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#885223 - 26.11.12 20:57
Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
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leachim
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Man trifft ja eine Menge Radreisende unterwegs: Auf meinen Fahrten sind mir der schwarze Ritter begegnet, (schwarze Satteltaschen, schwarzes Rad, schwarze Vollbekleidung, schwarzer Helm, aber rotes Halstuch); und der rote Blitz, komplett in rot-weiß, mit Einspuranhänger und Wimpel in weiß-rot; dann die rasante Lola, deren Vorsprung, den sie nach dem Überholen herausgefahren hatte, nicht ausreichte, den nicht unerotischen Anblick zu vermeiden, den sie beim Pinkeln im Straßengraben von sich gab; und natürlich das Unikum von Bonn, ein 'Messi' zu Rad, der sämtliches Inventar für einen Junggesellenhaushalt auf seinem Veloziped unterzubringen verstand plus allem, was der Sperrmüll umsonst so hergibt, und natürlich das 80-jährige Ehepaar, das ich mit Stuhl und Tisch zuerst dem nebenstehenden Caravan zuordnete und das Zelt und die Räder hinten am Zaun zunächst völlig übersah und erst als sie Punkt acht Uhr abends mit größter Mühe und wohl schmerzlicher Ungelenkigkeit in ihr Zelt krochen, begriff ich und sprach die Dame bei der Weiterreise später an: 'Wir sind jetzt in einem Alter, da können wir nicht mehr am Boden sitzen, aber wir haben immer unsere Campingstühle dabei!'.
Die einzigen Reiseradler, die in der Tat ein als Reiserad ausgewiesenes, etikettiertes Rad zum Reisen unter dem Sattel hatten, nämlich zwei Papalagi, waren die Weltumradler aus Romanshorn.
Alle anderen reisten und reisen nicht mit expliziten Reiserädern, sondern mit dem, was sie gerade haben.
Mich, der ich ein freiwilliges Opfer sämtlicher Industrieeinflüsterungen bin, was sach- und funktionsgerechtes Zubehör für's Radreisen angeht, hat in all den Jahren überrascht zu sehen, wie gefeit Radreisende in diesem unserem Lande gegenüber den normativen Werbesprüchen eines allgegenwärtigen Marketings sind, das einem noch wasserdichte Socken verkauft und Sattelschonbezüge aus feinstem Plastik und sich halbjährlich erneuerndes elektronisches Equipment zur Orientierungs-Optimierung einer jeden Fahrt über zwei Kilometer.
Es gibt in der Tat einen widerspenstigen Pulk von Fahrrad-Enthusiasten, der gänzlich abhold ist und statt in Ortlieb seine Ausrüstung stattdessen in blaue Mülltüten verpackt und per Expander primitiv am Gepäckträger verzurrt und das Rad, näher besehen, scheint mit Fünfgangschaltung und Flugrost direkt einer Versteigerung übriggebliebener Bahnhofsradln entnommen zu sein und porös wie die Reifen aussehen, sind auch sie in zwanzig Jahren wohl noch nie erneuert worden. Es ist unglaublich, mit was für Drahteseln die Leute unterwegs sind.
Hier in diesem Forum, in dem mit deutschester Detailversessenheit auch noch dem kleinsten Zubehörteil mit unerhörter Akribie nachgegangen wird und jegliche Fahrradkomponenten peinlichster Prüfung und Erörterung unterzogen werden um das wahrhaft beste, passendste und adäquateste Teil in Anwendung bringen zu können, muss es als Häresie vorkommen, zu behaupten, dass es all das nicht braucht. Zum Reisen nicht braucht.
Man geht in Keller und Speicher, sucht zusammen und improvisiert mit dem, was man eh schon hat, und investiert lieber in Speis und Trank unterwegs oder was auch immer und statt Packtaschen tun's auch zwei Zehn-Liter-Eimer, hab' ich wirklich gesehen, hinten links und rechts am Sattel mit Paketschnur verknotet und drüber ein Holzbrett und darauf den Rest: Zelt, Schlafsack, Matte.
Ich selbst bin leider den Hochglanz-Magazinen erlegen mit dem schneidigen Ausstattungswahn, der saisonal neu zu beschaffenden Modernität einer temporasanten Fortschritts-Sklaverei, der man nur noch hinterherhecheln kann, aber niemals gleichziehen und schon gar nicht überholen: Man lebt ständig in technologischer Unzulänglichkeit, hantiert immerzu mit veraltetem Zeugs; obsolet ist man, sobald man besitzt.
