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#908526 - 10.02.13 20:34
Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
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Dauer: | 9 Monate, 4 Tage |
Zeitraum: | 1.11.2009 bis 1.8.2010 |
Entfernung: | 0 Kilometer |
Bereiste Länder: | Argentinien Bolivien Chile Peru
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Externe URL: | http://Gerbenno.com |
Als ich Bekannten und Freunden erzählte, dass ich eine lange Radreise durch Südamerika machen wollte, fragte fast jeder: Warum? Eigentlich gab es nur eine gute Antwort: Warum nicht? Ich hatte schon länger den Traum, die Panamericana zu erfahren. Den Floh hatte mir ein Forumsmitglied in’s Ohr gesetzt. Ich hatte meinen Bachelor zwar nocht nich abgeschlossen, aber auch noch keine Frau, kein Kind und keinen Hund für die ich zuhause bleiben musste. Und ich hatte jemanden um zusammen zu reisen. Ganz und gar nicht unwichtig, denn nach Solo-reisen von einem Monat begann ich manchmal schon an meinem gesunden Verstand zu zweifeln. Also setzte ich mein Studium für ein Jahr still, arbeitete den Sommer durch in einer Fabrik, die Medikamente in Portionssäckchen stopft (Ja, sowas gibt’s in den Niederlanden), und buchte mein Ticket nach Ushuaia. Die Idee der Reise: Wir fangen am Ende der Welt an, und radeln dann nach Norden. Unterwegs fragen wir, was die schönsten Strecken sind, und planen alles danach. Wir fliegen wieder nach Hause wenn wir keine Lust, Zeit, oder Geld mehr haben. Ich reiste zusammen mit Gerben, einen Kommilitonen den ich in Wageningen kennenlernte; wir hatten schon mehrere kleine Reisen (eine Schwarzwaldwinterradtour, Survival-wochenenden usw.) zusammen unternommen, die uns immer wieder an unsere Grenzen brachten. So kannten wir einander ziemlich gut, und das auch in Extremsituationen. Für ihn war es die erste Radreise die länger als eine Woche dauerte! https://lh6.googleusercontent.com/-P5vTu4omlVg/URf7WLui2yI/AAAAAAAAALs/pSpYtOYuuBI/s512/Route.jpg Bild in Link geändert. slatibart Dies ist die grobe Route. Manche Strecken haben wir mit dem Bus oder sogar Flugzeug überbrückt. Der ‘every-:zensiert:-inch’-status war uns nicht so wichtig. Die zwei Hauptdarsteller, vor und nach dem Südamerika-makeover. So wie jeder weiss, sollte man sich nicht rasieren auf einer Radreise. Damit riskiert man nur schlechtes Wetter. Before: After: Ushuaia liegt am Beagle Kanal, und ist die südlichste Stadt der Welt. Man kann auch überall Sticker, Patches oÄ. kaufen um zu beweisen, dass man am Ende der Welt ist. In der Stadt hängt eine herrlich ruhige Atmosphäre, ich muss immer wieder an ‘The hitchhiker’s guide to the galaxy’ denken: Wenn man am Ende der welt ist, braucht man sich keine Sorgen zu machen... Nach 4 Tagen ‘akklimatisieren’ (sprich: bier trinken) wurde es Zeit um Feuerland unter die Reifen zu nehmen. Das Patagonische Frühjahr ist nicht wirklich mit unserem zu vergleichen. Ready to rumble: Nachdem wir über den Paso de Garibaldo gefahren waren, musste Gerben erstmal anhalten um das Eis aus seinem Schalwerk zu pielen. Das Wetter auf Feuerland im Frühling ist unglaublich wechselhaft. Es wechselt von dichtem Schneegestöber zu strahlendem Sonnenschein. Das einzige was konstant ist, ist der Wind. Wir fuhren genau in die ‚falsche‘ Richtung: gegen den Wind. Trotzdem genossen wir die weite, einsame Landschaft. Feuerland war vor allem ein schöner Start wegen der Extreme: die Kälte, der Wind, die Einsamkeit. Uns wurde schnell klar, dass wir wirklich am Ende der Welt waren, und dass der Rest darauf wartete erfahren zu werden. Auf der Fähre zum Argentinischem Festland genossen wir den Blick auf die wilde Insel, während um uns herum Delfine aus dem Wasser sprangen.
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Geändert von slatibart (11.02.13 10:27) Änderungsgrund: Karte als Bild eingebunden |
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#908528 - 10.02.13 20:38
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: naero]
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#908548 - 10.02.13 21:22
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: naero]
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Argentinien: Rio Gallegos-El Chaitén Auch hier waren die weiten Landschaften und starke Winde beeindruckend. An einem Tag war der Wind so stark, dass wir erstmal zwei Stunden neben der Strasse warteten, bis wir wieder fahren konnten -Klick . Um mal zu fühlen wie das so ist, liessen wir uns kurz durch den Wind in die andere Richtung treiben. Ohne zu treten erreichten wir 45km/h. So wunderten wir uns auch, dass mitten in der Pampa ein Schild stand, das uns vor dem Wind warnte. Duh. Als Biologiestudenten waren wir auch sehr beeindruckt von der Fauna. In Argentinien wurde ich sogar fast angefallen von einem männlichem Nandu. Der 1,40meter hohe Laufvogel probierte mich abzuschrecken, und stand aufeinmal mit drohend gespreizten Flügeln neben mir, während ich mit 7km/h gegen den Wind zockelte. Es war ihm wohl nicht klar, dass ich kein Interesse hatte, seine 10 Küken zu vespeisen. Leider habe ich davon keine Bilder, nur ein vages video . Wir sahen einen Haufen schöner Viecher. Cachanas Flamingos Guanacos , die wilden Vorväter von Lamas. Skorpione Eine Heuschreckenart, die auf einmal zu Tausenden durch die Pampa wanderte . Wo Leben ist, ist auch Tot, und die Strassenmeisterei in Südamerika hat wohl besseres zu tun als tote Tiere zu entfernen. Das ist der Job von Füchsen, Caracara's und Condoren. Kadaver am Wegesrand sind allgegenwärtig. Von Rio Gallegos fuhren wir gegen den Wind nach El Calafate, wo die Anden sich blicken lassen. Von dort ging es auf frischem Asphalt weiter nach El Chalten; es wurde auch schon etwas bergiger. Wir hatten sogar einen Tag ohne Wind! Das war wirklich herrlich entspannend, denn der Wind ist nicht nur körperlich sondern auch psychisch extrem anstrengend. Der andauernde Lärm kann einen ziemlich fertig machen. der Wind hinterlässt seine Spuren... eine Errinnerungsstätte an einen verstorbenen Gaucho. Die Geschichte von Gauchito Gil wurde hier letztens schon erzählt. Kurz vor El Chalten sahen wir unseren ersten Kondor : Wir fuhren am Fusse des Mt. Fitz Roy vorbei, und machten uns auf den Weg zur Carretera Austral. Sie ist von Chile nur zu erreichen mit zwei Fähren und einem Eselpfad. Der Weg zum Lago Desierto . Das Wetter zeigte sich wieder von seiner stürmisch-patagonischen Seite, dennoch waren wir in Jubelstimmung: Endlich wieder Bäume und Wald! Die Überfahrt über den Lago Desierto war wild, aber am nächsten Tag zeigte sich der 'Verlassene See' von seiner freundlichen Seite. Das ist tatsächlich das gleiche Fleckchen Erde! Der Eselpfad über die Grenze kostete Körner. Wir reisten ziemlich schwer bepackt, und die 7km fielen uns ziemlich schwer, ganz anders als Christian letztens beschrieben hatte... Auch die Räder muchten durch den Sumpf . Eine Walze, um eine Flugpiste zu bearbeiten; mit freundlichen Grüssen von den Flintstones Auch die Brücken können gewöhnungsbedürftig sein. Wir kamen so bald an beim Lago O'Higgins, wo wir offiziell einreisten und auf unsere Fähre warteten, die gelinde gesagt eine freie Auffassung des Begriffes 'Fahrplan' hat.
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#908551 - 10.02.13 21:53
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: naero]
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Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien
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Hi Naero Argentinien: Rio Gallegos-El Chaitén Auch hier waren die weiten Landschaften und starke Winde beeindruckend. ... Geniale Bilder - macht voll Fernweh! Vor Wind und Kälte Patagoniens hatten wir uns allerdings ziemlich gefürchtet, weswegen ich "weiter nördlich" in Buenos Aires gestartet bin. Allerdings hatte ich die bei Dir eingangs als "noch fehlend" erwähnten Frau und Kind dabei ... was vielleicht auch mit ein Grund dafür war, dass der Bartwuchs auch aufm Altiplano regelmässig "eingedämmt" wurde ...
