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#860970 - 05.09.12 19:02 Auf Schotterpisten durch die Westalpen
lutz_
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Beiträge: 2.667
Dauer:1 Monat, 2 Tage
Zeitraum:2.8.2012 bis 2.9.2012
Entfernung:1162 Kilometer
Bereiste Länder:frFrankreich
itItalien
chSchweiz

Hallo zusammen!


Wir haben in den vergangenen Jahren diverse Touren in unterschiedlichen Ländern unternommen und haben dabei immer mehr Gefallen an einsamen Straßen und leichten Schotterpisten gewonnen. Unter anderem waren wir 2010 auf dem Kettle Valley Railway Trail in British Columbia (Kanada) oder haben 2011 und 2012 Korsika auf Abwegen bereist. Zu Hause bleibt das Rennrad immer häufiger stehen und statt dessen werden die Feierabendrunden auf dem MTB unternommen. Letztes Jahr habe ich mir ein Fully (Canyon Nerve) gebraucht gekauft und auch Madame hat mittlerweile ein Fully (Liteville 301). Wir sind also sowohl Reiseradler, Rennradler als auch Mountainbiker, gerne auch Wanderer, gelegentlich Autofahrer und eher selten Bahnfahrer.

Also warum nicht mit den MTBs quer durch die Alpen, schließlich gehört ein Alpencross zu den 100 Dingen, die man in seinem Leben mal gemacht haben sollte. Zwei Fixpunkte waren vorher fest eingeplant:

1. Der Rückflug von Nizza
2. Eine Woche lang Freunde in der Nähe von Guillestre besuchen

Die Deutsche Bahn beschert uns ein Freunde-Ticket für zwei Personen für 29 EUR nach Genf, zusätzlich jeweils 10 EUR pro Rad. Offenbar muss die Schweiz gezielt Touristen anlocken. So geht's also Anfang August für einen Monat auf die Reise, ein kleines Zelt, Isomatten, Kocher und ein Schlafsack (reicht für uns beide), 2 Bücher und Klamotten passen in jeweils 2 Ortlieb Backroller. Für Foto, Handy und GPS habe ich noch eine kleine Lenkertasche. Das muss reichen.

Die üblichen Alpencrosser mit kleinem Rucksack, die jeden Abend im Hotel absteigen und essen gehen, haben natürlich nur einen mehr oder weniger kleinen Rucksack auf dem Buckel. Deswegen habe ich im Vorfeld fleißig recherchiert, welche Pässe für uns mit Gepäcktaschen und deutlich mehr Gepäck überwiegend fahrbar sein würden. Außer diesem Forum hier war das Buch

http://www.amazon.de/Alpencross-West--Südalpen-Mountainbike-Alpen/dp/3765447730/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1346852129&sr=1-1

sowie die folgende Seite ein sehr hilfreicher Ratgeber bei der Vorplanung:

http://www.transalbino.de/westalpenpaesse.htm

Wir haben uns entschieden, die komplette Campingausrüstung mitzunehmen. Denn mit dem Zelt können wir einerseits zur Hauptreisezeit flexibel sein und zweitens ist uns das Zelt bei schönem Wetter wesentlich lieber als eine feste Unterkunft. Übernachtet haben wir schließlich dreimal in Hütten oder Hotels, ansonsten immer auf Campingplätzen im Zelt.

Die Strecke: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ohtxmtmhfuxlastc

Die Fakten: 1162 km, 33490 hm, darunter einmal eine Bahnfahrt von Bussoleno nach Oulx, zweimal mit dem Gratis-Shuttle-Bus im Alte Valle Susa und einmal mit dem Sessellift… ;-)



Anreisetag: Morgens um 9.29 Uhr in Reutlingen in den Zug eingestiegen, mit Umsteigen in Tübingen, Horb und Zurich erreichen wir am späten Nachmittag Genf.





Dort herrscht ein buntes Treiben in der Fußgängerzone und am Seeufer, offenbar ist heute abend ein großes Fest. Auffallend sind die vielen Personen in Business-Kleidern, die uns auf E-Bikes überholen. Eine solche hohe Anzahl von E-Bikes habe ich bisher nur in der Gegend des Kalterer See in Südtirol gesehen. Wir stoppen kurz beim Migros um uns noch zwei Exemplare der von uns sehr geschätzten Küchenmesser zu besorgen und pedalieren am Südufer des Genfer Sees entlang. Viele Villen und tolle Häuser gibt es dort zu bestauen, auch architektonisch gewagte Exemplare, allerdings nicht ganz unser Preisniveau. Kurz hinter der französischen Grenze machen wir auf einem kleinen Camping Municipal halt, der aber unweit des Badestrandes liegt. Nach einem kurzen Bad verbummeln wir den Abend am Seeufer und essen leckere Crepes an der Strandpromenade.



Am nächsten Morgen packen wir gemütlich zusammen und folgen dem Seeeufer. Das schön anzuschauende Städtchen Yvoire erreichen wir noch vor den einfallenden Touristenströmen, allerdings lässt sich dort keine Boulangerie finden, nur Restaurants, Galerien und Nippesläden.




Also machen wir einige Kilometer weiter eine ausgedehnte Frühstückspause an einem Strandabschnitt. Zwischen Thonon und Evian nimmt der Verkehr deutlich zu, wir weichen aber auf uns von früher bekannten Seitenstraßen aus. In Evian herrscht großer Andrang an einem Brunnen, vielleicht handelt es sich um heiliges Wasser? Jedenfalls kippe ich bei der nächsten Querstraße so unglücklich vom Rad, dass das Schaltauge in Mitleidenschaft gezogen wird. Also suchen wir erst das Office du Tourisme, dann den Radladen, der erst am späten Nachmittag wieder öffnet. Also nutzen wir die Pause um an der Seepromenade zu essen und zu lesen. Nachdem der Radladen wieder geöffnet hat, hilft uns der freundliche Besitzer das Schaltauge wieder gerade zu biegen, ich bitte noch um ein paar Schrauben und Muttern, da ich mein Säckchen mit den Reserveschrauben zu Hause habe liegen lassen. Mit reichlich Verspätung nehmen wir die Steigung nach Süden in Angriff, das GPS zeigt einen Campingplatz in St Paul en Chablais und wir beschließen hier hoch über dem Genfer See auf dem schön gelegenen und angelegtem Campingplatz zu bleiben.



Am nächsten Tag waren die ersten Pässe auf uns. Zunächst auf gleicher Höhe Richtung Thollon les Memises, bevor es dann steil bergan auf einem Schotterweg in den Wald hinauf geht. Auf einer schönen Wiese genießen wir unser Frühstück mit Croissant, Pain au Chocolat, Schokoladenpudding und Banane, lecker! Kurz vor der Passhöhe wird der Weg zum Pfad und zwingt uns zum Absteigen und Schieben. Die reichlich vorhandenen Himbeeren auf der Passhöhe des Col de Creusaz bieten ein ebenso leckeres zweites Frühstück. Statt dem Teersträßchen hinunter nach Bernex wählen wir ein weiteres Schottersträßchen das ein kurzes Stück bergauf führt. Anschließend zweigen wir auf eine ausgeschilderte MTB-Strecke ab, die auf einem sehr steilen Trail mit für uns teils unfahrbaren Serpentinen durch den Wald hinab führt.



In Bernex werden die Wasserflaschen gefüllt und zunächst auf Teer und anschließend auf gut fahrbarem Schotter geht es wiederum steil bergauf bis zur Alpe Pre Richard.



Ab hier führt der Weg steil auf Skipisten und an einem Wasserreservoir für die Schneekanonen bergaus, wir müssen teils schieben, und erreichen schließlich den unscheinbaren Pass.





Über einen netten Wurzeltrail, schöne Wiesen und schließlich eine Forstpiste geht es hinab ins Tal nach Vacheresse und auf der Straße noch wenige Kilometer bis Abondance. Hier mieten wir uns auf dem örtlichen Campingplatz ein, besichtigen die Abbaye und das nette Örtchen und goutieren den örtlichen Käse.






http://de.wikipedia.org/wiki/Abondance_(Haute-Savoie)

http://de.wikipedia.org/wiki/Abondance_(Käse)







Abends zieht es dann immer mehr zu, nachts regnet es in Strömen. Morgens packen wir in einer Regenpause alles zusammen und brechen auf, um in der örtlichen Bäckerei vom nächsten Guss überrascht zu werden. Wir stellen uns zunächst unter, suchen dann ein Café auf, nach der zweiten Runde heißer Schokolade regnet es noch immer. Die ursprünglich geplante Offroad-Etappe über den Col de Bassachaux und Col Chesery hinüber ins schweizerische Champery fällt sprichwörtlich ins Wasser. Gerade als wir uns entschließen ein Hotelzimmer zu nehmen reißt der Himmel auf und wir fahren weiter. Wir wählen jedoch die Straße über Chapell d'Abondance und den Pas de Morgins hinüber in die Schweiz. Der Blick zurück Richtung Dents du Midi mit den dunklen Wolken lässt uns dann zusätzlich Tempo machen und wir brausen auf bestem Asphalt hinunter nach Monthey ins Rhonetal.







