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#1048711 - 13.06.14 17:34
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Hallo Manuel,
wir haben Deinen Live- Bericht zuerst mal als "Versuch" unter Reiseberichte gelassen, sind aber nun nach einiger Zeit der Beobachtung doch der Meinung, dass er unter Treffpunkt besser aufgehoben ist.
Es ist doch eine relativ rege Diskussion enstanden (was nicht negativ gemeint ist!), und dadurch geht der Charakter eines relativ zusammenhängenden und gut zu lesenden Reiseberichtes doch verloren.
Dies ist jetzt nicht gegen Dich gemünzt und soll keinerlei Kritik sein.
Viele Grüße Rennrädle für das Das Team
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#1048733 - 13.06.14 19:13
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Meine ersten Eindrücke meines überhaupt ersten Besuchs in Schweden war der, dass bis auf blonde Menschen und gelbe Verkehrsschilder das Land wie Norddeutschland wirkt. Von der Landschaft an der offiziellen Radroute hatte ich auch etwas mehr erwartet. Abwarten! Du bist gerademal in Schonen. Das sieht tatsächlich wie Mecklenburg aus, insbesondere wie die Stellen ohne See. Der Wald, der so gar nicht wieder aufzuhören scheint und die falunroten Holzhäuser mit den weißen Ecken kommen sehr bald und ersterer endet erst wieder, wenn Du in der Tundra von Lappland bist.
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#1048773 - 13.06.14 21:47
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: Falk]
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Falk, die roten Holzhäuser haben direkt hinter Trelleborg angefangen Aber ne andere Landschaft erwarte ich spätestens hinter Oslo, wenn ich in die Berge Richtung Jotunheim radel. Und die Verschiebung meines Reiseberichts kann ich nicht ganz nachvollziehen, soll mir aber letztendlich egal sein. Und weil ich grad im Hotel zum ersten Mal Strom und Wlan gleichzeitig unendlich hab, gibts endlich wieder paar Bilder. Rügen: Das erste Mal Meer und das letzte Foto in Deutschland Endloser Sandstrand - ganz für mich allein Auch das Inland hat seinen Charme Die gewaltige Øresundbrücke, die Malmö mit Kopenhagen verbindet Wildcampen geht in Schweden endlich ohne schlechtes Gewissen Dafür fanden sich auch ideale Flecken Wie auch hier an einem See fernab der Zivilisation Trotzdem wartete ich oft, bis es dämmerte, bis ich mein Zelt aufschlug Dazwischen viel Grün und viel Straße
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#1049920 - 18.06.14 18:25
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Wie schon erwähnt, erinnerte mich Schweden bis Göteborg an Norddeutschland. Das sollte sich ab der Großstadt schlagartig ändern. Aber dazu später mehr - der Reihe nach. Ich lag recht gut in der Zeit und hätte mit meinem normalen Reisetempo Göteborg schon letzten Mittwoch erreichen können. Doch ich ließ mir Zeit und zeltete ca. 40 km vor der Stadt, sodass mir ein ebenso entspannter Donnerstag dort beschert war. In Göteborgs Zentrum angekommen suchte ich zunächst eine Möglichkeit, Geld zu wechseln. Ich war auf Bargeld angewiesen. Und das in Skandinavien, wo an jeder Dönerbude mit Kreditkarte gezahlt wird. In den öffentlichen Verkehrsmittel ist garkein Bargeld mehr möglich, wie ich später feststellen durfte, und ich musste mir Tickets stets vorher kaufen. Im Irrglauben, man könne Geld in jeder Bank wechseln, begab ich mich in die erste, die mir vor die Nase kam. Sie war auch recht groß und ich sah, wie ein Security-Heini mich argwöhnisch von innen durch die Glastür begutachtete, wie ich mein Fahrrad davor parkte. Mit dem Rucksack auf der Schulter betrat ich die Bank und eben jener Security stellte sich mir in den Weg und brabbelte etwas auf schwedisch mir entgegen. Dem Tonfall zufolge muss es wohl ``Was willst denn du Schlapphund hier?!´´ gehießen haben. Ich entgegnete mit einem freundlichen ¨I´d like to change money¨ - woraufhin er lediglich entgegnete: ¨Not possible here, please leave!¨ Schweden sollen ja freundliche Menschen sein. Bislang waren sie es auch und ich versuchte das harsche Verhalten mit meinem Äußeren in T-Shirt und Radlerhose sowie der fehlenden Morgendusche zu erklären. Dank einem freien WLAN und Google Maps machte ich eine Forex-Filiale aus, die für das Wechseln 50 Kronen Kommission berappte. Ich verfluchte abermals den vergessenen PIN meiner Kreditkarte, mit der ich weltweit kostenfrei hätte Geld abheben können. Nachdem ich mit dem Rad etwas durch die Großstadt schob, musste ich mich in Flughafennähe begeben, wo ich die Nacht zelten wollte, um vormittags dort meine Freundin Sophie abzuholen, die mit mir das Wochenende in Göteborg in einem Hotel verbringen sollte. Am nächsten Morgen wartete ich in der Lobby des Göteborg City Airports, bis mir schließlich auffiel, dass kein Air Berlin Flug ankommen sollte. Ich war verdutzt und suchte Rat über das freie WLAN des Flughafens. Dadurch erfuhr ich vom größeren Flughafen Landvetter - 25 km außerhalb der Stadt. Na toll! Das hätten wir wohl besser abstimmen müssen. Ich war am anderen Ende der Stadt und schaffte es somit nicht mehr pünktlich zur Ankuft - wir trafen uns also in der Stadt. Nun war ich generell etwas überrascht vom hohen Preisniveau Schwedens. Darauf war ich erst in Norwegen vorbereitet. In der Woche in Deutschland gab ich ca. Nur halb so viel Geld aus - obwohl ich wirklich nicht auf die Ausgaben geschaut habe und es mir durchaus habe gutgehen lassen. Das Schwedenpils für ca. 7,50 Euro