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#780245 - 16.12.11 21:02
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: kettenraucher]
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Nun denn der kritischste Teil meiner Reise... TEIL 8 Ist meine Radtour beendet? Wer klaut meine Schuhe? – Die gemein(sam)e Verschwörung der spanischen Polizei und Füchse: Von Aragonien zurück in die Serra del CadíSo 10.7. Plan - Collado Cozairon (1797m) - Cerro Marradetas (2018m) - Puerto de Sahún (1989m) - Chia - Castejón de Sos - Collada de Fadas (1470m) - Collado de Espina (1407m) - Pont de Suert - Viu de Llevata (1230m) - Coll de Creu de Perves (1335m) – Senterada100 km | 11,7 km/h | 8:26 h | 1.850 Hm W: sonnig,recht warm, aber nicht zu heiß E (Camping-R.): Hähnchen, PF, Salat, Schokotorte, Rw, Cafe 21,10 € Ü: C Senterada 10 € Der Puerto de Sahún bildet eine (etwas kürzere) Pistenalternative zur Asphaltroute, die von Bielsa über Ainsa und den Collada de Foradada nach Castejón de Sos führt. Die Strecke wird auch von wenigen Autos befahren und bildet mit einer Abzweigung etwa auf halber Höhe der Auffahrt eine weitere Verbindung zum Rio Ésera (nach Seira, über Barbaruéns). Der Pass liegt zwar knapp unter 2000 m, aber der höchste Punkt liegt in Sichtweite kurz vorher auf über 2000 m. Überraschend ist dieser eher flache Bereich mit Betonplatten befestigt. Die oberen Pistenbereich sind auf beiden Seiten angenehmer zu fahren, in den mittleren oder unteren Bereichen ist der Pistenzustand schlechter. Zwar hat die Piste ausreichend Härte, aber es gibt doch viel Schotter, auf dem ich immer wieder herumgerutscht bin. Insbesondere die Abfahrt war dabei langwieriger als geplant (wechselndes Gefälle). Es gibt auch Rennradler, die hoch fahren, die meisten haben aber Crossreifen aufgezogen – alles andere ist Leichtsinn. Landschaftlich sind beide Seiten grundverschieden. Die Westseite ist relativ schattig und bietet vergleichsweise wenig Panorama. Zwischendrin gibt es Wiesen mit Steinblöcken und mit Wasserlilien sowie einen Brunnen, bei dem man eine weiten Ausblick nach Süden hat. Ab dem höchsten Punkt überwiegt offene Berglandschaft, Weideland für Kühe, Ziegen und Schafe. An der Passhöhe gibt es informative Tafel zu den Bergen, die man hier im Blick hat. Nach Nordost schaut man ins Valle de Benasque mit dem vergletscherten Maladeta-Massiv, das der höchste Gipfel der gesamten Pyrenäen krönt, der Aneto (3408 m). Das Panorama bleibt auf der Abfahrt erhalten. Dazu kommen sensationelle Bergteppiche aus niedrigen Ginsterbüschen, die weite Teile des Osthanges in nicht nur leuchtendes, sondern auch duftendes Gelb tauchen. Von weitem betrachtet wie etwa von der folgenden Auffahrt zum Collada de Fadas glaubt man einen Schwefelberg zu sehen. Damit übertrifft der Puerto de Sahún mein bisher imposantestes Ginstererlebnis vom Coll de Canto (La Seu – Sort) noch mal deutlich – einfach sensationell! Ich hatte abends ein paar Italiener im Restaurant kennengelernt, die auch mit Reiserädern über den Pass fahren wollten (leichteres Gepäck). Zwei von ihnen holten mich irgendwo bei der Auffahrt ein und meinten, ich wäre wohl sehr früh losgefahren. Eigentlich hatte ich sie weiter unten erwartet, aber ein Italiener ist halt kein Frühaufsteher. Ich war sehr langsam unterwegs, wegen des Schotter, aber auch wegen der Fotos. Zunächst dachte ich, sie fahren mir davon, dann konnte ich aber doch wegen der besser werdenden Piste bis zur Passhöhe mithalten. Ein weiterer Kumpel lag noch zurück, auf den die beiden dann oben warteten. Auf der Abfahrt haben sie mich auch noch mal eingeholt – die sind da ziemlich brutal runter gebrettert. Irgendwo machten sie dann aber doch eine wohl längere Pause, sodass ich sie dann jenseits von Chia nicht mehr gesehen habe. Sie hatten auch noch einen Hund dabei – das war aber nicht ihrer, sondern ein Hund des Dorfes, der ausdauernd bis zur Passhöhe mitgelaufen ist. Castejón de Sos bietet bessere Versorgungsmöglichkeit als das Bergdorf Chia. Castjeón war 1997 Austragungsort einer WM für Paraglider und nicht nur deswegen ist die Region ein Hochburg für diesen Fliegersport. Der Collada de Fadas hat ein paar Ähnlichkeiten zum Sahún-Pass, kann aber mit dessen Üppigkeit nicht annähernd mithalten. Das Maladeta-Massiv wirkt von hier aus aber noch imposanter. Den Espina-Pass erreicht man über eine eher trockene Weidehochebene. Einige ungewöhnliche Felsen sieht man in Richtung Vall del Noguera. Hier führt meine Route kurz über die sehr stark befahrene N 230 – die Verbindung aus dem Vall d’Aran durch den Vielha-Tunnel nach Lleida im Süden. Die Attraktion von El Pont de Suert ist ein Ei genauer gesagt ein Ei, das eine Kirche ist. Es handelt sich um eine kurioses Bauwerk aus dem Jahre 1955 der Baumeister Torroja und Rodriguez Mijares. Schöne Blicke auf den Stausee Escale erhascht man auch noch von der Straße zum Coll de Creu de Perves. Mit seiner teils Espen-gesäumten Schlucht auf der Westseite, den Kehren und Tunnelfelsen und der mittelalterlichen Burgruine in dem malerischen, auf einer Zwischenhöhe gelegenen Dorf Viu de Llevata ist auch dieser Pass eine Empfehlung. Der Camping mit Pool liegt sehr erholsam ruhig ortsausgangs von Senterada ins Vall Fossa hinein. Mo 11.7. Senterada - Alt de Montcortès (1112m) - Gerri de la Sal - Congost de Collegats - La Pobla de Segur - Tremp - Isona - Coll de Faidella (1250m)87 km | 12,1 km/h | 7:08 h | 1.210 Hm W: sonnig, heiß, auch windig E: SV Ü: C wild 0 € Das untere Vall Fossa kann man mit seinen Pferdewiesen, Feldern und Hainen als verträumt hübsch beschreiben. Schlicht spektakulär sind aber die roten Felsen auf der Auffahrt nach Montcortès, in denen man Figuren zu erkennen glaubt oder die schlicht durch das Farbspiel am Morgen imponieren. Auf der Passhöhe bietet ein See eine stille Oase zum Verweilen. Schon auf der Abfahrt nach Gerri de la Sal prägen riesige Felswände das Tal, das nach Süden geradezu verschlossen scheint. Gerri de la Sal war einst eine bedeutende Salzstadt. Aus dieser Zeit stammen Wachtürme, die damals dem Schutz des weißen Goldes dienten, als das schlichte Natriumchlorid noch wertvoll war. Die Salzquelle und ein paar symbolische Salinen bestehen auch heute noch. Reichtum ist heute nicht mehr zu finden – das bescheidene Angebot in den Lebensmittelgeschäftchen zeugt eher vom Absterben des Ortes. Es wäre zu schön, dass nun ungebrochen weitere Naturwunder folgen. Doch stand ich wenig weiter am frühen Mittag kurz vor dem Abbruch der Reise. Und das wäre einem gelangweilten Polizisten zu verdanken gewesen, dessen Zugriff auf mein Rad ich zum Glück letztlich unter Vorspiegelung falscher Absichten entkommen konnte. Diese Lappalie um die ebenso unsinnige wie widersprüchliche spanischen Helmpflicht habe ich ja eingangs schon besprochen. Nicht ahnen konnte ich noch, dass bereits in der kommenden Nacht die katalanischen Füchse gemeinsame Sache mit Polizei machen wollten, um mich an der Weiterreise zu hindern. Wie aus dem Prolog bekannt, überstand ich aber beide Krisen. Die Congost de Collegats ist eine bizarre Felsschlucht aus Kalkgestein, die in aufregenden Farbmustern aus dunkeln und hellen Grau- sowie Rost- und Ockertönen gepinselt ist. Unweigerlich wirken einige Plateaus mit den senkrechten Abbruchkanten wie eine Wildwest-Landschaft. Die Felsen sollen Gaudí zum Bau der Sagrada Familia in Barcelona inspiriert haben. Die Straße führt durch einen Tunnel, dessen Durchfahrt per Velo offiziell verboten ist. Bei solcher Traumkulisse auf dem Umgehungsweg (asphaltiert) verzichtet man allerdings gerne auf eine Dunkelfahrt. Von der dicht befahrenen Straße zwischen den beiden geschäftigen Städten La Pobla und Tremp kann man immer wieder mal de Stausee Sant Antoni sehen – allerdings liegt meistens die Bahnlinie dazwischen und der See ist nur an wenigen Stellen zugänglich. Weiter im offenen Feld- und Wiesenland setzt mir die große Hitze zu, ein spärlicher Flusslauf bietet kaum Abkühlung. Erst am frühen Abend liefert der Brunnen von Isona die dringend ersehnte Erfrischung. Nach Isona führen mittlerweile zwei Straßen, ausgeschildert ist die neue Umgehungsstrecke, die ich leider nahm – besser wäre die Route über Conques gewesen weil abwechslungsreicher. Mir bestätigen zwei entgegen kommende Reiseradler (Niederländer), dass die nächste Verpflegung erst in Coll de Nargó möglich ist (sie haben dort in einem Hotel übernachtet) – also 40 km Einsamkeit. So lege ich mir eine Notration zu und plane die Irgendwo-in-den-Bergen-Übernachtung. Ich wäre sicherlich noch ein Stück weitergekommen als bis zum Coll de Faidella, wenn ich mich nicht einer längeren Beobachtung der Geier bei der Passauffahrt gewidmet hätte. Zu beiden Talseiten krächzte je eine gesellige Geierkolonie und immer wieder wechselten einzelne Vögel offenbar in freundlicher Absicht die Seiten. Leider kam ich nicht nah genug heran, um vernünftige Fotos schießen zu können, zumal die Dämmerung bald einsetzte. Trotzdem war es ein eindrückliches Naturerlebnis. Di 12.7. Coll de Faidella - Boixols - Coll de Bóixols (1380m) - Coll de Nargó - Alinya - Collet de Bas (?m) - Col de Boix (1320m) - Oden - Cambrils - Coll de Jou (1480m) - Sant Llorenç de Morunys - Coll de la Mina/Coll de Jouet (1240m) – Berga119 km | 13,7 km/h | 8:26 h | 1.875 Hm W: schwül heiß, mehr Wolken als Sonne, starkes Gewitter abends und in der Nacht E (ind. Rest.): Überbackene Vorspeisen m. Saucen, Lammcurry, Reis, Früchte m. Eis, Cafe 28 € Ü: C wild 0 € Der Tag begann mit einem tiefen Aufatmen, nachdem ich den zweiten Radschuh wiederfand. Wie schon der Faidella ist auch der folgende Bóixols-Pass keine große Herausforderung. Das kleine Dorf Bóixols liegt in einer kleinen Mulde zwischen den Bergen, hat aber keinerlei Infrastruktur. Auf der Ostseite des Coll de Bóixols gelangt man unten in eine nicht allzu stark ausgeprägte Schlucht. Nach dem beschaulichen Coll de Nargó beginnt wieder lange Einsamkeit – bis zum nächsten Verpflegungsort Sant Llorenç de Morunys sind es immerhin über 50 km. Direkt auf der Strecke gibt es noch in Alinyá ein Restaurant, das ist aber noch im flachen Teil und nicht weit von Coll de Nargó. Bis zum Coll de Jou (schon wieder dieser Name, aber wieder ein anderer Pass!) gibt es mehrere Auf und Abs, allerdings geht es nie tief in ein Tal, mit dem Anstieg nach Alinya erreicht man eine gewisse Grundhöhe. Trotzdem gibt es auch an folgenden Anstiegen noch schwierige Passagen, ohne aber dass ich die Strecke als wirklich schwer bezeichnen würde. Etwas östlich von Oden findet sich ein Brunnen, der offenbar sehr begehrt ist – einige Spanier füllen dort Berge von Kanistern und Plastikflaschen ab. Die Landschaft ist nicht immer aufregend, aber es gibt Teile mit kuriosen Felsformationen, man könnte auch von „katalanischen Nockbergen“ sprechen – riesige Felsblöcke mit stumpfen Kuppen, die sich zu ganzen Felslandschaften zusammenfinden. Die Abfahrt ist ziemlich rasant, man hat ein Panorama auf den Stausee Llosa del Cavall, der vor den Toren von Sant Llorenç liegt. Obwohl die folgende Strecke nach Berga auch für LKWs ideal ausgebaut ist, bleibt auch hier größerer Verkehr aus. Es gibt wiederum mehrere eher leichte Anstiege. Durch die Südrandlage zur Serra del Cadí dringt auch hier noch teilweise rotes Gestein vor. Doch bewegt man sich weitgehend durch bewaldetes Mittelgebirgsformat ohne jede Art von Panorama – also ziemlich unauffällig, aber trotzdem ganz nett zu fahren. Der Coll de la Mina führt durch einen kleinen Tunnel. Danach beginnt eine langgezogene, berauschende Abfahrt, die ich leider nicht genießen konnte, denn es zog heftiges Gewitter auf. Als ich die Tore Bergas bei Dunkelheit erreichte, waren mir bereits Schwimmflossen gewachsen. Mit dem Gewitter waren heftige Sturmböen verbunden, die alles wegrissen, was in der Stadt nicht angebunden war. Mancher Sonnenschirm wurde zum wilden Geschoss – ganz ohne Kriegerklärung. Eine große Wahl für ein Restaurant hatte ich so nicht, denn die Altstadt liegt steil am Berg und ist von zahlreichen Treppengassen durchzogen. Der eher etwas schmuddelige Inder liegt am westlichen Ortseingang, wo ich zunächst vorbeigeradelt war. Nach dem Essen schleiche ich mich von Unterstand zu Unterstand – immer wieder scheint der Regen abzureißen, doch nicht wirklich. Ein markantes Mosaik am Polizeigebäude weißt auf die größte Attraktion Bergas hin: La Patum, das Fronleichnamsfest. Allerhand Großköpfe und mythische Figuren (Riesen, Zwerge, Maultiere, Keulen usw.) tanzen zu dem Rhythmus einer großen Trommel (El Tabal), Feuerwerk verstärkt das farbenfrohe und laute Volkfest, dass das größte in ganz Katalonien ist und zum UN-Weltkulturerbe erkoren wurde. Die szenischen Darstellungen gehen auf das 14. Jahrhundert zurück, bei denen die Guten (Christen) gegen die Bösen (Mauren) kämpften. Anthropologen sehen im La Patum den Vorläufer des modernen Theaters. Selbst die Hotelsuche ist unter den gewitterhaften Umständen schwierig. Ein kurzes Trockenintermezzo bewegt mich, doch aus der Stadt zu fahren. Der Camping im Süden macht wenig Sinn, denn dazu geht es runter und ich möchte ja aufwärts weiter nach Norden fortfahren. Und wenn aus Kübeln gießen sollte, kann ich eh kein Zelt aufstellen. Doch schaffe ich nicht mal den Weg aus der Stadt raus, am Stadtrand muss ich bei einer Tankstelle wieder unterstehen. Es scheint nun ein nicht endender Wolkenbruch zu werden – Blitze und Donner inklusive. Irgendwann bin ich so müde, dass mir nichts anderes bleibt, als den Schlafsack irgendwie unter dem Tankstellendach auszubreiten – möglichst so, dass ich nicht die ganze Suppe mit dem Wind abbekomme. Am nächsten Morgen werde ich vom Tankstellenwart geweckt, weil ich so ziemlich genau vor dem Ladeneingang liege. Er bleibt aber freundlich, und trotz des frühen Erwachens muss ich immer noch warten, bis der Regen endlich in leichten Niesel übergeht. Aber das ist ein neuer Tag und auch wieder ein neues Kapitel. Zur Bildergalerie TEIL 8 (folgendes Bild anklicken): Fortsetzung folgt