Auf der Veloroute kurz hinter Monthey müssen wir nochmals an einem Bahnhaltepunkt abwettern, bevor wir Martigny erreichen. Da sich das Wetter wieder beruhigt wählen wir den örtlichen Campingplatz und besuchen die nahegelegne Fondation Pierre Gianadda . Dort wird derzeit eine sehr sehenswerte Ausstellung mit Werken von van Gogh, Picasso und Kandinsky gezeigt. Auch die mit Kunstwerken bestückten Außenanlagen sind sehr sehenswert.

http://www.gianadda.ch/wq_pages/fr/expositions/






Nach so viel Kultur gibt es dann abends im Fernsehraum des Capingplatzes noch Olympia und wir erleben den eindrucksvollen Sieg von Usain Bolt im 100-Meter-Sprint der Herrn live und mit französischem Kommentar mit.

Am nächsten Morgen können wir noch bei trockenem Wetter zusammenpacken. Leider gibt es Richtung Großer Sankt Bernhard keine Veloroute, also müssen wir auf die viel befahrene Straße ausweichen. Den Schlenker über Champex schenken wir uns bei trübem Wetter macht es keinen Sinn zusätzliche Höhenmeter in den tiefhängenden Wolken zu machen. Zwischen Orsieres und Sembrancher beginnt es heftig zu regnen und wir finden unter eine Straßenbrücke ein wenn auch nicht gerade lauschiges, so doch immerhin trockenes Plätzchen zum Unterstehen. Lange müssen wir ausharren bis der Regen zumindest nachlässt. Wir beschließen weiterzufahren, in Orsieres hat der Supermarkt nur wenige Minuten vor unserer Ankunft über Mittag geschlossen. Also beschließen wir trotz des Regens weiterzufahren. Bis La Fouly am Ende des schweizerischen Val Ferret warten noch etliche Höhenmeter. Bei schönem Wetter ist diese Strecke bestimmt sehr schön, im strömenden Regen allerdings stampfen wir in die Pedale, um einigermaßen warm zu bleiben. Ein Tag, an dem man die Kamera am besten nicht aus der Lenkertasche nimmt...





In La Fouly verwerfen wir angesichts der Wetterlage den schön angelegten Campinplatz und freuen uns, dass wir zum Schnäppchenpreis von 175 EUR im Hotel des Glacieres ein Doppelzimmer mit Halbpension bekommen. Trotz des anderslautenen Namens unserer Herberge ist es im Zimmer wohlig warm, die heiße Dusche sehr willkommen und der Blick aus dem Fenster bestärkt uns in der Annahme, dass jeder einzelne Euro für die Übernachtung gut angelegt war. Beim leckeren Abendessen kommen wir mit einem Itlaiener (auf englisch) ins Gespräch, der in Turin lebt und (wie fast alle anderen Hotelgäste ebenfalls) zu Fuß den Mont Blanc umwandert. Er kann uns einige Tipps zu unserer geplanten Strecke geben und es wird ein sehr netter Abend, den wir mit Olympia gucken ausklingen lassen.

Morgen soll es über den Grand Col Ferret gehen, die erste wirkliche Bewährungsprobe für unsere Tour. Hoffentlich wird bis dahin das Wetter besser…

Geändert von lutz_ (05.09.12 19:09)
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#861012 - 05.09.12 23:47 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
Falk
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Beiträge: 34.232
Öffne doch mal die Bilder mit einem Bildbearbeitungsprogramm und löse dann die automatische Tonwertkorrektur (bei Fotoshop und Abkömmlingen Strg + Umsch + L) aus. Die Wirkung ist in der Regel verblüffend. Ein Versuch mit einem Paar von Deinen Bildern hat es deutlich gezeigt.
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#861020 - 06.09.12 05:46 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
lutz_
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Kurzbeschreibung des Grand Col Ferret bei transalbino

Am nächsten Morgen sieht der Blick aus dem Fenster im Vergleich zum Vorabend (siehe letztes Bild im letzten Posting) doch gleich ganz anders auf. Yippieh, da fällt das frühe Aufstehen doch gleich viel leichter. Um 7 Uhr gibt es ein reichhaltiges Frühstücksbüffet. So frühstücken wir reichlich und es gibt leckere Ovomaltine zu trinken. Um 8 Uhr öffnet der kleine Supermarkt, ein frisches Brot, Käse und Schokolade werden noch eingekauft und kurz nach 8 sitzen wir auf den Rädern. Im Schatten ist es noch sehr frisch, doch die Asphaltstraße führt steil bergan, uns wird also bald warm werden. Kaum einen Kilometer später hört der Asphalt auf, der Wanderweg zweigt ab und wir wechseln auf die steile Fahrpiste, die zur Alp La Peule führt (auch hier kann man übernachten). Dank der hervorragenden Schweizer Signalisation ist die Wegfindung kein Problem.















Ab hier teilen wir uns den Wanderweg mit vielen Tour de Mont Blanc-Wanderern. Zum Glück sind wir früh dran, so dass wir erst im oberen Teil des Passes von Wanderern eingeholt bzw. uns Wanderer entgegenkommen. Nach dem Regenwetter der vergangenen Tage sind alle froh und begeistert über den stahlblauen Himmel und die zunehmend grandiose Kulisse des Mont Dolent.
An Mountainbiker ist man hier gewöhnt, an Gepäckradler eher weniger. Also werden wir häufig angespochen, angefeuert oder auch nur kopfschüttelnd gemustert. Das gute Frühstück und das Wetter und die Kulisse motivieren uns zusätzlich, so dass wir weniger Passagen schieben müssen als zunächst befürchtet. Den ersten Aufschwung direkt nach der Alm schieben wir nahezu komplett, jedoch ist der Weg in den anschließenden flacheren Passagen ohne größere Probleme fahrbar.



















Am Pass angekommen, bin ich doch sehr erleichtert, dass die Auffahrt so reibungslos vonstatten ging. Damit steigt die Gewissheit, dass auch die anderen geplanten Strecken für uns mit den MTBs und Gepäck (wenn auch mit Schiebeinlagen) machbar sind. Vor der Abfahrt hinunter zum Rigugio Elena, die Achim Zahn als "Höllenritt" bezeichnet stärken wir uns zunächst mit einem zweiten Frühstück und genießen die grandiose Aussicht auf den Mont Dolent, die Aiguille Triolet und die Petits Jorasses.

Geändert von lutz_ (06.09.12 05:49)
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Off-topic #861021 - 06.09.12 05:47 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: Falk]
lutz_
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Beiträge: 2.667
Hallo Falk!

In Antwort auf: Falk
Öffne doch mal die Bilder mit einem Bildbearbeitungsprogramm und löse dann die automatische Tonwertkorrektur (bei Fotoshop und Abkömmlingen Strg + Umsch + L) aus. Die Wirkung ist in der Regel verblüffend.


Habe deinen Tipp bei den neu hinzugefügten Bildern beherzigt. Ich hoffe, die Bilder gefallen...


Gruß LUTZ
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Off-topic #861046 - 06.09.12 07:42 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
Falk
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Ja, der Unterschied ist richtig auffällig. Gut so!
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#861170 - 06.09.12 14:51 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
lutz_
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Beiträge: 2.667
Die Abfahrt vom Grand Col Ferret hinab ins italienische Val Ferret gestaltet sich trotz der vielen im Weg als Wasserablauf senkrecht gestellten Steinplatten als meist gut fahrbar, die Steinplatten lassen sich oft gut umzirkeln, schwieriger wird's mit den nun sehr zahlreich auftretenden Wanderern. Allerdings sind diese gegenseitigen Begegnungen im Gegensatz zur heimischen Alb von Respekt und gegenseitiger Rücksichtnahme geprägt. Ein paar Mal müssen wir aus dem (nach unten gestellten) Sattel und kürzere Passagen schieben, aber unter einem "Höllenritt" hatten wir uns schwierigere Passagen vorgestellt. Der Hang ist teilweise sehr steil aber nie wirklich ausgesetzt. Die Blicke können wir aber nur in Pausen oder beim Fotografieren schweifen lassen, ansonsten sind wir mit der Suche nach der besten Fahrspur vollauf beschäftigt. Die Räder sind trotz der Gepäcktaschen gut navigierbar, nur in tieferen Gräben muss man aufpassen, dass die Taschen nicht aufsetzen oder hängen bleiben. Mein Vertrauen in die Gepäckträger wächst mit jedem vernichteten Höhenmeter. Am Rifugio Elena über dem Talschluss des italienischen Val Ferret ist die Hölle los, viele Tagesausflügler, die vom Ende der Teerstraße hier herauf wandern. Hier kommen wir ins Gespräch mit "echten" Mountainbikern aus Deutschland, die in 5 Tagen den Mount Blanc umrunden. Ihnen ist anzumerken, dass sie nicht so genau wissen, wie sie uns mit unseren mit Gepäcktaschen beladenen MTBs einordnen sollen zumal wir morgen auf der von Ihnen gestern zurückgelegten Strecke weiter wollen. Wir füllen an der Hütte nur die Wasserflaschen auf und suchen uns im Talgrund am Bach ein schönes und ruhiges Plätzchen für das wohlverdiente Mittagessen mit Baguette und reichlich Käse.
