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Liebe Grüsse - Panta Rhei "Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet | |
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#908598 - 11.02.13 09:23
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: panta-rhei]
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Diesen Sommer geht's dann wohl zum ersten mal mit der Herzensdame auf die Reise, vielleicht darf dann sogar rasiert werden, haha... Die Temperaturen in Patagonien sind manchmal nicht von schlechten Eltern; wir sind einer Familie auf Tandems begegnet; bei dem einen Jungen (12 Jahre) wäre es auf der Reise einmal fast richtig schiefgegangen, weil er extrem unterkühlt war. Sowas muss ja nicht unbedingt sein.
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#908927 - 11.02.13 22:22
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: naero]
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Carretera Austral Die Carretera Austral ist die südlichste Strasse Chiles. Ihr Bau began in 1976 unter dem Regime Pinochets um Territoriumclaims hart zu machen. Das infrastrukturelle Meisterwerk hat viele Menschen das Leben gekostet. Das letzte Stück, nach Villa O'Higgins, wurde erst in 2000 fertiggestelt. Entlang der etwa 1200km langen Route wohnen in total nur 100.000 Menschen. Viel Natur also, und grandiose Landschaften, die sich im flottem Tempo abwechseln. Viel Radreisende haben diese Strasse für sich entdeckt: Von den insgesamt 96 Reiseradlern die wir auf der 9-monatigen Reise sprachen, begegneten wir 50 auf diesem Streckenabschnitt. In Villa O'Higgims quartierten wir uns in einer kleinen Pension ein. Wir versuchten Kontakt aufzunehmen mit Eltern und Freunden; dass funktionnierte aber nicht: das Wetter war zu schlecht. Auch ansonsten wurde uns mehr und mehr klar, dass wir hier mehr am 'Ende der Welt' waren als in Ushuaia. Ganz Patagonien machte einen sehr 'westlichen' Eindruck, aber hier war eine warme Dusche nicht selbstverständlich. Dusche. je weniger Wasser, desto heisser. der Holzherd. Zentrum von Küche und Wohnzimmer. Die Landschaft hier ist ziemlich anders als auf der anderen Seite der Anden, die hier noch relativ bescheidene Höhen erreichen. Die Carretera Austral geht durch ein ziemlich bergiges Gebiet, ich glaube hier im Forum hatte jemand ausgerechnet, dass man pro 100km immer 1000hm klettern muss, obwohl die Strasse nie höher als 1300hm wird. Bei Puerto Yungay wurde es dann kurz steil, aber auch wunderschön. Wir bekamen die ersten Eindrücke des (sehr seltenen!) gemässigtem Regenwald. Wir nahmen einen Ruhetag vom Radeln, und erkletterten einen der umringenden Berge. Die Aussicht lohnte die Mühe. Den Rag danach nahmen wir frei, um unseren versauerten Beinen Ruhe zu gönnen. Wir hatten den Aufstieg etwas unterschätzt. Die Carretera Austral beeindruckt mit ihren ursprünglichen Landschaften, aber dann und wann wird der menschliche Einfluss sehr deutlich.Entwaldung und Erosion findet man auch schon hier. Die Wände stehen hier nicht für nichts... Ochsengespann bei der Siesta. Am Wegesrand findet man viele bekannte Gartenpflanzen in der Wildnis wieder. Wir wissen selten, ob die Pflanzen Einheimisch sind, oder Eindringlinge. Fuchsiawälder Lupinen Dieses Bambus-artige Gras ist einheimisch! Weiter ging’s richtun Coyhaique, der grössten Sadt der Carretera Austral. Die Gegend hier wird auch ‘Patagonische Schweiz’ genannt. Warum wohl? Nach Coyhaique wurde es feuchter. Bis jetzt hatten wir sehr viel gutes Wetter gehabt, aber nun sollte es auf der Carretera fast jeden Tag regnen. Auch nicht merkwürdig, wenn man bedenkt dass es in Parque Queulat pro Jahr bis zu 4000mm Niederschlag gibt (zum Vergleich: Rheinland-Pfalz: 800mm). Daraus entsteht eine einzigartige Flora und Fauna: Der gemässigte Regenwald. Mich hat dieses Gebiet schlichtweg umgehauen. Alles ist grün, alsob es keinen besseren Platz zu wachsen gäbe als hier. Der 'hängende Gletscher', Glaciar Colgante. So kochte ich an meinem Geburtstag mein Abendessen. Wir fuhren weiter, aber die Carretera Austral endete für uns in Chaitèn. Der anliegende Vulkan hatte dieses Städtchen und die Strassen durch den Parque Pumalin im September 2009 mit einer Schlammlawine verwüstet. Ein Teil des Städtchen wurde ins Meer gespült, ein anderer verschüttet. Hier wurde uns wieder deutlich gemacht wer das Sagen hat. Nicht der Mensch ist Herrscher über die Natur, sondern anderstrum. Das wird uns immer erzählt, aber erst wenn man soetwas sieht, begreift man das wirklich. Volcano Chaitèn. Die Wolken sind nicht nur Regenwolken. man sollte sich nicht so an Strassenlaternen abstützen können... Wir nahmen eine Fähre nach Puerto Montt, wo wir unsere Freundinnen trafen. Einen Monat lang liessen wir die Fahrräder stehen. Eine schöne Zeit; als die Damen geflogen waren, waren wir trotzdem froh, weiter fahren zu können. Volcano Osorno Wir waren in einer Region angekommen, die durch Deutsche besiedelt worden war. Es ist rundum Puerto Varas noch immer ein Statussymbol, wenn man einen Deutschen Nachnahmen, blaue Augen und einen Mitgliedsbeweis eines ‘Club Alleman’ hat. Ich traf eine Familie, die akzentfrei Deutsch sprach. Als ich sie fragte, wie lange sie schon hier wohnten, antwortete der Vater: ‘175 Jahre.’. Frutillar, Deutsches fachwerk in Patagonien. Zusammen mit Christian, einem Schweitzer der uns noch viele tolle Streckentips gab, kreuzten wir die Grenze nach Argentinien, und fuhren nach San Martin de Bariloche, einer Stadt die sich auskennt mit Touristen. Hier folgten wir zwei Wochen lang einen intensiven Spanischsprachkurs. Eine sehr sinnvolle Investition. Vielleicht hätten wir etwas länger bleiben müssen. Es gefiel uns auch hier, aber Bariloche ist ein teures Pflaster, und wir wollten noch lange nicht nach Hause. Wir kauften ein Busticket nach San Rafael und machten uns vom Acker aus dem teurem und kalten Patagonien. Trotz des Preisschildes ist Patagonien bei uns in herrlicher Errinnerung. Die Natur, die Weite, die Leere, haben diese ersten Monate zu einem tollem Erlebnis gemacht.
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Geändert von naero (11.02.13 22:23) |
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#909132 - 12.02.13 18:06
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: naero]
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bitte unbedingt weiter schreiben. Macht echt spass mit zu träumen. Rennrädle
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#909158 - 12.02.13 20:03
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: naero]
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Super weiter so bitte! Echt schöne Bilder und einen tollen Eindruck den du uns hier gibst. Da bekommt man echt Fernweh. Vorallem bekomm ich mal wieder Lust aufs Rad
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#909165 - 12.02.13 20:22
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: naero]
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Echt klasse Bilder. Warte auf die Fortsetzung und hätte gerne noch ein paar mehr Infos zu den Bildern, da mein übernächstes Großunternehmen auch eure Strecke betrifft.
Wie seid ihr durch den Sumpf an der argentinisch/chilenischen Grenze gekommen? Gepäck vom Rad und alles einzeln rübertragen? Wie lange war bei euch diese Sumpfstelle?. Gibt es dann bald Wasser (Bach etc.), um alles zu reinigen?
Gruß Hildegard
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#909189 - 12.02.13 22:04
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: naero]
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Frutillar, Deutsches fachwerk in Patagonien. Wenn das so sein soll, dann wohl schlecht nachgemacht. Ist ein interessanter Stilmix wie schon im Bilderrästel von Titschi zu Argentinien. Die Fensterfronten erinnern sehr stark an Nordspanien - Galicien, Asturien, Kantabrien - dort aber oft als Teil einer Doppelfassade - quasi windgeschützte Balkone. Das fehlt wiederum. Das Fachwerk wirkt auch so ein bisschen minimalistisch, eher zu wenig Balken gegenüber Deutschland, Frankreich. Könnte sogar Fertigbauweise sein.
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#909225 - 13.02.13 08:23
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: amarillo]
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Schön dass es dir gefällt! Die Stelle war nicht länger als hundert meter. Wir haben glaub' ich die Fahrräder einfach vollgeladen zu zweit durch den Sumpf geschoben, man war schnell durch das tiefste Sück durch. Danach gibt's genug Bäche um alles sauber zu kriegen. Wasser ist rundum der Carretera Austral kein Problem, wir haben einfach aus den klaren Bergbächen getrunken und haben keinerlei Probleme gehabt. Mehr Bilder folgen bald, spätestens morgen. Grüsse, Benno
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#909227 - 13.02.13 08:30
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: veloträumer]
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Für mich sah das unglaublich Deutsch aus, haha. Es kann natürlich gut sein, dass das Gebäude für Touristen gebaut worden ist, aber auch die Einheimischen finden alles, was aus Deutschland gibt, toll. Im radio läuft sogar Deutsche Volksmusik, und viele Leute sind sehr stolz auf Nachnahmen wie 'Schneider'.