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#780873 - 19.12.11 01:14
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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auch wenn es draußen schneit, hier geht es (noch) mit Sommer weiter... TEIL 9 Eine alte Apotheke, ein Sonnenofen ohne Sonne und eine gelbe Pyrenäenmetro: Geschäftige Cerdagne, romantisches Têt-Tal und das ruhige CapcirMi 13.7. Berga - Cercs - Baga - Pas de la Devesa (1550m) - Coll de Forn (1691m?) - Coll de Pal (2110m) - Estació d'esqui de la Molina - Estació Masella (~1740m) - Alp - Puigcerda – Osseja84 km | 10,2 km/h | 7:59 h | 1.825 Hm W: stark abgekühlt, Nebel, teils sonnig, teils bewölkt, windig, Sturmstärke am Coll de Pal E: Salade Paysanne, Ente, PF, Rw, Crêpes Chocolat, Cafe 29,70 € Ü: C El Paises 0 € Die Hälfte des Tages gehört eigentlich noch zur Region des Vortages, sprich zur Serra del Cadí-Moixéro. Bagà verfügt sogar über ein Informationszentrum zu dem Naturpark. Das mittelalterliche Städtchen mit engen Gassen und Arkaden erlebe ich mit Markt, aber auch in den Geschäften gibt es leckeres Gebäck und sonstige Spezialitäten. Mit Bagà befinde ich mich auch wieder auf den Spuren der Katharer, die hier einst beim damaligen Adel Unterschlupf fanden. Es gibt auch dazu ein Informationszentrum, das ich aber nicht besucht habe. Die Straße zum Coll de Pal beginnt oberhalb des Ortes und ist dort ausgeschildert. Keineswegs weiter unten auf der E 9/C 16 am Ort vorbei fahren – es gibt danach keine Abzweigung mehr! Diese Verkehrsachse führt zum Túnel de Cadí, der nicht für Fahrräder zugelassen ist. Die Straße zum Coll de Pal verläuft weiter oben unterhalb einer hohen Brücke dieser Transitstraße. Da der Pass eigentlich ein Sackgasse ist und nur wenige Häuser an ihm liegen, ist hier sehr wenig Verkehr. Im Winter dürfte wegen der Skifahrmöglichkeiten mehr los sein. Als ich aufgefahren bin, kamen mir häufiger Kipplader entgegen bzw. überholten mich, weil oben auf der Passhöhe gebaut wurde. Ob es Straßenbaumaßnahmen waren, um die Asphaltstrecke weiterzuführen oder neue skitouristische Einrichtungen gebaut werden, konnte ich nicht genuau erkennen. Meine Vorinformation war, dass eine Piste nach Super La Molina ausgebaut werden soll, damit die Pistenraupen dort besser arbeiten können. Insgesamt bietet der Pass weniger Landschaftserlebnis als die Höhe vermuten ließe. Trotzdem kann man sich häufiger an tollem Panorama erfreuen – die tief hängenden Wolken nach Süden schränkten das an meinem Fahrtag etwas ein. Im oberen Teil radelt man durch Pyrenäen-bekannte, offene, grüne Bergwiesen. Der Pass windet sich grob gesehen in einer großen Schleife um einen Berg – entsprechend spät kann man die Passhöhe erst erahnen. Ich empfand den Pass weniger schwer als er teils in Rennradkreisen beschrieben wird, jedoch bin ich das letzt Stück kaum noch hochgekommen, weil extrem stürmischer Wind mich fast zum Stehen brachte – dabei war es ungemütlich kalt, dass ich meine verdientes Mittagspicknick weit in den späten Nachmittag bei Masella verlegte. Neben einem Brunnen noch im westlichen, schattigen Teil des Aufstiegs gibt es im oberen Teil nach dem Coll de Forn zwei bewirtete Hütten – Rebost ist von der Straße nicht einsehbar, das Refugi de Coll de Pal später sieht man sehr gut unterhalb der Straße als eine Art Bergbauernhof. Leider kann ich nichts über die Angebote und Öffnungszeiten sagen. Auf der äußersten Südkehre mit dem entsprechenden Panorama ins Llobregat-Tal steht aus planem Stahl eine seltsame Figur – Symbol für die Mythen und Sagen, die sich um Bagà ranken. Leider konnte ich über diese Sagenwelt bisher nichts herausfinden. Vielleicht hat jemand einen Tipp, wo man darüber etwas erfahren kann. :fragend: Auf der Metallfläche gab es zwar allerhand Informationen, doch ist das so kontrastarm eingraviert, dass das Lesen sehr mühsam ist – mal davon abgesehen, dass mir mangels Sprachkenntnisse ohnehin alles spanisch vorkommt. Ich gebe also der Sagenfigur unbefangen meine Hand und – Oh ha! – Schwups klaut der katalanische Troll meine Kleider und lässt mich nackt in der Sonne stehen. Ich fasse ihm an die Nase und – schwups rückt er die Kleider wieder raus. Soweit aus dem Buch der unglaublichen Geschichten des veloträumers, Kapitel IX, Vers Bagà, Absatz catalunya nudensis. Genaueres seht ihr ja in der Bildergalerie Die nächste Begegnung habe ich auf der Passhöhe mit mehreren Mountainbikern, die mir entgegen kommen. Sie sind irgendeine Höhenroute gefahren, können sich aber nicht vorstellen, dass es einen Weg runter nach La Molina gibt. Nun denn, ich habe nebst Wanderkarte noch diverse dubiose Informationen, dass hier ein – wenn auch schlechter – Weg nach unten führt. Der Asphalt endet erst etwas nach der Passhöhe, Super La Molina scheint greifbar nah unten mit einem klein hellblau leuchtenden Speichersee. Danach führt eine akzeptable Piste auf annähernd gleich bleibenden Höhenniveau weiter an Kühen vorbei und unter einer Kabinenbahn durch. Kurz danach liegt der Abzweig einer arg geschotterten Piste nach unten. Es gibt eine Kettensperre mit Fahrverbotshinweis. In gerader bzw. nun ansteigender Richtung zeigt ein MTB-Wegweiser – die Strecke, die die MTBer zuvor gefahren sind. Ein kleines Stück hier weiter gibt es einen weiteren Abzweig nach unten mit einer gespurten Erdpiste, die offiziell als MTB-Route mit Richtung „La Molina“ ausgewiesen ist. Ich nehme aber die breitere Schotterpiste (erstere), da ich auf der anderen Route mit den Lowridern stecken bleiben würde. Die Schotterpiste entpuppt sich mehr als die „Streif“ von La Molina – eine steile Skipiste, auf der ich nur mühsam und mit viel Bremsgummi das Rad herunterschieben kann. Die ganze Sache ist aber recht kurzweilig und mit meiner Routenidee durchaus so auch sinnvoll. Vom Versuch rauf zu fahren oder schieben zu wollen kann ich aber dringend nur abraten. MTB-Reisende ohne Lowrider sollten ggf. besser die andere Erdpiste mal runter ausprobieren. Ohne überhaupt Häuser von dem verwirrenden Konglomerat La Super Molina/La Molina zu erreichen, zweige ich gleich in Richtung Masella ab. Dies ist wohl etwas kürzer als via La Molina über die N 152 in die Cerdagne einzufahren, zudem verkehrsarm. Allerdings muss man eine kleine Zwischenhöhe bei einer Gondelstation erklimmen (kein Pass), die im Sommer auch nicht im Betrieb ist. Obwohl bereits La Molina zur Cerdanya gehört, entfaltet sich der typische Landschaftscharakter erst auf der kleinen Abfahrt nach Alp. Hier überblickt man einen großen Teil des Hochtals – eine weite Ebene. Sie wird landwirtschaftlich vor allem für Weizenanbau genutzt, ist aber auch ein relativ dichter Siedlungsraum und ein Verkehrsknoten. Alternativ zu La Molina liegt der andere Schwerpunkt des Skitourismus weiter im Osten im französischen Teil bei Saillagouse und Font-Romeu. Der spanische Teil ist ländlicher geprägt, kleine Dörfer wie z.B. Alp sind in traditioneller Bauweise gestaltet und fügen sich so besser ins Landschaftsbild als die zusammengewürfelten Baustile der Franzosen. Ein recht beliebtes Einkaufs- und Flanierzentrum bildet das auf einem Hügel gelegene Puigcerda, das im Spanischen Bürgerkrieg starke Schäden nahm. Hier erwerbe ich neue Sandalen, der Fuchs vom Coll de Faidella hat also einen Beitrag zur spanischen Konjunktur geleistet. Offenbar wurde das von den amerikanischen Rating-Agenturen nicht ausreichend berücksichtigt. Do 14.7. Osseja - Col de Pradeilles (1986m) - Osseja - Llívia - Coll de l'Egat (1615m) - C.N.R.S. Four Solaire Odeillo - Col du Calvaire de Font-Romeu (1836m) - Col del Pam (2005m) - Mont-Louis73 km | 10,3 km/h | 7:00 h | 1.720 Hm W: erst sonnig, dann stark bewölkt, sehr kühl B: Four Solaire 7 € E (Dagobert): Rw, Salade Catalane, Entrecôte, Ofenkart., Aubergine überb., Schokotorte m. Eis ~ 25 € Ü: C wild 0 € Der Camping in Ossjea liegt bereits ortsausgangs an der route forestière, die einen Rundkurs auf knapp 2000 m auf einer eher schlechten Asphaltstraße erlaubt. Man kann nahe der Passhöhe auf einer Stichstraße sogar noch höher zum Cime de Courne Mourère (ca. 2200 m) fahren, was ich aber nicht gemacht habe. Für Wildcamper sei der Hinweis angebracht, dass sich auf ca. 1800 m eine unbewirtete Hütte mit Picknickplätzen befindet. Landschaftlich gesehen fällt dieser Rundkurs eher bescheiden aus – überwiegend eher mittelgebirgig anmutende Waldstrecke, das beste Panorama gibt es im unteren Teil. Mit dem Städtchen Llívia erreiche ich einen weiteren Kernort dieser Tour – im Besonderen bezogen auf das Wörtchen „Catalán“. Llívia ist eine Exklave Spaniens, die von französischem Territorium umgeben ist. Die Besonderheit ist auf eine spezielle Klausel des Pyrenäenfriedens aus dem Jahre 1659 zurückzuführen. Demnach wurde alle Dörfer der Cerdanya Frankreich zugeschlagen. In den Urkunden des Ortes fand man jedoch ein verbrieftes Stadtrecht, und so blieb Llívia bis heute Bestandteil Spaniens. Der vermutlich zu Zeiten Cäsars gegründete Ort ist historisch aber noch in anderer Hinsicht bedeutsam. Er wird von einigen Historikern als die Wiege Kataloniens angesehen. Die Forschungen zur Geschichte Kataloniens sind aber offenbar nicht ganz frei von Widersprüchen. Gemeinhin als Gründer von Katalonien gilt Wilfried der Haarige, der 878 die Grafschaften Urgell, Cerdanya, (Besalú), Girona und Barcelona unter eine gemeinsame Herrschaft von Barcelona aus stellte. Mit Wilfrieds Bau der Klöster in Ripoll (880) und Sant Joan de les Abadesses (885) werden gemeinhin die geografischen Geburtsorte Kataloniens verbunden. Allerdings soll Wilfrieds Vater Sunifred I. in Llívia gelebt und geherrscht haben und mit einer Schlacht 839 die arabische Invasion gestoppt haben – eine Vorbedingung für die neue Zeit. Deswegen beansprucht auch Llívia den Status der Wiege Kataloniens. Zu allem Überdruss soll Wilfried in der Umgebung von Prades geboren sein – also im französischen Teil Kataloniens – oder anders gesagt: Katalonien ist gar keine spanische Idee sondern eine französische!? :fragend:: Damit ist die historische Bedeutung Llívias aber immer noch nicht vollständig abgehandelt. Zum Ort gehört auch eine der ältesten Apotheken der Welt, die aus dem 15. Jahrhundert stammt und ihre Bedeutung den zahlreichen Heilpflanzen der Umgebung verdankt. Heute ist das schön renovierte Gebäude ein entsprechendes Museum mit Apotheker-Geräten, Arneimitteln und verzierten Dosen aus dem Mittelalter. Es bedarf einer weiteren Passüberquerung, um die nicht unbedingt ästhetisch gelungen Bauten des Ski- uns Sommersportortes Font-Romeu zu erblicken. Danach geht es noch mal etwas hinunter und gelangt so zu einem Vorort namens Odeillo. Dieser Ort ist weltbekannt wegen seines