trank ich daher nur einmal und meinte, es mir mit einer kalten Dose aus dem Supermarkt in einem Park ebenso gutgehen lassen zu können. Das Bier mit nur 3% ging gerade so runter. Mir war klar, dass Schweden nicht für das Bier berühmt ist und ich Top-Gerstensaft nur im heimischen Oberfranken bekomme. Dennoch war ich der Meinung, dass es fast überall auf der Welt gute Brauereien gibt und wollte mich auch hier im Norden durchprobieren. Doch bei dem Preis-Leistungs-Verhältnis beließ ich es beim Probieren. Das Wochenende in Göteborg war letztlich ein reines Touri-Wochenende. Wir haben uns eine City-Card geleistet, die zahlreiche Eintritte sowie öffentliche Verkehrsmittel beinhaltete und genossen alles, was die Stadt zu bieten hatte. Da es hier um die Radreise geht, möchte ich hier nicht auf jede Sehenswürdigkeit eingehen und belasse es dabei. Am Montag Nachmittag ging es weiter mit der Radtour. Sophie musste ich schweren Herzens zurückfliegen lassen und ich machte mich abermals daran, raus aus der Stadt zu kommen. Am Abend dann die nächste Panne: Mein Hinterrad macht schon wieder Probleme und hat nen kräftigen Achter. Natürlich habe ich alles Mögliche dabei, nur keinen Speichenschlüssel. Doch ich sollte Glück haben. Am nächsten Tag auf einer kleinen Fähre traf ich zwei Reiseradler: Daniel aus dem Schwarzwald mit seiner Freundin Catherine aus Australien. Er hatte nicht nur einen Speichenschlüssel dabei, sondern konnte das Rad wieder zentrieren. Ein paar Schläge auf die Felge, einige Speichen spannen und schon war der Achter weg! Herrlich! Da es vormittags war, wollte ich die beiden zu einem Kaffee einladen. Ich fuhr voraus und wartete an der nächsten Fähre. Leider kamen sie die Fuhre nach mir auch nicht an und ich verlor sie. Schade. Daher beschloss ich, nicht länger zu warten und weiterzufahren. Daniel, falls du das hier liest, geht der nächste Kaffee auf mich, falls wir uns wiedertreffen sollten. Und dein Reiseradler-Karma wird dir wohlgesonnen sein wegen deiner Hilfsbereitschaft! Norwegen ist nun nicht mehr weit. Direkt hinter Göteborg wurde das Land wieder hügeliger und die Landschaft interessanter. Das durchwegs sonnige Wetter tut sein übriges, die Fjorde, Flüsse, Wiesen und Wälder von ihrer besten Seite zu zeigen. Ich bin begeistert und freue mich dabei auf mehr. In 80 km überquere ich heute die Grenze zu Norwegen und bin spätestens Freitag in Oslo, denn Donnerstag habe ich eventuell noch einen Aufenthalt kurz davor. Mehr dazu aber im Nachhinein! Nachtrag: Da ich nicht immer online bin, wenn ich diese Zeilen verfasse, bin ich beim Reinstellen natürlich schon weiter. Passierte heute nachmittag die norwegische Grenze und bin in Fredrikstad. Oslo, ich komme!
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#1050308 - 20.06.14 09:13
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Oslo-Tag!
Werd wohl ins Wikingerschiffmuseum und im Skulpturenpark verweilen. Wer kann weitere Sehenswürdigkeiten empfehlen?
Danke schon mal.
Gruß Manuel
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#1050311 - 20.06.14 09:22
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Wer kann weitere Sehenswürdigkeiten empfehlen? Sprungschanze am Holmenkollen? Wollte ich damals auch machen, habe es aber nicht mehr geschafft. Kann also nicht sagen, ob es sich lohnt. Gruß Thoralf
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#1050315 - 20.06.14 09:31
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Hallo! Ja, der Vigeland-Park ist toll, da kann man länger verweilen. In diesem Museum war ich nicht. Hatte mir damals noch das königliche Schloss und die Oper angeschaut - letztere auch von innen. Das lohnt beides, finde ich. Auch das Wohngebiet um's königliche Schloss ist sehenswert. Schöne Zeit in Oslo dann!!
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Viele Grüße, Steph Die Höflichkeit ist das Öl auf der Maschine, das die Reibung der einzelnen Teile aufhebt oder verringert. | |
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#1050390 - 20.06.14 12:18
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Kann auch die rel. neue Holmenkollen-Schanze als Aussichtspunkt und das darunter befindliche gut gestaltete Skimuseum empfehlen (z. B. mit S-Bahn zu erreichen). Die Architektur des neuen Opernhauses, dessen rel. flach geneigtes Dach aus Marmor man begehen kann/darf, hat mich auch beeindruckt; in Holz gestaltetes Foyer ebenfalls schön. Des weiteren sehenswert u. a. der schon erwähnte Vigeland-Park mit zahlreichen Skulpturen sowie das Munch-Museum mit Werken des gleichnamigen Malers. Karl
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#1050504 - 20.06.14 18:48
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: Karl der Bergische]
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Verdammt... Riss in der Felge... Die Speiche wurde beim Flicken wohl zu stramm gezogen... Riss weitet sich aber nicht. Fahr auch ganz gemächlich. Was würdet ihr machen? Hoffen, dass nix passiert? Bissl Speiche lockern? Oder gleich Laufrad wechseln Danke für Ratschläge. Zur Belohnung gibt's morgen Bilder von Oslo
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#1050508 - 20.06.14 19:08
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Such Dir einen Radladen uns lass die Felge wechseln. Oder mach es halt selbst, wenn Du das kannst. So würde ich nicht weiterfahren. Stell Dir vor die Felge kolabiert bei einer rasanten Abfahrt. Ansonsten danke für Deine Berichte und Bilder.