Die Teerstraße führt uns stets bergab unter den Südabstürzen der Grand Jorasses hindurch an schönen Jausenstationen, dem örtlichen Golfplatz und schönen Campingplätzen vorbei. Doch wir wollen noch etliche Kilometer und ein paar Hundert Höhenmeter weiter nach La Thuile an der Passstraße des kleinen St. Bernhard . So rollen wir am Südportal des Mont-Blanc-Tunnels unterhalb der Aiguille Noir de Peuterey und dem gleichnamigen Grat sowie der Seilbahn, die hinüber zur Aiguille de Midi führt vorbei ins schön herausgeputzte Courmayeur. Der Rückblick zum 3000 Meter über uns aufragenden Gipfel des Mont Blanc ist äußerst eindrucksvoll. Das Eiscafé in der Fußgängerzone lassen wir links liegen, denn wir wollen den am frühen Nachmittag in der Regel schwachen Verkehr nutzen, um die Passstraße nach La Thuile unter die Stollenreifen zu nehmen. Also zunächst noch zum tiefsten Punkt in Pré St Didier und dann über schöne Kehren im schattigen Wald bequem bergan. Glücklicherweise ist der Verkehr nicht zu stark, so dass die Durchfahrt durch die Galerien und Tunnel nicht zu viele Stresshormone aussetzt. Das Tal wird enger, die Straße steiler und nach einem weiteren Tunnel sind wir in La Thuile angekommen. Nach einer Dreiviertel-Ortsumrundung finden wir schließlich den auf dem GPS falsch eingezeichneten Campingplatz. Am Spätnachmittag wird gemütlich gekocht, der abendlichen Kühle entgehen wir in einem gut besuchten Schokoladen-Laden und einer Bar in der Ortsmitte, bis wir schließlich nach einem anstrengen aber erfüllten Tag müde ins Bett fallen.













Geändert von lutz_ (06.09.12 14:55)
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#861354 - 07.09.12 07:36 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
lutz_
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Am nächsten Morgen ist es wolkenlos aber empfindlich kalt, einer der wenigen Tage, an dem die Dauenweste zum Einsatz kommt. Nach den Zusammenpacken brechen wir sofort auf und verschieben das Frühstück auf die erste Bank am Straßenrand, die bereits von der Sonne beschienen wird. Wenige Kehren folgen wir der Passstraße zum kleinen St. Bernhard bevor wir die unscheinbare Abzweigung ins Valle de Chavannes erreichen. Zunächst noch auf Asphalt geht es steil bergan, es wird schnell warm, die Daunenweste hat für's Erste ausgedient. Nach einigen Kehren biegen wir ins noch im Schatten liegende Seitental auf die gleichmäßig in gutmütiger Steigung hinaufführende Militärpiste an. Es ist immer wieder unvorstellbar, mit welchen Mühen seinerzeit der Wegebau vorangetrieben wurde um die Kasematten kurz unterhalb der Passhöhe zu errichten und zu versorgen. Wir profitieren jedoch von der Weganlage und kurbeln gemütlich bergan. Kurzzeitig sehen wir die Südabstürze des Mont Blanc Massivs über den Grat lugen, der Rückblick das Tal hinaus zeigt das vergletscherte Massiv der Testa del Rutor mit Chateau Blanc und Mont Paramont.











Weiter oben passieren wir zwei Almen und ein paar Hirten, ansonsten ist hier (im Gegensatz zum Val Ferret am Vortag) fast überhaupt nichts los. Nach der zweiten Alm wird die Piste dann etwas holpriger und schließlich zum Singletrail auf dem sich aber bequem bis auf eine zu querende Schuttrinne hinüber zur Passhöhe fahren. lässt. Kaum treten die grünen Grashänge des Valle de Chavannes zurück wird man vom Panorama des Mont Blanc Massivs förmlich erschlagen. Ein grandioses Finale dieser beeindruckenden Passauffahrt.









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#861466 - 07.09.12 14:50 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
lutz_
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Nach reichlich Bestaunen des nicht zu überbietenden Panoramas machen wir uns an die Abfahrt ins Val Veny. Die direkte Querung vom Col de Chavannes zum Col de la Seigne ist für uns definitiv nicht machbar, die ersten Meter sogar drahtseilversichert. Auch die erste Steilstufe des Weges hinab ins Val Veny bezwingen wir indem wir zunächst die Packtaschen über die ausgesetzte Stelle hinabtragen und dann die Räder nacholen. Dann werden die Taschen wieder am Rad befestigt und es geht über einen lustigen Wiesentrail unterbrochen von etlichen Fotostopps bergab. An einer Geländestufe wird der Hang deutlich steiler. Hier treffen wir eine französische Wandergruppe auf der Tour de Montblanc. Sie wollen ganz genau wissen, was wir hier tun und wir unterhalten uns ausführlich. Der Guide berichtet uns, dass man in Chapieux zelten kann, dort werden wir die Wandergruppe heute abend wiedertreffen. Auf der Weiterfahrt müssen wir vereinzelt bei Spitzkehren kurz absteigen, ansonsten ist der Weg bis zum Talgrund des Val Veny gut fahrbar. Nach der Überquerung des Talbachs an der Brücke unterhalb der Elisabetta Soldini-Hütte machen wir Mittag.




















Hier befinden wir uns wieder auf der Hauptroute der TMB und dementsprechend viel Wanderverkehr ist unterwegs. Wir treffen auch wieder einige Mountainbiker, einige davon fahren ebenfalls vom Col de Chavannes ins Val Veny ab. Während der Mittagspause haben wir reichlich Gelegenheit unseren Abfahrtsweg am Gegenhang zu studieren (der Col de Chavannes ist der rechte Grateinschnitt im nächsten Bild).




Bis zur Hütte der Parkverwaltung auf halber Strecke zum Col de la Seigne können wir noch großteils fahren, die letzten rund 200 Höhenmeter müssen wir dann allerdings das Rad durchgehend schieben und den steilen Weg hoch wuchten. Am Col de la Seigne angekommen öffnet sich das Panorama nach Westen, die Rückschau zum Montblanc über Val Veny und Val Ferret mit dem gestern überquerten Grand Col Ferret ist und hinüber zum Col de Chavannes ist gigantisch. Die anschließende Abfahrt 600 hm zum Refuge de Mottets hinunter wird von der Aiguille des Glaciers dominiert und ist in der Tat eine tolle und für uns nahezu komplett fahrbare Trailabfahrt mit viel Flow. Kurz hinter der Refuge de Mottets endet der Trail und wir rollen auf glattem Asphalt hinunter nach Chapieux.













Hier gibt es zwar keinen Campingplatz, doch auf der großen Wiese unterhalb des Weilers ist freies Zelten ausdrücklich gestattet. Auf dem großzügigen Gelände verteilen sich etliche Wohnmobile und einige Zelte. Es gibt ein Gebäude mit mehreren Toiletten, aber keine Dusche. In der nahegelegenen Refuge de la Nova kann man allerdings für 5 EUR pro Person duschen, bei Dazubuchen des Abendessens reduziert sich der Duschpreis um die Hälfte. Als Schwaben nehmen wir selbstverständlich diese Rabattaktion mit. Die Auberge ist komplett ausgebucht, duschen können wir noch vor dem großen Ansturm der Wandersleute. Frisch geduscht genießen wir die Abendsonne und palavern mit unserem polnischen Zeltnachbarn Pavel, der sich auf dem Heimweg von Hamburg nach Warschau mit dem Motorrad in die französischen Alpen verirrt hat. Nach Untergang der Sonne wird es wiederum sehr kühl, eingepackt in mehrere Klamottenschichten spazieren wir zu dritt zur Auberge, wo wir auf Grund des Andrangs auf der Terrasse ein leckeres Abendessen genießen.

Hier treffen wir auch wieder auf die Wandergruppe und verkosten gemeinsam als Digestif Genepi, einen Kräuterlikör, der aus der ährigen Edelraute gewonnen wird und sehr lecker schmeckt. Mit vollem Magen und voller Eindrücke sinken wir in den wohlverdienten Schlaf.

Geändert von lutz_ (07.09.12 14:58)
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#861562 - 08.09.12 06:10 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
lutz_
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Am nächsten Morgen ist es wiederum sehr frisch und die Sonne wird die Zeltwiese in Chapieux erst spät erreichen. Also kochen wir einen heißen Tee und bauen frierend ab. Um 8 Uhr können wir das am Vortag reservierte Brot am kleinen Laden abholen, genehmigen uns ein schnelles Frühstück und verabschieden uns von Pavel. Es sind nur mehr wenige Kilometer die Südrampe des Cormet de Roselend hinab nach Bourg St Maurice. Aber wir sind ja hier um Pässe zu fahren, also biegen wir nach rechts ab und kurbeln stattdessen den Cormet de Roselend hinauf. Der Blick zurück zeigt nochmals die Aiguille des Glaciers oberhalb des Col de la Seigne. Bald erreichen wir die sonnenbeschienen Hänge und genießen die wärmenden Sonnenstrahlen. Schnell ist die Passhöhe des Cormet de Roselend erreicht. Der Blick nach Norden Richtung Genfer See macht deutlich, dass wir noch nicht wirklich weit vom Ausgangspunkt entfernt sind. Die Abfahrt Richtung Beaufort ist sehr kurzweilig. An der Staumauer des Lac de Roselend biegen wir von der Hauptstraße ab und erklimmen den Col du Pré mit tollen Blicken zum Montblanc.