Sonnenofens – der größte seiner Art überhaupt. Ein Besuch des Four Solaire lohnt sich jedenfalls, denn neben den Austellungsräumen und der Spiegelarchitektur, die man außen auch ohne Eintritt sich ansehen kann, demonstriert die Präsentationsdame auch aufregende Experimente mit den Parabolspiegeln, die von Feuer und Rauch begleitet sind. Nun ist das eine besonders sonnenreiche Gegend – so liest man zumindest offiziell – doch wie so häufig, scheint die Sonne bei meiner Anwesenheit nicht (erinnert mich auch an den angeblich so sonnenverwöhnten Gardasee :fragend: ) – nein, es ist sogar herbstlich kühl. So scheitert das Außenexperiment, einen Holzstock mit Hilfe von Parabolspiegel und Sonne anzuzünden. Über dieses „firework“ habe ich ja auch schon das Bilderrätsel 727 hier durchgespielt, da sind dann noch ein paar spezielle Daten zum Four Solaire enthalten. Aus dem sehr touristischen Font-Romeu heraus ist es zwar nicht weit bis zur Passhöhe, nach der es recht harmlos und glatt nach Mont Louis runtergeht (wenig Gefälle). Doch ich nehme noch eine Exkurs – die Stichstraße zum 2000er Col del Pam. Auch hier ist die Steigung gering – allerdings bietet die halboffene Berglandschaft nicht allzu viel Abwechslung. Bei Sonne wäre das ein bisschen wie ein Hochgebirgsgarten mit einigen urigen Baumleichen – auch ein Zelt könnte man hier gut aufstellen. Mont-Louis prägt eine mächtige Festung, die den Ideen Ludwig XIV. und den archtitektonischen Künsten seines großen Militärbaumeisters Vauban entsprungen ist. Sie ahnten nicht, dass sie mir dabei auch gleich meine Nachtunterkunft des Tages gebaut hatten. Jedenfalls habe ich mich unter dem romantischen Vollmondlicht in die geheimen Burggänge der Wehrmauer zurückgezogen. Einen Campingplatz gibt es direkt vor Ort nicht – man müsste entweder weiter runter ins Têt-Tal (Fontpédrouse), oder zu einem Waldcamping nach Nordwesten aufwärts (Stichstraße zum Lac des Bouillouses) oder gleich in Font-Romeu bleiben. Ich kann aber ausdrücklich das Restaurant Dagobert vor Ort in Mont-Louis empfehlen. Im Jahre 2004 habe ich Mont-Louis auch schon mal übernachtet, damals in einem Hotel außerhalb der Wehrmauern (Zimmer mit toller Aussicht, existiert noch). Fr 15.7. Mont-Louis - Fontpedrouse - Gorges de la Caranca - Olette - Ayguatebia-Talau - Col de Jouel (1501m) - Caudiès-de-Conflent - Col de Llose (1866m) - Les Cortals - Col de la Quillane (1713m) - Formiguères - Quérigut - La Pla84 km | 13,1 km/h | 6:05 h | 1.395 Hm W: weitgehend sonnig, später eingetrübt, teils warm, teils kühl, windig B: Gorges de la Caranca 0 € E (Querigut: Auberge du Donezan): Rw, Suppe, Kalbschnitzel m. Pilzrahmsauce, Kart.gratin, Crème-torte, Cafe 19,10 € Ü: C wild 0 € Das Têt-Tal ist zumindest abwärts eine Empfehlung, denn die Kehren oben sind sehr eindrucksvoll, weiter unten herrscht Schluchcharakter vor. Wegen des Verkehrs ist eine Auffahrt sicherlich etwas ungemütlicher. An der Teilstrecke finden sich zwei Attraktionen. Die eine ist eine Eisenbahn – genauer gesagt ein heute übrig gebliebene Touristenbahn (Schmalspur) unter dem Namen Petit Train Jaune – seines Zeichen ein gelbes Züglein, bei gutem Wetter auch mit „Cabrio“-Wagen – gerne als „Pyrenäenmetro“ bezeichnet. Die Pont Gisclard überspannt das Tal mit einer eindrucksvollen Stahlkonstruktion, das mächtige Viadukt Pont Sejourne folgt etwas weiter unten. Zu sehen bekomme ich das Bähnlein erst in Olette – gerade noch rechtzeitig, bevor ich das Têt-Tal verlasse. Mit dem Petit Train Jaune kann man von Villefranche-de-Conflent nicht nur das obere Têt-Tal erkunden, sondern auch gewichtige Teile der Cerdagne – hält auch am Four Solaire. Die zweite Attraktionen ist eine Schlucht, die etwas versteckt liegt. Man erreicht die Gorges de la Caranca über einen Abzweig in Thues zu einem Parkplatz mit Tagesbistro, wo man das Rad abstellen muss. Die Schlucht selbst kostet keinen Eintritt. Man kann zwischen zwei Wanderwegen wählen – ich beschränke mich auf die kürzere Variante. Neben dem unteren engen Schluchtweg passiert man auf dem Rückweg halbhoch einen Weg quasi zwischen dem Fels – der Fels hängt gerademal mannshoch über dem Kopf. Zaungäste sind Eidechsen und viele Schmetterlinge. Die folgende Route von Olette aus führt durch sehr einsames Gebiet. Eine weiträumige Schluchtenlandschaft wechselt mit verschiedenen, lieblichen Bergartenlandschaften mit Blumen, Birken, einigen Weilern und zwei kleinen romantisch gelegenen Dörfern. Im Bereich des Col de la Llose gibt es sumpfige Hochweiden und etwas mehr Infrastruktur etwa für Wanderer (Gîtes, Bistro auf dem Pass). Man kann auch andere Varianten fahren als ich – insbesondere wäre noch ein Runde über den nördlich gelegen, nicht ganz asphaltierten Col de Sansa einen Versuch wert. Auf der D 118 befinde ich mich wieder auf einer bereits mir bekannten Strecke. Die diversen Stauseen und weiten Weiden und Wiesen verströmen eine einsame Ruhe im Vergleich zur Cerdagne, obwohl auch hier Wander- und Skitourismus beliebt ist. Den letzten Abschnitt nach Querigut prägt eine Art Feenwald – u.a. mit viel Birke. Leider muss ich das Restaurant des Abends etwas abwerten. Das Essen war zwar gute Landküche, aber dass ich um halb zehn quasi unfreundlich aufgefordert wurde, das Haus zu verlassen und ich nicht mal meine nötigsten Notizen zu Ende schreiben konnte, gehört einfach nicht zu den Prinzipien grundlegender Gastfreundschaft. Schließlich hat der Wirt den im Vorraum befindlichen Pizza-Ofen weiter betrieben – in der wohl vergeblichen Hoffnung, dass noch ein verlorener Hungriger vorbeischaut. Ich war darüber so verärgert, dass ich das Trinkgeld wieder vom Teller genommen habe. Das Zelt konnte ich ganz gut an einem Rastplatz am Abzweig zum Col de Pailhères (2008 gefahren) platzieren. Zur Bildergalerie TEIL 9 (folgendes Bild anklicken): Fortsetzung folgt
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#780967 - 19.12.11 13:38
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: Bremerin]
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Sorry, ich hatte Urlaub und habe mittlerweile die parallel geführte Bearbeitung der "vorausgewählten" 2900 Bilder abgeschlossen (2150 habe ich letztlich fürs Forum auserkoren) - muss also nur noch schreiben. Jetzt wird es wieder etwas stressiger, aber vielleicht schaffe ich das Ende noch vor Weihnachten - aber in jedem Fall noch in diesem Jahr.
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#781033 - 19.12.11 17:47
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Ob zwischen Bild 22 und 23 wohl die fehlenden 750 auf deiner Festplatte liegen und Du daraus ein Daumenkino für den eifrigen Cop aus La Pobla bastelst? Lieben Gruß Jürgen ps: scharfe Technik in 22. Welche Maske hast Du benutzt?
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#781076 - 19.12.11 20:54
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Ist in der Gegend eigentlich noch was übrig, nachdem Du sie so gründlich durchpflügt hast? Schöner Bericht, oder besser gesagt Großes und Allumfassendes Kompendium der Östlichen Pyrenäen Bin gerade selber für mich am Planen, was ich nächstes Jahr in den Pyrenäen besuchen will, da kommt der Bericht gerade recht. Viele Grüße, Stefan
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#781221 - 20.12.11 13:40
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: Juergen]
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ps: scharfe Technik in 22. Welche Maske hast Du benutzt? Ich arbeite mit dem Bildbearbeitungsprogramm Gimp. Dort erst eingefärbt, dann im Menü "Filter" -> Render -> Linienexplosion. Dort kann man unterschiedlich viele Linie wählen (die Strahlen werden dann dicker oder dünner) und auch den Linienradius variieren (z.B. damit die Hand des Pyrenäen-Trolls frei bleibt). Hab etwas länger herumgesucht, was den Effekt eines "Blitzerlebnisses" gut zum Ausdruck bringen könnte. @Stefan: Ich habe aber (fast) alles stehen lassen, auch wenn ich schon da war. Die Wolken und den Wind allerdings auch. Beim Essen und Trinken musst du mal schauen, da habe ziemlich viel abgegrast - vielleicht solltest du eine Dauerwurst mitnehmen.
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#781717 - 21.12.11 19:53
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Auch der Bericht nähert sich nun wettertechnisch der aktuellen Lage in Deutschland an und doch ist Musik drin... TEIL 10 Schluchten, Hochebenen und Trobadore: Das Katharerland zwischen Aude- und Ariège-Tal mit dem Pays de Sault und dem Pays d’OlmesSa 16.7. La Pla - Usson-les-Bains - Col des Clausels (977m) - Col des Aychides (1007m) - Aunat - Col Notre-Dame (950m) - Bessède-de-Sault - Col du Castel (658m) - Axat - Joucou - Col des Rives (907m) - Espezel - Col de Coudons (883m) - Col du Portel (601m) – Puivert96 km | 15,0 km/h | 6:22 h | 900 Hm W: heiter, sonnig, warm, aber nicht heiß, windig E (Afghan. R.): Auberginen m. afgh. Sauce, Fleischbällchen m. Pflaumen, Reis, Linsen, Bananasplit, Rw, Cafe 32,50 Ü: C Municipal 9,20 € Mit dem de Pays du Donezan habe ich wieder gestrenges Katharerland erreicht. Während Quérigut über die frei zugängliche, bescheidene Burgruine Château de Donezan mitten im Ort verfügt, liegt die Chateau d’Usson separat schon im Wald tief in der Aude-Schlucht, nur unweit vom alten, verfallenen Badetempel Usson-les-Bains, und kann gegen Eintritt besucht werden. Diesmal bin ich mal wieder zu früh am Morgen vor Ort um die Besichtigung zu realisieren. Neben den Katharerspuren gäbe es ein Museum zum Lebenstil zwischen dem 13.-18. Jh. zu sehen. Besondere Bedeutung hatte Usson für die Katharer insbesondere dadurch, dass ein Vassal aus Barcelona, Bernard d’Alion, hier residierte und sich für die katharische Lehre engagierte, die Burg von Montaillou (vgl. nächste Etappe) errichtete und sich für die Verteidigung der Burg von Montségur opferte. Zunächst verlor er 1244 bei bei der Erstürmung der Burg von Montségur alle Güter samt Burg und Dorf Montaillu an den Grafen von Foix, 1258 schließlich wurde er in Perpignan ebenso bei lebendigen Leibe verbrannt wie die 255 Katharer in Montségur zuvor, die ihrem Glauben nicht abschwören wollten. Vier Albigenser konnten sich angeblich nach Usson retten und sollen dort ein Schatz vergraben haben. Die Forschung ist sich nicht einig, ob dieser Schatz der von Rennes-le-Château (bei Couiza, an der Aude weiter unten) ist oder ob er gar nicht exisitiert oder ob er gar noch vergraben bei Usson auf einen glücklichen Finder wartet. Ich habe jedenfalls nicht gegraben. Eine kleine Korrektur zur Einleitung dieses Berichtes: Dank der leider nicht immer korrekt gedruckten Touristeninformationen habe ich dort fehlerhaft angegeben, das Montségur 1299 als letzte Katharerburg gefallen ist. Es handelt sich tatsächlich aber um das Jahr 1244 (Belagerung erfolgte bereits 1243). Die Château de Quéribus konnte schlussendlich noch elf Jahre länger bis 1255 verteidigt werden – allerdings gilt das Massaker von Montségur symbolisch als der endgültige Untergang der Katharer. Deswegen neigt die Literatur auch oft dazu, Montségur als letzte Katharerburg zu bezeichnen. Bélibaste, der letzter Anhänger dieser Glaubensrichtung überhaupt, wurde schließlich nach abenteuerlicher Flucht auf der Château de Villerouge-Termenès (vgl. 1. Teil) erst im Jahre 1321 ebenfalls verbrannt. Mich holt auf der Auffahrt zum Col de Claussels die normale Radlerwirklichkeit mit bereits beschriebener Reifenpanne ein. Dieser unscheinbare Abzweig von der Aude-Schlucht ist eine sehr empfehlenswerte Strecke, die enge Straßenführung mit Tunnelfelsen macht launig. Weiter oben ändert sich das Bild zu einer leicht hügeligen, weiten Wiesen- und Weidelandschaft. Infrastruktur gibt es hier nicht, so komme ich zum ersten Stück Brot erst am Mittag in Axat. Ich suche bei Bessède-de-Sault noch den Col de Triby, über den man mit einer weiteren Passfolge einsam in das Rebenty-Tal gelangt, ohne durch Axat zu fahren. Doch verpasse ich wohl die rechte Abfahrt, die nicht ausgeschildert und wohl nur Piste ist (nicht in den Straßenkarten zu finden, ich hatte das nur zu Hause angelesen und kein genaue Karte für die Region mit). So begebe ich mich ins Aude Tal und fahre nach 2004 nochmal durch die beeindruckende Enge der Gorges de St-Georges. Kanu- und Kajakfreunde werden diesen Ort mit einem großen Viadukt als Ausgangsort schätzen – entsprechend