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#1050512 - 20.06.14 19:24
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Oh!! Nicht schoen, aber passiert! Ich wuerde das, wie Volker schon schreibt, auch schnell beheben lassen oder selbst beheben. Du bist doch grad in oder bei Oslo, oder?? Da ist eigentlich eine gute Gelegenheit dafuer. Wenn's die Felge beim Fahren weiter und komplett bricht, kann's unangenehme Folgen fuer dich haben und du weisst nicht, wann Du nach Grossraum Oslo dann Ersatz brauchst und ihn bekommen kannst.
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Viele Grüße, Steph Die Höflichkeit ist das Öl auf der Maschine, das die Reibung der einzelnen Teile aufhebt oder verringert. | |
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#1050523 - 20.06.14 20:19
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Werd wohl ins Wikingerschiffmuseum und im Skulpturenpark verweilen. Auf Bydgøy gibt es neben dem Wikingerschiffsmuseum auch noch die Fram, die Ra 2 und Kon-Tiki von Thor Heyerdahl und noch einiges mehr. Siehe Bygdøy, dort ist vieles nahe beieinander und gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Der Fahrradtransport ist bei der U- (und S-)Bahn außerhalb der Befufsverkehrszeit 7.00–9.00 und 15.00–18.00 kostenlos, während dieser Zeiten kostet es den Kinderpreis. Einzelfahrten sind übrigens mit 30 Kronen für eine Zone arschteuer. Wenn, dann lohnen Tageskarten (und mehr). Lass Dir nicht einreden, man könne in Oslo nicht radfahren. Mit etwas Stadtgewöhnung geht das sehr gut.
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#1050551 - 20.06.14 23:52
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Verdammt... Riss in der Felge...
Was würdet ihr machen? Servus alter Kommilitone! Bei Felgenriss gilt für mich ganz klar - Felge / Laufrad schnellstmöglich wechseln. Ist ein ziemliches Glücksspiel damit weiter zu fahren - kann noch viele Kilometer halten, kann aber auch schon an der nächsten Bordsteinkante mit unschönen Folgen irreparabel brechen. Hol dir ein neues Laufrad, speich das alte aus, nehm die Nabe mit und bau dir zuhause ein neues damit auf. Dir noch eine schöne Reise! Vielleicht gehts bei mir diesen Sommer auch mal wieder nach Norwegen.
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#1050587 - 21.06.14 08:21
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: gaudimax]
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Felge kaufen und neues Laufrad bauen... wenn das nur so einfach wäre! Ich Depp nehm mir seit net Ewigkeit vor, das mal endlich zu lernen. Hab mir sogar mal nen Zentrierständer gekauft, der bisher aber nur gut ausgesehen hat. Der Laufrad Kurs vom adfc war entweder immer ausgebucht oder ich hab den jährlichen Termin immer verpasst. Naja.. genug ausgekotzt uber meine Unzulänglichkeiten...
Werd heut nen Radladen suchen und wohl noch ne Nacht in Oslo bleiben.
@Falk, in Oslo lässt sich es ganz gut radeln, finde ich. Bin ja Nürnberg, die Stadt der entrechteten Radler, gewohnt.
@Berti, ja servus! Was treibst du so?
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Geändert von el loco (21.06.14 08:24) |
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#1050694 - 21.06.14 22:37
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Hast du wirklich überlegt, mit der Felge weiter zu fahren? Ich hatte mal in Alaska einen Speichenbruch und bin über 700 km bis zum nächsten Radladen getrampt, weil ich Schiss hatte, dass bergab das ganze Laufrad brechen könnte. Und in Norwegen wird es sicherlich noch hügeliger werden als bisher...
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#1050697 - 21.06.14 22:52
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Felge kaufen und neues Laufrad bauen... wenn das nur so einfach wäre! Ich Depp nehm mir seit net Ewigkeit vor, das mal endlich zu lernen. In Oslo gibt es eine ganze Menge Fahrradläden und Werkstätten. Da wäre es eine ziemlich dumme Idee, unter Feldbedingungen ein Laufrad aufzubauen. Hast Du eine besonders erhaltenswerte Nabe, dann sollte der Neuaufbau kein Problem sein. Bei Shimano-Massenware kaufst Du besser ein komplettes Laufrad und tauschst es.
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#1050736 - 22.06.14 08:06
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: Falk]
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Bei Shimano-Massenware kaufst Du besser ein komplettes Laufrad und tauschst es. Hab ich nun auch gemacht und bin nu auch gleich aus Oslo rausgefahren. 100 Euro für n billiges aber neues Laufrad... Naja Norwegen halt
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#1050742 - 22.06.14 08:13
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Oh... Für EIN Laufrad 100 Euro?! Das ist schon ordentlich. Eingebaut hast du alles wahrscheinlich dann selbst, oder war das bei den 100 Euro noch mit dabei? Na, dann gute Fahrt weiterhin und Freude am Radl!