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#909289 - 13.02.13 12:43
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: naero]
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Für mich sah das unglaublich Deutsch aus, haha. Es kann natürlich gut sein, dass das Gebäude für Touristen gebaut worden ist, aber auch die Einheimischen finden alles, was aus Deutschland gibt, toll. Im radio läuft sogar Deutsche Volksmusik, und viele Leute sind sehr stolz auf Nachnahmen wie 'Schneider'. Das kann dann verschiedene Ursachen haben. In Südamerika gibt es durchaus Deutschstämmige, die die Klischees relativ unreflektiert übernehmen, um "Deutsch" zu wirken. Das ist meist unbedenklich, wenn auch etwas schräg. Es gibt allerdings auch Gruppen, die recht steif an alten Werten festhalten, in besseren Fällen an alten Kaiserzeiten, in schlechteren am Nazitum. Altnazis haben sich ja gerne in die moderaten Klimazonen in Südamerika aufgemacht - entweder um sich vor der Verantwortung aus dem Staub zu machen, oder einfach weil sie den neuen Zeiten nichts abgewinnen konnten. Paraguay dürfte da den Schwerpunkt bilden. Ich habe das mal in Kanada in einem "deutschen" Club erlebt, da gab es dann diverse Kriegs- und Nazi-Devotionalien zu sehen, wie das im modernen Deutschland so offen nicht mehr möglich wäre. Da gab es dann auch noch "Exildeutsche" aus der Naziära, die noch Deutsch konnten und auch die entsprechende Gesinnung hatten. Die Folgegeneration (Töchter und Söhne waren auch dort) konnte aber schon kein Deutsch mehr und das praktizierte Deutschtum schien dabei auch immer mehr zum Klischee am Feierabend abzugleiten als dass die Gesinnung streng weiter gepflegt wurde. Übrigens: Die Tour ist authentisch gut im Bild dokumentiert - man sieht auch, das nicht immer alles Heldenglanz und Gloria auf einer Tour ist. Neben den tollen Blickfängen auch das Durchschnittliche dabei.
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#909563 - 14.02.13 01:18
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: veloträumer]
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Danke für die Blumen! Auch wenn die extremen Erlebnisse die sind, die man immer erzählt und nie vergisst: das schöne, freie Leben auf der Reise ist das, was das gute Gefühl über die Reise produziert. Und das ist nicht immer spektakulär. Weiter geht's: In San Rafael angekommen, mussten wir erst mal 4 Tage auf unsere Räder warten. Wir taten das sehr gelassen: Das Wetter war herrlich warm, der Wein schmeckte viel zu gut für seinen Preis, und Fleisch wurde doch sehr erschwinglich. Wir verbrachten die Zeit mit Wanderungen und Grillabenden. Nandu-Eierschalen! Als unsere Fahrräder dann ankamen, machten wir uns wieder auf durch die flache Umgebung, bewachsen mit dornigen Pflanzen. Einer der wenigen Plattfüsse (Jawollja, Marathon XR) der Reise: Die Dornen waren zum Teil so stark, dass sie manchmal durch die Sohle meiner sandalen durchstachen! Eine kulturelle Erfahrung hatte ich unter dieser Brücke: Wir wollten unser Zelt doch ein wenig aus der Sicht von der Strasse hinstellen, da war sie eigentlich schon besetzt. Eine Gruppe Argentiniër aus San Rafael stand hier mit ihrem uraltem Peugeot, aber sie wenkten uns herzu, sie würden die Nacht doch nicht hier schlafen. Wir wurden eingeladen auf Bier und Fleisch, und hatten tolle Gespräche. So zitiere ich immer wieder gerne den Kerl, der sagte: ‚Mein Auto ist aus 1973, mein Haus ist armselig, aber jeden Abend esse ich ein gutes Steak und trinke herrlichen roten Wein.‘ Für mich ist das (zugegebenermassen nicht hochintellektuelle) statement typisch für Südamerika: Carpe Diem, hier wird’s gelebt! Was ich gleichzeitig sehr unanagenehm fand, war der Grund warum sie hier waren: Die Männer kamen, um Pichi’s zu jagen, Gürteltiere. Sie stehen in Argentinien unter Naturschutz, aber niemand nimmt das so eng. Das Fleisch gilt als Delikatesse, das fangen der Tiere als Sport. Jeder sichselbst respektierende Haushalt in der Nähe hat mindestens einen Pointer (Hund), der auf Gürteltiere trainiert ist. Ich fand es sehr traurig, aber wer bin ich um diesen Leuten zu erzählen was sie tun dürfen und was nicht? Ich komme aus Europa, fast alles was wir an Natur haben, haben wir erfolgreich ausgemerzt. Und jetzt komme ich mit meiner westlichen Arroganz, und erzähle ihnen, dass sie das nicht dürfen! Für mich doch ein ziemlicher Augenöffner. Weiter ging’s, und wir fuhren wieder Richtung die Berge: Unterwegs blühten die Kakteën um uns herum. Wir waren auf dem Weg zu unserem ersten ‚richtigem‘ Pass, Paso Libertadores. Die Landschaft veränderte wieder, und wir genossen es, in den Bergen zu sein. Diese Eisenbahntunnel werden nicht mehr gebraucht: Die ehemalige Verbindung zwischen Argentinien und Chile wird nicht mehr mit der Bahn, sondern nur noch mit Lastwagen unterhalten. Das riesige Eisenbahnnetz, was die Britten in Chile und Argentinien gebaut hatten, wird fast gar nicht mehr gebraucht. Ein koloniales Erbe, was vielleicht nützlich hätte sein können? Die Puente del Inca: Eine natürliche Brücke, entstanden durch minerale die aus thermalen Quellen kommen. Ziemlich beeindruckend, schon die Inca benutzten sie. Danach hatten wir Sicht auf den Monte Aconcagua, dem höchstem Berg Amerikas: 6.959m. Kurz danach passierten wir die Grenze zu Chile.