bevölkert ist der Campingplatz. Weniger bekannt und somit auch nur sparsam befahren sind die Schluchten der Rebenty – man erlebt sie in verschiedenen Phasen. Ich habe die Strecke zum Col du Pradel gewissermaßen aufgeteilt – den ersten Teil fahre ich an diesem Tag, um einen Zwischenrunde durch die Hochebene des Payas de Sault zu drehen, und den zweiten Teil, die eigentliche Bergstrecke, absolviere ich am Folgetag – unter allerdings sehr unterschiedlichen Witterungsbedingungen. Nimmt man beide Teile zusammen, so steht der Col du Pradel ganz oben in meiner Favoritenpässe in den Pyrenäen. Von der feucht-schattigen Flussfahrt kommt man aufgefahren nach Espezel in eine ganze andere Landschaft – Felder breiten sich auf der um die 1000 m hohen Ebene vor dem Auge aus und werden von sanften bewaldeten Kuppen am Horizont begrenzt – erinnert ein wenig an die Vulkanregion La Garrotxa. Das Pays de Sault bezeichnet namentlich nach dem lateinischen saltus eine Waldlandschaft (nicht mit dem gleichnamigen Pays de Sault in der Provence zu verwechseln) und bildet mit dem Dreieck Montaillou, Puivert und Montségur den kulturellen Kern der Katharer östlich der Aude. Da es nicht zur Aude runtergeht, gleitet die Strecke zwischen dem Col du Portel und Puivert nahezu flach dahin. Der Bergcharakter weicht nun völlig, die Burg wird weithin sichtbar, Alleencharakter und Sonnenblumenfelder geben hier ein liebliches Bild des Pays de Sault ab. So 17.7. Puivert - Col de la Babourade (655m) - Col de Teil (576m) - Bélesta - Col de la Croix des Morts (898m) - Belcaire - Col des Sept Frères (1253m) - Mérial - Col du Pradel (1679m) - Camping Ascou/La Forge68 km | 10,9 km/h | 6:11 h | 1.645 Hm W: starker Regen bis Mittag (nicht fahrbar), danach leichter Regen, tiefe Wolken, kalt & windig B: Musée de Quercorb 4 € E: Salat m. Entenleber/Walnüssen, Suppe, Schweinebraten, PF, Nudeln, Gem., bask. Torte 26 € Ü: C Ascou/La Forge 10,20 € Es gibt Tage, die man sich niemals für eine Radtour wünschen würde und sind sie gekommen, werden sie bejammert und beklagt. Doch gehören diese Tage auch zu jeder Tour – und noch mehr: solche Tage sind im Nachhinein manchmal mehr wert als es der Zorn des Augenblickes den Gefühlen erlaubt. Ein solcher Tag war dieser. Der Morgen hat kaum begonnen, da fängt es schon über dem Badesee beim Camping an zu regnen und die Burg auf dem gegenüberliegenden Hügel verschwindet fast ganz im Grauschleier. Der Regen wird etwas schwächer und ich schöpfe Hoffnung – vielleicht doch nur halbfeuchte Wolke? Kaum im Ort beim Bäcker, schüttet es dann aber die berühmten angelsächsischen Hunde und Katzen. Es gibt eine dreivierteloffene Arkadenhalle, in der man zwar geräumig unterstehen kann, aber selbst hier treibt der giftige Wind einen Rest von Wassernebel in fast alle Ecken und reizt die Rheumaknochen. Die Zeit rinnt dahin und bald trifft ein Reiesradlerpaar mit fast identischen Liegerädern ein, die mit rückwärtigen grünen, abschließbaren Boxen ausgestattet sind. Die beiden reisen auch durch die Pyrenäen, wollen ggf. mit dem Zug von Foix weiter hinüber nach Spanien, in der Hoffnung dort besseres Wetter zu finden und schwere Berge auszusparen. Ich warne: „Cerdagne ist nicht nur flach.“ Ganz bergscheu sind sie aber auch nicht wirklich. Sie ist Amerikanerin und lebt mit ihm (Franzose) zusammen in Frankreich. Der Franzose kann schlecht englisch und die Amerikanerin (sehr gut zweisprachig) freut sich, dass ihr Freund mangels meiner Französischkenntnisse gezwungen ist Englisch zu sprechen. Schließlich werde ich dann genötigt, eine Proberunde mit dem Liegerad zu drehen. Das kann ich doch nicht! Nun ja, mit vielen stützenden Händen habe ich eine halbe Runde geschafft! Also ich werde mit diesen zweirädrigen Schlafzimmern nicht gut Freund. Auffallend auch, das die scheinbar gemütlichen Sitzpolsterlehnen vom Regen vollgesaugt sind und so auch gleich die Klamotten von hinten durchnässen. Schlecht auch zum schnellen Abtrocknen. Es ist mittlerweile 10 Uhr und Gelegenheit in das hiesige Museum zu gehen. Die beiden kriechen unter die Schlafsäcke und wollen in der kalten Halle weiter warten. So gehe ich allein hinein. Das Musée du Quercorb informiert über die Handwerkstraditionen der Region Quercorb (um Puivert herum) und die Katharerburg vor Ort. Doch der Schwerpunkt liegt in der Dokumentation von Leben, Werk und Instrumenten der Trobadore (Minnesänger) aus dem 12.-14. Jh. Damit es nicht ganz so trocken ist, könnt ihr nebenbei auch ein bisschen mittelalterliche Musik (6:06 min.) anhören. Da die Katharerburg recht gut erhalten blieb, wurde sie im Mittelalter auch über die Katharerzeit hinaus weiter genutzt und diente sodann als eine Hochburg der Sangeskunst. In Dichterwettstreiten, den „cours d’amour“, wurde um die beste Poesie gerungen – wenn man so will, ein Mischung aus Grand Prix d’Eurovision und Dieter Bohlens DSDS-Zirkus, aber damals noch mit Stil und Niveau. Neben den Räumen mit der Regionalgeschichte und einer Modellrekonstruktion der Burg von Puivert sind einzelne erhaltene Steinskulpturen von der Burg ausgestellt. Im Gegensatz zu anderen Mittelalterburgen mit kriegerischen Motiven dominierten in Puivert Darstellungen der Sänger und Musikinstrumente. So gelang es dem Museum in wissenschaftlicher Arbeit, einige Instrumente in Originalform zu rekonstruieren – einzigartige – und sogar spielbare – Dokumente – Prädikat: besonders wertvoll. Über die Arbeiten informiert ein kleiner Film (frz.). Besondere Freude macht es, sich dann der Musik hinzugeben. An mehreren Audiostationen kann man originale Lieder hören und gleichzeitig die Texte in der nachgezeichneten Kaligraphie der Zeit, mit Noten und authentischen Illustrationen nachverfolgen. Auch wenn ich der französische Sprache nicht ausreichend mächtig bin, so wird doch deutlich, dass die Erotik in der Poesie ein wichtige Rolle spielte. In einem weiteren Raum kann man zahlreiche Tafeln zur Geschichte der Trobadore und zu den Stars in allen Teilen Europas (Frankreich, Spanien, Portugal, England, Deutschland) studieren (engl. Übersetzungen). Auch hier wird deutlich: ausschweifendes Leben ist kein Privileg heutiger Popstars – egal ob männliche oder weibliche Trobadore. Im Shop kaufe ich nebst Postkarten auch noch drei CDs und bekunde mein Lob für das Museum. Die Frau kommt mir dann noch im Regen nachgelaufen und schenkt mir eine Übersichtskarte der rekonstruierten Instrumente – das da sind: la cornemuse – eine mit Hundekopf verzierter kleiner Dudelsack, le psalterium – selbsredend Psalter, l’orgue portatif – eine kleine, tragbare Orgel mit blau bemalten Pfeifen, la vièle à archet – eine Art Kniegeige mit rundem Kopf (vielleicht ein Vorläufer des Cellos?), la guiterne – eine Art mittelalterliche Ukulele mit länglich-rundem Korpus und Tierkopf, le rebec – ähnlich gebaut wie die guiterne aber kleiner und als Violine konzipiert, la flûte – Flöte (verschiedene Formen und Größen), le tambourin - selbstredend das Tamborin (Trommel), le luth – selbstredend die Laute (mit Knickhals). Das Museum bietet auch Workshops an, unterrichtet Schulklassen und veranstaltet Konzerte mit mittelalterlicher Musik. Forschung, Handwerkskunst, aufwändige Gestaltung und Recherche, Pädogogik, Vergnügen und Muse gehen hier eine besonders gelungene Symbiose ein – und das in einem entlegenen Landstrich fernab von Metropolen. Dieses Museum ist nicht nur eine liebevolle Perle in der Museumslandschaft, sondern sicherlich eines hochwertigsten, die ich je besucht habe. Chapeau! Das Liegeradlerpaar kauert immer noch auf den kalten Steinen. Es dauert nicht lange, da kommen die nächsten Regenopfer auf zwei Rädern. Es ist ein holländisches Paar, ein Altersklasse höher als die Liegeradler. Aber auch die Niederländer lassen sich vom Wetter nicht die Laune verderben. Endlich gegen 12:30 h können wir starten – es regnet nur noch leicht. Der nächste Pass ist zwar nur ein weicher Hügel, doch das „Feld“ von fünf Pyrenäenradlern ist schnell weit auseinadergezogen. In Bélesta steht ein verwunschenes Schloss mit einem überwucherten Garten. Es wirkt irgendwie verfallen. Tatsächlich handelt es sich um eine Burg aus dem 13. Jh., die erst im Jahre 2007 renoviert wurde und heute als Galerie u.a. für moderne Kunst dient. Der Vorhof wurde als idyllischer Teegarten eingerichtet. Im Regen wirkt das märchenhaft traurig-schön – ob hier irgendwo Dornröschen wartet um wach geküsst zu werden? Die Liegeradler sehe ich dann nochmal als ich Fotos mache und wir verabschieden uns, da ich das Riskio eingehe, in die Berge zu fahren, obwohl dort nur Wolke zu sehen ist. Immerhin bleibt die Wolke relativ „trocken“, auch als ich wieder die ca. 1000 m hohe Ebene des Pays de Sault erreiche. Es bleibt allerdings sehr kalt und windig. Einige geplante Pistenfahrten durch die Wälder hier beim Pas de l’Ours sind natürlich ersatzlos gestrichen. Nach der Abfahrt über eine enge Straße nach Niort-de-Sault setze ich die Fahrt durch die Rebenty-Schluchten vom Vortag fort. Die Ortsperle im Tal ist Mérial – hier hat man sich mit Blumentöpfen und vielen Details ein wunderbares Dorfbild gegeben. Es beginnt der steile Abschnitt des Col du Pradel, zur Straße gäbe es sogar in einem Abschnitt noch eine Pistenalternative. Auf der Passhöhe wartet dann wieder die vollständig blickdichte Wolke. Das Passbild hier oben gleicht dem am Col de Pailhères (Luftlinie nahe bei) aus dem Jahre 2008 so gut, dass man kaum glauben kann, dass es sich um zwei verschiedene Pässe handelt. Kann man soviel Wetterpech haben – oder sind da wieder höhere Mächte im Spiel? – Beim Camping im Tal sind die Finger eigentlich abgestorben und der Nacken bewegt sich auch nicht mehr nach meinen gedanklichen Vorgaben. Doch das recht gute Essen – insbesondere die warme Suppe – bringen mich wieder auf irdische Körpertemperatur. Mo 18.7. Ascou/La Forge - Sorgeat - Col de Chioula (1437m) - Col d'En Ferret (1420m) - Col de Marmare (1361m) – Montaillou (1280m) - exc. RF (~1460m) - Camurac - Gorges de la Frau - Fougax-et-Barrineuf - Montségur - Col de Montségur (1059m) - Montferrier - Lavelanet - Roquefort-les-Cascade - Col de Py (525m) - Foix – Montgaillard103 km | 12,5 km/h | 8:18 h | 1.500 Hm W: teils heiter, meist Wolken, sehr kühl bis kalt, sehr windig B: Casc. de la Turasse 0 € E (Foix): Meeresfrüchtesalat, Entenbrust, PF, Gem. Honig-Nuss-Sauce, Apfelk., Cafe 24,20 € Ü: C Montgaillard 14 € Bei Sonne ist der Col de Chioula ein traumhafter Pass, er bietet gerade im unteren Teil ein tolles Panorama nach Ax-les-Thermes und auch die Straßenrandflora ist ansprechend. Ein wenig Sonne kommt, aber der Tag bleibt ein Eisschrank. Und die Sonne geht auch wieder, als ich einen zwingend aufwärmenden Kaffee in Prades trinke. Die Bedeutung Montaillous zu Zeiten der Katharer mag man heute in dem abgelenen Dorf kaum ermessen, doch die Lage in den blumenreichen Bergwiesen umher ist durchaus bemerkenswert schön. Ich hatte hier eine Fahrt über den Col du Teil geplant, nach Straßenkarte per Piste befahrbar und dann von einer Skistation aalglatt leicht nach Camurac abzufahren. Doch die Piste als solche ist verwildert, morastig und kaum mehr als ein Waldpfad für Pferde. Möglicherweise wurde die Pflege aufgegeben zugunsten der nunmehr gut ausgeschotterten Piste, die aber geradewegs zurück nach Westen zu einem anderen Pass führt. Diese ist auch offiziell als MTB-Strecke ausgeschildert, die alte route forestière in Richtung Col du Teil allerdings wurde sogar explizit mit einem durchgestrichenen MTB-Signet versehen. So habe ich diesen Exkurs abgebrochen, zumal mir bei dem kalten Wind die Lust an Experimenten vergangen war. Picknick im Freien ist hier in Wind und Kälte nicht möglich, aber in Comus stoße ich auf eine Gîte, die auch Essen an Tagesgäste ausgibt (auch Brotdepot). Es sind Niederländer, die diese gemütliche Gîte führen – immer häufiger in Frankreich anzutreffen und sie vermieten nicht nur Zimmer im Haus, sondern bieten auch den Urlaub in einem Mongolenzelt an. Die Gorges de la Frau entpuppte sich wie schon eingangs erwähnt als weitgehend nicht fahrbar, das Runterschieben war aber möglich. Die Schlucht ist von moosüberwucherten Bäumen und Farnböden geprägt, dazu schießen die Felswände steil auf. Zu beiden Seiten finden sich Parkplätze, sodass der Andrang an Wanderern recht groß ist. Lavelanet ist keiner besonderen Erwähnung wert – hektischer Verkehr und ein wenig Industrie bereits. Umso geruhsamer ist wiederum die Strecke zum Col de Py – eine leichtes Auf und Ab, schon eher als flach zu bezeichnen. Eine Besonderheit steht auch hier noch am Wegesrand. Die Cascades de la Turasse bei Roquefort-les-Cascades bilden ein Ensemble an Wasserfällen, die über stark bemooste und von Farnen umwucherten Felsen sich ergießen und über sandfarbene Gumpentreppen ein gartenähnliches Biotop gestalten. Der Platz ist offenbar ein Anziehungspunkt für Mystiker – zwei hippiehaft gekleidete Frauen meditieren an verschiedenen Stelle dieses romantischen Ortes. Sie sind nicht ansprechbar und wollen mir nicht weiterhelfen bei der Frage „Wo ist das Wasser?