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Viele Grüße, Steph Die Höflichkeit ist das Öl auf der Maschine, das die Reibung der einzelnen Teile aufhebt oder verringert. | |
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#1050743 - 22.06.14 08:16
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Bei Shimano-Massenware kaufst Du besser ein komplettes Laufrad und tauschst es. Hab ich nun auch gemacht und bin nu auch gleich aus Oslo rausgefahren. 100 Euro für ein billiges aber neues Laufrad... Naja Norwegen halt Lass das bei Gelegenheit nachzentrieren bzw. überprüfe täglich die Speichenspannung. Pasende Ersatzspeichen gekauft? Alte Nippel vom defekten Rad eingepackt? Hast du mittlerweile einen Speichenschlüssel dabei? Wird langsam Zeit... PS: Durch übermäßige Spannung wie auf dem Foto gezeigt habe ich auch schon eine Felge zerstört. Wünsche weiter eine gute Reise!
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Gewerblich: Autor und Lastenrad-Spedition, -verkauf, -verleih | |
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#1050848 - 22.06.14 18:32
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Dass die norwegische Grenze nur noch wenige Menter entfern sein sollte, davon merkte ich irgendwie garnichts. Nicht nur, dass überhaupt kein Verkehr auf der Landstraße vorhanden war, auch kein Verkehrsschild oder sonstiger Hinweis verriet mir nicht, dass Schweden in wenigen Kilometern vorbei sein sollte. Aber GPS lügt nicht. Der motorisierte Verkehr ging wohl glücklicherweise über die parallel verlaufende Autobahn. Der letzte Kreisverkehr mit norwegischen und Schwedischen Flaggen aber ließ doch erahnen, dass ich dem Land nahe bin, in dem ich mehr als die Hälfte meiner gesamten Strecke fahren werde. Meine letzten 100 schwedischen Kronen verpulverte ich in einem Fastfood Restaurant, auch wenn ich darauf so garnicht Appetit hatte. Schließlich fuhr ich auf eine gewaltige Brücke zu, die über eine eindrucksvolle Schlucht ging, welche die beiden Länder trennte. Ich ärgere mich noch immer, dass ich nicht inmitten der Brücke für ein Foto anhielt. Ich traute mich nicht, denn ein Auto saß mir im Nacken und konnte nicht überholen. Im Nachhinein fand ich, dass mir das hätte egal sein sollen.
Norwegen! Ich war schließlich da! Es war ein großartiges Glücksgefühl, dass ich erst nach einigen Kilometern hinter der Grenze realisierte, denn der Übergang ins Land verlief unscheinbarer, als er es für mich bedeutete. Zum ersten Mal war ich mächtig Stolz von zuhause in ein Land geradelt zu sein, dass mir immer so unendlich fern vorkam. Ich bin froh, meine Reise daher nicht etwa in Südschweden begonnen zu haben. Das Gefühl, über eine Grenze oder in eine Großstadt einzufahren, war umso herrlicher. Ich sagte mir selbst jedesmal, dass ich nun weiß, was zwischen meiner Heimat und diesem entlegenen Ort liegt, in dem ich mich befinde.
Am selben Tag fuhr ich noch bis Fredrikstad, dem ersten größeren Ort hinter der Grenze. Mein erster Eindruck des Landes war eher ernüchternd. Denn irgendwie kam mir Schweden viel herausgeputzer vor. War nicht Norwegen das ach so reiche und teure Land? Wie schon vorher erwähnt, fand ich Schweden schon unerhört teuer. Der nette Schwede vom Campingplatz hinter Malmö warnte mich abermals vom noch viel teureren Norwegen. ¨F*ck Norway, it`s so expensive! Keep on cycling in Sweden¨, riet er mir und ich musste lachen. Diese Worte hatte ich noch immer in Erinnerung. ¨But the Fjords.. and the whole landscape...¨, entgegnete ich damals. Letztlich war Norwegen natürlich immernoch teuer, aber nicht viel mehr als Schweden, dachte ich. Höchstens dass Mineralwasser so viel kostet wie die selbe Menge Cola - nämlich ca. 3 bis 5 Euro - das verwunderte mich schon ein bisschen. Letztlich fand ich aber immer eine Billigmarke, die 1,5 Liter für ca. 1,50 Euro anbot und mit einem scharfen Preisvergleich bei Lebensmittel lässt einen auch in Norwegen für unter 10 Euro einkaufen. An die 19 Cent für Wasser und Brot für unter 1 Euro daheim darf ich garnicht denken. Wie spottbillig bei uns doch die Lebensmittel sind. In Deutschland geht`s uns wohl wirklich zu gut.
Nach meiner ersten Nacht im norwegischen Wald hatte ich nicht weit zu radeln. Oslo war lediglich ca. 100 km entfernt, ich hatte aber lediglich bis Ås zu fahren, einem Ort 30 km davor. Dort wohnte Gerrit, der mich für den Donnerstag Abend zu sich nach Hause eingeladen hatte. Er erfuhr von meiner Reise, kontaktierte mich über meinen Blog und erwähnte, dass er auch Reiseradler sei und als Deutscher in Norwegen wohne. Ich könne gerne bei ihm vorbei kommen. Die Einladung nahm ich gerne an. War es doch mein erster Abend in Zivilisation - den Hotelaufenthalt in Göteborg ausgenommen. Wir hatten viel gemein und so wurde es ein sehr angenehmer und kurzweiliger Abend. Da auch er lange Haare hatte, war er mir gleich sympathisch. Er ist promovierter Biologe an der Uni im Ort und forschte an der Lachszucht, was ihn für mich irgendwie noch cooler machte. Wir ratschten über das Radeln, Musik, die WM, die ich leider nun verpasse, und Gott und die Welt. Sogar das norwegische Dosenbier war nicht schlecht. Alles in allem ein perfekter Aufenthalt, der zu keinem Zeitpunkt irgendwie gezwungen erschien. Das Beste war aber, dass auch er diesen Sommer mit seinem Liegerad ans Nordkap reisen möchte und unsere Termine sich durchaus überschneiden. Wir nahmen uns vor, uns dort wiederzusehen, wenn wir es nicht sogar schaffen, vorher einige Tage zusammenzuradeln - cool! Ich freute mich und versicherte ihm, dass ich mich spätestens dann mit einem Bier dort oben revanchieren würde.