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#909668 - 14.02.13 14:54
Chile, Paso Libertadores-Paso del Agua Negra
[Re: naero]
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Der 3800m hoch liegende Paso los Libertadores wird auch Paso Cristobal redentor genannt. Auf 3500hm ist ein Tunnel durch den Berg gegraben. Wir beschlossen den Tunnel zu nehmen, weil wir erkältet waren und uns auch weiter nicht so dolle fühlten. Der erste Kontakt mit Höhenluft gab uns einen Mordsrespekt vor den Anden. Den 3km langen Tunnel darf –und will- man nicht mit dem Fahrrad fahren, aber sobald wir schon da waren, wurden wir von einem Bauarbeiter in einen Fiat geladen und durchgefahren. Spass im Tunnel. Alles passte genau in den kleinen Fiat. Abfahrt. Höhenmeter vernichten, Autos überholen. Den Abstand zur Küste hatten wir in kürzester Zeit hinter uns gelassen. Wir fuhren über die Autobahnen, zwischen Mauern durch. Die Gegend rundum Santiago war Landschaftlich nicht so der Brüller. Die Preise für Früchte und Gemüse waren aber unglaublich. 5 kilo Avocados für etwas mehr als einen Euro waren keine Seltenheit. Ohne Probleme kamen wir an in Valparaiso, wuschen uns, skypten mit zuhause und erkundeten das legendarische Nachtleben Valparaíso. Ich sag nur: Pisco sour. Es war die Nacht von 27 Februar 2010. Um 3.34 nachts ging’s los. 300km von uns entfernt war das Epizentrum, aber in Valparaíso hatte das Erdbeben noch immer eine Kraft von 7.9 auf der richter-Skala. Zum ersten mal seit 2 Monaten schliefen wir in einem Haus, und zwar auf dem 3en Stock eines alten hölzernen Hotels. Ich hab‘ in meinem Leben noch nie soviel Angst gehabt. Man ist da als Westeuropäer nicht drauf vorbereitet. Gerben hing mit seinem Kopf aus dem Fenster, um zu schauen, was passierte, während Brockstücke nach unten fielen; ich sass nur auf dem Bett. Als das Beben aufhörte, nahmen wir unsere Schlafsäcke und etwas zu trinken mit aus dem Hotel. Wir waren nicht mal rechtzeitig aus dem Gebäude für die ersten Nachbeben. Wir machten es uns bequem in einem Park, wir wollten nicht die Gefahr haben, dass ein Gebäude auf uns fallen würde. Das Bild am nächsten Morgen. Die Erde war die ganze Nacht nicht zur ruhe gekommen. Wir packten unsere Sachen und machten uns vom Acker gen Norden. Wir wollten keine Katastrophentouristen sein. Die Verwüstungen hielten sich in Grenzen, auch wenn es nirgends Strom oder laufendes Wasser gab. Wasserleitung ... Die Feuerwehr holte labilen Putz von den Häusern. Wir sahen kaum eingestürzte Gebäude, auch wenn uns jemand erzählte, dass drei Blocks weiter 7 Leute gestorben wären. Keine Ahnung ob das stimmte. Unsere Versuche unsere Angehörigen zu informieren, dass es uns gut geht, trugen erst abends Früchte. Das Telefonnetz ging nur innerhalb Chiles. Meine Eltern erzählten mir, dass es eine Tsunami-warnung für Valparaíso ausgerufen wurde. Sie hatten sich alle ziemlich heftige Sorgen gemacht. Der Tsunami kam, war aber entgegen der Experten-Warnungen nur 50cm hoch. In Valparaíso selbst habe ich nichts davon gehört. Wir fuhren auf dem schnellsten Weg aus der Stadt heraus: entlang der See. Überall war man ganz ruhig, die Fischmärkte waren auch wieder gut bestückt. Wenn der Tsunami ernsthaft gekommen wäre, hätte das tausenden Leuten das Leben gekostet, einfach wegen unzureichender Informationen! Supermarkt. The show must go on. In diesem Supermarkt begegneten wir auch Alain. Wir waren ihm schon eher, auf der Carretera Austral begegnet. Alain reiste auf dem Liegerad mit Hänger. Wir fuhren in dieselbe Richtung entlang der Panamericana, also beschlossen wir, zusammen zu fahren. Letztendlich sollten wir einen vollen Monat zusammen reisen. Alain. Auf diesem Stück empfanden wir die Panamerica nicht als langweilig. Die Landschaft veränderte immer mehr zur Wüste, und die Strasse war so hügelig dass wir selten mehr als 90km pro Tag machten. Vielleicht lag das auch an unseren Siësta’s, die wir sehr genossen, ebenso wie den frischen Ziegenkäse und haufenweise Früchte. Siesta Tägliche Portion Früchte. Für fast kein Geld kauft man das einfach an der Strasse. Von oben nach unten: Papaya, Kaktusfrüchte, Pepino (kleine Melonen). Dies sind die Blumen und Früchte einer in dem Kaktus lebenden parasitären Pflanze. Alain beschloss, zusammen mit uns über den Paso del Agua Negra zu fahren. Deshalb gibt es von uns auch einige Fotos aus einer anderen perspektive. Für uns mal wieder typisch: Wir hatten etwas tolles entdeckt: Jawoll, eine Gottesanbeterin. Es muss schon lustig sein, mit Biologiestudenten unterwegs zu sein. Zu dritt machten wir uns also auf den weg, und so kamen wir wieder auf unbefestigte Strassen. Der Eintritt ins Niemandsland, nach der Passkontrolle. Der Text sagt, frei übersetzt: ‚Sehr geehrter Benutzer, sie sind 83km von der Grenze Argentiniëns entfernt. Kontrollieren sie ihr Fahrzeug. Keine Durchfahrt für Schwertransporte. Wenn sie aussteigen, laufen sie langsam. Fahren sie mit grösster Vorsicht. Dies ist eine Hochgebirgsstrasse. Brandstoff in 173km.‘ Einladend! Wir waren mit unserer mehrtägigen Tour über den Paso del Agua Negra begonnen; fast 4800m hoch.
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#910209 - 15.02.13 19:51
Argentinien: Paso del Agua Negra bis Paso Sico
[Re: naero]
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Da wir einen Mordsrespekt vor der Höhenluft hatten, und nach dem Paso del Agua Negra noch abgelegenere Gebiete erfahren wollten, beschlossen wir sehr ruhig angehen zu lassen. Oberhalb von 3200m wollten wir pro Tag nicht mehr als 300hm als am Tag zuvor schlafen. Ab 4200hm würden wir dann in einmal über den Pass. So geschehen, machten wir uns in sehr ruhigem Tempo auf, um die Berge zu erobern. Mittags hielten wir eine Siesta, wo es schatten gab. In dieser Höhe ist die Sonne unglaublich stark. In einer Schafshütte, wo wir Schatten suchten, vielen uns die interessant geformten insekte auf, die hier herumkrochen: Nach dem Nickerchen, hatten sie ihre Form geändert: Jawoll, es waren Blutsaugende Wanzen. Etwas erschrocken aber vor allem fasziniert sahen wir den vollgesogenen Tierchen zu, wie sie es nicht mehr schafften um Wände hoch zu klettern, weil sie sich zu sehr volllaufen hatten lassen. Krank ist keiner von uns dreien geworden. Für den Pass hatten wir schon viel nützliche Informationen aus dem Rad-Forum bekommen, das hat uns einen Haufen geholfen. Nochmal dank an die betreffenden Personen , vor allem Christian. Bis zu einer Höhe von 4000m leben hier Menschen, Ziegenhirten mit relativ kleinen Herden. Im Winter ziehen sie ins Tal, dann will man wohl nicht hier oben sein. Die freundlichen Männer verkauften uns ein grosses Stück Käse, und erzählten uns dass ihre Ziegenherde in der letzten Woche von 70 auf 65 Tiere geschrumpft war. Die Ziegen waren von einem Puma erbeutet worden. Interessant, wenn man kurz danach sein Zelt in der Wildnis aufbaut... Alain, auf dem Weg zum Gipfel Camp auf 3900hm Wasser holen für das letzte Camp, auf 4200m. So kann man fast 20l Wasser mitnehemen. Der Tag an dem wir den Pass selbst beklommen, war wohl einer der härtesten der Tour. Gerben und ich hatte beide ziemliche Mühe mit der Höhe. Alain, der hobbymässig viel in den Alpen herumturnt, hatte es viel einfacher. Die unglaublichen Aussichten machten uns das Leben um einiges leichter. Wir fuhren an den Penitentes-gletschern vorbei. Knapp neben der Strasse stehen diese eindrucksvollen Eisgebilde, die es nur hier und im Himmalaya geben soll. Aus der Ferne: Die Grösse der Berge konnten wir nicht auf dem Foto festlegen, hier ein Versuch: der kleine Punkt dort, das bin ich! Als wir endlich den Pass erklommen hatten, wollten wir nur noch herunter. Entlang von mehreren Penitentes-gletsjern sausten wir über Bodenwellen gen Tal. Ein Gletscher, gleich neben der Strasse! Etwas unterhalb des Passes wird auf der Argentinischen Seite an der Strasse gearbeitet. Ein Tunnel auf 4000 meter soll die Chilenische Hafenstadt La Serena und das Argentinische und Brasilianische Tiefland ganzjährlich verbinden. Wir werden im Arbeiterlager gastfrei mit