“ Denn bis auf ein paar Rinnsale, die durch die Felsen hindurchsickern, ist kaum Wasser vorhanden. Trockenzeit? Das kann ja nicht sein. – Oder gibt es Zyklen, in denen das Wasser im Tuffstein verschwindet, um zu anderen Zeiten wieder aufzutauchen? Die Fragen bleiben ungeklärt mysteriös. Der Col de Py ist nochmal ein Ort der Resistance. Hier organisierte sich ein wichtiger Truppenteil des spanischen Widerstandes gegen den Faschismus Francos. Als 1944 in Frankreich die deutsche Armee einbrach und die Nazis geschwächt waren, lieferten die Spanier maßgebliche Hilfe an die französische Resistance, um den südlichen Teil Frankreichs zu befreien. Am Col de Py gibt es dazu ein informative Tafel. Die Besichtigung von Foix musste dem Fortschreiten der Tour Tribut zollend kurz ausfallen, sodass ich die Burg über der Stadt nicht mehr begehen konnte. Die Nahrungsaufnahme war nach diesem „unterkühlten“ Tag von höherer Bedeutung. Wer sich mehr Zeit mitbringt sollte auch mal ein Restaurant aufsuchen, dass mittelalterliche Speisen anbietet (begrenzte Öffnungszeiten, vermutlich nur mit Reservierung). Da in Foix nur ein Camping stadtauswärts 2 km nördlich liegt, fahre ich lieber in meiner Stoßrichtung bis Montgaillard, wo es einen angenehmen Camping gibt und kaum weiter von Foix entfernt. Sollte euch die Musik zur Begleitung der Bilderschau ausgegangen sein, dann gibt es hier (8:30 min) Nachschub. Zur Bildergalerie TEIL 10 (folgendes Bild anklicken): Fortsetzung folgt
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Geändert von veloträumer (12.02.19 19:31) |
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#782649 - 24.12.11 22:51
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Sofern jemand heute die falschen Bücher geschenkt bekommen hat, kann er sich ja zur Not auch mit der weiteren feuchten Fortsetzung begnügen... Nachtrag zum letzten Teil: Bei den Cascades de la Turasse handelt es ich offenbar um eine intermittierende Quelle. Das Wasser sprudelt in bestimmten, regelmäßigen Schüben und nicht kontinuierlich, was durch unterirdische Hohlräume verursacht wird und je nach Jahreszeit unterschiedlich ausgeprägt ist. Die bekannteste Quelle dieser Art in der Gegend, die Fontaine de Fontestorbes, befindet sich bei Bélesta, die ich knapp auf der Tour verfehlte. Man sagt legendenhaft, dass die Quelle pausieren müsse, weil sie ihr Wasser erst aus einer von Feen bewohnten Grotte schöpfen müsse. Das würde auch die seltsamen, spiritistisch veranlagten Gestalten an den Wasserfällen erklären. Eine Bestätigung für die besagten Cascades de la Turasse habe ich im WWW nicht gefunden, deswegen der Hinweis nur als Vermutung. TEIL 11 Höhlen, liebliche Landschaften in Wolken und Schnecken: Feuchte Pedalwege durch das Pays de Foix und CouseransDi 19.7. Montgaillard- Le Pont du Diable - Bompas - Pas de Souloumbrie (911m) - Verdun - Sinsat - Tarascon-s-Ariège - Vicdessos - Port de Lers (1517m) - Col d'Agnes (1570m) - Aulus-les-Bains87 km | 11,2 km/h | 7:44 h | 1.765 Hm W: regnerisch, nur kurz heiter, sehr kühl bis kalt, sehr windig, am Port de Lers Sturmböen E: Tomatensalat, Ente, PF, Rw, Crêpes Chocolat, Cafe 20,70 € Ü C Municipal 0 € Etwas abseits unterhalb der Straße stößt man wenige Kilometer nach Montgaillard auf die Pont du Diable. Wie der Name nahe legt, hatte mal wieder der Teufel seine Hand im Spiel. Demnach wurde die Brücke im 13. Jh. zehnmal neu aufgebaut, weil Monsieur Diable in der Nacht sie immer wieder zerschmetterte. Nomen est omen begleite mich fortan wohl ein Nachkomme – im Besonderen ein Wasserteufel – durch diesen Tourabschnitt. Statt Panorama wabert eine geschlossene Sprühwasserschicht vor meinen Augen – es wird spontan November im Sommer. Der Weg über den Pas de Souloumbrie eröffnet eine Panoramastraße, die Route des Corniches, die man komplett gefahren mit dem Col deMarmare bzw. Col de Chioula verbinden kann. Ich nehme sie nur als Teilroute, weil ich ja die anderen Pässe bereits gefahren bin. Der bessere Aussichtsteil dürfte im nichtgefahrenen Bereich liegen, trotzdem lohnt auch dieses Teilstück. Dank eines kurzen Sonnenintermezzos kann ich sogar die Abfahrt genießen, an deren Fuße ich bei einer mächtig aufsteigenden, zum Klettern beliebten Felswand mein Mittagspicknick einnehme und ich mit einem Paar aus Solothurn ins Gespräch komme, die gerade bei ihrer in Foix lebenden Tochter zu Besuch sind. Bei Gesprächen über die Schweiz geht es natürlich immer ums Geld und sie weisen mich darauf hin, dass nicht jeder Schweizer Krösus heißt. Als Beweis soll das durchaus bescheidene Auto dienen und ihr Selbstversorgerpicknick. Ich hoffe, dass sie nicht zu stark in Frankreich darben mussten. Nur kurz mache ich einen Abstecher nach Tarascon zwecks Foto vom stadtprägenden Uhrenturm – vor drei Jahren musste ich hier Tabletten gegen eine kritische Erkältung kaufen. Irgendwie feiert auch das Wetter ein Wiedersehen mit mir. Im Tal von Vicdessos unterlasse ich diesmal jeden Versuch, die Grotte de Niaux zu besichtigen. Das ist quasi nur per Voranmeldung möglich und schon 2008 scheiterte ich an einem Spontanbesuch der weltbekannten Höhlenmalereien. Passt nicht wirklich in eine Radtour rein. Das recht liebliche Tal war mal eine wichigte Eisenregion, die jedoch zu starker Abholzung führte (Holzkohle). Heute wieder aufgeforstet, finden sich aus der Minenzeit noch etliche Relikte, so auch typische Bergarbeiterhäuschen an der Route zum Port de Lers. Ein Spezialladen für Honigprodukte in Vicdessos liefert nochmal süße Verführung, danach grollt am anspruchsvollen Passanstieg der Hiummel bitter und öffnet kleine Brauseköpfe. Schönes Wasser hingegen lässt einer großer Wasserfall an der Strecke den Fels herunter. Auf den offenen Bergwiesen am Port de Lers peitscht ein stürmischer Wind durch alle Glieder. Auf der Passhöhe muss ich aufpassen, dass es mir die Kamera nicht aus der Hand reißt. Vorwärts fahren ist selbst abwärts nur noch schwer möglich, der Wind frisst das Gefälle auf. Mir kommen drei Rennradler entgegen – in sommerlichen Trikots, zwei müssen ihren offenbar völlig entkräfteten Kumpel anschieben. Dabei können sie ja noch auf Rückenwind bauen. Im Tal liegt ein See, an dem es urplötzlich völlig windstill wird. Aber nicht nur diese Mulde ist windgeschützt, auch am nächten Pass, dem Col d’Agnes, bleibt es windarm. Dafür sinkt die Sichtweite, Wolke ist überall. Die Passhöhe ist mit ein paar schmalen Felspitzen ein Stück weit schöner als die vom völlig kahlen Port de Lers. Es folgt Bibberabfahrt. Auf der Straße sind noch frische Schriftzüge für die Tour-de-France-Helden (?) aufgemalt – die Tour war wenige Tage zuvor hier hinauf gefahren. Obwohl Kurort, ist das gastronomische Angebot in Aulus-les-Bains bescheiden. Die Thermen sind heute mehr medizinische Spezialabteilung als ein allgemeines Spaßbad mit Wellnessangeboten. Entsprechend ist hier weniger typischer Kurtrubel zu beobachten als vielmehr ein Basisort für bescheidenere Wandertouristen. Mi 20.7. Aulus-les-Bains - Col de Latrape (1111m) - Ustou - Seix - Ost - Col de Sareille (942m) - Massat - Biert - Col de la Crouzette (1241m) - Col de Portel (1485m) - Col de Péguère (1375m) - Col de Jouels (1247m) - Col de Marrous (990m) - La Mouline - St-Martin-de-Caralp - Col del Bouich (599m) - La Bastide-de-Sérou108 km | 13,2 km/h | 8:01 h | 1.855 Hm W: teils heiter, meist Wolken, kühl E: Entenlebersalat m. Melone, Fleischspieß, Kart., Gem. Rw, Crème brulée, Cafe 20 € Ü: C l’Arize 11,50 € Der Col de Latrape ist ein bemerkenswert schöner Pass, vor allem durch das Vallée d’Ustou auf der Nordwestseite mit artenreichen Blumenwiesen. Auf den waldreichen Kehren der Südflanke finden sich mehrere Wasserfälle – einer der schönsten der Pyrenäen, der Cascade d’Ars, ist aber leider nur per langem Fußmarsch zu erwandern, den ich mit Blick auf die andauernden Wetterkapriolen aber nicht in den Zeitplan einbinden kann – gleiches gilt für die angedachte Stichstraße zum Port d’Aula – ein Über-2000er, der über eine schlechte, aber landschaftlich sehr beeindruckende Straße erreichbar sein soll. In Seix gibt es nicht nur die im Prolog bereits erwähnte herausragende Käserei, auch sonst platziert sich dieser Ort ganz vorne unter den kleinen Perlen in abgelegenen Landstrichen. Neben dem guten Angebot an weiteren Spezialitäten, denen man nur schwer widerstehen kann, hat sich hier auch ein kleines Zentrum an Künstlern und Kunsthandwerkern etabliert. Der Col de Saraillé gehört sicherlich zu den echten Nischenpässen – ist aber auch landschaftlich ein Hochkaräter. Manche Passagen muten an Urwald an, insbsondere auf der Ostseite. Im Westen schälen sich aus eigentümlichen Busch- und Baumensembles Bergbauernhäuser mit Steinstufengiebeln vor einer eindrücklichen Bergkulisse heraus. Dann wieder Blumenwiesen, gartenähnlich, Wald, Abwechslung. Die Ostseite sollte man in der Länge nicht unterschätzen, mit kleinen Zwischenanstiegen ist sie extrem verschlungen. Nahe Massat, ein Ort zum Verpflegen, aber ohne eine Besonderheit, fahre ich erneut an [url= http://www.lesdeuxvelos.com/]Les Deux Velos[/url] vorbei. Vor drei Jahren prosteten mir dort im Garten sitzende Radler mit Rotwein zu als ich an den blau bemalten Rennradeingangstor vorbei fuhr – in Radlerkreisen mittlerweile zu einem Kultfotomotiv geworden. Diesmal ist weniger los, nur ein Mann säubert gerade Armaturen an einem Außenwaschbecken. Ich halte an, um nochmals ein Foto zu machen und unterhalte mich mit dem Niederländer, der diese Pension seit drei Jahren leitet, die sich explizit an Radfahrer richtet. Geboten wird nicht nur eine Unterkunft, sondern auch ein Abendessen mit Gemüsen aus eigenem Anbau sowie ein ordentliches Radlerfrühstück, wie es in Frankreich wohl selten sein dürfte. Ich frage ihn nach den wirtschaftlichen Perpektiven und warum er in Frankreich sich selbstständig gemacht hat. Seine Antwort ist, dass es in Frankreich wesentlich unbürokratischer sei, eine solche Einrichtung zu führen und selbstständig zu werden. Und mit fremden Sprachen haben die Oranjes ja bekanntermaßen ohnehin keine Berührungsängste. Wer in der Gegend Radurlaub mit Festunterkunft plant, sollte hier mal anklopfen. Die nächste Passage bedeutet harte Pedalarbeit – allerdings nur bis zum Col de la Crouzette. Ein halbwegs lichter Wald mit viel Kastanie begleitet hinauf, nahezu ohne Panorama. Es folgt ein eher weicher Anstieg bis zum höchsten Punkt- Sodann rollt man durch eine unauffällige, ziemlich unberührte Waldlandschaft bei meist niedrigem Gefälle hinab – nicht zufällig als Route Verte bezeichnet. Oben ist das vielfach eine fast flache Höhenstraße, die wechselweise Panoramablicke nach Süden oder Norden zulässt – allerdings zu meiner Beradlung gerade etwas eingetrübt. So mag auch meine Bewertung für diese Route etwas schwächer ausfallen als es vielleicht bei guter Fernsicht der Fall wäre – eine schöne, ruhige Route aber allemal. Irgendwo auf Halbhöhenlage gibt es sogar ein Restaurant – allerdings folgt auf den nächsten 25 Kilometern nichts mehr – nicht gerade eine touristische Hochburg. In La Mouline gibt es zwar einen Camping – allerdings ohne sonstige Versorgung. Ein alter Mann dort meinte, dass es in St-Martin-de-Caralp ein Restaurant gäbe – was aber nicht zutrifft. Die einfachste Möglichkeit wäre natürlich, nach Foix abzufahren, was mich aber im Zeitplan noch weiter zurückgeworfen hätte – zumal ich schon eine schlechter werdende Wetterlage ahnte. Ohne die Hoffnung auf ein Essen in St-Martin wäre es von La Mouline natürlich klüger gewesen, gleich über die D 21 nach La Bastide zu fahren – aber ich hatte ja keine Glaskugel dabei. Die sehr kleine und kurvige Straße