Wenn man, wie ich, womöglich gar als Neuling, auch nur gelegentlich in die obligaten Radforen hereinschaut, muss man den Eindruck gewinnen, Radreisen wären ein unüberwindbares Hindernis der richtigen Materialbeschaffung und ohne ordentlichen Technologietransfer, sprich Adaption an Radreisenotwendigkeiten wäre eine selbige gar nicht möglich.
Ich sehe, es geht auch anders. Man nimmt sich einen uralten Klepper, stopft sein Sacherl in einen Rucksack, gar eine Tüte, schnürt ihn irgendwo am Rad fest und los geht's.
Denn das Erleben braucht kein Nonplusultra und erlebt auch ohne Carbon-Rahmen. Was es braucht ist ein Erlebender, der wachen Auges erlebt und das heißt, wahrzunehmen, was man nicht schon vorher gewußt hat.
Klar gibt es die Freaks mit der silberionengespickten Unterwäsche und den fingervorbildgekrümmten Handschuhen für den ergonomischen Lenkergriff aus haftungsoptimierten Silikon, die auch sonst vom Speichennippel bis zum elektrolytgehärteten Ritzel direkt dem Katalog entsprungen zu sein scheinen: Kann man machen, klar. Und große Interessen sind hinter uns her, uns glauben zu machen, dass es auch so sein soll und seine Richtigkeit damit hat.
Deshalb beginnt die Freiheit der Radreise weit vor der Abfahrt. Wenn die Freiheit von all dem nicht schon da ist, bleibt auch die Reise selbst unfrei und bloßes Abradeln dessen, was längst in Planung war. Das aber ist kein Erleben, sondern ein Erkennen dessen, was man schon kennt. Es ist ein Fahren im Kreis.
Man braucht kein Reiserad um mit dem Rad zu reisen. Man fährt mit dem, was man hat. Man radelt mit dem, mit dem man immer radelt. Denn es ist nicht das Rad, das reist. Du bist nicht Dein Vehikel.
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#885228 - 26.11.12 21:05
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
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#885233 - 26.11.12 21:18
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
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Schöner Beitrag, auch wenn ich gerade an den Planungen für ein richtiges Reiserad bin.
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#885234 - 26.11.12 21:20
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
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Nur, wie definierst Du »Reiserad«?
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#885235 - 26.11.12 21:21
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: Falk]
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Nur, wie definierst Du »Reiserad«? Kennst Du den entsprechenden Wikipedia-Artikel? (Lange nicht mehr reingeschaut, aber früher bot der sehr viel Unterhaltungswert).
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#885237 - 26.11.12 21:24
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: nachtregen]
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Den kenne ich – und auch den Hauptautor. Danach hatte ich noch nie ein Reiserad. Damit kann ich leben. Schließlich können Hummeln auch nicht fliegen.
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#885239 - 26.11.12 21:28
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: ]
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Sehr nette Betrachtung, allerdings hab ich das auch schon mal geschrieben. Die Leute, die keine Shopping-Addicts sind, trifft man hier nicht (mehr ). Sie machen einfach was sie wollen und die gläubige Gemeinde glotzt. Häppi Winter-Radreisling wünscht allen Rainer * So wie die beiden 80er möcht ich aber auch nicht enden. Das is mir doch etwas zu sehr Hardcore. Campingstuhl hab ich allerdings schon jetzt immer mit
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Geändert von Barfußschlumpf (26.11.12 21:31) |
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#885247 - 26.11.12 21:53
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: ]
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Genau so fing es bei mir an, mitlerweile habe ich das Rad weiter "optimiert" und auch die olle Reisetasche sowie die ausgefransten Expander mussten weichen. Es ist wie mit fast jedem Hobby, zuerst fährt die Eisenbahnim Kreis, dann irgendwann kommt eine Weiche mit Abstellgleiss und irgendwann findet man sich auf einer ausgewachsenen Modelbahn wieder und überlegt sich Fahrpläne. Ich denke aber oft an die anfänge meiner Radreisen, es war bisher die schönste Tour die ich gemacht habe und genau diese errinnerung werde ich mein ganzes Leben behalten. Das ist Radreisen.