Die schmale Passstraße führt auf der Westseite in vielen engen Kurven steil hinab, hier kommen uns viele viele Rennradler entgegen. Offenbar ist dies die gängige Variante für die Befahrung des Cormet de Roselend. Bei der Abzweigung eines Schotterweges checken wir das GPS, hier können wir abzweigen und später auf die Straße zum Cormet d'Areches treffen. Auf diese Weise sparen wir wir einige Höhenmeter. Nach der Schottereinlage erklimmen wir die Nordseite des Cormet d'Areches. Zunächst im angenehm schattigen Wald bis zur Staumauer des Lac de St Guerin. Unterhalb des Stausses in L'Ami füllen wir die Trinkflaschen bei einem einladenden Campingplatz auf. Aber wir wollen heute noch über den dritten Pass des Tages. An der Staumauer herrscht reges Treiben, mehrere Busse stehen auf dem Parkplatz neben dem Kiosk, viele Picknicker und ein paar Angler. Die Straße wird schmaler, ist aber noch asphaltiert. Erst kurz vor Erreichen des Lac des Fees wechselt der Belag auf Schotter. Mit dünnen Rennradreifen wäre hier Schluss, für ein normales Reiserad aber problemlos befahrbar. Auch hier sind viele Ausflügler und Fernwanderer unterwegs, einige davon auf der einwöchigen Tour du Beaufortain. An der Passhöhe sind wir nach knapp 2000 zurückgelegten hm ganz schön platt und führen uns auf der nahegelegenen Refuge de la Coire dringend benötigte Kalorien zu. Der Blick öffnet sich nach Süden auf die Gipfle des Vanoise-Massivs. Statt der Schotterstraße wählen wir als Abfahrtsvariante den netten Wanderweg. Zurück auf der Teerstraße geht es über viele steile Kehren hinunter. Oberhalb des Talbodens des Isere-Tals biegen wir nach Osten ab und sammeln auf der Höhenstraße noch schöne Ausblicke aber auch noch etliche Höhenmeter bevor die Straße nach Bourg St Maurice hinabführt.

















Geändert von lutz_ (08.09.12 06:13)
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#861575 - 08.09.12 08:52 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
Wittmundertorfbrand
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Beiträge: 403
Hallo lutz,

mensch habt Ihr geiles Wetter gehabt!!!!!!!!

Super tolle Bilder!! Tolle Tour!!!!

Gruß Ralf
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#861598 - 08.09.12 10:59 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: Wittmundertorfbrand]
lutz_
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Hallo Ralf!

In Antwort auf: Wittmundertorfbrand
mensch habt Ihr geiles Wetter gehabt!!!!!!!!


Die Bilanz der einmonatigen Tour: zwei halbe Tage Regen, dreimal Gewitter abends bzw. nachts im Zelt

Tja, wenn Engel reisen...

Im Ernst: Wir hatten wirklich großes Glück mit Wetter, insbesondere auf den "Königsetappen" war es zumeist wolkenlos und stahlblauer Himmel. Einige hier haben die Alpen auch schon bei wesentlich schlechterem Wetter durchquert, das verdient meinen vollen Respekt. Unsere Motivation hängt doch sehr stark vom Wetter ab. Insofern waren wir auf dieser Tour (meist) hochmotiviert...


Gruß LUTZ


Geändert von lutz_ (08.09.12 11:00)
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#861599 - 08.09.12 11:03 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
lutz_
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Nach den vergangenen drei Tagen fällt der Spannungsbogen der Tour nun etwas ab. Bedingt durch das MTB-Fahrverbot im Herzen des Vanoise-Nationalparks bleibt als Alternative "nur" die Straße nach Val d'Isere und weiter über den Col de l'Iseran. Da wir in den letzten Tagen jeweils reichlich Höhenmeter gesammelt und an unsere konditionellen Grenzen gekommen waren beschließen wir die Auffahrt (knapp 2000 hm) in zwei Teilstücke zu unterteilen. Auf dem ersten Teilstück von Bourg St Maurice nach Val d'isere lässt sich die viel befahrenen Straße nur teilweise umgehen, Galerien und Tunnels auf (in Michelin-Karten) roten Straßen gehören auch nicht gerade zu unseren Tourenhighlights. In jedem Fall schlafen wir erstmal lang, trocknen die Wäsche und packen gemütlich zusammen. In einem Fahrradladen kaufen wir neue Cleats, da Madame gestern eine Schraube verloren hatte und daraufhin kaum mehr aus dem Pedal ausklicken konnte. Am Gare Routiere erfahren wir, dass es zwar Busse nach Val d'Isere gibt, den nächste aber erst um 14:00 Uhr fahre und niemand garantieren kann, dass der Bus auch Fahrräder mitnimmt. Na, dann eben nicht, fahren wir eben mit dem Rad. Aber nicht auf der Hauptstraße sondern zunächst auf einem Wanderweg, der auf der rechten Talseite bergauf führt. Ein erstes Hindernis stellt sich uns in Form von Holzfällarbeiten in den Weg, ist aber schnell überwunden. Der Wanderweg mündet später in ein schmales Sträßchen, ab hier geht es steil bergauf. Ein Schild "Route barrée" kündet weitere Bauarbeiten an. Madame interpretiert das Schild so, dass das Örtchen Villaroger nicht zu erreichen ist, ich hingegen meine, dass die Zufahrt bis Villaroger "accessible" sei. Eine gravierende Fehleinschätzung, wie sich später herausstellen sollte. Also folgen wir dem Sträßchen weiter bergan. Wir gewinnen schnell an Höhe und befinden uns deutlich über der großen Straße, die im Talgrund des Isere-Tals verläuft. Kurz hinter einer Abzweigung erreichen wir einen Zaun, der quer über die Straße verläuft und kein Durchkommen lässt. Dahinter befinden sich zwei Bauarbeiter, die sich über eine Felswand über der Straße abseilen und Sprengladungen anbringen. Sie machen uns unmissverständlich klar, dass hier kein Durchkommen ist: "pas d'accès à Villaroger!". Da hilft auch kein Bitten und Betteln. Also müssen wir mühsam erkämpfte 200 hm hinunter ins Tal und hier auf die große Straße wechseln. Mit Stimmung und Motivation geht es ebenfalls steil bergab. Aber es hilft nichts, wie kämpfen uns die viel befahrene Straße hinauf. Die auf einem Schild angegebenen Bestzeiten der Tour de France-Profis auf dem Weg nach Tignes werden wir so nicht unterbieten können. Erst weiter oben öffnet sich das Tal und man kann während der Auffahrt das Auge schweifen lassen. Endlich ist die Staumauer des Lac du Chevril erreicht und damit die Abzweigung nach Tignes erreicht.













Wir folgen der ebenen Straße am Stauseeufer entlang Richtung Val d'Isere. Hier passiert man etliche Galerien und Tunnels und wir sind froh, als uns der letzte Tunnel schließlich im Straßendorf Val d'Isere ausspuckt. Im Gegensatz zu Tignes gibt es hier fast keine Hochhäuser, die meisten Chalets und Feriensiedlungen sind im lokalen Baustil mit steinernen Wänden und mit Steinplatten belegten Dächern gehalten. Lang zieht sich der Ort die Straße hinauf, am Ortsausgang befindet sich endlich der sehr schöne Campingplatz auf einer sonnigen Wiese. Wir bauen unser Zelt neben einem französischen Reiseradlerpaar mit BOB Ibex-Anhänger auf und unterhalten uns ausführlich. Nach der Kurzetappe genießen wir den Nachmittag in der Sonne, gehen gemütlich einkaufen und degoustieren diverse Kräuterliköre.

Geändert von lutz_ (08.09.12 11:03)
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#861610 - 08.09.12 11:40 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
DrKimble
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Hallo,

das nenne ich einen Traumurlaub....ihr seid zu beneiden.
Gigantisch schöne Fotos....Danke fürs einstellen und die Mühe die ihr euch macht um andere daran teilhaben zu lassen.

bier
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#861731 - 09.09.12 06:06 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: DrKimble]
lutz_
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Hallo Frank!

In Antwort auf: DrKimble

Gigantisch schöne Fotos....Danke fürs einstellen und die Mühe die ihr euch macht um andere daran teilhaben zu lassen.


Bitte gerne, ich hoffe der Bericht gefällt genauso, wie uns der Urlaub gefallen hat... schmunzel


Gruß LUTZ
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#861734 - 09.09.12 06:14 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
lutz_
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Dank der günstigen Ost-West-Lage des Isere-Tales bekommt der Campingplatz schon früh Morgensonne. Während wir zusammenpacken kommt dann das Bäckerauto vorbei und wir können direkt auf dem Campingplatz frühstücken. Auch unserere Zeltnachbarn sind schon auf und wir bekommen noch den Tipp im Arc-Tal nicht auf der Straße sondern stattdessen auf dem Chemin de Petit Bonheur zu fahren. Doch vorher muss zunächst der Col d'Iseran bezwungen werden. Schon am frühen Morgen sehen wir mehr Radler als Autos auf der Straße. Erst im Laufe des Vormtitags nimmt der Verkehr zu, da hier aber fast ausschließlich Touristen unterwegs sind ist der Verkehr kein Problem. Bald wird zum letzten Mal das kleine Flüsschen Isere überquert bevor sich die Straße in weiten Kehren den Berg hinauf schraubt. Hilfreich sind die Kilometersteine, die über die erreichte Höhe, die Entfernung zum Gipfel sowie die mittlere Steigung auf dem nächsten Kilometer informieren. Das Panorama wird mit jeder Pedalumdrehung besser, die vergletscherte Grande Casse im Vanoise-Nationalpark ragt weit über den Horizont. Ohne die allgegenwärtigen Skilifte sähe es allerdings noch besser aus. Es ist lustig, weil wir unterwegs immer die gleichen Leute überholen bzw. beim nächsten Fotostopp von diesen überholt werden. So treffen wir wiederholt eine Mutter mit ihrem 14-jährigen Sohn, die mit leichtem Gepäck auf der Route des grandes Alpes unterwegs sind. Eine sehr beachtliche Leistung von beiden! Auf diese Weise wird die Auffahrt bei bestem Wetter sehr kurzweilig.