mit mehreren leichten Auf und Abs zwischen La Mouline und St-Martin ist aber sehr schön zu fahren – eine bäuerliche Landschaft mit Weilern, Weiden, Streuobstbäumen und Panorama nach Osten. Die Strecke zwischen dem Col del Bouich und La Bastide auf der D 117 hingegen ist vergleichsweise langweilig, ein gerader, flacher Strich – ein Eldorado für Kilometerfresser. Der recht komfortable Camping in La Bastide befindet sich etwas abseits des Ortes – Straße am östlichen Ortseingang nach Süden abzweigen und ca. 2 Kilometer weiter. Obwohl ich recht spät nach dem Essen dort eintraf, lief noch musikalische Kinderanimation in den Räumen bei der Rezeption. Der gute Platz konnte aber nicht vermeiden, dass ich am nächsten Morgen nahezu im Schlamm steckte. Do 21.7. La Bastide-de-Serou - Allières - Le Mas-d'Azil - Le Saret - Col de la Rouge (485m) - Rimont - Col des Vignes (636m) - Col de Rille (938m) - Rivèrenert - St-Girons - St-Lizier73 km | 11,8 km/h | 6:18 h | 1.075 Hm W: mehrfach Regen, sonst nieselig, sehr kühl E: Salat m. Lachs/Avocado/ Grapefruit, Entrecôte Sauce Roquefort, PF, Cafe Gourmand 27,50 € Ü: C wild 0 € Bei kräftigem Landregen ein Zelt einpacken gehört nicht zu meinen Genusstaten – immerhin konnte ich unter einem Vordach der Sanitäranlagen die Sachen in die Taschen stopfen und ein wenig die Nässe abreiben – eine Trockenphase konnte ich an diesem Tag kaum erwarten. Das mittelalterliche La Bastide zeigt sich trotz des Regenschleiers in charmant liebenswürdiger Weise, die Bewohner haben Sinn für Details und Humor, wie manches Accessoire am Haus belegt. Von den einst vier Toren ist nur noch eines gut erhalten. Auf dem Markt pflegt man die nachbarschaftlichen Kontakte recht unbeeindruckt vom kühlen Nass umher. In einer Hügellandschaft gelangt man über Allières zu der berühmten Grotte in Mas-d’Azil. Sie ist eine Besonderheit, weil sie nicht nur zu Fuß oder per Boot, sondern sogar per Auto zu durchqueren ist, denn die D 119 führt hier mitten durch. Die Höhle ist über 400 m lang und bietet ein imposantes Gewölbe über dem Kopf. Mitten in der Höhle kann man per Eintritt die Höhle samt Führung besichtigen, bekommt so einen Eindruck der prähistorischen Funde (nicht gemacht). Die Höhle diente zu unterschiedlichsten Zeiten als Schutzraum, nicht nur den Frühmenschen, sondern auch wiederum den Katharern. Bemerkenswert gutes Kunsthandwerk bietet ein Keramikerin kurz nach der Durchfahrt, noch bevor man den Ort nördlich der Grotte erreicht. Auch der Ort besticht mit lieblichem Charme und würde sich als Übernachtungsort empfehlen. Für die nächste versteckte Route fahre ich zunächst von der D 119 ab und folge weiter der Arize. Kurz vor dem Talknick zweige ich über ein kleines Sträßchen zum Col de la Rouge ab (ein Schild zu dem Pass gibt es nur im Tal auf der anderen Seite). Bei der Auffahrt (kleiner Teil ist steil) kann man kurz einen Blick auf das Château von Durban-s-Arize werfen, die eigentliche Zufahrt wäre unten von Durban aus erst nach dem Talknick möglich. Auch hier haben sich zeitweise Katharer niedergelassen. Nach der Abfahrt ab La Grausse folgt eine nur leicht ansteigende Route nach Rimont. In dem Ort gibt es eine kleines „Musée pyrénées de la Résistance et de la Libération“ – doch hat es aus mir nicht erschließbaren Gründen keine öffentlichen Besuchszeiten mehr. Mich selbst überfällt nach den erschöpfenden Wetterkapriolen große Müdigkeit – ich hätte auf einer Bank einschlafen können und traute mich schon gar nicht in eine Bar hinein für einen Kaffee – im Warmen wäre ich erst recht eingeschlafen. Wieder musste ich entscheiden, in die gehobene Bergwelt auf knapp 1000 m samt Wolke hineinzufahren, oder lieber hier bei leichter Abfahrt einen einfachen Weg nach St-Girons zu suchen. Ich reiße mich schließlich zur Bergfahrt zusammen, habe Glück, dass die Wolke trocken bleibt bis zur Passhöhe am Col de la Rille. (Hier kann man die Route an die des Vortages über den Col de la Crouzette anschließen). Die Müdigkeit verfliegt wieder bei der Talansicht. Ein dichtes Geflecht an Büschen und Bäumen, mit viel Springkraut erinnert an entlegene Schwarzwaldtäler. Weiter unten steht ein Märchenhäuschen mit verspieltem Garten aus Teichen, Naturholzbrückchen und einem ganzen Universum aus pastellfarbenen Hortensien. Nur wenig weiter folgt ein Dorf, in dem man der Blumenbracht nicht nachstehen möchte und in alle freien Ritzen Orangegelb gepflanzt. Fr 22.7. St-Lizier - Montjoie - Lara - Les Baudis - Barjac - Col du Cap Blanc (519m) - Mercenac - Prat Bonrepaux - Saleich - Rouede - Lannes - Col des Pérès (438m) - Barat - Col de Larrieu (704m) - Col de Lauzet (~680m) - Aspet - Izaut-de-l'Hotel - Col du Bech (715m) - Col des Ares (797m) - Antichan/St-Pé-d'Ardet99 km | 12,0 km/h | 8:10 h | 1.755 Hm W: nebelig, wolkig, teils Niesel, auch Regen, kühl B: L'Escargotière Barjac 0 € E (La Palombière): Rw, Schnecken, Forelle m. Mandeln, Reis, Gem., Lammkotelett, PF, Cafe 30 € Ü: C wild 0 € Ich hatte des Abends in St-Girons gut gespeist, aber der durch die Papierindustrie recht ausgedehnte Ort hat direkt anbei keinen Camping, ich hätte wieder 5 Kilometer zurückfahren müssen. Die geplante Bergroute über 1000 m mit dem Col de la Core und dem Vallée de Bethmale musste ich aber spätestens mit dem Blick des Morgens ausfallen lassen, weil die Berge tief, nahezu undurchdringlich in den Wolken hingen. So gesehen war die Entscheidung richtig, mich in Richtung flacheres Land zu bewegen, wenngleich der Tag auch dort noch genügend Nässe brachte. Nur gibt es in St-Lizier – etwas über dem Goldfluss Salat (geringste Mengen Gold, Schatzsucher bleiben lieber daheim ) gelegen – ebenso wenig einen Camping und der historische Ort ist ziemlich vermauert im Hang gelegen. Der furchtlose und übermüdete Radler aber stellt sein Zelt auch auf dem örtlichen Picknickplatz auf – direkt bei der historischen Kirche und bewacht oben womöglich vom Schlossfräulein. Das Bäumchen bietet sogar ein Trockenzone im Nebelland, wobei es aber nachts und morgens nicht regnet. Saint-Lizier mag verschlafen wirken, war aber ca. 1300 Jahre Bischofssitz (bis 1801). Das vermeintliche Burgfräulein – sollte es das geben – würde im ehemaligen Bischofspalast, dem Palais de Evêques, residieren und wäre eine wohl reiche Dame der Neuzeit, denn das erst kürzlich renovierte Gebäude ist nunmehr Hotel- und Appartmentanlage, Seminarkomplex und Nobelrestaurant. Seit April diesen Jahres gibt es auch ein Museum, das vielseitig von der gallo-römischen Archäologie über Religionskunst, Heimatgeschichte, Textilwesen bis zu anfassbarer Naturwissenschaft informiert. Nicht anders zu erwarten, dass ich auch hier zu früh war um auf eine Besichtigung zu warten. Die folgende Route wäre sicherlich sehr reizvoll bei guter Sicht, denn die Petites Pyrénées sind eine typische Pyrenäenlandschaft mit grünen Wiesenhügeln – nur auf niderigem Niveau gelegen – also ein Empfehlung, die es nicht so mit hohen Bergen mögen. Mehrere Auf und Abs sind unterschiedlich von einfach bis zu kurzen Steilrampen. Die Wegführung ist unübersichtlich mangels ausreichender Ausschilderung. Den Hunden sollte man hier nicht trauen: Als ich in Lara in einer immerhin sauberen öffentlichen Toilette saß, hörte ich das Knacken, das wie ein Gebiss auf hartem Gegenstand klang. Die Tür aufgestoßen, musste ich sehen, dass sich einer der rumlungernden Hunde an die Tasche mit den vermeintlichen Leckereien heran gemacht hatte. Dazu hatte er angefangen die Plastikschnalle samt Textilriemen durchzubeißen. Da musste der veloträumer ähnlich wie einst Archimedes aus der Badewanne heraus alles Vergessen und eiligst mit wildem Flüchen das vierbeinige Gesindel vertreiben, der aber keinerlei Schuldbewusstsein zeigte. Erst gewichtige Steinwürfe ließen den Dorfstreuner den Rückzug antreten. Es mag kaum besseres Wetter geben als die Attraktion von Barjac zu besichtigen: Die Schneckenfarm. Leider ist das Museum mit einer Sammlung von Schneckengehäusen aus aller Welt und eine Besichtigung mit Vorführungen (Schneckenrennen) an schmale Öffnungszeiten oder Voranmeldungen gekoppelt. Marc Mage, ausgezeichneter Schneckenzüchter und Präsident der Schneckenverbandes Midi-Pyrénées, gibt mir eine Blitzführung durch das Zuchtgelände. Es gibt zwei Schneckenarten, die verwendet werden. Diese tummeln sich zu Hunderttausenden unter feuchten Brettern, aber auch Schnecken aus der Umgebung werden gesammelt. Im Laden gibt es natürlich auch Schnecken zu kaufen, auf der nett gemachten Homepage gibt es auch ein paar Rezepte und auch Links zu einigen ausgewählten Kunsthandwerkern der Region, darunter auch Jean Marie Mathon („pyrenoust“ anklicken) aus Moulis, den ich vor drei Jahren in seinem Atelier besucht hatte und der tolle (Klein-)Figuren kreiert, darunter Tätige ausgestorbener Berufe aus den Pyrenäen oder so eine Kuriosität wie ein Schachspiel mit Pilzen, bei denen die guten (Esspilze) gegen die bösen (Giftpilze) antreten. Nebenbei modelliert er auch einige der Tour-de-France-Helden. (Ich erwähne das hier gerne nochmal, steht aber auch bereits im Bericht zur „Vuelta Verde“ hier im Forum). Zur Salat zurück komme ich nur durch eine dicke Wasserschicht, das Panorama hier bleibt eine Fiktion. Immerhin wird es nachmittags trocken, die Wolken steigen ewas nach oben und so kann man die leichte Hügellandschaft hier etwas genießen. Es gibt unterschiedliche Steigungsgrade, aber keine längeren Anstiege bis zum Col de Larriau von Barat hinüber nach Aspet. Während bis dato offene Landschaften dominierten, so ist die von Izaut-de-l’Hôtel zum Col des Ares dichter bewaldet. Die Nebenstrecke zunächst hat auch eine steile Passage, von Cazaunous aus fährt sich der Ares-Pass aber sehr flott bei sehr mäßiger Steigung und glatter Straße. Auf der Passhöhe gäbe es Gelegenheit zum Camping mit einem einfachen Restaurant/Hotel, aber hier sind die Köche schon gegangen. So fahre ich ins Tal und verbleibe mit Duldung des Hotel/Restaurants auf dessen Parkplatzgelände zur Nacht, nachdem ich zuvor statusgemäß für diesen Tag natürlich u.a. eine Portion Schnecken verzehre. Zur Bildergalerie TEIL 11 (folgendes Bild anklicken): Fortsetzung folgt
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#782927 - 26.12.11 18:24
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Es ist soweit - endlich das Finale. Ich hatte geglaubt, ich könne diesen Bericht bis zum 1. Advent oder Nikolaus fertigstellen, aber das war irgendwie illusorisch bei der zeitfressenden Bildbearbeitung. Nun ja, es ist immerhin noch im alten Jahr. Vielleicht versuche ich demnächst mit dem Anfang etwas länger zu warten, damit sich das nicht so lange hinzieht. TEIL 12 Römerspuren, Pilgerorte, Erlebniswelt Mittelalter und Bäderarchitektur: Die historischen Provinzen Comminges und BigorreWenngleich der Sommer nicht wirklich zurückkehrte, so stimmten die beiden letzten Tage ohne tief hängende Wolken doch versöhnlich. Landschaftlich hatte ich keine zu großen Erwartungen mehr, ging es doch nur noch durch vergleichsweise niedrige Regionen. Umso mehr begeisterte mich ein weiterer und ganz unerwarteter Höhepunkt der Reise – ein Festival der Genüsse, der Farben und der Musik nochmal und entsprechend hoffe ich über die Bilder das auch eine wenig transportieren zu können. Sa 23.7. Antichan/St-Pé-d'Ardet - Col Bouchet (608m) - Sauveterre-de-Comminges - Barbazan - Col de Hountérède (475m) - Burs - Valcabrère - Eglise St-Just - St-Bertrand-de-Commingues - Nestier - Col de Mazouau (631m) - Hèches - Col de Luquet (659m) - Col de Coupé (720m) - Bulan - Col d'Asque (620m) - Banios - Col des Palomières (810m) - Bagnères-de-Bigorre – Gerde88 km | 12,3 km/h | 7:10 h | 1.505 Hm W: zunächst sonnig, später bewölkt, kühl, teils windig B: Basilique St-Just de Valcabrère 2,50 €, Mittelaltermarkt St-Bertrand 0 € E: Salade Chevre Chaud, Lammkot., PF, bask. Torte, Rw, Cafe 26,20 € Ü: C Palomières ~8 € Im Tauglitzer weckt hier eine recht schöne Landschaft – unweit vom Nachtlager ein verträumter See mit Seerosen, eine kleine Talenge und dann weite Felder, wo die Greifvögel wohl intensive Brautwerbung betreiben. Die kleinen Auf und Abs enden an der Aussichtsplattform mit Panorama ins Tal der Garonne, gegenüber mit der noch entfernt wirkenden, aber bereits das Tal prägenden Kathedrale von St-Bertrand-de-Comminges. Es war eigentlich nicht meine Absicht, aber unten im Tal