Hallo,

ich plane für den Sommer (Mitte Mai - ca. 20. Juli 8-9 Wochen) eine Tour Richtung Nordkapp.
Einiges habe ich hier schon nachgelesen. Aber zur Sicherheit ein paar Fragen, weil manache Beiträge schon etwas älter sind.

1. Strecke und Zeit

Göteborg - Upsalla - Trondheim - Bolo - Lofoten - Narvik - wenn Zeit (Nordkapp).
Wie sind denn die Straßenverhältnisse? Ich habe gelesen, daß die größeren Straßen (vor allem in Schweden) die breiten Randstreifen nicht mehr haben und deshalb für Radfahrer eher ungeignet sind. Sind die Nebenstraßen eher aspaltiert oder muß man mit langen Schotterstrecken rechnen?

Kann ich auf der Strecke mit 100km am Tag rechnen?

(Ich bin seit 10 Jahren mit dem Rad in Europa unterwegs, auch über die Berge - Alpen, Zentralmassiv etc.)

2. In Schweden nimmt die Bahn keine Räder mit. Alle Bemühungen das zu ändern sind gescheitert. Ist das der aktuelle Stand?

3. Die Erzbahn ab Narvik nimmt auch keine Räder mit. Erste Bahnstation vom Nordkapp ist Bolo, der Fährhafen zu den Lofoten? Radtransport in Norwegen mit der Bahn kein Problem?

4. Vom Nordkapp komme ich mit den Hurtigrouten bis Bolo zurück?

5. Ich habe hier einen Bericht gelesen. Stockholm - Nordkapp (direkte Strecke) 15 Tage.
Ist das besonders schnell oder kann man damit rechnen. (Wäre ein Option für die Rückfahrt)

6. Reichen im Norden Transportkapazitäten für Essen und Trinken von 2 Tagen oder braucht man mehr?

Hallo

Fange mal an:

1. Normalerweise kein Thema. Allerdings die Frage von welcher Gegend Du redest. Im Fjordland im Süden sind 100 km schon viel, nördlich von Trondheim sind deE Pässe allsamt niedriger als 650 m
2. Die Erzbahn nimmt keine Räder mit .. Gibt aber Überlandbusse mit recht großen Frachträumen, die Platz haben. Meist kommt man da mit.
3. Radtransport ab Bodö ist Recht unproblematisch, würde es aber unter ww.nsb.no nochmal checken und telefonisch anmelden. Die Kapazitäten sind relativ klein und im Sommer wollen viele auf die Lofoten.
4. Ist machbar. allerdings brauchst bei Fahrten über 20 Stunden offiziell eine Kabine .. Liegt aber im Ermessen der Leute vor Ort ..
5. Wenn Du nix als Bäume/Wald/Moor sehen kannst, ist das eine Option. Andere Massnahme: Schiff nach Kirkenes und dann Rad oder Bus nach Finnland/Rovanimie ..dort hast Du Bahnanschluss
6. Eigentlich hat man meist innerhalb von 100 km nen Laden. Ausnahmen gibt es nur zwischen Trömsö und dem Nordkapp. Insbesondere nördlich von alta wird es einsam.

Wenn du Bolo schreibst, meinst du Bodø? Zumindest ist dies der nördlichste Bahnhof in Norwegen mit Anschluss an das norwegische Schienennetz. Narvik wird nur vom schwedischen Bahnnetz aus angefahren.

Schau dir auf der Karte die Topografie gut an. Die norwegische Küste ist deutlich verschlungener und vor allem höhenmeterreicher als die Routen durch Schweden. 100km sind eigentlich grundsätzlich (fast) überall pro Tag machbar, in Norwegen ist das aber schon ziemlich anstrengend. Du bist zur Mittsommernacht dort, da geht die Sonne eh nicht unter. Letztlich musst du selbst wissen, wie du Schlaf- und Wachphasen legen willst, aber ich hab seinerzeit oft davon Gebrauch gemacht, die (nicht existente) Nacht zum Tage zu machen. Musst halt nur mit Einkaufen aufpassen, nicht das die gerade zu haben, wenn du vorbei fährst.

Die Hurtigrouten fahren von Bergen bis nach Kirkenes und zurück und die Radmitnahme sollte kein Problem sein. Allerdings sind die Schiffe schon deutlich langsamer als die Bahn, ich fand das Fahren nach über einem Tag eher langweilig und das Klientel (hauptsächlich deutsche Rentner) auf den "Postschiffen" ist auch nicht jedermanns Sache.

Grundsätzlich wird der Fernverkehr im Norden hauptsächlich über Busse abgewickelt, deren Auslaustung meist eher gering ist. Ich hab aber nie ausprobiert mit Fahrrad mitgenommen zu werden.

Eine Hurtigrutenfahrt nach Bodö und von dort per Bahn und evtl. Fähre nach Deutschland kann eine schöne Reise sein, allerdings auch recht teuer, zumal mehrere Zwischenübernachtungen einzuplanen sind. Die nächtliche Ankunftszeit der Hurtigruten in Bodö finde ich auch suboptimal. Bzgl. Bus habe ich kaum Erfahrungen. Bin August 2014 mit leerem Bus von Havoysund nach Olderdalen (ca. 100 km südlich des Nordkaps) gefahren und habe dort im Bus von der Nordkapinsel nach Alta gerade eben noch Platz für 2 Räder gefunden. Unter Berücksichtigung der (gesparten) Übernachtungs- und Verpflegungskosten ist vermutlich ein Rückflug deutlich billiger, falls Du mit etwas Flexibilität sowie langer Vorbuchung oder Glück ein günstiges Ticket bei SAS oder Norwegian bekommst.
100km pro Tag dürften bei gutem Trainingszustand kein Problem sein; allerdings sind dabei in Norwegen im Mittel etwa 1.000 Höhenmeter pro Tag und das Risiko von Regentagen einzukalkulieren. Einkaufsmöglichkeiten liegen selten mehr als 50km auseinander.
Informationen findest Du auch im Radreise-Wiki Norwegen: http://radreise-wiki.de/Trondheim_-_Nordkap .
Karl
Karl