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#885251 - 26.11.12 21:57
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: Oliver1985]
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Bei meienr ersten Radreise hatte ich auch nur sehr einfache Ausrüstung und ein Hercules 10-Gang-Rad dabei. Verglichen mit meiner heutigen Ausrüstung alles unter aller Kanone. Ich muß aber gestehen, daß ich auch schon damals sehr viel Zeit mit der Planung verbracht habe. Hat mir damals, wie heute viel Spaß gemacht.
jomo
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#885256 - 26.11.12 22:06
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: JoMo]
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Meine erste Tour war null geplant, ging alles von heute auf Morgen. Heute hier morgen dort..... Vielleicht war das ja das besondere. Einfach die Satteltaschen wegdenken.
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#885257 - 26.11.12 22:10
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: JoMo]
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Meine Radreisen begannen auch mit einem No-Name-Rad und ner Torpedo 3-Gang-Schaltung (mit Rücktritt) - damit sind wir immerhin von Hamburg bis nach Bayern gereist - fast immer an der damaligen DDR-Grenze entlang. Mein Freund hatte ein altes Damen-Fahrrad ohne Gangschaltung. Unser Zelt war von Aldi. Radlerklamotten hatten wir nicht - Jeans, T-Shirt, Pullover und Anorak war unsere Reisekleidung.
Die Touren haben genau so viel Spaß gemacht, wie jetzt. Ich hab nichts vermisst!
Eins war aber besser: es gab bei der "Bundesbahn" noch Gepäckwagen und man konnte spontan entscheiden, wann und wo man mit Rad und Bahn fahren will.
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Geändert von inga-pauli (26.11.12 22:12) |
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#885259 - 26.11.12 22:12
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: Oliver1985]
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Das hat natürlich auch was. Bei unseren langen Wintern genieße ich aber auch immer schon die Fahrt mit dem Finger auf der Landkarte. Das ist schon das halbe Urlaubsvergnügen. Meistens kommt dann aber trotzdem vieles ganz anders, als geplant jomo
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#885273 - 26.11.12 22:30
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: JoMo]
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Das hatte echt was, meine nächste Tour fahre ich auch mit Papierkarte, allerdings darf das Gps den Track trotzdem aufzeichnen.
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#885281 - 26.11.12 22:59
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: ]
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Man braucht kein Reiserad um mit dem Rad zu reisen. Man fährt mit dem, was man hat. Man radelt mit dem, mit dem man immer radelt. Denn es ist nicht das Rad, das reist. Du bist nicht Dein Vehikel. Hm. Wenn es nicht am Rad liegt, daß wertvolle und tiefgehende und intensive Erfahrungen gemacht werden, dann bringt aber auch ein lowtech Rad nix.....
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...in diesem Sinne. Andreas | |
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#885293 - 26.11.12 23:37
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: iassu]
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Wenn es nicht am Rad liegt, daß wertvolle und tiefgehende und intensive Erfahrungen gemacht werden, dann bringt aber auch ein lowtech Rad nix..... So ein "lowtech Rad" muss aber auch nichts bringen. Keiner erwartet von ihm, dass es etwas bringt. Es steht halt so rum und fährt vor sich hin. Kommt einem ganz vertraut vor und wirkt irgendwie vertrauenerweckend. Das ist schon der ganze Unterschied. In Lowtech we trust. Hightech Fahrräder sind natürlich besser, aber nicht so nett.
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Groetjes, niels
"Magic is sometimes very close to nothing at all." Zinedine Zidane | |
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#885300 - 27.11.12 00:22
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: ]
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Auf den ersten Blick klingt das alles schön. Eine Konsumkritik des modernen, gezüchteten Reiseradlers. Dein Statement lässt aber keinem Reiseradler Luft zum Atmen: Alles, was dem Verdacht einer neumodischen Schöpfung gegenüber der alternativen Drahteselromantik aus Omas Zeiten unterliegt, wird in deinem Sprüchlein seiner Authentitzität beraubt. Die Wahrhaftigkeit des Radreiseerlebnisses nimmt bei dir mit jedem Schritt rückwärts vom modernen Ausrüstungsstandard zu. Das ist verklärte Nostalgieromantik - "war doch die Handwäsche am Wachtrog früher soviel schöner als die vollautomatische Waschmachine" usw. Es fehlt mir in deinem Plädoyer die Wahlmöglichkeit, die Freiheit an sich. Man fährt auch nicht Jahrzehnte lang mit dem Velo durch Berge und Täler, ohne dazuzulernen, Wünsche zu äußern und Verbesserungen einzulösen. Geht etwas kaputt, muss man es ersetzen. Im Laden gibt es dann auf einmal nicht mehr das alte Teil, sonder was Neues. Omas Rad gibt es oft nur noch auf dem Flohmarkt oder als neumodisch verklapptes Retrorad - in sich schon wieder ein Betrug an der Authentizität.