Oben an der Passhöhe angekommen reihen wir uns zunächst in die Schlange der Passschild-Fotografen ein. Jedem steht nur ein schmaler Zeitslot für das begehrte Foto zur Verfügung. Wer zu lange braucht, wird von der nachdrängenden Menge aufgefordert sich zu beeilen und den beliebten Platz freizuräumen. Wir suchen uns ein windgeschütztes Plätzchen und machen lange Pause. Bald stürzen wir uns in die Abfahrt hinunter ins Arc-Tal. Auch hier müssen wir angesichts des Panoramas mehrere Fotostopps einlegen. Im Gegensatz zur Nordrampe befindet man sich hier streckenweise im Vanoise-Nationalpark, es gibt also keine Skilifte und die unverbaute Südseite ist wesentlich schöner also die Nordseite des Passes.











In Bonneval sur Arc, einem der schönsten Dörfer Frankreichs gibt es angesichts der vorherrschenden Temperaturen erstmal einen Eisbecher. Durch die wunderschönen steingedeckten Häuser des Ortskerns stoßen wir auf den Chemin de Petit Bonheur, auf dem wir weiter talabwärts rollen. Der Weg führt abwechslungsreich am Fluß entlang über schöne Wiesen und nette Wälder und beschert uns großen Bonheur, während der motorisierte Verkehr auf der asphaltierten Talstraße unterwegs ist. Zwischen Bessans uns Lanslevillard wechselt der Chemin auf die andere Talseite. Dieser Teil ist nicht auf der von uns benutzen Wanderreitkarte eingezeichnet aber gut ausgeschildert. So stoßen wir nach einem unerwarteten Gegenanstieg auch noch auf eine kurze mit "VTT" beschriftete Singletrail-Abfahrt bevor wir zunächst Lanslevillard und schließlich das Straßendorf Lanslebourg erreichen. Hier zweigt die Passstraße zum Col du Mont Cenis ab. Diesen wollen wir morgen auf Schotterpisten überqueren und mieten uns auf dem örtlichen Campingplatz ein. Wie üblich sieht der von uns gewählte Platz innerhalb kürzester Zeit so aus, als ob dort zwei Radfahrer explodiert seien. Wir bummeln noch durch den Ort, beobachten die Kinder, die mit Klettergurten gesichert auf Trampolinen springen, informieren uns über die Ereignisse bei Olympia und ich fotografiere wie üblich noch im Touristenbüro die für morgen benötigten Karten ab. Höhepunkt ist dann noch der Besuch der Cooperative Latiere de Haute Maurienne, wo wir uns mit einem käasekulinarischen Rückblick der bisher zurückgelegten Strecke eindecken: Abondance, Tomme de Savoie, Beaufort und örtlicher Ziegenkäse. Lecker lecker lecker!













Geändert von lutz_ (09.09.12 06:15)
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#861785 - 09.09.12 11:01 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
Wittmundertorfbrand
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Hallo Lutz,

einfach nur "geniale Tour" !!!

Suuuuupper!!!!!!!!!

Danke für die Bilder. Die machen süchtig!!!

Ralf
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#861827 - 09.09.12 15:34 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
Charly 29
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Hallo Lutz!

Gratuliere zu dieser Wunderschönen Tour.
Meine Frage! Welchen Gepäckträger benuzt Ihr?

Lg
Charly
Wenn es nicht um`s Leben geht,geht es um Nichts.
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#861926 - 09.09.12 21:01 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: Charly 29]
lutz_
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Hallo Charly!


In Antwort auf: Charly 29
Meine Frage! Welchen Gepäckträger benuzt Ihr?


Wir haben das Modell Strela von Veloplus aus der Schweiz benutzt. Hier die ausführliche Montageanleitung. Gibt es offenbar nicht in Deutschland, habe also in der Schweiz bestellt und das Paket dann hier beim Zoll abgeholt und die Mehrwertsteuer nachbezahlt.

Der Träger lässt sich bei einem Hinterrad mit Schnellspannerachse sehr leicht montieren, ggf. noch Unterlagscheiben anbringen, damit der Träger nicht am Rahmen scheuert. Beim Liteville mit Steckachse hinten war etwas Bastelarbeit nötig. Auf der einen Seite haben wir einen Stehbolzen angebracht auf der anderen Seite ein Gewinde in den Träger geschnitten um die Steckachse zu befestigen. Beide Träger haben gut durchgehalten und das Gepäck ohne Murren und Wackeln transportiert. Einziger Nachteil: Bei einer Hinterradpanne wäre es nötig gewesen, den Gepäckträger abzubauen um, das Hinterrad ausbauen zu können. Aber wir hatten keine Reifenpanne! grins

Bis auf eine losgerüttelte Halterung, die durch eine improvisierte Lösung ersetzt werden musste gab es keinen Ausfall am Träger. Und auf manchen Pisten waren wir über die Hinterradfederung durchaus froh. Also von unserer Seite 5 von 5 Punkten für den Träger.


Gruß LUTZ
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#862086 - 10.09.12 15:02 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
StefanS
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In Antwort auf: lutz_
Der Wanderweg mündet später in ein schmales Sträßchen, ab hier geht es steil bergauf. Ein Schild "Route barrée" kündet weitere Bauarbeiten an. Madame interpretiert das Schild so, dass das Örtchen Villaroger nicht zu erreichen ist, ich hingegen meine, dass die Zufahrt bis Villaroger "accessible" sei. Eine gravierende Fehleinschätzung, wie sich später herausstellen sollte.

Da habt Ihr wohl dasselbe Schild wie ich gesehen. Ich konnte dem auch nicht entnehmen, ob die Straße nun frei war oder nicht, so unklar war das formuliert. Bin dann auf der Straße weiter. Falls es Euch tröstet, Ihr hättet zwischen Villaroger und Sainte-Foy-Tarentaise ebenfalls wieder an Höhe verloren.

Danke für den Reisebericht und die schönen Fotos! Ich lese ihn mit besonderem Interesse, da ich im Juli auf der Route des Grandes Alpes unterwegs war (Bericht in Vorbereitung).

Viele Grüße,
Stefan
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#862166 - 10.09.12 20:41 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
lutz_
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Am nächsten Morgen führt unsere Route auf einer Piste forestiere nur wenige Meter hinter unserem Zeltplatz vorbei. Aber ohne Frühstück wollen wir die über 1200 Höhenmeter zum Col de Sollieres nicht angehen. Also geht es zunächst zu einem schnellen Frühstück in den Ort. Wir rollen auf der Straße Richtung Mont Cenis und direkt nach der Brücke über den Arc-Fluss am Sessellift vorbei nach rechts in den Wald. Auf der anfangs gemütlichen und später aber recht steilen Piste Forestiere gewinnen wir an Höhe. Erst nachdem wir die Gipfelstation des Sesselliftes passiert und die Waldgrenze erreicht haben öffnet sich das Panorama nach Norden auf den Dome de Chasseforet im Vanoise Nationalpark. Dort würden wir gerne mal die Skidurchquerung "la Poule" in Angriff nehmen. Leider hat das dieses Frühjahr witterungsbedingt nicht geklappt. Im Gegensatz zu den vorangegangen Tagen ist es heute leicht überzogen und eine Wetteränderung vorhergesagt. Auf den Almen wird das Heu eingefahren und auch ein Traktor mit Anhänger quält sich die Piste hinauf. Leider lassen wir uns an einer Wegkreuzung von der VTT-Beschilderung verwirren und verpassen den oberen Weg, der auf der alten Militärpiste in gleichmäßiger Steigung durch ein Geröllfeld zum Col de Sollieres führt. So fahren wir zunächst nur mehr leicht bergaug und bleiben im Talboden. Nach dem Passieren einer Alm müssen wir die letzten 300 Höhenmeter zur Passhöhe schieben, hoch über uns zieht die eigentliche Route am Hang entlang.













Das letzte Bild zeigt die Militärpiste, auf der wir die Passhöhe erreichen wollten. Leider sind wir zuvor falsch abgebogen und mussten diesen Fehler durch einstündiges Schieben büßen. Dafür ist die Abfahrt vom Col de Sollieres ein Heidenspaß, ein komplett fahrbarer Wiesentrail hinunter zum Refuge du Petit Mont Cenis. Etwas unwirklich sieht die Landschaft aus mit den tiefliegenden Wolken, durch die wir den Lac de Mont Cenis nur ahnen können. Die Murmeltiere pfeifen und auf der Westseite des Sees führt eine ehemalige Militärpiste gen Süden. Auf nahezu jedem Gipfel, der über uns aufragt, befinden sich die Ruinen eines ehemaligen Forts. Leider können wir davon nicht allzuviel sehen, immer dichter wird der Nebel. Auf endlosen steinigen Pisten holpern wir dahin. Am im Nebel kaum sichtbaren Lac de Roterel überqueren wir die Grenze nach Italien, ab dem Lago d'Arpon beginnt ein steiles Schottersträßchen, auf dem wir kurz oberhalb von Bar Cenisio die Asphaltstraße des Col du Mont Cenis erreichen.

















