Collada A Barza, Sierra de Guara (West)Gewiss, Ginster findet sich in vielen Teilen Europas, bevorzugt an sonnenverwöhnten Hängen, die Böden dürfen hingegen gerne mediterran karg sein. Ausgeprägte Ginsterteppiche sind typisch für eine Reihe von Regionen im Kantabrischen Gebirge und den Pyrenäen – dort bevorzugt auf der spanischen Seite. Durch die Wechselwirkung mit Steinformen, Felsfarben, konkurrierende Pflanzen oder auch typische Weidetiere entstehen sehr unterschiedliche Kontraste. Oft wirkt das Ginstergelb aus der Ferne wie eine weithin sichtbare, konturenlose Bemalung der Berge, die auch auf Hochlagen über 2000 reicht. Näher beschaut, sind es bodennahe Sträucher, die ihr Singledasein in Kugelform häufig in dicht aneinander geflochtener Nachbargesellschaft ohne Zwischenraum auflösen. Wären da nicht die leuchtend gelben Lippenblüten, könnte man auch Moosteppiche vermuten.
Angeregt von Tom72 jüngstem Pyrenäenbericht, möchte ich hier mal gerne eine Übersicht von potenten Ginsterrouten in den Pyrenäen geben. Gerne dürfen andere den Beitrag mit weiterem Anschauungsmaterial oder Tipps anreichern. Zunächst möchte ich mich auf die Pyrneäen beschränken, derweil das Kantabrische Gebirge einiges abwerfen würde, mir ein paar Bilder aus Italien einfallen und eine schöne Ginsterroute beim Bühlertal (Schwarzwald).
Die stärksten Ginsterausprägungen finden sich in den mittleren spanischen Pyrenäen, im westlichen Katalonien und weitreichend in Aragonien. Insbesondere im Westen der Pyrenäen und den Montes Vascos sorgen u.a. die atlantischen Klimabedingungen auch über den Hauptkamm hinaus für einen Unterbruch von häufigem Ginsterbewuchs, der im späteren Verlauf des Kantabrischen Gebirges wieder ausgeprägter ist.
Eine auffällige Ginsterregion ist die
Sierra de Guara. Bereits einige der Straßenpässe bieten Ginster total, der
Collada A Barza westlich der Achse Huesca – Sabiñánigo, wenn man ein kleines Sträßchen bei Arguis sucht. Zur Gegenseite kann man Belsué oder auch Nocito erreichen, dort ist ähnliche Landschaft zu erwarten, bin aber da noch nicht lang gefahren. In jedem Fall findet sich auch viel Ginster um den
Puerto del Sarrablo auf der A-1604, die nördlich an der Sierra de Guara vorbeiführt.
Berauschend aber mittendrin zu stehen, ganz fern der Straßen gar, auf Wandertour. Im Naturpark Sierra y Cañones de Guara schaut man so beim verlassenen Dorf
Otín in Richtung Norden zum Monte Perdido und dem Ordesa-Nationalpark.
Dort daselbst
Ordesa/Monte Perdido sind die Berghänge gleichwohl intensiv von Ginster behangen, selbst nach längeren Wanderungen aber immer noch fern in den oberen Etagen. Die Bilder hat
Tom.
Noch eher eine Steigerung von Ginsterteppich bietet die Ostflanke des
Puerto de Sahún, ein Schotterpass, der Plan mit Chia verbindet, in der Verlängerung gesehen auch Bielsa mit Castejón des Sos am Fuße des Benasque-Tales. Der Blick über den Ginster reicht hier zum Massiv von Maladeta und Aneto, dem höchsten Berg der Pyrenäen und man fährt mitten durch.
Östlicher, sodann Katalonien, weiden Pferde und Kühe auf der Passhöhe vom
Port de la Bonaigua neben ausgiebigem Ginsterbewuchs –, der 2000er-Pass, der Spanien mit Frankreich über das Val d’Aran verbindet. Quasi ein Anschlusspass aus dem Noguera-Pallaresa-Tal von Sort nach Osten und La Seu’Urgell bzw. Andorra ist der
Port del Cantó, der gleichwohl viel Ginsterschmucke bereithält, die Weidetiere da eher auf einem gegenseitigen Berghügel (Fotos habe ich nur analog, nicht eingescannt).
Den Abschluss hier der Ginster-freudigen Pyrenäen soll deren mythischer Canigou machen. An der Westflanke der kahlen Bergpyramide führt der teils grob geschotterte, phasenweise auch trailartige
Collade des Roques Blanches vorbei. Er verbindet das Têt- mit dem Tech-Tal, im Norden auf verschiedenen Straßen denkbar, aber letztendlich alle final über den sehr steilen Col de Mantet (Asphaltende), im Süden nach Prats-de-Mollo-la-Preste führend und Anschluss in die Garrotxa-Region nach Spanien denkbar. Das besondere hier ist ein Spiel zwischen Ginstergelb und dem Rotpastell der Alpenrosen, dazwischen verirrte weiße Kühe.