Trunk und Speis empfangen. Am nächsten Tag lassen wir uns das letzte Stück herunterrollen, und schauen stolz und zufrieden zurück auf die erklommenen Berge. Nun geht es weiter auf der Ruta40, bekannt wegen seiner langweiligen Leere. Hier oben aber stimmt das nicht, wir geniessen von der angenehmen, ruhigen Atmosphäre, den freundlichen Menschen und manchmal doch sehr schönen Landschaften. Auch erleben wir seit langem etwas Regen, was die Vegetation zu üppigem Blühen hinreist. Kaktusblüten mit 25cm Durchmesser! Hatte Alain vor allem beim grobschottrigem Downhill etwas schwierigkeiten mit seinem Liegerad (es ist halt kein Mountainbike), in der Fläche spielte sein Gefährt seine Trümpfe aus. Tief in seinen Windschatten geduckt, konnten wir ihm gerade so folgen, während er es eher gemütlich angehen liess. In Belén machten wir eine Ruhepause, und verabschiedeten uns von Alain. Einen Monat hatten wir zusammen gereist, ohne Probleme! Jetzt trennten uns unsere Wege, wir wollten wieder in die Berge, und zwar länger als beim Paso del Agua Negra. Alain fürchtete, dass seine Reifen zu dünn waren, und wollte doch etwas mehr Kilometer machen. Wir blieben noch etwas hängen, Bier und Barbeque waren unsere Sirenen von Nordargentinien. Nach vier Tagen Festschmaus und einem Radioauftritt, wurde es höchste Zeit uns wieder aufs Rad zu schwingen. Ohne die Informationen die wir aus dem Rad-Forum bekamen, hätten wir die folgende Strecke nie fahren können. So tankten wir unser Benzinvorräte voll, und machten uns auf zum extremsten Stück unserer Reise. Die Strecke nach Antofagasta de la Sierra war schön, und schon ziemlich Einsam. Ganze Stücke waren asphaltiert und gut versorgt, während andere noch warteten auf Ausbau. Die Landschaft verwandelte sich langsam aber sicher wieder in Hochgebirgswüste. Kaum angekommen im ‚Parque Nationale de los Vicunas‘, ging das gezetere der eleganten Tiere schon los. Sie warnten Artgenossen vor gefährlichen Gringos... Auch hier war die Landschaft beeindruckend. Weitläufige Leere, begrenzt durch Vulkane in der Ferne. So langsam wird das Leben immer weniger und die Umgebung feindlicher. In Belén, 2500hm tiefer hatte man uns schon gewarnt: ‚Mucha Puna!‘. Wir nennen die Hochwüste ‚Puna de Atacama‘, aber die Einheimischen gebrauchen das Wort anders. Puna ist das Gefühl was man in dieser Höhe (rund 4000) bekommt: Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen, die enorm stechende Sonne, und die Trockenheit. Die Läden hier oben sind schon etwas schwieriger als solche zu erkennen: In Antofagasta de la Sierra werden wir gastfreundlich von einer Familie empfangen. Wir dürfen im Garten Zelten, und am Osterfreitag bekommen wir sogar selbstgefangene Forelle gekocht! Einmal im Jahr darf im Fluss gefischt werden: Ostern. Wir versuchen uns zu erkunden, ob wir über den Paso Socompa fahren können, ein sehr abgelegener Pass. Ein lokaler Guide sagte uns, der Pass wäre geschlossen. Später stellte sich heraus, dass dem nicht so war, aber wir beschlossen, um uns in Pocitos, dem nächstem Dorf (220km) nochmal zu erkundigen. Alle Informationen über die folgende Strecke bekommen wir aus dem Rad-Forum.Die Leute in Antofagasta sind kaum eine Hilfe, die Meisten fahren nie auf die Strasse weiter in die Puna. So erzählt uns die Polizei, dass es unmöglich ist um nach Pocitos zu kommen. Wenn wir aber dann in Pocitos wären, gäbe es dort auch eine Polizeistation, und eine Tankstelle. Später sollte sich herausstellen, dass nichts was sie sagten stimmte. Wir schlugen Wasservorräte ein. Der nächste Wasservorrat würde in 120km sein. 3 Tage, auf schlechten Wegen, in der Hochwüste: 21liter Wasser pro Person. So schwer beladen ging es weiter. Die Strasse wurde schlechter, oft hatte man die Wahl zwischen losem Sand oder Bodenwellen. Etwa ein/zweimal pro Tag begegneten wir einem Auto. Die Leute wahren dann immer etwas fassungslos. Diese Leute hier waren Touristen, der Vater hörte sich unsere Geschichte an, und bot mir gleich die Hand seiner Tochter... Auch hier oben, im lebensfeindlichem Umfeld, gibt es noch Leben. Ziegenhirten wohnen hier in ihren Lehmhäusern Und um uns herum laufen viel Vicunas herum. Hier sehen wir einen enormen Haufen Vicunakot, ein territoriales Zeichen eines Männchens. Viel Foto’s haben wir nicht gemacht, wir waren ziemlich an unseren Grenzen unterwegs. Die enormen Wassermassen, die wir mitschleppten, die schlechten Strassen, die extreme Umstände (4500m, nachts -20, mittags+20Grad, die stechende Sonne) machen uns zu schaffen. Manchmal schaffen wir pro Tag maximal 30km. Trotzdem ist dieser Teil der Reise wohl einer meiner kostbarsten Erinnerungen.
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#910210 - 15.02.13 19:51
Re: Argentinien: Paso del Agua Negra bis Paso Sico
[Re: naero]
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Die Salar del Hombre Muerto (Salzfläche des toten Mannes!) war die wohl feindseligste Umgebung, die wir fanden. Auf 4000m gibt es in einem flachem Gebiet keinen Schutz vor Sonne und Wind. Auf der Salar gibt es eine Mine, die Lithium gewinnt aus der Salzfläche. Lastwagen bringen riesige Mengen Gas zur Mine. Riesige Monster sind es, die schnaufend, und einen Geruch von Gas hinter sich herziehend, durch die Gegend fahren. Zu unserer Freude wird aber für diese Monster eine gute Strasse unterhalten, so dass wir weiter fliegen, auf nach Pocitos. Pocitos ist nicht gerade das was wir erwartet hätten. Benzin gibt es keines, keine Polizei für Informationen über den Paso Socompa. Wir tankten Diesel, und beschliessen über den Paso Sico zu fahren. Wir wollten sicher gehen, und wenn man all sein Wasser selbst schleppen muss, hat man nicht den Luxus, um eben mal einen Umweg von 2 Tagen zu nehmen. In Pocitos werden die Laster mit Gas befüllt, bis hierhin kommt es mit der Pipeline. Die Eisenbahn fährt niocht mehr, und auch die Strasse wird wieder schlechter. Trotzdem gibt es genug um zu geniessen... Das folgende Bild wäre vielleicht auch was für den ‚Skurile Schilder’ Thread: Nach hunderten kilometern auf Wellblechpisten, steht da ein Schild, dass davor warnt, dass es etwas huckelig sein könnte! In dem Moment auf dem Schild sehe ich übrigens, dass mein Gepäckträger gebrochen ist. Ich schiente ihn mit einer Zahnbürste und Tie-Wraps sowie Ducktape, und fuhr weiter. Nach anderthalb Tagen auf Diesel kochen, warf mein Whisperlite Internationale das Handtuch in den Ring. Von jetzt an kochten wir auf Holz, bis wir wieder Benzin fanden. An und für sich ging das prima. Wir wurden beim Paso Sico freundlich begrüsst durch die Aduana, und realisierten uns, dass wir Argentinien hinter uns liessen. Wir haben dieses Land lieben gelernt!
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#910226 - 15.02.13 20:33
Re: Argentinien: Paso del Agua Negra bis Paso Sico
[Re: naero]
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Unterwegs in Schweiz
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Hallo Benno
Danke für den schön bebilderten Bericht zu eurer langen Tour. Jetzt war ich schon ein paar Jahre nicht mehr in der Puna und muss mich wohl noch etwas gedulden sie wieder zu sehen. Mir hat in Argentinien immer auch gefallen bei einem 6wöchigen Urlaub sowohl Puna als auch Patagonien bereisen zu können, die lange Busfahrt dazwischen nervt zwar, aber die Abwechslung zahlt sich aus.
Grüsse
Christian
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#910227 - 15.02.13 20:33
Re: Argentinien: Paso del Agua Negra bis Paso Sico
[Re: naero]
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Schöne Reise! Drei kleine Anmerkungen: Der Gletscher neben der Straße ist keiner, sondern ein Büßerschneefeld. Es taut komplett ab und bildet sich nach dem Winter neu.
Die Leute erzählen alle möglichen Lügengeschichten über andere Orte nur um nicht zuzugeben, das sie noch nie ihren eigenen Ort verlassen haben. Ich habe dort mit Informationen auch schlechteste Erfahrungen gemacht.
Das Schild warnt nicht vor Bodenwellen, sondern zeigt eine Furt an. In feuchteren Jahreszeiten fließt dort Wasser über die Straße.