Nach meiner Nacht innerhalb vier Wänden musste ich zunächst neues Bargeldd besorgen und klapperte zahlreiche Banken ab. Dass man dort immer brav eine Nummer ziehen durfte, wie etwa bei uns auf dem Finanzamt, wusste ich von meinem Buch über die norwegische Mentalität. So kam es, dass ich in zahlreichen Banken Nummern zog und dementsprechend jedesmal halbe Ewigkeiten wartete, nur um gesagt zu bekommen, dass diese Filiale nicht wechselt. Den halben Vormittag damit vertan, machte ich mich anschließend auf den Weg zu einem großen Outdoor-Laden, zu dem mir Gerrit riet. Kleine aber wichtige Sachen konnte ich dort nachkaufen und zu meiner Überraschung auch zu nicht überteuerten Preisen. Etwa das wichtigste Kleidungsstück hatte ich einen Tag vorher verloren - mein Buff. Dort gab es zwar kein Original und auch nur in grünem Camouflage-Style, aber ein warmer Kopf und Hals war mir hier wichtiger als mein Pazifismus und meine Eitelkeit. Pro Tour brauche ich einen Spork. Denn wie auch in den Touren zuvor, habe ich ihn abermals zerbrochen. Ich schaffe das jedesmal, weil ich annehme, ihn etwas biegen und in meinen 1L-Topf zwängen zu können. Und da war noch das Kettenöl. Werkzeug, ja sogar Lagerfett - alles hatte ich dabei. Nicht aber Öl - und meine Kette schrie schon mit lautem Quietschen nach Erbarmen. Schließlich nahm ich noch ein Moskitonetz für den Kopf mit, da ich bislang aufgrund widersprrüchliche Mückenberichte darauf verzichtete, Gerrit aber meine, dass man es dort oben zum Atmen sogar bräuchte.
Glücklich über die günstigen Bereicherungen meiner Tour hatte ich nur noch 25 km nach Oslo einzuradeln. Da lohnte sich auch endlich mal mein Helm, denn in einer sandigen Kurve legte es mich hin und ich schhliff am Boden wie ein nasser Sack. Der Helm und meine gesamte linke Seite haben seitdem deutliche Schrammen. Doof nur, dass auch meine Radlerhose und das Shirt Löcher hatten. Hätte das nicht vor dem Besuch um Outdoor-Laden passieren können? Letztlich tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass ich mit den kleinen Rissen abenteuerlicher und evtl. Sogar etwas martialischer aussehen muss. Dennoch zog ich lieber meine Windjacke drüber, wenn ich einkaufen war oder durch Oslo fuhr.
Oslo ist gewaltig! Der Reiseführer bescheinigte ganz Norwegen einen ländlichen Charme, der sogar in Teilen der Hauptstadt zu finden seien soll. Ich radelte begeistert den Fjord entlang mit Blick auf die vielen Inseln. Vor dem Hauptbahnhof aber taten sich aber Skyscraper auf und ich fühlte mich auch aufgrund der Menschenmasse wie auf dem Time Square - wohl weil ich dort noch nie vorher war. Nach einigen Erkundungsfahrten durch die Stadt besorgte ich mir eine Simkarte wollte schließlich am Abend auf der Insel Langoyene campen - sort sollte es kostenlos sein und die ca. 7 Euro für zwei Einzelfahrten auf öffentlichen Fähren waren auch verschmerzbar.
Auf Langoyene sollte ich aber erst gegen 1 Uhr nachts ankommen, denn ich machte ein Abenteuer durch, dass ich in einem eigenem Forenpost erzählen werde. Denn das auch noch anzuschneiden würde diesen hier sprengen. Außerdem ist schon halb neun und ich muss noch raus aus Hamar.
Mit meiner norwegischen Sim und dem mobilen Internet möchte ich nun auch regelmäßiger berichten, damit nicht stets solche Riesentexte entstehen.
Bis morgen :-) Manuel
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#1050855 - 22.06.14 19:03
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Hallo Manuel,
ist kein "riesen Text" passt schon und Abenteuergeschichten sind immer willkommen. Also hau rein in die Tasten und her damit.
Mach mal weiter so, ich wünsch dir noch eine schöne und spannende Tour zum nördlichsten wasauchimmer von wasauchimmer. Übrigens ist Kneip-Brot (ja so wie der der Wasserdoktor - gesprochen allerdings Knipp) nach meiner Erfahrung das günstigste Brot in Norwegen.
Das es ein "original Buff" gibt wusste ich gar nicht. Mein "Buff" ist jedenfalls noch aus Zeiten wo es "Buff" noch gar nicht gab. Nannte sich damals Schlauchschal oder auch "leichte Halskrause" gabs in Motarradgeschäften und es wurde kein aufsehen drumm gemacht.
