art Microrasterung: Der Hebel verlangt in der einen Drehbewegung mehr Kraft und in der anderen weniger. (Man kann das Schaltseil genialerweise so rum und so rum einhängen.) Warum geht das so einfach und vor mehr als 30 Jahren ging das alles nur mit Krachen und Würgen?
Die Ketten haben sich verändert: Früher war eine Kette hinüber, wenn sie seitlich flexibel war, heute ist sie das von Haus aus. Und die Laschen der Ketten sehen heute auch anders aus als damals. Die Ritzel haben sich verändert, vor allem deren "Köpfe", das erleichtert das Schalten ungemein. Die Schaltwerke sind heute alle Schrägparallelogramm-Schaltwerke, d.h. der Abstand vom Leitröllchen zum Ritzel bleibt immer annähernd gleich. Und zumindest bei Shimano hat das Leitröllchen axiales Spiel, kann also ausgleichen, wenn das Schaltwerk nicht zu 100 Prozent genau unter dem Ritzel steht.
Das alles musste so gemacht werden, damit eine wirkliche Indexierung möglich wurde. Mit den Ketten, den Ritzeln und den Schaltwerken von früher bekäme man selbst mit dem besten Rapidfirehebel kein exaktes Schalten hin. (Selbstverst. unter der Annahme, dass die Ritzelabstände und der Seileinholweg passen würden.)
Da dies aber heute alles Standard ist, kann man auf die Indexierung auch wieder verzichten - wenn man mag, eine Microrasterung und ein bisschen Feingefühl im Daumen bzw. im Zeigefinger hat und oft genug mit dem Rad unterwegs ist, um sich daran zu gewöhnen. Man muss freilich nicht, Indexierung ist schon was Feines und gerade bei den Rahmenschalthebeln ja extrem haltbar und zuverlässig.
Und bei Rahmenschalthebeln passiert in Sachen Kraftaufwand ja ohnehin Folgendes: In Richtung große Ritzel verlangen sie mehr Kraft, in Richtung kleinere Ritzel flutschen sie bereits bei geringster Berührung. Warum? Weil du ja im Schaltwerk beim Schalten in Richtung große Ritzel ohnehin eine Feder "aufgezogen" hast: Das Schaltwerk möchte nämlich aufgrund der darin eingebauten Feder von sich aus in Richtung kleinere Ritzel wandern - außer es ist invers.
Eine Feder "brauchst" du bei Hebeln, die "wandern" also eigentlich nicht, während Indexierung möglich aber eben nicht zwigend ist. (Bei den Rapidfire-Hebeln dienen die Federn hauptsächlich dazu, den Hebel wieder in die ursprüngliche Position zu bringen.)
Insofern ist es wohl so, dass sich das, was du wünscht ausschließt - jedenfalls dann, wenn der technische Aufwand gering gehalten werden soll, was ja der große Vorteil der Rahmen- bzw. Daumenschalthebel ist: Wo kein "Uhrwerk" drin ist, kann auch keines kaputt gehen.
LG, Wolfi
Ich hab hier nur vom rechten Schalthebel gesprochen, der das hintere Schaltwerk samt Ritzel bedient. Der linke, der den Umwerfer und die Kettenblätter ansteuert, ist eine andere Geschichte. Aber mein Beitrag ist eh schon zu lang.