Nochmal zum runden Tritt
Wegen einer eigenen Verletzung habe ich mal ein wenig zum Thema "rum-gegoogelt":
runder Tritt (engl. Ankling = increased dorsiflexion/plantar flexion)
Der Mythos schlechthin im Radsport. Jeder strebt ihn an, doch niemand konnte ihn bisher nachweisen, so das Radsport-Aktiv Lexikon
http://www.radsport-aktiv.de/lexikon/lexikon_R.php
Seit den 60er Jahren populär, der Franzose Jaques Anquetil war wohl der erste, der’s praktiziert hat, heute höchst umstritten, vor allem in Bezug auf die unterschiedlichen Formen des Ankling:
Ferse zwischendurch runter „keep your heels down“ - Eddie Merckx soll’s getan haben...
oder nur Fußspitzen runter "point your toes" – die meisten Profis fahren heute so
sehr schöne animated gifs
http://www.perfectcondition.ltd.uk/Articles/Pedalling/
Dabei muss der runde Tritt (Ankling) m.E. aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden:
Einmal unter dem Aspekt der möglichen oder erwarteten Leistungssteigerung: Hier gibt es mittlerweile wissenschaftliche Untersuchungen, die belegen, dass selbst Hochleistungssportler die Zugphase gar nicht nutzen, sondern eher dazu neigen, hier die Muskulatur zu entspannen
vgl.
http://bildung.freepage.de/cgi-bin/feets...RUNDERTRITT.HTM
Effizienzsteigerungen entstehen danach eher durch Ausbildung der Druckphase und der Übergangsphasen zur Druckphase (Chris Carmicheal / Trainer von Armstrong hat das auch mal irgendwo beschrieben).
Der andere Aspekt ist der gesundheitliche, der wohl vor allem für uns am wichtigsten ist. So wird z.B. die Form des Ankling, bei dem die Ferse nach unten gedrückt wird, immer wieder von vielen mit Problemen, Schmerzen und Entzündungen im Fersenbereich, speziell an der Achillessehne in Verbindung gebracht. Andere berichten von Problemen mit den anderen Formen des Ankling: scheinbar hängt es auch stark von individuellen Voraussetzungen und Eigenschaften des eigenen Körpers ab.
Ich selbst habe bei meiner letzten Langstreckenfahrt Probleme mit der rechten Achilles-Ferse bekommen, weil ich die ersten paar Hundert km rechts mit relativ „spitzem Fuß“ gefahren bin, um die Entzündung einer der Schienbeinsehnen vom Vorjahr, aus Paris-Brest-Paris, nicht wieder aufkommen zu lassen, habe mir also quasi durch Schonung der Schienbeinsehne eine Reizung bzw. leichte Entzündung des Gegenspielers, also der Achilles-Sehne zugezogen. Mit viel Eis gegen die Schwellung und Schlucken von Ibuprofen gegen die Schmerzen und Entzündung (die Amis haben immer ganze Tütchen davon bei und schlucken das zeug bedenkenlos) kam ich dann ins Ziel. So kann’s gehen....
So lange alles wieder ausheilt, ist’s ja auch nicht so schlimm, es gibt aber viele Radsportler – und natürlich und vor allem Läufer – die über Jahre hinweg damit Probleme haben. Das Problem tritt insbesondere bei sehr langen Strecken auf - kann aber auch leicht bei falschem oder zu intensivem Ein-Bein-Training auftreten
Schlimm sind chronische Verläufe:
Als prominentes Beispiel der Rad-Guru Sheldon Brown:
Ankling
Some older cycling books and articles recommend the practice of "ankling." This refers to changing the angle of the foot fairly drastically during the course of the pedal stroke, so that the toe is pointed upward at the top of the stroke, and downward at the bottom. The idea is to make more use of the muscles of the lower leg, and to permit "pedaling in circles", i.e., applying more force to the cranks at top and bottom dead center.
This practice is pretty much discredited these days. If carried to an extreme, it can cause injury. This happened to me when I was a teen-ager; I had read about ankling, and had just acquired my first pair of toe clips, just before setting out on my first overnight tour. I ankled for about the first 30-40 miles, when there was a sudden sharp pain in one of my Achilles tendons. I had to lower the saddle, remove the toe clips, and finish out the 4 day tour pedaling on my arches, because I couldn't bear the slightest load on the front of my foot, pulling on the Achilles tendons. For about a month thereafter, I would need to massage my Achilles tendons for about 5 minutes each morning before I would be able to walk. 40 years later, I've still not completely recovered from this injury.
http://www.sheldonbrown.com/gloss_a.html
Interessant auch die folgenden Foren-Diskussionen:
http://www.cyclingforums.com/t125555.html
http://forums.bicycling.com/thread.jspa?messageID=1145926
http://forums.roadbikereview.com/showthread.php?t=1192
Hinweise vom Chiropraktiker:
http://www.chiroweb.com/archives/14/25/29.html
Und schließlich der – zumindest bei den deutschen Ulle-Fanatiker aus dem Tour-Forum wegen seiner angeblichen Doping-Verstrickungen berüchtigte und umstrittene - Dr. Ferrari, einer der medizinischen Berater von Lance Armstrong:
http://www.53x12.com/do/show?page=article&id=43
„Runder Tritt“ als Ausdrucksform für flüssiges und flottes Treten/Ziehen für auch knieschonendes Radeln ist m.E. in Ordnung und sehr sinnvoll.
Als Hobbyfahrer oder Radtour’ler sollte man/frau aber sich gaaaanz vorsichtig in ein spezielles Training desselben begeben und bei ersten Anzeichen von Schmerzen im Fußbereich zumindest das Training ändern, wenn nicht gar unterbrechen, sonst kann’s böse enden (s. Sheldon Brown laboriert seit 40 Jahren daran rum!)
Gruss Juergen