Dein Gefühl ein anderes Land erreicht zu haben kann ich sehr gut nachfühlen. Es ist ein Privileg des Radreisenden genau zu wissen wo er ist und wie er da hingekommen ist - auf dem Weg von zu Hause nach sonstwo. Flugreisende und abgeschwächt auch Zug- Schiff- und Autoreisende beamen sich von A nach B ohne den Übergang zu realisieren.
Gruß und gute Fahrt Jörg
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#1050995 - 23.06.14 09:53
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: ro-77654]
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Lass das bei Gelegenheit nachzentrieren bzw. überprüfe täglich die Speichenspannung. Pasende Ersatzspeichen gekauft? Alte Nippel vom defekten Rad eingepackt? Hast du mittlerweile einen Speichenschlüssel dabei? Wird langsam Zeit... Paar Nippel hab ich mitgenommen. Meine alten Ersatzspeichen passen nicht mehr an die Nabe mit Scheibenbremse. Werd in Lillehammer heute neue besorgen. Gemütlicher Tag heute. Nur 60 km dorthin und dann ab zu n Couchsurfer Achja... ist mir zu aufwändig, die Fotos hiet einzufügen... Man kann sie direkt bei Flickr bestaunen. Dafür auch in voller Auflösung: https://m.flickr.com/#/photos/98035458@N05/ Ich lade immer was hoch, wenn ich wlan finde. Bei Gelegenheit werde ich sie auch noch korrekt beschriften und frei lizenzieren.
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Geändert von el loco (23.06.14 09:54) |
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Off-topic
#1051047 - 23.06.14 11:47
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Hallo Manuel,
sehr schön geschrieben, freue mich schon auf den nächsten Teil!
Weiterhin gute Reise, gruß,
Marcel
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#1051201 - 23.06.14 22:03
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Das bereits beschriebene Time-Square-Gefühl überforderte mich ein wenig und ich irrte die Fußgängerzone von Oslo entlang, um ein wenig eine Art Überblick über die Stadt zu bekommen. Ich ordnete meine durcheinander gewirbelten Gedanken und suchte meine Notizen, die mir sagen sollten, was ich alles in der Stadt machen wollte. Da ich nach wochenlanger Beschaulichkeit solche Menschenmassen nicht mehr gewohnt war - in der Stadt war die Hölle los, flüchtete ich in den Skulpturengarten, wo ich unter meinesgleichen - also Touristen - verweilte. Schließlich zerronn der Nachmittag schnell und ich warf einen Blick auf den Fährenplan.
Ich musste noch zur Insel Langoyene im Oslofjord. Dort war Campen kostenlos. Zum Glück fuhr die Fähre stündlich bis 21 Uhr - so dachte ich! Zunächst wunderte ich mich, dass sie knapp eine halbe Stunde Verspätung hatte. Ein Blick abermals auf den Plan verriet ein Symbol, das auf eine Ausnahme hinwies. Im Juni wird die Insel nur bis 18 Uhr angefahren! Dank des Reiseradler-Wikis war ich eigentlich gebrieft im norwegischen Fährenplan-Chinesisch. DX5 heißt z. B.: Das Boot fährt zur entspr. Zeit täglich außer freittags. Umso mehr ärgerte ich mich über das kleine übersehene A, das auf eine Fußnote hinwies.
Trotzdem fragte ich die neben mir einzigen zwei wartenden Frauen ganz naiv, ob das gerade ankommende Boot nach Langoyene fährt. Nein, tut es natürlich nicht. Sie hatten sich im Internet ebenso im Fährenplan verlesen - obwohl sie aus Oslo kommen. Das anlegende Boot fuhr nach Gressholmen, einer anderen Insel direkt daneben. Sie fahren erstmal dort hin und versuchen dann von dort ein Boot zu finden, dass sie schließlich nach Langoyene bringen soll. Und wenn ich ebenso auf ein Abenteuer aus sei, könne ich mich ihnen anschließen. Natürlich war ich das. Und selbst wenn ich es nicht gewesen wäre, ich hatte keine andere Wahl. Aus der Großstadt jetzt noch rauszufahren um zu campen, dafür war es recht spät gewesen. Zudem wollte ich den Tag darauf wieder in die City. Da waren noch Museen zu besuchen und ein Laufrad mit Riss auszuschauen usw. Ich folgte also ohne zu zögern der Aufforderung. Der Fährmann, der aussah wie Captain Iglu - ehrlich! - aber hob die Hand: Fahrräder seien auf Gressholmen nicht erlaubt. Wenn ich mitwolle, müsse ich es abschließen und hierlassen. Das ging natürlich nicht. Ich fluchte innerlich alle norwegischen Schimpfwörter, die ich in meinem Norwegischkurs gelernt hatte. Warum zur Hölle klappt nun garnichts?! Jedoch ließ der weiße Rauschebart sich erweichen, nachdem ich ihm versicherte, dass ich ohnehin nach Langoyene will, auf den Inseln nicht radeln werde und morgen früh auch wieder aufs Festland übersetzte. Glück gehabt!