schlich ich etwas nachsinnend um eine hübsche, fast verflossene Kirche und sah eine sich aufdrängende Ausschilderung für eine weitere. Ich folgte sodenn der Straße zur Basilika St-Just, die gar nicht groß, aber wunderbar in Friedhof und Klostergarten eingbunden ist. Ebenso wie die Kathedrale von St-Bertrand ist auch diese Kirche UNESCO-Weltkulturerbe und Pilgerstätte für Jakobsweggänger, wenngleich nicht auf der getrengen Route liegend. Und da ich irgendwie ein Bedürfnis nach Besinnlichkeit verspürte nach dieser Reizflut der vergangenen Wochen, nahm ich Eintritt mit Audioguide und ließ mich mal in diese christliche Welt hinab. Die Kirche hat aber eine weltliche Besonderheit, was sie mir wohl auf Anhieb sympathisch machte: Sie wurde aus den römischen Steinen erbaut, die hier seit 72 v. Chr. umher lagen und immer noch großteils verschüttet rumliegen. (Es gibt bereits Ausgrabungsfundorte, die zwischen Valcabrère und St-Bertrand offen liegen – vor allem die römischen Thermenkomplexe.) So sind sogar die Skulpturen am Eingang römischen Ursprungs, die nur mit ein paar christlichen Reliquien ergänzt wurden (Kreuz, Bibel etc.). Das Kircheninnere ist keineswegs von barocker Fülle und gerade deswegen ein wohltuender Ort der Nachdenklichkeit, zumal gerade der Orgelspieler eine unverbindliche Kostprobe gibt. St-Bertrand verdient das Prädikat „schönste Dörfer Frankreichs“ nicht nur wegen der weithin sichtbaren Kathedrale. Zu meiner Überraschung findet just an diesem Wochenende ein Mittelaltermarkt statt. Viel Volk in alten Gewändern, bunt und farbenprächtig, traditionelle Handwerkskunst, Stände mit allen Leckereien wie Käse, Wurst und Gebäck verwöhnen den Gaumen und lassen die Düfte des prallen Lebens aufsteigen. Alsbald marschieren zwei Orientalen mit Teppich auf, legen das Knüpfgewebe aus und entpuppen sich als Musiker. Die erste Gruppe mit indischer Raga-Musik spielt auf hohem Niveau. Nebst Instrumentals sich zwei gelenke Tänzerinnen amutig und szenisch, die Geschichte der Lieder erzählend. Danach folgt eine Gruppe mit originalen Mittelalterinstrumenten, bis hin zum Spitzschuh auch authentisch gekleidet. Ich hätte hier natürlich den ganzen Tag verbringen können, aber mit Blick auf die Rückreise musste ich die letzten Planziele schon einhalten und viel zu früh von dem Treiben Abschied nehmen. Eher unauffällig ist der nächste Abschnitt, die prähistorische Grotte Gargas muss ich schon wegen des langen Aufenthaltes in St-Bertrand liegen lassen. Die Route über Bulan nach Bagnères-de Bigorre ist durch mehrere Auf und Abs in der Summe recht anspruchsvoll – zumal ich über forciertes Tempo noch rechtzeitig vor Dunkelhet das Etappenziel zu erreichen. Neben Hügelland gibt es auch Schlucht- und Waldpassagen sowie reizvolle Dörfer und Weiler mit allerdings wenig Infrastruktur. Auch die wohl sehenswerte und erst seit 1997 öffentlich zugängliche Tropfsteinhöhle Gouffre d’Esparros muss ich ignorieren. Auf dem Col des Palomières gibt es ein größeres Ausflugsrestaurant, das wohl gut besucht wird. Wegen der aufkeimenden Kälte ziehe ich aber in der Dämmerung doch noch die Talfahrt vor. Unter mehreren Campings in Bagnères liegt der meinige knapp außerhalb der Stadtgrenze (Süd). So 24.7. Gerde - Bagnères-de-Bigorre - la Croix de Manse (750m) - Plan Baudéan/Esquiou (1034m) - Col du Couret (1199m) - Beaudéan - Bagnères-de-Bigorre - Labassère (820m) - Fontaine Sulfureuse de Labassère/Cascade de Pan (794m) - Neuilh - Col de Lingous (575m) – Lourdes* 21:34 || via TGV || 5:58 Paris Gare Montparnasse - Paris Gare de l'Est 7:24 || via TGV || 11:04 Stuttgart76 km | 11,6 km/h | 6:29 h | 1.330 Hm * Etappenstrecke bis Lourdes, die Fahrstrecken in Paris und Stuttgart am Folgetag sind nicht berücksichtigt (~ 7,5 km + 3,5 km = 11 km) W: bewölkt, etwas heiter, sehr windig, kühl, bei Abreise Gewitter B: Fontaine Sulfureuse de Labassère 0 € E (La Belle Epoque): Rw, Meeresfrüchtesalat, Schweinefilet, Kart.püree, Gem., Crème Caramel ~20 € Morgens mache ich einen kleinen Rundgang im Kurgebiet mit Therme und Casino, fahre anschließend in den teils naturbelassenen Parc Thermal de Salut, der hinter dem Hotel Tivoli liegt, und eine wunderbare grüne Oase bildet. Beim Hotel Tivoli ist auch der Abzweig zum Chemin du Bédat. Diese ansteigende Wohnstraße geht irgendwann in die Route Forestière d’Esquiou über (asphaltiert, aber sehr schmal und steil). Beim Croix de Manse hat man dann die Aussicht auf die Ebene bei Tarbes und das auf einem Hügel gelegene Labassère, das ich später am Nachmittag noch passiere. Irgendwann wird aus der Straße Piste, die gut fahrbar ist. Dabei geht es etwas bergab und wieder leichter bergauf. Bei einem Waldparkplatz mit einer Lichtungsebene (Esquiou) führt eine Abzweigung ins Tal Oussouet nach Soulatgnets (hier könnte man etwa die Route abkürzen). Ich fahre aber noch eine unauffällige Schleife über den Col de Couret (meist Nadelwald), um dann nach Beaudéan durch ein wieder etwas reizvolleres Bergwiesental nach Beaudéan abzufahren. Eine weitere Runde über de Col de la Courade lasse ich ausfallen, weil ich mich ziemlich müde und energielos fühle – die Tage des dicken Wassers und der damit oft verbundene geringe Schlaf fordern ihren Tribut. Ich finde in Beaudéan den Händler wieder, der direkt an der Straße gute Regionalprodukte verkauft, darunter auch ein leckerer gateau de myrtille – gerade geeignet, um noch die kulinarischen Souvenirs aufzustocken. Den eigentlichen Stadtrundgang in Bagnères mache ich nun in der Mittagszeit bei Zweitdurchlauf. Bagnères hat es geschafft neben dem Kurbetrieb sich ein belebtes, abwechslungsreiches Bild zu geben, den Charme der Bäderarchitektur mit den filigranen Gardinengiebeln mit moderner Geschäftigkeit zu verbinden – dazu zählt auch die Bedeutung des Ortes für die Tour de France mit dem nahegelegen Tourmalet als legendhafter Mythos der Tour. Ich selbst habe diesmal bewusst auf die Querung des Tourmalet nach zwei Überfahrten bisher (Ost-West und West-Ost) verzichtet, um einmal die Alternativroute im Norden auszuloten. Zweifellos ist diese Route weit weniger anspruchsvoll, wenngleich noch hügeliger als die weiteren Alternativen noch nördlicher. Über den Hochpunkt bei Labassère gelangt man zu einem scharfen Straßenknick, an dem eine enge Stichstraße (ziemlich steil) zu einem Parkplatz führt, von dem aus man den Cascade de Pan auf einem verwunschenen, überwucherten Moospfad erreichen kann. Ist viel Wasser in Bergbach, muss man auch schon mal die Schuhe ausziehen, um dem Weg folgen zu können. Nach der flotten Fahrt durch das Oussouet-Tal folgt wieder ein scharfer Knick als Abzweig auf die D 26, die gut ausgebaut ist. Es folgt nunmehr eigentlich nur noch ein leichter Anstieg, oben teils mit weitem Panorama in die Ebene bei Tarbes, das weit am Horizont zu erkennen ist. Im Tal der Neez entwickelt sich das Hochgebirgspanorama nach Süden und in Fahrtrichtung, eine letzte Engstelle an einem bröseligen Schieferberg vorbei und die mir bekannten Bergkuppen bei Lourdes fallen in mein Auge. Ich hatte glücklicherweise im letzten Teil noch Tempo machen können, was mir Gelegenheit zu einem wohlschmeckenden Komplettmenü vor der Zugabfahrt gab. Kaum stand ich unter der Bahnsteighalle, schüttete ein Gewitter nieder, dass es im Zelt heute Abend einem Bange werden müsste. Vielleicht war es sogar heiliges Wasser. Aber die Zeit des Zeltens war jetzt vorbei – im Zug sollte es ja trocken genug bleiben. Empfohlene Musiken zur Bilduntertützung: Musik 1 für Landschaft und Kirche: Rabih Abou-Khalil (3:50 min.) Musik 2 für St-Bertrand mit Marktständen: Arany Zoltán (3:15 min.) Musik 3 für Konzert und Tanz Indien/Pakistan: Najma Ahktar (6:45 min.) Musik 4 für Konzert Mittelaltergruppe: Untitled Dance 13th century (1:51 min.) Musik 5 für den Rest: Richard Galliano (4:52 min.) Zur Bildergalerie TEIL 12 (folgendes Bild anklicken): Nachtrag 1Die einzige für mich akzeptable Reisemöglichkeit war dieser TGV, der die Nacht über nach Paris fährt. Nachteil: Die Sitze lassen sich kaum verstellen und auch die Lichter nicht abdimmen. So ist es sehr schwierig trotz geringer Belegung, wirklich beide Augen geruhsam zuzudrücken. In Paris hatte ich für den Bahnhofswechsel 1 ½ Stunden Zeit. Das ist weit genug ausreichend, obwohl ich immerhin gut eine Stunde gebraucht habe. Allerdings hatte ich Orientierungsprobleme im Dunkeln am Gare Montparnasse – es war schwierig überhaupt Straßenschilder zu finden. Fragen ist in den frühen Morgenstunden schwierig. Die meisten, die zu der Zeit arbeiten, sind keine echten Pariser – meist Einwanderer aus Afrika – und die kennen sich nicht wirklich aus. Die von mir ausgedruckte Route von Google Maps war absolut unbrauchbar, weil man sich mit einem solchen Stückwerk nicht wirklich orientieren kann, insbesondere wenn man nicht an jeder Kreuzung sich von den Straßennamen überzeugen kann. Ein vernünftiger Stadtplan wäre sinnvoller. GPS-Anwender sind hier natürlich klar im Vorteil. Auch ist Paris wider manchem Klischee alles andere als eine Stadt mit lauter markanten Gebäuden, an denen man sich orientieren kann. Im Gegenteil: Durch die flache Lage und die einheitliche, stiltreue Bauweise verschwimmen alle Straßenfluchten zu einem Einerlei. Für Fußgänger gibt es aber viele kleine Hinweisschilder zu versteckten Sehenswürdigkeiten. Die kann man als Standortbestätigung gut verwenden, sofern man über einen ordentlichen Stadtplan verfügt. Ich habe mich schließlich nicht auf kürzestem, aber sichersten Wege über die Bahnhöfe vorgetastet – es ist immer nur der jeweils nächste ausgewiesen. Beim Gare de Lyon (von hier aus kannte ich den Weg ja einigermaßen) gab es unterschiedliche Richtungswegweiser für Autos und Räder. Ich bin dem Velohinweis gefolgt – bitte nicht tun! Man macht einen größeren Umweg und verliert sogar ggf. die Orientierung. Gefühlsmäßig wollte ich eigentlich dem Autowegweiser folgen. Mal wieder also „typische“ Radwegplanung. Nachtrag 2Die Nachbearbeitung der Tour war wohl schweißtreibender als die 170 Pässe, die ich bewältigt habe – aber es gab nun mal sehr viel dazwischen zu sehen. Natürlich möchte ich auch von kompetenter Seite hören, ob ich die Route gut gewählt habe sowie Land und Leute halbwegs treffend beschrieben habe. Da gibt es niemand bessere als die Möwe von Cerbère, die ich zu Ende meiner Reise 2008 im Hafen von Cerbère traf und der ich hier im Forum versichert habe wiederzukehren. Diese Möwe hat die gesamte Côte Vermeille im Blick und ist zudem Botschafterin für das gesamte Hinterland, dass ich beradelt habe. Nun habe ich ja Wort gehalten, allerdings die Möwe nicht wiedergetroffen. Somit habe ich Trasgu beauftragt, Kontakt mit der Möwe aufzunehmen. Die Möwe hat nun mitteilen lassen, dass sie auf mich in Banyuls am Meer gewartet habe, aber ich sei ja – wie zu lesen sei – dort nicht ans Meer gekommen. Abends habe sie dann nochmal in Collioure vorbei geschaut, wäre aber wegen Gezänk mit anderen Möwen spät eingetroffen und da sei ich dann auch schon wieder auf dem Inlandsweg gewesen statt mal entspannt dort zu speisen. Der Bericht sei soweit okay, aber ich häbe doch gewaltige Lücken gerissen und sei manchmal doch arg ungeduldig unterwegs gewesen. Es wäre schade, wenn ich da nicht nochmal vorbeischauen würde – mit einer Spur mehr Muße unterm Pedal. Ich solle auch mal eine neues Foto von ihr machen, denn sie habe mittlerweile alle Federn quasi runderneuert und wäre noch viel schöner geworden. Und ihre Kinder solle ich auch mal begrüßen, die wären schon alle verheiratet und hätten ihr jede Menge Enkel beschert. Nun, liebe Möwe von Cerbère, ich werde wieder mal ein paar Jahre brauchen, um das anzugehen – aber ich verspreche dir hier erneut: Ich werde nochmal wiederkommen! Wohl auf keiner Reise bisher habe ich mich so reingefressen, so die Hintergründe beleuchtet, so das Wesen der Regionen nachgefühlt und die Geschichte mitgelitten. Umso mehr bricht der Widersinn hervor: Auf der einen Seite diese überbordende, blendend schöne Natur, die majestätischen Berge, die Felsen in allen Form, ein Stück blaues Meer, die Farbenfülle der Blumen, das satte Grün der Bergweiden, die vermoosten Urwälder, die Fauna vom Murmeltier über den Apollofalter, den Wiedehopf bis zu den Geiern, Landschaft gewordene Architektur wie die Burgruinen, die malerischen Dörfer, die Künste, die Menschen und ihre Traditionen bis hinein ins Mittelalter, die Kultur des Essens und des Weines oder einfach die hörbare Stille der Bergwelt – ja sogar in Regenschleiern traten die Schönheiten hervor – besänftigten, heilten die Wunden des Leidens in Kälte, Wind und Wolken. Auf der anderen Seite gemahnten die Spuren der Vertreibung, der Flucht, der Resistance gegen die Franco-Faschisten und gegen die Hitler-Nazis, der sinnlosen Vernichtung des Lebens, dem Verbrennen von Menschen im Mittelalter und in der jungen Geschichte nicht minder. Eine Route des Grauens und doch noch mehr der einnehmenden Schönheit. Nirgendwo deutlicher wurde der Gegensatz als in den Blicken am Tour de Madeloc weit über die Weinberge hinweg über das Meer in den nicht abgrenzbaren Horizont, vorgelagert der Bucht bei Banyuls-sur-Mer, der im doppelten Sinne malerischen Côte Vermeille auf der einen Seite und der Vorstellung an die Holocaust-Flüchtenden in diesen Meerbergen, an den vielen die Freiheit schenkenden Mut Lisa Fittkos, aber auch an die vielen Gescheiterten wie etwa Walter Benjamin. Dieses Bild der unschuldigen Schönheit der Natur mit den Tränen der Geschichte – das ging mir nicht mehr aus dem Kopf und suchte nach etwas, was dieser kleine Bericht nicht leisten kann. So arbeitete ich im Nachhinein – mit Trasgus Unterstützung selbstverständlich – am konzentrierten Wort, welches schließlich in einem Gedicht mündete, das abschließend gesagt sein will – wie auch die Möwe von Cerbère es wünscht: Das Meer weint (Banyuls)Der Weg durch Reben hinauf mit Schweiß – ich schnauf’ von Sonne verführt zu Tränen gerührt der Sinn im Gedicht vom Licht, das bricht ein Gemälde im Dunst fürwahr ist Kunst spiegelt die Bucht doch erinnert an Flucht das Gedächtnis der Schande der Mensch geraubt dem Lande das Meer schluckt schwer mit Rauschen einher. =========== FIN – ENDE