Es schwingt auch mit, dass nur das Ungeplante ein Erlebnis ist - ein gewaltiger Irrtum. Ist doch selbst dort, wo Spontanität vermeintlich das Wesen bestimmt wie in vielen Teilen der Kunst meistens der größte Teil des Gestaltens professionelle Routine und gelerntes Handwerk ist. Beispiel Musik: Selbst in den freiesten Musikkreisen, gemeinhin als "Improvisierte Musik" oder auch "Jazz" bezeichnet, sind die als spontan postulierten Momente der abenteuerlichen Entdeckungsreise im gegenseitigen Musizieren auf prozentual geringe Anteile des Gesamtwerkes reduziert - ganz entgegen mancher Willensbezeugungen der Akteure. Man kann die Momente der Freiheit nicht schätzen lernen, wenn man die Wege dorthin nicht kennt.
Du verwechselst kritische Abwägung der modernen Möglichkeiten mit religiöser Verklärung einer alternativen Altzeitromantik - nicht wissend, dass es vor dir schon Zeiten gab, die du gar nicht mehr kennst und die du selbst erst gar nicht erwägst (Holzrad, Hochrad, Laufrad, Eingangrad usw.). Was man gerade hat ist nicht das, was schon immer da war. Ich halte mich für unverdächtig, galoppierenden neumodischen Hypes auf den Sattel zu springen - doch befremdet mich Totalitarismus jeglicher Art gerade deswegen umso mehr - auch wenn nur ein alternativer, alter Gaul dahintrabt.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#885306 - 27.11.12 03:18
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: veloträumer]
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Meine erste 14-tägige Radtour startete ich 2000 mit einem Kettler Town & Country-26“-Alurad mit 5-Gang-Pentasport-Nabenschaltung, keine Panne. Das Rad (nach 6 Jahren verkauft) sehe ich heute noch ab und zu in Paderborn und freue mich, dass es immer noch fast wie neu aussieht. Die Radtouren, die ich noch unternehme, könnte ich problemlos noch mit dem 22 Jahre alten Rad unternehmen.
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#885308 - 27.11.12 05:16
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: ]
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Nun, in dem kilometerlangen Diskussion, der sich hier untendran noch anschließt, werden die maßgeblichen Radreise-Insassen und ihr Fußvolk so lange an dir nagen, bis du aufgibst und dir das neueste Reiserad ohne Federweg, jedoch mit Ortlieb, Forumslader, Edellumenwerfer, Helsportzelt, I-Peiler + Forumscampingstuhl angeschafft hast. In allen käuflichen Einzelheiten dein neues Radreise-Ensemble in die Kategorien des Radreise- Fernradlerforum einträgst. Und damit zur feuchten Taufe zum großen Treffen kommst. Das gibt dann ein Luftballonsmeili und hinterher ein Biersmeili. Kredit bei der Volksbank kannste ja schonmal beantragen. Is auch recht günstig momentan für Inhaber einer Arbeitsstelle. Und eine Original-Radreise muß dann im Sommer auch noch bestanden werden mit den ganzen Sachen. Aber nicht auf dem Radweg ! Das zählt net. Häppi Radreisling
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#885323 - 27.11.12 07:24
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: ]
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Alle anderen reisten und reisen nicht mit expliziten Reiserädern, sondern mit dem, was sie gerade haben.