In Gressholmen angekommen realisierte ich erst, dass Marie und Linn Gepäck dabei hatten, das ein ganzer Hausstand hätte sein können. Zudem hatten beide je einen Sohn dabei. Marie, so erfuhr ich später, war gebürtige Spanierin aber kam schon als Kind nach Oslo. Linn war eine Punkerin - zumindest äußerlich - und redete nicht direkt mit mir, mit ihrem Jungen aber auch kaum, vielmehr mit ihrem Pitbull, den sie an der Leine führte. Nur als sie etwas englisch redete, war mir klar, dass sie das wohl nur wegen mir getan haben muss. Untereinander redeten sie natürlich norwegisch. Marie erklärte mir, wir müssten zum anderen Ende der Insel wandern. Dort sei eine Bar und vielleicht findet sich dort jemand mit einem Segelboot. Natürlich hatte die Bar zu. Daher zückte sie das Handy und es sollte ein Freund mit einem Boot kommen. Indessen nahm ich ihr beim Wandern die große Sporttasche ab, in der Backsteine gewesen sein müssen. ``You ok, german?`` fragte sie hin und wieder, obwohl ich ihr schon längst meinen Namen verriet, und ich bejahte dies. Auf meiner langen Reise hatte ich auch wirklich schon Anstrengenderes hinter mir. Zudem war ich recht ausgeruht von den kurzen Strecken der Vortage und dem Aufenthalt bei Gerrit. In Gewissheit, jederzeit irgendwo campen zu können, störte mich auch die Ungewissheit nicht, wann und ob überhaupt wir noch zur anderen Insel übersetzen werden. Am anderen Ufer von Gressholmen warteten wir also. Es wurden über 3 Stunden. Die alleinerziehenden Mütter, die beide jünger gewesen sein müssen als ich, und deren Kinder verloren abwechselnd die Geduld. Ich erkannte das entweder am scharfen Ton, den sie untereinander führten oder am sporadischen Heulanfall der Jungs im Grundschulalter. Ich ließ mich nicht davon anstecken, sammelte Muscheln, bestieg einige Felsen, genoss die Aussicht und schoss Fotos. Marie rannte von Felsen zu Felsen mit ihrem Handy am Ohr und wedelte mit ihrem Sonnenschirm. Linn wickelte sich in eine Decke ein und schlief. Ihr Pitbull war angeleint, zitterte fürchterlich, da er im Wasser war und ein scharfer Abendwind ging. Ich zog Hose und Jacke an und packte schließlich meine Brotzeit aus. Die Jungs saßen sich zu mir und ich teilte meine schwedischen Pitas mit Frischkäse mit ihnen.
Es war halb zwölf in der Nacht und noch recht hell. Noch immer konnte man den gesamten Oslofjord überblicken, da näherte sich ein kleines Segelboot mit einem Ruderboot im Schlepptau dem felsigen Ufer. Der Mann um die 50 stellte sich mit Karl bei mir vor und wir luden alle Taschen ins Boot sowie mein Fahrrad ins Beiboot. Ich ärgerte mich, die Taschen am Rad gelassen zu haben. Ja sogar mein Handy ließ ich in der Oberrohrtasche. Panische Bilder kamen in mein Kopf, wie das Beiboot voll Wasser lief oder gar mein Rad im Fjord versank. Doch nun war es zu spät und wir segelten ans andere Ufer. Bei jeder schaukelnden Bewegung bekam ich Angst um mein Rad und blickte stets sorgenvoll hinüber zum schwankenden Ruderboot. Eigentlich hätte ich genausogut auf Gressholmen zelten können. Ich wollte ja am Morgen ohnehin wieder zurück in die Stadt. Aber Marie versicherte mir stets, dass es nicht mehr lang dauerte, bis das Boot kommen sollte.
Es waren nur noch wenige Meter zur Anlegestelle von Langoyene, da kamen große Scheinwerfer direkt auf uns zugefahren - es war die Wasserpolizei. Nach längerem Gebrabbel auf norwegisch erkundigte ich mich doch, ob es irgendwelche Probleme gab. Wie ich es verstanden hatte, hätte der gute Karl ein Licht an seinem Kahn montieren müssen. Auch wenn es um Mitternacht nur etwas dämmerte. Letztlich folgte die Polizei uns bis zur Anlegestelle, Karl verschwand im Polizeiboot und wir entluden das Segelboot. Er musste wohl Strafe zahlen, wie ich erfuhr.
Mit ihrem Gepäck, ihrem Hund und ihrem Sohn machte sich Linn gleich auf ins Landesinnere. Ich fragte Marie, ob wir eben noch mein Rad aus dem Beiboot hieven könnten. Sie meinte nur, dass ich ins Wasser steigen könne und es zum Ufer tragen müsse. Die Anlegestelle war erhöht, sodass wir das Rad nicht auf den Steg hätten heben können. Und das Boot lag auch 10 Meter von der Küste entfernt, die eine Wüste scharfer Steine war, und kein Badestrand.Ich zog also Schuhe aus und tappte in Radlerhose vorsichtig über den gefühlten Scherbengrund zum Ruderboot, bis ich bis zur Hüfte im eiskalten Wasser stand. Ein Glück, dass das Rad mit Gepäck so leicht war. Daher musste ich nicht zweimal gehen und schulterte es vorsichtig. Die letzten Meter konnte ich es durchs Wasser schieben, auch wenn ich Angst um meine Reifen hatte. Zahlreiche Steinchen und zerbrochene Muscheln machten den Akt unerträglich.
Während ich also mein Rad letztlich unbeschadet und fast trocken retten konnte, hatten sich meine Begleiter alle schon aus dem Staub gemacht. Die werten Damen hätten sich wenigstens für den Transport ihrer Backsteine bedanken können. Ich hätte dasselbe für die Überfahrt getan. Oder wenigstes Tschüss sagen können... Aber letztlich war es mir nur recht, alleine zu campen. So sympatisch waren sie mir eh nicht, die Kinder waren ohnehin anstrengend und ich wollte ja vormittags bald los. An der erstbesten Stelle baute ich mein Zelt auf und zog um kurz nach 1 Uhr nachts endlich meinen Schlafsack zu. Linn hörte ich noch manchmal aus der Entfernung mit ihrem Hund und/oder ihrem Sohn schimpfen. Dennoch schlief ich schnell ein. Puh!