Von der breiten Passstraße biegen wir bereits nach wenigen Hundert Metern auf ein kleines Sträßchen ab, das uns tendenziell bergauf nach Montcenisio führt. Hier befinden wir uns nun wieder unterhalb der Wolken und können tief unten im Tal bereits Susa erkennen. Nach dem Dörfchen Montcenisio stürzt sich die schmale Asphaltstraße förmlich bergab und die Scheibenbremsen müssen Schwerstarbeit verrichten. Unten im Tal wird es deutlich wärmer und bald ist Susa erreicht. In der Touristeninformation erfahren wir, dass es hier keinen Campingplatz gibt. Entweder 8 km Richtung Turin oder rund 20 km und 500 Höhenmeter talaufwärts in Salbertrand. Aber es gebe einen kostenlosen Shuttlebus mit Radtransport dorthin. Prima denken wir uns, um zur Abfahrtszeit des Shuttles an der Haltestelle festzustellen, dass der Bus nur zwar Personen aber keine Fahrräder mitnimmt. Zurück in der Touristeninformation stellen wir im Kleingedruckten fest, dass in der Tat die Linie Susa-Oulx des Shuttle-Verkehrs die einzige ist, die _keine_ Fahrräder mitnimmt. Auf allen anderen Linien ziehen die Busse Anhänger, auf denen bis zu 10 Fahrräder mitfahren können. Aber eben nicht auf der von uns gewünschten Strecke nach Salbertrand. Mittlerweile ist es spät geworden, auch die nächste Zugverbindung von Susa über Bussoleno nach Oulx tranportiert keine Fahrräder. Deshalb beschließen wir die paar Kilometer talabwärts nach Bussoleno mit dem Rad zum dortigen Campingplatz zu fahren. Gesagt getan und nach einiger Suche sind wir am hässlichsten Campingplatz angekommen, auf dem wir je übernachtet haben. Es gibt dort ausschließlich Wohnwagen, die in Holzpavillons fest eingebaut sind und sicherlich seit Jahrzehnten nicht mehr bewegt wurden. Auch die Bewohner des Campingplatzes scheinen die letzten 60 Jahre jede Sommerferien hier in ihrem Wohnwagen zugebracht zu haben. Obwohl nicht mehr die Jüngsten senken wir hier den Altersdurchschnitt deutlich. Wir "dürfen" uns für teures Geld auf einen schmalen Grasfleck zwischen zwei Wohnwagen quetschen. Wenigstens war die wohlverdiente Dusche heiß. Zum Glück wurde uns in der Touristeninformation in Susa eine Pizzeria im Nachbarort San Gioro di Susa empfohlen. Dort speisen wir am lauen Sommerabend vorzüglich und reichhaltig. Unseren hier eingeplanten Ruhetag wollen wir aber auf diesem Campingplatz definitiv nicht verbringen…

Geändert von lutz_ (10.09.12 20:43)
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#862274 - 11.09.12 12:01 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
veloträumer
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In Antwort auf: lutz_
Deshalb beschließen wir die paar Kilometer talabwärts nach Bussoleno mit dem Rad zum dortigen Campingplatz zu fahren. Gesagt getan und nach einiger Suche sind wir am hässlichsten Campingplatz angekommen, auf dem wir je übernachtet haben.

Da bin ich aber froh, dass ich diesen gemieden habe. Als ich seinerzeit 2007 auf eine meiner Alpentouren vom Finestre-Pass kommend zum Mont-Cenis-Pass weiter wollte, stand ich auch vor dem Problem der Unterkunft in Susa. Ich wollte damals einfach nicht noch weiter talabwärts von meiner Route kommen und hatte mich zu einer Hotelunterkunft entschlossen - war noch das preiswerteste in Susa, wo es nur wenig Unterkünfte gibt, die aber recht teuer - vielleicht wegen der Transitlage und bereits zu weit in der Ebene und zu städtisch (in Cesena Torinese habe ich da bessere Erfahrung gemacht trotz Wintersportort). Das Hotel liegt auch schon quasi auf halben Weg nach Bussoleno. Soweit mir aber durch andere Radler zu Ohren kam, soll es in Novalesa eine recht günstige und nette Unterkunftsmöglichkeit geben.

Auf dem Camping in Salbertrand war ich auch schon - 2009 auf meiner Westalpen-Tour, auf der ich auch die Montceniso-Straße gefahren bin (allerdings aufwärts) und einen Abstecher zum Col du Petit Mont-Cenis gemacht habe (allerdings nur teils auf Schotter am See, danach nur die Straße als Stichstraße gefahren und retour zum Col du Mont Cenis). Die beiden Strecken haben mir auch sehr gut gefallen. Um noch den Camping Salbertrand abzuschließen: Ist auch nur ein relativ häßlicher Transit-Camping, hat aber alle soliden Einrichtungen, die man als müder Radler braucht.

Danke für deinen ausführlichen Bericht mit den vielen grandiosen Bildern. bravo Einige Teile habe ich noch nicht genau gelesen - werde ich noch nachholen.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#862536 - 12.09.12 08:44 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
lutz_
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Am nächsten Morgen packen wir schnell zusammen und entfliehen dem kartenspielenden Rentnerparadies und den allgegenwärtigen Handtaschenhündchen. Wir fahren die kurze Strecke zum Bahnhof nach Bussoleno und besteigen samt Fahrrädern den nächsten Zug nach Oulx.

Dort angkekommen gibt es zunächstmal leckere Törtchen als Frühstück. Neben einem Sportgeschäft befindet sich im Kellerabgang eine Fahrradreparaturwerkstatt. Dort ersetzen wir die Halterung der Querstrebe an meinem Gepäckträger durch ein Provisorium. Die Halterung hatte sich offenbar gelockert und ist irgendwo auf einer Holperpiste am Mont Cenis abgefallen. Also öfter mal die Schrauben kontrollieren...

Anschließend kaufen wir ein paar kulinarische Leckereien für unseren Ruhetag und fahren die kurze Strecke wieder talabwärts zwischen Salbertrand und Oulx liegenden Camping Gran Bosco. Dort mieten wir uns für zwei Tag ein, schließlich soll heute ja unser Ruhetag sein. Der Platz ist groß und voll, auf der Zeltwiese hinter den obligatorischen holzverkleideten Wohnwägen finden wir aber so früh am Tag noch ein schönes Plätzchen mit Bank und Stühlen.

Wir verbringen den Tag mit Waschen, Essen, Lesen, Faulenzen und etwas Tourenplanung per iPod im Internet. Am Nachmittag laufen wir zur Bushaltestelle um den kostenlosen Shuttlebus nach Susa zu nehmen. Im Alta Valle Susa gibt es während der Hauptsaison zu Ferragosto einen kostenlosen Shuttlebus-Service mehrmals am Tag (u.a. nach Susa, Oulx, Bardonecchia, Sestriere und zum Col de Montgenevre). Der Bus der uns samt Rädern am Vortag nicht mitnehmen wollte bringt uns als Fußgänger bequem hinunter ins schöne Städtchen Susa. Leider sind zu Ferragosto viele Läden geschlossen. Trotzdem genießen wir zur Abwechslung einen Stadtbummel und einen Eisbecher.







Am späten Abend bringt uns der Bus wieder bequem zurück und wir können sogar direkt vor dem Eingang des Campingplatzes aussteigen. Der Platz ist fest in der Hand von italienischen Familien und deutschen motorisierten Offroad-Piloten mit zweirädrigen und vierrädrigen fahrbaren Untersätzen. Wir unterhalten uns noch sehr nett mit zwei Endurofahrern aus dem Rheinland, die hier eine Woche verbringen und die zahlreichen auch für Motorisierte erlaubten Schotterpisten abfahren.

Es ist schon recht spät, als wir endlich im Zelt liegen und schlafen wollen. Doch plötzlich dröhnt lauthals ein "Buona sera, benvenuti, benvenuti" durch die Lautsprecheranlage. Yippieh, quer über den Platz werden in unüberhörbarer Lautstärke die Gewinner des Fußballturniers von heute mittag gekürt. Und zur Belohnung gibt es noch ein ausführliches Musikprogramm. Unsere Zeltnachbarn beruhigen uns, das sei hier jeden Abend so, nach zwei Stunden sei aber alles vorbei. Und im übrigen sei morgen abend die allseits beliebte Kinderdisco, ebenfalls zu nachtschlafender Zeit zu der müde Schotterpistenpiloten üblicherweise längst in der Heia liegen.

Benvenuti, so ist das eben zu Ferragosto in Italien.