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen |
Geändert von veloträumer (12.02.19 19:33) |
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#783203 - 27.12.11 20:11
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Hai Matthias, in diese Ecke muss ich auch noch einmal, wenn ich auch wohl nie eine Route dermaßen akribisch planen werde, wie Du das tust. Man darf da bestimmt auch getrost einfach per Zufall durch Landschaft und Sehenswürdigkeiten radeln, ein paar Eckpunkte langen mir ja in der Regel. Zum Thema Katharrer empfehle ich dieses Buch (ich habe eine ältere Taschenbuchausgabe, es ist aber auch in vielen Stadtüchereien vorrätig) , das mich bereits vor vielen Jahren sehr beeindruckt hat. Gruß Nat
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Geändert von natash (27.12.11 20:11) |
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#783230 - 27.12.11 21:22
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Beiträge: 3.637
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Hallo Matthias, Jetzt muss ich ganz zum Schluss Deines wunderbaren und geradezu poetischen Berichts doch noch was meckern: In Paris [...] hatte ich Orientierungsprobleme im Dunkeln am Gare Montparnasse [...] Ich habe mich schließlich nicht auf kürzestem, aber sichersten Wege über die Bahnhöfe vorgetastet – es ist immer nur der jeweils nächste ausgewiesen. Der einfachste Weg wäre hier der kürzeste, und Du müsstest nur zweimal abbiegen. Gibt's sogar als Text. Da brauchst Du nicht mal einen unleserlichen Stadtplan Viele Grüße, Stefan
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#783250 - 27.12.11 22:20
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: StefanS]
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Beiträge: 17.363
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Ich weiß, daran habe ich dann auch gedacht und sagte mir: "Der Stefan hat das doch alles ins Radwiki reingestellt - du hättest das vorher dir wenigstens mal anlesen können." Die Tage vor der Abreise waren aber zeitlich sehr eng, Route musste noch kurz vorher umgeschrieben werden - und ich dachte, ich könne auf diese Lektüre verzichten. Meistens komme ich ja auch ohne alles aus - die Negativbeispiele fehlender Orientierung häufen sich allerdings nunmehr - Montpellier, Strasbourg, Rottweil (sic!) - nun also auch Paris... Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#783330 - 28.12.11 14:46
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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hallo matthias schöne Zusammenfassung wertvollen Fotos viele Grüße chema
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#783429 - 29.12.11 08:34
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Beiträge: 292
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Hallo Matthias!
Ich kann mich dem Lob nur anschließen. Eine ganz andere Art des Radreisens als meine, aber Dein Bericht und Deine Photos bringen einem diese Gegend sehr schön näher. (Etwas gewöhnungsbedürftig war für mich beim Lesen die eigenwillige Verwendung der Artikel bei französischen Bezeichnungen.) Nett auch die Idee mit der Musikuntermalung.
Danke vielmals, K.
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#783514 - 29.12.11 16:21
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Lieber Matthias,
erinnerst Du Dich? Kaum hast Du Dich aus dem Urlaub zurück im Forum gemeldet, habe ich nach einem Reisebericht gedrängelt und gequengelt. Du hast mich auf die Tugend der Geduld verpflichtet und ich wurde tugendhaft. Die Tugend des Wartens hat sich gelohnt. Obwohl meine Erwartungen an Reiseberichte von Dir in Sprache, Reflexion, Abenteuer und Bildhaftigkeit sowieso schon hoch sind, hast Du mir diesmal noch mehr Vergnügen bereitet. Danke, dass ich diese Reise so lebhaft nacherleben durfte.
Suse
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Bitte die bestellten Buffs rasch bezahlen. Treffpunkte für die über mich laufenden Raum Stuttgart-Sammelbesteller werden demnächst bekanntgegeben! | |
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#783521 - 29.12.11 16:51
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Feedback? OK, ich schließe mich an!
Also ich finde diese im positivsten Sinne akribische Reportage wunderbar. Sie schildert prächtig und umfassend den Anmut der Landschaft, den Reichtum ihrer Kultur und die Bedingungen des – in jeder Hinsicht anspruchsvollen – Radreisens in dieser Gegend. Für alle Zukunft ist für mich eine Fahrt in den Pyrenäen undenkbar, ohne Deinen Radreiseführer mit mir zu führen, und zwar selbstverständlich in gedruckter Form (Neudeutsch: Hardcopy).
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Allen gute Fahrt und schöne Reise. |
Geändert von kettenraucher (29.12.11 16:52) |
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#783525 - 29.12.11 17:15
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: SuseAnne]
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Ja, ja. Und dann bin ich im Herbst immer wieder rumgeradelt und habe die Arbeit bis zu den langen Winterabenden schmoren lassen. Freud mich, dich doch noch glücklich gemacht zu haben. Ihr seht mich erbleicht oder auch errötet der wohligen Worte des Lobes, so möchte ich eigentlich den Smilie des Großen Kotaus setzen, den es aber nicht in der Forumssofware gibt. Deswegen auch an kettenraucher und alle anderen - auch die stillen Leserinnen und Leser, die Genuss an dem Bericht fanden, schlicht: Vielen Dank! Übrigens: Ihr dürft auch meckern, z.B. dass der Uhrenturm in Tarascon-s-Ariège nicht ganz gerade steht oder ich nicht mal ein Glas Heiliges Wasser aus Lourdes zum Abschluss eingestellt habe...
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#784339 - 01.01.12 22:22
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias, ich hoffe, Du verträgst noch ein Lob ... Da auch ich die Region Roussillon und Katalonien und die Pyrenäen dieses und letztes Jahr als wunderbares Radreiserevier kennengelernt habe, hat Dein toller Bericht bei mir viele Erinnungen aufgefrischt. Auf zwei verschiedenen Radreisen 2010 und 2011 habe ich Deine Route mehrfach gekreuzt (allerdings in völlig anderer Reihenfolge): Den wunderschönen Abschnitt des Canal de la Robine vor Port-la-Nouvelle, Espolla, den Col de Banyuls, die Panoramastraße am Tour de Madeloc (allerdings ohne den Abstecher zum Turm selbst), Collioure, die Côte Vermeille, den Col de Creueta (den Tipp zu diesem Paß hatte ich von Dir ), Castellar da n'Hug, L'Ill-sur-Têt (wo ich mir, entgegen Deinem Rat, die Felsorgeln leider nur aus der Ferne angesehen habe; mir ist inzwischen klar, daß ich was verpaßt habe), durchs Fennouillèdes, die Cerdagne mit Puigcerdá, in Sichtweite des Sonnenofens von Font-Romeu vorbei, ohne ihn allerdings bewußt wahrgenommen zu haben, weshalb ich bei Deinem letzten Bilderrätsel nicht punkten konnte, Mont-Louis, Formiguères, das Aude-Tal mit Usson-les-Bains, den Gorges de St.-Georges und Axat... Ich wünschte, ich hätte auch die Energie, meine Radreisen so aufwendig nachzubereiten... aber ich plane, demnächst hier auch mal einen Reisebericht zu präsentieren.
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Geändert von Tom72 (01.01.12 22:23) |
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Off-topic
#784355 - 01.01.12 23:48
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias, tolle Reise(-bilder) - geniale Recherche. Macht Spaß auf Europa. Danke!
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Geändert von bep (01.01.12 23:57) |
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#1379720 - 20.03.19 21:27
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Eigentlich wollte ich es mit einem Bilderrätsel verknüpfen, aber dazu fehlt mir die Zeit. Auch eigentlich wäre es keine große Kunst, einen Track in einem der gängigen Programme nachzubauen, doch ist es hier doch eine etwas skurrile Geschichte, die zur Fundsache WWW wurde. Aufgrund eines ungewöhnlichen Zufalls kann ich an dieser Stelle einen GPSies-Track nachreichen: 7 Jahre nach der Reise, in 2018, fand ich per Zufall und etwas mysteriös einen Track im Web, der ohne Benutzername gespeichert war und irgendeinen unzureichenden Titel trug. Es stellte sich heraus, dass es sich um meine 2011er-Tour in den Pyrenäen handelte – zu unglaublich, dass jemand anderes solche Route exakt so fahren oder planen würde. Erst glaubte ich, ein Leser dieses Berichts hätte den Track anhand der Ortsdaten nachgebaut. Längst hatte ich aber vergessen, dass ich mal in grauer Vorzeit einen Versuch gemacht hatte, einen Track bei GPSies zu erstellen. Ich fand damals keine Möglichkeit, den Track zu speichern und hatte ihn daher verzweifelt als verloren geglaubt. GPSies rührte ich für Jahre nicht mehr an, ein weiterer Versuch vergällten mir 2013 fehlende Wegstrecken auf der Digitalkarte (im Gegensatz zur Papierkarte), die ich nicht anderweitig einzuzeichnen wusste, sodass ich erst Ende 2015 mich ausreichend einarbeitete, um gelegentlich Tracks nachzubauen, was ja nur ein Sonderservice für die Leserschaft ist, da ich selber GPS und digitale Navigation ja sonst im bestens bekannten Europa aus recht guten Gründen nicht nutze. Offenbar blieb der 2011er-Track aber erhalten, wenn auch herrenlos. Klaus Bechtold von GPSies war so freundlich, mir den Track schließlich in mein mittlerweile existierendes Benutzerkonto bei GPSies zu transferieren. Ganz genau geprüft habe ich den Track nicht mehr, wohl sind auch kleinere Fehler enthalten, aber doch weitgehend korrekt. Sodann jetzt nochmals weiter verspätet der „lost track“ hier als lange verschollenes Fundstück, im Zweifel auch dem mittlerweile aus der Folgegeschichte namentlich bekannten, aber nur verschwommen archaisch vermuteten Pirineosaurus zuzuschreiben (auch am Anfang des Berichts nachgetragen): Track auf GPSies (am PC nachgebaut): Pyrenees Cathares-Catalan
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#1379731 - 21.03.19 04:58
Re: Pyrénées Cathares-Catalán
[Re: veloträumer]
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Unterwegs in Vietnam
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Mir gefällt deine Art zu berichten... deine detailreiche Bebilderung (bis hin zu nahezu leuchtgelben Schnecken)... und deine Art zu schreiben, mit viel Hintergrundkenntnissen und einem Herz für Möven... Danke für deinen Bericht.
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Leben und leben lassen Liebe Grüße, Peter | |
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