Am Samstag wollte ich mich zuerst um meine gerissene Felge kümmern. Da mir hier doch alle zu einem schnellen Tausch geraten haben, klapperte ich einige Radläden ab. Die günstigste gute Felge nahm ich schließlich für 800 Kronen (=100 Euro). Um ein Wochenbudget ärmer aber glücklich, dass alles wieder funktioniert, überlegte ich, endlich einige Touri-Aktionen zu machen. Ich wollte das Wikingerschiffmuseum sehen und in der Nähe sollten noch andere interessante Orte sein. Letztlich entschied ich mich aber fürs Weiterfahren. Ich hab in Oslo genug erlebt, dachte ich mir, und einen ausgiebigen Touristenaufenthalt würde ich in einem anderen Oslo-Besuch lieber machen wollen, bei dem ich auch nicht alleine bin.
Witzig: Einige Kilometer vor der Stadt war der IKEA zu finden. Ich konnte nicht widerstehen und wollte den Preis für den Hotdog vergleichen. 5 Kronen! Also knapp 60 Cent! Ich bin froh, dem 10-Euro-Döner in der Innenstadt widerstanden zu haben und aß gleich drei Hotdogs. Es war das Erste, was hier billiger war als daheim. Der IKEA liegt direkt an der Radroute nach Lillehammer. Ein echter Geheimtip für Radreisende. ;-)
In der Olympiastadt von 1994 bin ich nun auch im bequemen Bett eines Couchsurfers - hab ich ein Glück! Den Weg dorthin und den langen Tag heute möchte ich morgen beschreiben. Sodass die Lücke zwischen Jetz und Bericht endlich etwas kürzer wird.
Gruß Manuel
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#1051203 - 23.06.14 22:22
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Ja Wahnsinn! Ich wäre einfach zu einem der beiden städtischen Zeltplätze gefahren (der in Bogstad gefällt mir besser), auch wenn die inzwischen ziemlich teuer sind…
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#1051282 - 24.06.14 13:41
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Mensch, da hast Du ja Abenteuerliches und Eindrückliches erlebt! Solche Erlebnisse bleiben für Jahre oder für's Leben. Das mit den zwei Frauen, ihrer "Bagage", der Bootsfahrt, campen auf dieser Insel! Tolle Erlebnisse! Wenn Dein Wochenbudget für Norwegen 100 Euro sein sollen, dann wird die kommende Zeit in Norwegen aber hart und entbehrungsreich sein!! Das würd' ich nicht schaffen, denn es ist ja nicht überall ein Ikea und von Narvesen Rosinenbrötchen (Boller) und Kaffee würde ich auch nicht länger als max. ein Wochenende leben wollen Dann lieber in D wieder sparen - so wär's zumindest für mich! Ganz viel Spaß noch und merci für die Berichte!!
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Viele Grüße, Steph Die Höflichkeit ist das Öl auf der Maschine, das die Reibung der einzelnen Teile aufhebt oder verringert. | |
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#1051373 - 24.06.14 22:31
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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Servus! Wenn du noch in Lillehammer bist kann ich dir zur Weiterfahrt den ca. einen Tage kostenden Abstecher über den Peer Gynt Vegen empfehlen. Für mich war das auf meiner Nordkapreise 2006 der einzige Punkt, auf dem ich mit den berühmten norwegischen Fjells in Berührung kam. Ab Throndheim MUSST du dann die Küstenstraße 17 fahren, für mich DIE Traumstraße schlechthin.
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Geändert von gaudimax (24.06.14 22:35) |
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#1051399 - 25.06.14 07:53
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: steph_tr]
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Also mit 100 Euro für Verpflegung die Woche kommt man selbst in Norwegen ganz gut klar, ohne sich irgendwie einschränken zu müssen. Dabei ess ich durchaus ausgewogen. Meist Obst und Kekse zum Frühstück, tagsüber Brot mit Wurst oder Fisch und abends mach ich manchmal Nudeln oder Reis warm, wenn ich nicht zu faul zum kochen bin.
Wenn man natürlich stets seinen Chai-Latte zubereiten oder Gemüse für die Wok-Pfanne vorher anbraten will, kann man natürlich auch gern das Doppelte ausgeben.
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#1051404 - 25.06.14 08:07
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: gaudimax]
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Leider n Tag zu spät für Peer Gynt, Berti. Bin in Lillehammer den Berg hoch und fahre nu rechts vom Tal entlang. Ab Trondheim hab ich die Fähre nach Rørvik geplant. Entspricht das deiner Straße oder wo geht die lang? Hab generell für die Route an der Küste entlang einfach die Fernradroute genommen, die glaubich auch hier im Wiki ist. Lohnende Abweichungen davon müsst ihr mir sagen!
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#1051440 - 25.06.14 11:05
Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap
[Re: el loco]
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800 Kronen (=100 Euro). Um ein Wochenbudget ärmer aber glücklich, dass ... Also mit 100 Euro für Verpflegung die Woche kommt man selbst in Norwegen ganz gut klar, ... OK, wenn 100 Euro als reine Verpflegungspauschale pro Woche gemeint sind, kann das, sich sparsam verpflegt, hinkommen. Meine Aufenthalte sind schon 2-4 Jahre her... In deinem Beitrag, auf den ich mich bezogen hatte, hast du von 100 Euro Wochenbudget gesprochen, was ja dann mehr als die Verpflegung umfassen würde.
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Viele Grüße, Steph Die Höflichkeit ist das Öl auf der Maschine, das die Reibung der einzelnen Teile aufhebt oder verringert. | |
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