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***************** Freundliche Grüße | |
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#910228 - 15.02.13 20:34
Chile: Paso Sico - Paso Bella Vista
[Re: naero]
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Paso Sico selbst ist kein hoher Pass (4096m), also dachten wir, dass wir es uns einfach gemacht hatten. Hätten wir uns etwas erkundigt, hätten wir schnell gewusst, dass nach dem Pass noch mehrere Steigungen von bis zu 4500hm auf uns warteten. Ausserdem wurde an der Strasse gearbeitet (Resultat=feiner Sand auf der Strasse), und der Wind kam uns kräftig entgegen. Erinnerungen an Feuerland wurden wach. Die Landschaft blieb interessant, und wir waren ziemlich entgeistert als wir auf 4200hm einer Eidechse begegneten. Hier friert es nachts 20Grad! An einem Campaniento einer Mine frugen wir nach Wasser. Wir wurden gleich eingeladen zum Abendessen. Wir durften unser Zelte nicht aufstellen auf dem Gebiet der Mine, weil sie dann haften müssten falls wir totfrieren wùrden. Als wir sagten, dass wir gute Schlafsäcke hätten, ernteten wir wohlwollendes Hohngelache. Dass wir schon mehrmals auf dieser Höhe übernachtet hatten, kam ihnen wohl nicht in den Sinn. Man bot uns ein Bett an, und nach einem Frühstück machten wir uns wieder vom Acker. Die Leute, die hier arbeiten, kommen aus allen Richtungen von Chile. Ein Kerl kam aus Puerto Montt, das ist rund 3500km weiter im Süden! Sie arbeiteten 14 Tage am Stück, 12 Stunden am Tag, und hatten dann eine Woche Pause. Temperaturen bei der Mine gingen bis -50. Harte Kerle. Entlang von Lagunen fuhren wir herunter nach San Pedro de Atacama, einer unglaublichen Touristenfalle. Wir fuhren durch das Dorf, und fühlten uns wie in Disneyland. Die Preise waren für uns auf einmal sehr hoch. Trotzdem genossen wir das Leben hier unten (+-1700hm), nach der langen Zeit in den Bergen. Eiskaltes Bier, frisches Fleisch, Brot, Gemüse, Gespräche in Englisch. Wir gingen sandboarden , und genossen von der Umgebung und dem Komfort, kurz sesshaft zu sein. Wir besuchten auch die Ojos del Salar, kleine öffnungen in der Atacama-Salzfläche. Das Wasser hier ist um vieles salziger als das des toten Meeres (bis zu 40%). Ein besonderes Erlebnis, darin (oder besser darauf) zu schwimmen. Für eine Woche liessen wir die Räder in San Pedro, und nehmen den Bus nach Arica, um dort eine alte Schulkameradin von Gerben zu treffen. Als wir nach mehr als einer Woche wieder zurück in San Pedro sind, können wir nicht mehr still sitzen, höchste Zeit um wieder auf das Rad zu steigen. Die Atacama wartet, die trockenste Wüste der Welt! Wir fahren durch Tälern, mit den schönen Namen Valle de Muerto (Tal des Todes) oder Valle de la Luna (des Mondes). Soweit ich das richtig verstanden habe, sind diese Berge aus Salz mit Klei gebildet. Da es hier so gut wie nie regnet, bleiben die Salzberge stehen. Wir beschlossen ein paar Tage getrennte Wege zu nehmen. Gerben war noch nie alleine auf Radtour, und da Ich ihm erzählt hatte, dass Ich es sehr geniesse um alleine zu reisen, wollte Er es auch mal probieren. Nach 5 Tagen kamen wir wieder zusammen an in Pozo Almonte. Ich war entlang der Küste gefahren, und hatte das ein oder ander erlebt: durch Chilenen eingeladen zum Barbecue, und ein unflickbarer Platten. Danach hatte ich den Reserveschlauch eingezogen, von dem spontan das Ventil abriss. Trampen mit einem vollbeladenen Fahrrad in der Atacama-Wüste. Gerben hatte Regen (!), und als er jemanden fragen konnte was denn jetzt los war, erklärte der geduldig, dass das einmal in 10-20 Jahren vorkommt. In Pozo Almonte angekommen, waren wir es sehr schnell einig: zusammen wollten wir wieder weiter, und zwar so schnell wie möglich in die Berge. Die endlose Öde der Atacama hat seine Reize, ist aber nichts für uns. Regentropfen in der Atacama: Es gibt sie! In Chile wird das meiste Kupfer der Welt gewonnen (etwa ein drittel), aber die Preise werden in Gross-Britannien gemacht. Ein Erbe aus der Zeit Pinochets, wo viele internationale Unternehmen nach Chile geholt wurden. Die Zeichen des Kupferabbaus sind deutlich sichtbar. Und das ist noch ein kleinerer Lastwagen! Es zieht uns wieder in die Berge, die Höhe hat es uns angetan. Wie wir uns so den Berg hocharbeiten, hält vor uns ein Pickup der Polizei. Die Polizisten die kopfschüttelend aussteigen, bieten uns an, uns mitzunehmen bis zu ihrer Station. Wir sagen nicht nein, haben schon 1600hm in den Beinen. So klettert es sich doch recht flott Die Kerle stecken uns noch Mandarinen und Getränke zu, bevor sie weiterfahren. Wir sind –wie so oft- ziemlich baff wegen der Gastfreundschaft. Weiter geht es, zum Paso Bella Vista. Dieser Grenzübergang nach Bolivien hat mehrere Namen, es liegt daran welche Karte man in der Hand hält. Wir klettern wieder in die Höhe (4500), entlang von heissen Quellen und Salzseeën. Wieder gibt es einiges in der Natur zu sehen. Was aussieht wie grüne, runde Felsen, sind Pflanzen. Ich frage mich wie alt sie sind, hier oben wächst nichts schnell. Bald erreichen wir die Grenzsstation von Chile. Wieder ein ziemlich definitiver Abschied von einem Land. Bolivien wartet! Grenzstation
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#910405 - 16.02.13 18:07
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: naero]
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Eure Reise, euer Bericht und die Fotos sind toll. Echt klasse. Erste Liga. Bin persönlich radreisemäßig eher dritt- oder viertklassig und nicht so auf Südamerika ausgerichtet, aber wenn man eure Geschichte hier liest … wer weiß. Von mir persönlich jedenfalls einen großen Glückwunsch für die Reise und einen herzlichen Dank für die Präsentation hier im Forum. Viel Respekt und ein ganz großes Dankeschön für die anschauliche Inspiration.
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Allen gute Fahrt und schöne Reise. | |
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#910567 - 17.02.13 13:59
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: kettenraucher]
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Hallo Kettenraucher, Schön, das von jemanden zu hören, der einen der besten Reiseberichtfäden des Forums komponiert hat!
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#910573 - 17.02.13 14:25
Bolivien, Paso Bella Vista- La Paz
[Re: naero]
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Die Einreise nach Bolivien war nicht ganz so einfach. Zuallererst waren die Wege kaum vorhanden und nicht beschildert. So kamen wir, nachdem wir den falschen Pfad gefolgt waren, erstmal bei einem Minenfeld aus. Ein Erbe von der Zeit Pinochets, Zeuge von den (noch immer) gespannenen Verhältnissen zwischen Chile und den umliegenden Staaten. Auch auf Feuerland gibt es Minenfelder an der Chilenischen Grenze. Schliesslich finden wir den richtigen Weg, und stehen beim Bolivianischen Grenzposten. Ein Soldat gibt uns eine Unterrschrift im Pass, und sagt, dass reiche. Dass das nicht stimmt werden wir bei unserer Ausreise merken, als wir an der Grenze nach Peru 30€ pro Person blechen müssen. Unglaublich viel Geld für Bolivianische Verhältnisse. Hier wird uns deutlich, wie einfach es ist um hier zu ‚verschwinden‘. Falls ich beschliesse um Berufsverbrecher zu werden, wisst ihr, wo ihr mich finden könnt Grenzpfosten. Willkommen in Bolivien! Wir stellen unser Zelt im Windschatten der Ranger auf, unter aufmerksamer Beobachtung von drei Bolivianischen Soldaten, die kein Wort mit uns wechseln möchten. So ganz wohl fühlen wir uns nicht bei der Sache, einer der ersten-und letzten Male auf dieser Reise. Am nächsten Morgen scheinen unsere Bedenken unbegründet. Um sechs Uhr morgens legen die Soldaten los: sie gehen eine Runde joggen. Auch wenn wir jetzt schon lange über 4000hm waren, würden wir dafür ganz einfach die Puste nicht haben. Ich bewundere die kleinen, zähen Kerle. Den Weg werden wir ab jetzt immer fragen müssen, gute Karten oder Strassenschilder braucht man in Bolivien nicht zu erwarten. Auf 4000m finden wir die ersten Äcker. Ist