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#164860 - 13.04.05 14:46 Milzoperierte Patienten unter Euch?
Radlfreak
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 1.146
Hallo,

Da ich noch viele Länder bereisen will und wohl auch des öfteren mal mit Reisepartnern unterwegs sein werde, halte ich es für angebracht, über eine Sache bzgl. meiner Gesundheit zu berichten, damit diejenigen im Bilde sind, die mal in naher Zukunft die eine oder andere Tour mitfahren wollen.
Folgendes: Ich bekam im Alter von 7 Jahren die Milz entfernt, weil diese krank war und innere Blutungen verursacht hatte. Die Milz ist ein Sauerstoff-und Blutreservoir. Dieses steht mir aber nun nicht mehr zur Verfügung, so dass ich sportliche Betätigungen nur in begrenztem Rahmen machen kann, wie auch Radfahren. Ich werde niemals z.B. 200 km an einem Tag machen oder einen Anstieg von 20% fahren können. Ausserdem muss ich auch häufiger Pausen machen.
Bei der Operation habe ich zusätzlich einen Leberschaden erlitten, den ich für den Rest des Lebens behalten werde. Mein Organismus kann kein Fett speichern, was bei Sport in Energie umgesetzt werden kann. Im Gegensatz zu anderen Radlern muss ich alles aus eigener Kraft ohne verfügbaren Reserven schöpfen, was mich dazu zwingt, die Touren auf meine eigene Weise zu machen. Ich muss also ständig, etwa alle 2-3 Stunden, was essen, vor allem Zuckerzeugs und andere Dinge mit vielen Kohlenhydraten. Das wird dann auch ruckzuck verbrannt und wenn ich nicht aufpasse, kommt es zum Hungerast, der mich dann mal mindestens eine halbe Stunde ausser Gefecht setzt. Leute, die schon mal mit mir auf Tour waren, können das bestätigen.
Grundsätzlich funktioniert mein Stoffwechsel gänzlich anders und kein Artz kann mir wirklich sagen, was das beste für mich ist. Vieles musste ich an mir selbst testen, und seit der Tour durch die Alpen habe ich auch die richtige Ernährungsmethode gefunden, um das Maximum meiner physischen Kapazität bzgl. Radfahren rauszuholen. Auch meine Solotour in Portugal konnte ich problemlos bewältigen, 100 km/Tag waren kein Problem für mich.
Wegen der veringerten Sauerstoffaufnahme werde ich wohl auch nicht auf Höhen um 5000 m hochfahren. Schon vor meiner Alpentour wurde ich gewarnt. Aber ich weiss, dass ich mindestens auf 3000 m kann - ich brauche halt etwas länger mit der Akklimatisierung, so 2 Tage ab 2000 m.
Die ersten 3 Tage in Spanien waren sehr hart für mich, ich hatte kein Training, die spanische Küche brachte meinen Verdauungsapparat total durcheinander - ihr wisst was ich meine bäh -, und Zwerginger war in der Leistung einfach einige Nummern zu hoch für mich, ich darf mich jetzt nicht mehr als Bergziege outen, auch wenn ich über die Alpen gekommen bin wirr traurig
Fazit: Radreisen ist für mich aus diesen Gründen viel mehr als nur Reisen. Dass ich überhaupt Radreisen machen kann, ist für mich der wichtigste Punkt.
Zwar rede ich nicht gerne über meine Gebrechen, aber im Falle wenn ein Partner mich auf Tour begleiten will, sollte er darüber informiert sein, um sich darauf einzustellen.

Gruss Alex

Kilometerstand 46.827 km
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#166105 - 18.04.05 16:57 Re: Milzoperierte Patienten unter Euch? [Re: Radlfreak]
Kanis
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 563
Hallo Alex,

Deine Geschichte hat mich sehr beeindruckt. Ich finde es recht toll, dass du so gut Rad fährst. Das Wichtige ist ja nicht das Kilometerfressen, sondern die Natur, Stille, Begegnung mit dem total Neuen, in sich hineingehen usw.

Viel Glück und mach weiter so.

Nette Grüsse,

Kanis
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