Nach dem wievielten systematischen Schaden unterwegs ist es dann legitim, etwas Besseres zu kaufen? Auch dieses Bessere muss ja noch lange nicht das ausgewiesene Ettikett 'Reiserad' tragen, aber so ein täglicher Speichenbruch (den wir auf einer Radreise wirklich erlebt haben) verliert irgendwann dann doch seine romantische Verklärtheit. Nichtsdestotrotz bin ich froh, dass wir dieses Rad zu einer Zeit gekauft haben, als alle Internetforen noch etwas für echte Freaks waren und wir dadurch gar nicht erst in die Versuchung kamen, die Ausstattung mit der Weltöffentlichkeit zu diskutieren. Martina
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#885327 - 27.11.12 07:38
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: ]
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Man nimmt sich einen uralten Klepper... <> ... Freaks mit der silberionengespickten Unterwäsche Dein Beitrag ist ganz amüsant zu lesen. Dass er extreme Positionen karikiert, ist sicher so gewollt. Das sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass sowohl hier im Forum als auch auf der Straße in der Mehrzahl eher die Vertreter aller denkbaren Zwischenposition zwischen den Polen unterwegs sind. Bernd
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Mit Fahrrädern? So mit selber treten? Wo ist denn da der Sinn? (Heinz Erhardt im Film “Immer diese Radler”) | |
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Off-topic
#885332 - 27.11.12 07:51
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: JoMo]
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Bei unseren langen Wintern genieße ich aber auch immer schon die Fahrt mit dem Finger auf der Landkarte. Das ist schon das halbe Urlaubsvergnügen.
jomo typischer Fall von Reisefinger - das soll in schlimmen Fällen zu Reisefingerarthrose und Reisefingerhornhaut führen........ Am besten erst mal mit Ga-Ga-Training (Ga1-Ga2) den Finger an die Belastung gewöhnen und dann einen schnellen teflonbeschichteten Reisefingerhut benutzen - dann kannst du deinen Reiseradius deutlich vergrößern...... / Micha
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Geändert von FordPrefect (27.11.12 07:56) |
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#885333 - 27.11.12 07:54
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: Martina]
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Auch dieses Bessere muss ja noch lange nicht das ausgewiesene Ettikett 'Reiserad' tragen, aber so ein täglicher Speichenbruch (den wir auf einer Radreise wirklich erlebt haben) verliert irgendwann dann doch seine romantische Verklärtheit. ...kann ich lebhaft nachvollziehen. Aber erst aus der Erfahrung mit diesem Rad wusste ich dann, was für ein Rad ich wirklich brauche.
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Gruß aus Südhessen Norbert | |
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#885335 - 27.11.12 08:00
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: ]
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- Reisen ist Kopfsache - jeder wie er mag
Gruß Helmut
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#885348 - 27.11.12 08:47
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: Falk]
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Gewerblicher Teilnehmer
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Beiträge: 2.571
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Moin Falk, Danach hatte ich noch nie ein Reiserad. vielleicht ist das genau so eine Legende wie der unmögliche Hummelflug, aber wahrscheinlich willst Du sowieso nicht dem Hauptstrom folgen. Gruß Felix
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Off-topic
#885349 - 27.11.12 08:49
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: Spreehertie]
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Moderator
abwesend
Beiträge: 18.332
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Moin Falk, Danach hatte ich noch nie ein Reiserad. vielleicht ist das genau so eine Legende wie der unmögliche Hummelflug, aber wahrscheinlich willst Du sowieso nicht dem Hauptstrom folgen. Gruß Felix Du hättest die folgenden beiden Sätze von Falks Beitrag auch lesen sollen
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#885353 - 27.11.12 08:54
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: ]
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Ich finde diese Ermunterung absolut richtig und klasse. Hat mich gefreut, diese klaren Worte zu lesen, denen ich fast vorbehaltlos zustimmen kann.
Ich muss jedoch - gerade was die Ausstattung von Rad und Rest angeht - genau überlegen: Was will ich und wofür. Muss ich für meine zweiwöchige Deutschlandtour im Sommer wirklich unbedingt ein expeditionserprobtes Hightech-Reiserad mit Pinion und Gates, Photonenpumpe und Ortliebs besitzen - oder will ich all das Zeug haben, um nach außen als harter Knochen mit unglaublicher Reiseerfahrung dazustehen, wenn ich des Abends mein Mt.McKinley-erprobtes Wurfzelt auf dem Campingplatz aufflippen lasse?
Ich behaupte, ein Teil von uns betreibt eigentlich nur eine subtile Form der Selbstbefriedigung, wenn er tausende von Euro in eine mördergeile Ausstattung steckt, die aber letztlich nicht wirklich notwendig ist.
Jedoch wird ein Teil der teureren Ausstattungen auch dann gekauft, wenn man gemerkt hat, dass man mit dem Baumarktzelt, den Billigreifen oder dem schwabbeligen Billo-Chrom-Gepäckträger nicht wirklich glücklich wird. Soll ja mehrfach vorgekommen sein. Die Gangabstufung der Torpedo-Dreigangschaltung reicht auch für eine norddeutsch-Flachland-Tour nicht aus? Verständlich, da darf dann auch was "vernünftiges" dran.