das Quinoa? Bald schon erreichen wir Llica, und damit auch schnell die Salar de Uyuni. Die grösste Salzfläche der Welt, etwa ein drittel von Belgien. Die riesige, weisse Fläche ist mehr als beeindruckend. Auf 3800m freuen wir uns über den herrlichen, harten Untergrund. Wir kommen gut voran, aber die Sonne brennt wie verrückt, weil sie auch noch reflektiert wird. Vermummen ist angesagt. Trotz des Lappens, werde ich einen Sonnenbrand auf der Nase bekommen. Um Mittags unser Essen zu kochen, wird schnell Schatten produziert Am Rande der Salzfläche gibt es wieder ein Paar Löcher im Salz. Interessante Boobytraps! Als herrlicher Abschluss sehen wir auf dem Rand der Salar de Uyuni nochmal eine grosse Gruppe Flamingos überfliegen . Nach fünf Monaten Reise, dachten wir dass uns nichts mehr so schnell umhaut. Bolivien aber war so anders, dass es uns wieder vollkommen baff stellte, zum Glück. In Uyuni schauten wir uns unsere Augen aus auf dem Markt. Lama Wir assen köstliche Lamasuppe. Die ist viel billiger als Rindfleisch. Rinder können hier oben nicht leben. Die hygienischen Umstände sind ‚anders‘, wir passen uns an. Letztendlich haben wir nie Probleme mit Essen gehabt, nur mit Trinkwasser. Es geht weiter nach Potosí, nochmal über Pässe von 4400hm. Die Landschaft entschädigt, so wie immer in den Anden, grosszügig. Wenn ich mir die bunten Gesteine so ansehe, finde ich es manchmal schade dass ich nur so wenig von Geologie weiss. Man beachte die Salar de Uyuni in der Ferne In diesem Dorf kauft man Coca Blätter im Gebäude neben der Polizei. Als wir hineinfahren, sind viele Wege gesperrt, es wird ein Film gedreht. Wir verstehen das voll und ganz, es ist eine tolle Kulisse. Es gibt hier mehr Lamas und Schafe als Menschen, verständlich bei der spärlichen Vegetation. Und dann ist es auf einmal so weit: es schneit wieder morgens! Das letzte Mal hatten wir auf Feuerland durch Schnee gefahren. Vor allem die schneebedekten Kakteen gefallen uns. Wir kommen in einem Dorf an, und sind auf der Suche nach Brot und Benzin. Im ersten Laden versteht man uns nicht: hier wird kein Spanisch gesprochen, nur Quechua. Wir fühlen uns saudoof, so langsam konnten wir prima kommunizieren, jetzt sprechen die Leute hier nicht mal die Landeshauptsprache! In den nächsten Laden kommen wir nicht mal hinein: Die Inhaberin schlägt uns die Tür vor der Nase zu. Dieses Misstrauen gegenüber Fremden kommt hier in der Gegend öfter vor. Als wir mit einem Bolivianer darüber reden, erzählt er uns, warum es wahrscheinlich so ist: Die meisten Leute, die hier wohnen, wissen nur von Freunden oder Familie wie reich die Gringos sind. In Uyuni wird das Geld gelassen, hier sieht man sie nur durch ihr Land ziehen. Die Leute in diesen kleinen Dörfern verdienen nichts an den Gringos. Das einzige was sie tun ist mit der Nase hoch in der Luft vorbeiziehen. Richtig sympathisch macht man sich da nicht. Wir hatten auch später den Eindruck, dass man gerade in Gebieten, die etwa 100km um einen touristischen Sammelpunkt wie zB die Salar de Uyuni, Potosí oder Sucre, nicht wirklich willkommen ist. Auch wird man hier auch öfter schamlos um Geld gebeten. Wenn man dann aber weiter weg von Touristenzentren ist, werden die Leute wieder zunehmend freundlicher, und sehen einen viel weniger als reichen Eindringling. Das ist das besagte Dorf. Kurz danach waren wir in einem kräftigen Sandsturm. Bei einem Anstieg riss gerbens Kette. Wir behoben den Defekt, während wir gesandstrahlt wurden. Im nachhinein kann ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, ich habe Gerben selten so fluchen gehört! Nach Potosí wurde die Landschaft immer lieblicher, langsam aber sicher verloren wir Höhenmeter. Nun konnte man auch abends vor dem Zelt sitzen, einfach in einem t-shirt. Wir empfanden es als Luxus, nicht mehr bei Minusgraden zu zelten. Merkwürdig, es war so normal geworden um morgens bei Eiseskälte zu frühstücken, dass wir es gar nicht mehr als erschwerend empfanden. Wenn es aber dann mal warm war beim Frühstück, dann waren wir richtig gut gelaunt. Alles ist relativ! Neben den Strassen hier stehen oft Kreuze. Sie erinnern an Verkehrsopfer, meistens sind es mehrere auf einem Platz. Der Grund ist ganz einfach: Auf dem Land findet man fast niemanden der alleine im Auto sitzt. Und anschnallen? Ach ja, man hat ja das Kreuz am Spiegel hängen. Wir kommen in die Region von Pucara und Vallegrande. Hier kommen wenige Touristen hin, und wir werden dann auch viel freundlicher behandelt. Das Leben ist hier beschaulich, die Menschen sehr freundlich. Wir kamen auch dahinter, warum man besser mit wasserdischten Taschen unterwegs sein sollte: Hunde markieren nunmal ihr Revier... Dann und wann findet man hier auch Fahrräder. Bald fahren wir dann auch so weit herunter, dass wir in den Nebelwald geraten. Davon gibt es zwar nur wenige Fotos, aber ich war vollkommen hin und weg. Nach Monaten Wüste und Altiplano, jetzt wieder eintauchen in das wogende Leben! Im Nebelwald regnet es zwar kaum, aber die Bäume und Pflanzen holen sich die Feuchtigkeit aus der Luft: an fast jedem Tag hängt es hier voll mit Wolken. Die In den Tälern unter diesen Nebelwäldern ist es zwar etwas trockener, aber auch hier wimmelt es von Leben. Überall fliegen uns Papagaien und Condore um die Ohren, manche Bäume tragen riesige Blumen und die Kakteen sind hier sicher stattlich zu nennen. Wir schlafen in einem Tal, worin es abends nur so hallt von Papageiengeschrei. Wir vermuten dass sie an einer Stelle an den Felsen versammeln, wo es seltene Minerale gibt. Die Vögel essen dann etwas von diesen Felsen, um ihren Bedarf zu stillen. Da tausende das tun, gibt es immer mal wieder Konflikte. In dieser abgelegenen Region, auf Wegen die wir ziemlich spannend finden, kommt uns auf einmal ein französischer Camper entgegen, so ein Haus auf Rädern. Wir sind zu verblüfft um Fotos zu machen. Wie sie es bis hierhin geschafft haben, ist uns ein Rätsel. An der (modernen!) Brücke über den Fluss steht ein Schild: ‚Fischen mit Sprengstoff verboten‘. Wir fangen wieder an zu klettern. Eine gute Karte hätte uns erzählt, dass das nächste Dorf 1500 Höhenmeter höher lag. Dann hätten wir vielleicht genug Wasser mitgenommen. Wir kommen abends ohne Wasser an, und ich mache mich auf die Suche während Gerben das Lager aufschlägt. Ich folge ein paar Kühen, und finde ein schlammiges Wasserloch. Ich filtere das Wasser durch 4 Lagen Baumwolle, koche es, und gebrauche dann noch Micropur, um sicher zu gehen. Schlammiges Wasser kann so toll schmecken! Zum Glück erreichen wir am nächsten Tag ein Dorf, und können wir uns wieder mit Vorräten eindecken. Wieder fahren wir durch den Nebelwald, die glitschigen Abfahrten auf Kleistrassen mit Abgründen von mehr als 100 metern an der Seite halten die Sache sehr spannend. Wir müssen vor allem darüber lachen, wie das hier gezeigt wird. Eine Bolivianische Leitplanke!
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#910577 - 17.02.13 15:07
Re: Südamerika; neun Monate ohne Nassrasierer
[Re: naero]
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Gratulation und ganz herzlichen Dank für deinen phantastischen Bericht.
Ich war so fasziniert dass ich alles in einem Rutsch durchlesen musste.
Ihr habt da wirklich eine tolle Reise gemacht, meinen höchsten Respekt und vollste Anerkennnung!
Gruß und alles gute
Mike
P.S. Übrigens hatte ich wegen des Wortes "Nassrasierer" im Titel erst mal einen Bogen um den Bericht gemacht: Das "wie oft duschst du" Trauma...
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Geändert von MikeBike (17.02.13 15:12) |
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#910826 - 18.02.13 13:27
Re: Bolivien, Paso Bella Vista- La Paz
[Re: naero]
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Beiträge: 9
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Hi naero,
vielen Dank für deinen tollen Bericht! Sehr spannend und anschaulich beschrieben.
Meine Frau plant ebenfalls eine Radreise durch Südamerika (für mich zu krass...NOCH), insofern war dein Bericht eine tolle Quelle für uns beide!