Konsequenter Einsatz von vorsorglich eingepacktem Ohropax (eher gegen Schnarcher bei evtl. Hüttenübernachtungen gedacht) ermöglicht uns dann doch noch eine geruhsame Nacht.
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#862677 - 12.09.12 18:05 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
lutz_
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Nach dem "Ruhetag" mit Campingplatzumzug, Stadtbummel in Susa und abendlicher Animation fällt es uns nicht leicht morgens früh um 6:30 Uhr aufzustehen, aber wir wollen schließlich den 8 Uhr Shuttlebus von Oulx nach Susa erwischen.
Heute darf das Zelt nochmal stehenbleiben, wir wollen mit leichtem Gepäck über die Assietta-Kammstraße. Dir ursprüngliche Planung von Susa Richtung Col de Finisterre und weiter über die Kammstraße nach Sestriere war uns als Etappe zu heftig und die Möglichkeit mit dem Shuttlebus ohne einen Schweißtropfen zu vergießen nach Sestriere zu kommen war doch sehr verlockend. Also radeln wir am frühen Morgen die paar Kilometer nach Oulx, schlagen uns beim Bäcker die Bäuche voll und warten vor dem Bahnhof auf den Shuttlebus. 10 Minuten nach 8 Uhr werden wir langsam nervös und fragen uns, ob der Bus doch in der Stadtmitte hält? Gerade als wir die Hoffnung schon aufgegeben haben biegt der Bus doch noch um die Ecke. Die Räder werden auf den Anhänger gehoben, zwei Bügel über Vorder- und Hinterrad geschoben und mit Spanngurten befestigt. Dann geht es nach Cesana Torinese. Dort steigen wir in den Bus nach Sestriere um, also Räder abladen und wieder aufladen. Dafür haben wir um 9:15 Uhr bereits 1000 Höhenmeter "geschafft" und befinden uns in Sestriere. Sestriere liegt in über 2000 Meter Höhe und war Austragungsort der alpinen Wettbewerbe bei den Winterspielen von Turin 2006. Hier beginnt bzw. endet die über 35 Kilometer lange Assietta-Kammstraße bis zum Col de Finisterre. Die Straße führt als Schotterpiste über mehrere Pässe stets in Höhen über 2000 Meter über den Assietta-Kamm, der das Valle Susa und das Vae Chisone voneinander trennt. Tief unten im Val Chisone sind die Skisprungschanzen von Pragelato zu sehen.
















Während am frühen Morgen fast nur Mountainbiker auf der Kammstraße unterwegs sind kommen nach und nach auch die motorisierten Kollegen aus den Löchern. Geländewagen unterschiedlichster Ausstattung vom Kübelwagen bis zum High-End-SUV vollgepackt mit Familien mit Picknickkörben und viele Motorräder sind unterwegs. Am Denkmal für die Assietta-Schlacht kehren wir um. Auf dem Kamm haben sich im Jahre 1747 Zehntausende Soldaten gegenseitig die Köpfe eingeschlagen, da der Weg durch die Täler nach Osten durch stark befestigte Forts versperrt war. Also wählten die vorrückenden Franzosen den Weg über den Bergkamm. Dieser wiederum war durch die Piemontesen bereits besetzt und teilweise befestigt worden. Unvorstellbar, wie hier oben vor über 250 Jahren Krieg geführt worden war.












Wir fahren zurück zur Abzweigung der Strada dei cannoni. Hier führt uns ein schöner Wanderweg hinunter Richtung Valle Susa. Bis zur Waldgrenze mit schönen Blicken und dann steil hinab zum Weiler Montagne Seu. Ab hier ist der Wanderweg durch den Parco naturale de Gran Bosco für Mountainbikes gesperrt und wir halten uns selbstverständlich an dieses Gebot. Also bleibt nur den Höhenweg nach Montfol und über Sauze de Oulx hinunter ins Susatal. Dort lassen wir den Tag bei einem weiteren Eisbecher (könnte man sich dran gewöhnen), gemütlichem Kochen und Quatschen mit den Enduro-Nachbarn ausklingen. Die Kinderdisco setzt erst ein, als wir gegen zehn Uhr schon im Zelt liegen...

Andere Länder, andere Sitten! ;-)

Geändert von lutz_ (12.09.12 18:07)
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#863555 - 15.09.12 16:58 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
lutz_
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Am nächsten Morgen packen wir auf dem Camping Gran Bosch in Salbertrand unsere wenigen Habseligkeiten zusammen und radeln zunächst wiederum nach Oulx. Dort steigen wir in den Shuttlebus ein, der uns in einer Viertelstunde nach Bardonecchia bringt. Auf dem Weg zum Einstieg in die Waldpiste zum Colle della Mulattiera passieren wir den Sessellift des örtlichen Bikeparks. Wir schauen uns kurz an und beschließen kurzerhand uns den Anfstieg mit Lifthilfe zu erleichtern. Am Kassenhäuschen müssen wir der Kassiererin klar machen, dass wir nur eine einzige Bergfahrt benötigen und auch kein Pfand für die Liftkarte bezahlen wollen, da wir ja nicht mehr an der Talstation vorbei kommen werden. Mit der Hilfe eines hilfsbereiten Italieners können wir schließlich unser Anliegen klarmachen und kaufen die Liftkarten. Auf meine Frage, ob die Bahn zur Punta Colomion fahre, heißt es "Si, si, Punta Colomion". Also gehen wir umgeben von Protektoren tragenden Downhillern samt ihren Bikes mit beeindruckenden Federwegen zur Gondel. Dort wird das Gepäck in einen Sessel geladen, die Räder an einem Haken aufgehängt (so ähnlich wie in manchen Zügen) und schon schweben wir gemütlich nach oben. Prima denken wir uns, bis wir nach wenigen Minuten bereits an der Bergstation ankommen. Nun schauen wir, wo die Anschlussgondel weiterfährt. Aber Pustekuchen! Nur 280 Höhenmeter beträgt der Höhenunterschied, offenbar genug für die Downhiller. Die Lifte, die weiter nach oben zur Punta Colomion führen sind nur im Winter in Betrieb. Na Spitze! Das ganze Gedöns für schlappe 280 Höhenmeter…

Naja, der Ärger über die teuer bezahlten Höhenmeter währt nur kurz und wir tauchen in den Wald ein und müssen uns ganz schön ins Zeug legen um die steile Waldpiste fahrend zu bewältigen. Zum Glück verläuft die Piste nahezu komplett im Schatten, trotzdem fließt der Schweiß in Strömen. Kurz vor der Hütte an der Punta Colomion verlässt die Piste den Wald und es öffnen sich schöne Blicke hinunter nach Bardonecchia und zurück über das Valle Susa zum Assietta-Kamm und zum Mont Jafferau, der direkt gegenüber liegt.








Wir haben uns zuvor entschieden die Piste von Salbertrand zum Mont Jafferau auszulassen, da uns hier an Ferragosto zu viele motorisierte Fahrzeuge auf den Pisten unterwegs sind. Hinter der Hütte an der Punta Colomion verfolgen wir die nun ruppiger werdende Piste Richtung Colle de Mulattiera. Ab hier herrscht dann auch Fahrverbot für die motorisierte Fraktion, die offenbar noch vor wenigen Jahren diesen Pass ebenfalls anfahren konnte. Kurz bevor wir in einen Hungerast hineinfahren wird auf einem aussichtsreichen Plätzchen Mittagsrast gehalten. Hier werden wir von 2 italienischen und 2 deutschen Mountainbikern überholt, die sich über unsere Gepäcktaschen wundern. Die Piste ist im mittleren Abschnitt sehr ruppig und zwingt uns einige Male aus dem Sattel, wird im oberen Teil mit vier weiten Kehren aber wieder flacher und besser fahrbar. Schon von weitem sieht man die Kasematten unterhalb der Passhöhe, die wohl der Grund für die Errichtung der Piste waren. An der Passhöhe angekommen durchstreife ich das zweistöckige Bauwerk und stelle mir vor, wie die Soldaten hier oben wohl gehaust haben.


















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#863578 - 15.09.12 19:19 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
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Wir unterhalten uns während unserer ausgedehnten Gipfelrast nett mit den Bikerkollegen, die auf anderen Pfaden wieder hinunter nach Bardonecchia wollen. Wir hingegen fahren über einen schönen Wanderweg zunächst hinunter zum Col des Acles wo wiederum die Ruinen von französischen Militärbaracken verfallen.










Ab hier schlängelt sich ein toller Trail mit viel Fahrspaß hinunter in Richtung der Chalet des Acles. Dort treffen wir auf eine Schotterpiste die uns in mehreren Kehren steil hinunter ins Val Clarée nach Plampinet führt. Wir fahren noch wenige Kilometer bergauf nach Nevache und passieren dabei die Abzweigung des Col d'Echelle, der Nevache und Bardonecchia miteinander verbindet. Die Aire Naturelle des Campingplatzes in Nevache zieht sich über einen Kilometer am Bach entlang und wir zelten in der Nähe der Rezeption. Fasziniert beobachten wir, wie der dortige Shuttlebus unzählige Touristen im Viertelstundentakt vom Ende des Tals nach Nevache herunterbringt. Der zuvor vollbesetzte Parkplatz leert sich zusehends, der Campingplatz füllt sich entsprechend. Kein Wunder, denn auch in Frankreich ist am 15eme aout ein Feiertag. In der örtlichen Epicerie können wir jedoch trotzdem ein Feierabendbier kaufen. Den Abend verbringen wir in der etwas unorthodox geführten Pizzeria in lustiger Gesellschaft.




