Meine ersten Radreisen habe ich tatsächlich mit einem Dreigang-Hollandrad der Marke Einkaufszentrum gemacht, die einzige Zusatzausstattung daran war ein zusätzlicher vorderer Gepäckträger, auf dem mein Schlafsack und mein Alu-Kochgeschirr (klötert sehr lustig) befestigt waren. Meine Packtaschen (Baumarkt) waren nicht wasserdicht, dafür gab es große Plastiktüten. Das Rad war mit fast 20 Kilo Lebendgewicht (OHNE Gepäck) erheblich zu schwer, drei Gänge und eine einfachste Felgenbremse vorn sowie Rücktritt hinten mussten reichen. Ich hatte keine Getränkehalter (dafür SIGG-Blechflaschen), ein zwei-Kilo-Stahlbügelschloss, ein Drei-Mann-Hauszelt mit massivem Aluminiumgestänge (Aufbauzeit ca. 20 Minuten) und echte Jeanshosen dabei. Der ganze Klumpatsch wog alles in allem fast 50 Kilo. Und dennoch: diese ersten Touren haben mir einen unglaublichen Spaß gemacht - und jeweils gute 700 Kilometer sind, denke ich, eine unter diesen Umständen nicht zu verachtende Strecke.
Was man braucht, ist das eine. Was man will, etwas anderes.
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Schien Schreeß us Kerpen: Martin
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#885357 - 27.11.12 09:01
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: Pixelschubser]
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Ich hatte keine Getränkehalter (dafür SIGG-Blechflaschen), ein zwei-Kilo-Stahlbügelschloss, ein Drei-Mann-Hauszelt mit massivem Aluminiumgestänge (Aufbauzeit ca. 20 Minuten) und echte Jeanshosen dabei. Der ganze Klumpatsch wog alles in allem fast 50 Kilo. Wobei es m.E. nicht verboten ist und auch nichts mit Affigkeit zu tun hat, auch vor der ersten Radreise ein bisschen nachzudenken und z.B. darauf zu kommen, dass sich untern den Hosen im eigenen Kleiderschrank geeignetere als ausgerechnet Jeans befinden (ok, ist vielleicht nicht bei jedem der Fall, aber bei mir fanden sich z.B. durchaus dünne, aber robuste Hosen in Dreiviertellänge aus Mischgewebe). Martina
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Off-topic
#885358 - 27.11.12 09:12
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: Martina]
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Mitglied
abwesend
Beiträge: 374
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Da hast Du durchaus Recht, Martina, aber es gab in meiner Umgebung damals niemanden, der mich an seiner Erfahrung hätte teilhaben lassen können, und mein beschränkter Grips reichte seinerzeit auch nicht wirklich aus - ist allerdings auch schon zwanzig Jahre her, das ganze. Und nein - die Jeans waren nicht meine Fahr-Bekleidung - ich hatte seinerzeit tatsächlich gepolsterte Radhosen und leichte Shorts drüber, um auf meinem Lepper Primus ein halbwegs erträgliches Popogefühl hervorzuzaubern... Die Jeans waren für Abends gedacht, wenn ich dann mal mit meiner Freundin rausgehen wollte...
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Schien Schreeß us Kerpen: Martin
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Off-topic
#885361 - 27.11.12 09:18
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: Pixelschubser]
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abwesend
Beiträge: 18.006
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Da hast Du durchaus Recht, Martina, aber es gab in meiner Umgebung damals niemanden, der mich an seiner Erfahrung hätte teilhaben lassen können, und mein beschränkter Grips reichte seinerzeit auch nicht wirklich aus - ist allerdings auch schon zwanzig Jahre her, das ganze. Äh, das sollte kein Angriff sein. Martina
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#885365 - 27.11.12 09:30
Re: Radreisen ohne Reiserad. Eine Ermunterung.
[Re: ]
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abwesend
Beiträge: 636
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Da will einer sagen: "Es geht auch anders!" Und was sagt er? "Es geht nur anders!" Was sagt uns das? Wenn man mitten in einem Ameisenhaufen steht, sollte man nicht darüber klagen, dass die ganze Welt aus lauter Ameisen besteht.
Mit lieben Grüßen von einer Alt-Ameise
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