Viele Grüße
der renner
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#917782 - 10.03.13 12:55
Re: Bolivien, Paso Bella Vista- La Paz
[Re: naero]
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So, der letzte Teil. Hat etwas auf sich warten lassen, Umzüge und Deadlines kamen dazwischen. Ich will den Reisebericht aber nicht unvollendet lassen, wenn schon denn schon. In Vallegrande sind die Kabel bewachsen mit blühenden Pflanzen; hier versuchen wir noch Geld aufzunehmen, aber Geldautomaten gibt’s hier nicht. Mit umgerechnet 20€ kommt man zu zweit aber locker eine Woche durch. Wir fahren bis nach Santa Cruz de la Sierra, der blühenden Handels-und Produktionsstadt Boliviens. Wenn man eine Tüte mit Keksen oder Flasche Limonade in der Hand hat, kommt sie fast immer aus dieser 1.6Milionenstadt. Foto’s gibt es wenige, so schön ist es hier nicht. Und von Männern mit durchgeladenen shotguns vor jedem Geschäft machen wir sie dann doch lieber nicht. Trotzdem fühlen wir uns hier nicht unsicher. Wir entdecken noch Splitter in unseren Füssen, die immer mehr werden: der Arzt (konsult: 2€) bestätigt unsere Furcht: es sind Nigua, Parasiten. Auf dem Internet stellt sich dann heraus, dass das die stinknormalen Sandflöhe sind. Alles also nicht so schlimm, aber ab jetzt wird wieder mit geschlossenen Schuhen anstelle von offenen Sandalen geradelt und herumgelaufen. Im Zoo schauen wir uns noch die lokal vorkommenden Tiere an, die man im Wald kaum zu Gesicht bekommt. Ein Liebling ist schnell dieses Faultier . Wir machen uns schnell wieder vom Acker aus der Stadt, aber man fährt schon mehr als einen halben Tag, bevor man richtig heraus ist. Nach einer 120km-Etappe fragen wir in einem Dorf wo man hier denn Zelten könne. Na, hier neben der Kirche wäre doch Platz auf der Wiese, da kann man zelten. Ja, das machen öfter Leute. Ein krasser Kontrast zur grossen Stadt, die gar nicht so weit weg ist, wo es keine Frenster ohne Gitter und keine Läden ohne Wachen gibt. Wir fahren weiter nach Buena Vista, man hat uns einen Tip gegeben: wir wollen uns den Dschungel Vom 15 Jahre jungem Amboro Nationalpark ansehen, und hier kann man für studentenfreundliche Tarife einen Guide finden. 10 Dollar am Tag finden wir auch toll, und die Guides hier kriegen von den Unternehmen, die einem die Touren in Santa Cruz für 50€/Tag anbieten auch nicht mehr. Unser Geld (es kommt auch noch ein Camping im Dschungel dazu) fliesst linea recta in die hiesige Gemeinde. Auf dem Weg zum Park werden wir von vielen Einheimischen gefragt, ob wir gute Gewehre dabei haben. Irgendwie wird es wohl noch eine Weile dauern, bis man hier die ursprüngliche Idee eines Nationalparks akzeptiert. Unser Guide war früher Jäger, er kann sehr gut Dinge finden, imitieren, und erklären, obwohl die Kombination von starkem Akzent und schwachem Gebiss nicht hilfreich ist bei der Kommunikation. Im richtigem Dschungel bekommt man nicht viel Tiere zu Gesicht, aber eindrucksvoll ist das ganze schon. Orchidee Pfeilgiftfrosch Unser Guide teilte die Ameisen in Kategoriën ein, je nachdem wie lange es weh tun würde, wenn man Gebissen wird. Diese Riesenameisen hatten einen Biss, der 3 Stunden schmerzte. Moderat, fand er das. Nach drei Tagen und Nächten im Dschungel herumstreunen, machten wir uns auf den Weg nach Puerto Villaroel. Wieder ein Geheimtipp besagte, dass man hier mit Transportboten bis nach Trinidad fahren konnte; und wir wollten uns diesen Zufluss des Amazonasbasins mal vom Wasser aus ansehen. Dort angekommen fragten wir an einen Einheimischen, ob das möglich wäre. Er bejahte das. Als wir ihn fragten, wann, sagte er: In etwa drei Monaten. Trockenzeit. Dann halt nicht, zum Glück gab’s noch einen Fischer der uns einen Teil seiner Beute verkaufte, und so sassen wir mit ein Paar genauso wie wir gestrandeten Backpackern am Grill. Ich freue mich über den ‚Fang‘ Wir stiegen auf andere öffentliche Verkehrsmittel um, es war uns wichtiger noch Zeit für eine ‚Pampastour‘ mit vielen Viechern in der Touristenfalle Rurrenabaque zu haben, als auf den staubigen Lehmpisten durch Mandarinenhaine, Bananenplantagen und Moraste zu fahren. In Trinidad waren wir die einzigen in einem riesigem Kino. Wir kapierten auch schnell warum. Der Film war in so einer schlechten Qualität gerippt, dass der Ton und die Farbe kaum etwas mit dem Original zu tun hatten. öffentlicher Verkehr im Amazonasbasin. Im Bus fuhr auch eine Frau mit, die ein Schwein dabeihatte. Einfach in einer Plastiktüte, mit einem Loch für die Schnauze... In Rurrenabaque buchten wir eine Pamapstour: 4 Tage auf dem Fluss. Wir suchten eine Organisation, die nicht am billigsten war, aber den Eindruck machte dass sie es nicht übertrieb mit Eingriffen in die ‚Wildnis‘. Jedenfalls fütterten sie die Tiere entlang des Flusses nicht. Schon merkwürdig: Man merkt, dass es nicht stimmt. Aber im Zoo ist es ja auch nicht so dolle, und dort gehn wir ja auch hin. Wer das Geld für den Eintritt der Nationalparks bekommt (50€), das weiss zB auch niemand. Manchmal bin ich doch froh, dass wir in weniger korrupten Ländern leben. Fressen und gefressen werden... Huatzin, oder auch stinkbird. Besondere Viecher! Während ihre Küken noch klauen an den Flügeln haben (prähistorische Merkmale), sind dies die einzigen Vögel die sich als ‚foregut-fermenter‘ ernähren; ähnlich wie Kühe. Der Gestank und der wiederliche Geschmack der Vögel beschützt sie vor Raubtieren. Mit dem Flugzeug ging es weiter nach La Paz, wir überflogen die ‚Death Road‘. Unsere spannende Strassen hatten wir gehabt. La Paz ist natürlich eine ganz andere Welt als Rurrenabaque, die Stadt liegt auf 3800-4100m, der Smog macht die Höhe richtig unangenehm. Als wir herauskletterten aus dem Hexenkessel, bekamen wir auf 4800m besser Luft als in der Stadt selbst. Wir versuchten uns noch an der Besteigung des Huayna Potosí, ein Berg von 6080m. Auf 5900 ging es aber schief, ich bekam Durchfall, und Gerben hatte heftigste Kopfschmerzen. Irgendwie hatten wir nicht das Gefühl, dass wir uns oder anderen etwas Beweisen würden, wenn wir den Gipfel erreichen würden. Also kehrten wir um. Bergsteigen ist wohl nicht wirklich was für mich, auch wenn es eine interessante Erfahrung war. Kurzes Klettertraining am Gletscher Die Sonne geht auf auf etwa 5000m. Auf dem Weg zum Titicacasee hatte Gerben einen Platten. Ich holte das Vorderrad heraus, und mir fiel etwas entgegen: Seine Achse war gebrochen. Wie lange er so gefahren ist, weiss wohl niemand. Kann aber ruhig 200km mit wilden Wegen und Geschwindigkeiten (max 79,6) gewesen sein. Schnell finden wir eine neue Achse, die passt, in einem der Dörfer. Ein bischen ein mulmiges Gefühl bleibt einem da schon. Und so erreichen wir den Titicacasee. Bald erreichen wir Cuzco, und quartieren uns dort in Hostal ‚La Estrellita‘ ein. Noch eine Weile sind wir in Peru, treffen zwei Freunde, machen eine Wanderung nach Choquequirao, raften, und machen eigentlich alles, was man so als Backpacker in Peru macht. Die eigentlich Radtour hört hier aber auf, wir geniessen das dekadente Leben, aber nicht so sehr wie die 8,5 Monate davor. Tja, und nun ein Fazit; fast schon vier Jahre später fühlt es sich noch immer nicht so an, alsob ich genügend Abstand von der Reise habe, um ein wirkliches Fazit ziehen zu können. So eine Reise verändert einen Menschen. Ich habe einen Freund für’s Leben gefunden. Ich habe unglaubliche Gastfreundschaft gesehen. Ich habe erfahren dürfen, wie stark der Einfluss von Mutter Natur auf uns ist, auch wenn wir kostbare Ecosysteme aus Balanz bringen können. Ich habe gesehen, was Geld mit Menschen macht, und meine zu verstehen, dass unser ‚westliches‘ System nicht immer und überall funktioniert. Ich versuche zwei mal nachzudenken, bevor ich jemandens Lebensweise verurteile, nur weil sie anders ist als meine. Vor allem aber hat mich die Natur, das Leben, immer wieder entgeistert. Wenn man sieht, wie stark sich Leben anpassen kann, dann wird auch klar, dass es nicht aussterben wird, so lange die Erde existiert. Vielen Dank für das Lesen dieses Berichtes, und wenn ihr jemals daran zweifelt, ob ihr so etwas tun wollt, oder ob ihr es könnt: Hört auf mit zweifeln, nehmt das Risiko und fahrt los. Es lohnt sich.
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#918009 - 10.03.13 21:48
Re: Bolivien, Paso Bella Vista- La Paz
[Re: naero]
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Sehr, sehr schöner Reisebericht. Danke dafür. Jetzt gehe ich mich erst mal rasieren.
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Groetjes, niels
"Magic is sometimes very close to nothing at all." Zinedine Zidane | |
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#918268 - 11.03.13 17:14
Re: Bolivien, Paso Bella Vista- La Paz
[Re: naero]
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Vielen Dank für die vielen schönen Bildr und den tollen Bericht. Da ich für Südamerika plane natürlich besonders interessant.
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#923361 - 27.03.13 20:46
Re: Bolivien, Paso Bella Vista- La Paz
[Re: Daaani]
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geht mir genau so
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Computer und Handys sind nach 2 Jahren Edelschrott, ein Motor-oder Fahrrad sind nach 30 Jahren noch gut! | |
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#923637 - 28.03.13 19:48
Re: Bolivien, Paso Bella Vista- La Paz
[Re: naero]
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Tolle Reise, toller Bericht. Danke! Karl
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