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#864041 - 18.09.12 19:18 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
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Am nächsten Tag wollen wir die die Gegend zwischen dem Claree-Tal und Briancon erkunden. Gewarnt durch veloträumers Bericht wussten wir, dass uns von Val de Pres Richtung Col de Granon eine steile und steinige Schotterpiste erwartet. Mit breiten Stollenreifen und in der kleinsten Über- bzw. Untersetzung 22-34 ist die Piste trotz Gepäck für uns bergauf aber gut fahrbar. Allerdings teilen wir veloträumers Einschätzung, dass die Piste im unteren Teil für Reiseräder definitiv nicht geeignet ist. Nach Erreichen des Weilers Granon geht die Steigung leicht zurück und oberhalb der Waldgrenze öffnet sich der Blick zum Col de Granon. Von dort führt eine Piste in leichtem Gefälle immer am Hang entlang zum Fort d'Olive.









Nach Erreichen dieser Piste folgen wir ihr ein kurzes Stück und biegen wir gleich darauf auf eine Militärpiste zum Fort de Lenlon. An diesem Abzweig werden wir später auf dem Weg vom Fort d'Olive wieder vorbeikommen. Das Fort Lenlon thront in beeindruckender Lage auf einem Berggipfel. Von hier aus hat man einen tollen Rundumblick. Nach einer ausgedehnten Rast nehmen wir den Serpentinentrail der hinunter zum Fort d'Olive führt. Es liegt direkt oberhalb des Val Claree und hier gibt es viele Gebäude, Munitionsdepots und kilometerlange Tunnel zu entdecken.

















Vom Fort d'Olive geht es kurz bergab bevor die Piste in angenehmer Steigung immer am Hang entlang kilometerlang bis zum Col Granon zieht. Hier ist das Ende der ca. 11 Kilometer langen asphaltierten Straße, die von Le Villard Late bei Briancon heraufkommt. Dort befindet sich ein großer, voll belegter Parkplatz und eine bewirtschaftete Hütte. Der Ausblick auf das Ecrins-Massiv mit Pelvoux, La Meije und Barre des Ecrins ist gigantisch und wir studieren in aller Ruhe die Orientierungstafel oberhalb der Passhöhe.











Ab hier führt das schmale Sträßchen rund 11 Kilometer steil hinunter ins Tal. Etliche Rennradler sind unterwegs und kurbeln hier die Sackgasse hoch, der Verkehr ist hier natürlich viel weniger als auf den großen Alpenpässen. Mit jedem Kilometer wird es wärmer und unterbrochen von etlichen Fotostopps genießen wir zur Abwechslung den glatten Asphalt, auf dem wir talwärts rollen. Die Barre des Ecrins verschwindet langsam aus dem Blickfeld, dafür öffnet sich der Blick auf den Talkessel von Briancon.











Im Tal unten angekommen wird zunächst der erste Brunnen angesteuert und ein paar Kleidungsschichten abgelegt. Anschließend fahrn wir noch die wenigen Kilometer nach Briancon auf den Camping des 5 Valees. Irritierend ist nur die Ausschilderung des Campings mit reichlich untertriebenen Entfernungsangaben. Im nahegelegenen Carrefour decken wir uns mit diversen Leckereien ein und verzweifeln an der Kasse ob der unglaublich umständlichen Zahlweise mit Schecks. Da weiß man das Tempo an einer deutschen Supermarktkasse mal wieder zu schätzen. Nur wenige Stunden nach Betreten des Supermarkts sind wir schon wieder draußen und genießen einen lauen Sommerabend auf dem Camping.

Geändert von aighes (23.09.12 09:09)
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#864754 - 20.09.12 14:41 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
DrKimble
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In Antwort auf: lutz_

Nur wenige Stunden nach Betreten des Supermarkts sind wir schon wieder draußen und genießen einen lauen Sommerabend auf dem Camping.

grins grins grins grins

Klasse Bericht und super Bilder...weiter so. bravo

Geändert von DrKimble (20.09.12 14:43)
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#864930 - 21.09.12 07:11 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
velOlaf
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Ja seid Ihr denn des Wahnsinns???
Ganz tolle Nummer die Ihr hier gemacht habt. Ich habe mir bisher nur die Fotos angesehen, aber die können mit den Aufnahmen der Berichte von Arte "Die Alpen von oben", die diese Woche im TV kamen, locker mithalten.
Spitzen Tour und unglaubliche Leistung. Chapeau! bravo
--- off ---
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#865540 - 23.09.12 11:12 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
lutz_
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Am nächsten Morgen steht der Col des Ayes auf dem Programm, der uns an den Fuß der Südrampe des Col d'Izoard nach Arvieux bringen soll. Ich habe irgendwo gelesen, dass des Col des Ayes bis auf eine Schiebepassage vor dem Gipfel gut fahrbar sein soll. Am Vortag habe ich mir die Strecke wie üblich in der IGN-Karte angeschaut und für machbar befunden. Also geht es vom Camping in Briancon nach kurzem Warmrollen direkt bergan nach Villar Saint Pancrace und auf sehr steilem Asphalt-Sträßchen hinauf. Bevor wir in den Wald eintauchen öffnet sich nochmals ein schöner Rückblick auf Briancon. An einer Abzweigung wählen wir das geschotterte Sträßchen, das oberhalb des Baches steil durch den schattigen Wald hinauf führt. Nach einigen Kilometern und etlichen Höhenmetern erreichen wir den Weiler Les Ayes.









Hier teilt sich das Tal, der Col des Ayes befindet sich im östlichen Seitental. Die Piste führt aber zunächst in das westliche Seitental Richtung Lac de l'Orceyrette biegt aber dann an einer schönen Wiese ab und wechselt durch schönen Lärchenwald in das östliche Seitental . Wir erreichen die Chalets mit dem richtungsweisenden Namen "vers le Col". Hier endet die Piste, wird zunächst zum Wiesentrail und schließlich zum steinigen Wanderweg. Wegen vieler großer Stufen müssen wir bald schieben und schließlich auch tragen. Der gnadenlos brennenden Sonne ausgesetzt kämpfen wir uns schwitzend bergauf. Die letzten Hundert Höhenmeter laden wir die Gepäcktaschen ab und tragen diese zunächst den Berg hinauf um anschließend die Räder nachzuholen. An der Passhöhe gönnen wir uns eine ausführliche Pause und unterhalten uns nett mit einem Wandererpaar, das uns den zuvor bei der Tragepassage verloren gegangenen Croc mitgebracht hat.













Zum Glück ist die Singletrail-Abfahrt bis auf wenige Serpentinen komplett fahrbar, auch wenn die Scheibenbremsen auf dem steilen Weg hinunter viel arbeiten müssen. Unterhalb der Chalets de Clapeyto erreichen wir eine Piste, die über mehrere Serpentinen durch ein Geröllfeld talwärts führt. Wir erreichen nach nur 19 km Tagesstrecke den sehr schön angelegten Camping Le Planet im lichten Lärchenwald oberhalb von Brunissard auf knapp 1900 Metern. Da es auf der weiteren Strecke bis Arvieux keine andere Campingmöglichkeit mehr gibt beschließen wir hier den Tag gemütlich ausklingen zu lassen. Es ist so heiß, dass wir sicher sind, dass unser leichter Sommerschlafsack für die Nacht ausreicht. Seit Jahren reisen wir im Sommer stets nur mit einem Schlafsack, den wir als Decke benutzen.
















Glücklicherweise bietet die freundliche Rezeption eine kleine Auswahl an Lebensmitteln und sogar gekühltem Rosé-Wein, so dass wir uns den Weg hinab zum nächsten Laden nach Arvieux sparen können. Ich frage auch, ob ich die Karte mit unserer Route für den morgigen Tag abfotografieren darf und wir bekommen noch ein paar wertvolle Routentipps. Mit Hilfe der abfotografierten Kartenausschnitte und dem GPS studiere ich noch die Tour für den morgigen Tag. Dies ist zwar auf den kleinen Displays von Kamera und GPS etwas mühselig, spart aber das Transportieren von unzähligen Papierkarten, die man bereits nach wenigen Tagen nicht mehr benötigt und nur noch spazierenfährt. Für den Überblick haben wir nur die Michelin Carte 523 "Region Rhone-Alpes" im Maßstab 1:200 000 dabei. Diese "carte indechirable" ist sehr robust und lässt sich wahlweise auch als Tischtuch einsetzen grins . Leider sind auf dieser Karte im Gegensatz zu den alten Regionalkarten nicht mehr die Campingplätze eingezeichntet. Hierfür habe ich jedoch die POIs von archie (der auch hier im rad-forum aktiv ist) aufs GPS geldaden. Alternativ kann man aber auch auf den IGN-Karten nachsehen, wo sich Campingplätze befinden. Auf diese Weise haben wir alle benötigten Infos platz- und gewichtssparend an Bord.

Geändert von aighes (28.09.12 15:30)
Änderungsgrund: geändert auf Nutzerwunsch
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#866198 - 25.09.12 12:57 Re: Auf Schotterpisten durch die Westalpen [Re: lutz_]
grüner fleck
Nicht registriert
Wunderschön, aber mutig. Würde ich mich nie mit Gepäcktaschen trauen. Mit Rucksack ja.
Obendrein eine tolle sportliche Leistung die man dir im Verlauf der Fotos richtig ansieht. zwinker

Geändert von grüner fleck (25.09.12 12:58)
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