mir fällt grad auch noch ergänzend ein: Gibt im Sommer Busse, die vom Nordkapp bis Finnland und zum nächsten Eisenbahnanschluss haben. Diese nehmen auch Räder mit! Wenn man Zeit hat könnte man auch mit verschiedenen Expressschiffen ne ganze Menge Strecke nach Bodö zurücklegen.
Die südwärtsgehende Hurtigrouten kommen Mitten in der Nacht in Bodö an ...

In Finnland gab es Autoreisezüge über Nacht von Rovaniemi und von Kolari nahe Munio nach Helsinki. Ggf. checken, ob immer noch und ob Rad als Auto durchgeht.
Karl

Straßenverhältnisse sind gut bis sehr gut. Willst Du beide Richtungen fahren? Falls nicht, 8 Wochen sind genug für sehr viele Abstecher rechts und links bei deutlich unter 100 km/Tag. Mir fallen da die Berge im Fjordland ein (Vettisfossen, Aurlandsdalen, Rallarvegen, Ryjkan, Hardanger Viddar). Auf den Lofoten den ein oder anderen Weg abseits der Straße zu Fuß erkunden. Auch Lyngen würd ich mir bei schönem Wetter anschauen, Varangerhalbinsel mit Hemmingsberg ... Nordkapp kann man, muss man aber nicht Busfahren in Norwegen war für mich bislang unkompliziert, wenn irgendmöglich Platz ist kommen die Räder mit. Mit der Bahn ist es je nach Strecke deutlich teurer, aber bis auf Oslo-Bergen gabs es auch da bislang keine ProblemeIm Süden kannst Du mindestnes werktäglich einkaufen, im Norden reichen auch 2 mit Sonntag gelegentlich 3 Tage, wobei Supermärkte oft Sa bis 21, 22 oder noch länger offen haben. Wasser gibt es überall, sehe nicht dass man das für 2 Tage mitschleppen muss

gibt von Rovan. nach Helsinki einen Nachtzug mit Radtransport. Bin im September so nach Helsink zurückgefahren, hat normal 120 E gekostet, mit 2 Kabine/Bett in der ich allein war, grad mal 150 ...

Die Preise für die Schlafwagenkojen waren in Finnland schon immer günstig. Dafür gibt es keine Liegewagen. Die Autotransportwagen können einem egal sein, aber bei den Doppelstockwagenzügen gibt es nur im Zugführerwagen Edfs drei reservierungspflichtige Fahrradhängeplätze. Die sind im Sommer gerne mal schon vergeben.

Zusatz: Deine für Endungen reservierte Tasten funktionieren bei finnischen Namen nicht. Ich würde die Tastatur mal ölen.

Auf halber Strecke zwischen Alta und Honningsvåg kommt der Ort Olderfjord. Dort gibt es einen Campingplatz, ein Hotel, ein Hostel und Einkaufsmöglichkeiten.

Es ist aber in der Tat die einzigste Möglichkeit vor Honningsvåg nochmals einzukaufen. Ich habe dort 2007 im Hote übernachtet, da ich vorher 3 Tage Dauerregen hatte und nichts nocjmals das nasse Zelt aufbauen wollte.

Ich erinnere mich noch an eine Tankstelle mit Tante-Emma-Laden in Skaidi rund 20km vor Olderfjord. Nach Honnigsvag gibts auch nur noch den Museumsshop. In Havoysund gibts auch noch einen coop, für alle die mit der Hurtigrute den Tunnel umfahren wollen.

Wo gibts jetzt eigentlich den letzten Schnappsladen?

Als ich das letzte mal zum Nordkapp fuhr (ist jetzt mind. 15 Jahre her) gabs hinter Alta keinen Laden mehr, in dem man was stärkeres als Volksbier kaufen konnte und das bei echt schottischem Wetter. Da hatte ich mir einen guten Scotch gewünscht.

Gruß, Uwe

DAs sind "Probleme" grins
guckst Du hier: http://www.vinmonopolet.no/butikker

Danke!

Den Laden in Honningsvåg gabs damals leider noch nicht.

Falls ich mal wieder da hoch fahre, ist das doch eine nützliche Karte - gibts das eigentlich auch als POI File fürs Navi?

Gruß, Uwe

sorry, In Norwegen fahre ich ohne Navi Du kriegst aber schon seit etlichen Jahren Bier in den Supermärkten, gab es früher auch nicht ...

Also erst einma vielen Dank.
Da kann ich weiter planen und schauen, wei alles mit der zeit passt.

VG

Albrecht

Hallo,

ich benutze sonst immer die Michelinkarten - sind eifach die besten.
Für Norwegen gibt es aber nur eine Gesamtkarte Mastab 1:1.250.000.
Reicht die? Soviele Straßen gibt es ja in Norwegen nicht.
Gibt es für skandinavien andere Empfehlungen?

Freytag u. berndt hatte ich im Sommer in der Slowakei. Und die war Mist.
Hat mir auch mein Kartenhändler bestätigt, daß die nichts taugen.

Viele Grüße

Albrecht Pachl

Kann ich wirklich nicht sagen. So oft für Frankreich Michelin und für Norwegen Cappellen empfohlen wird, ist doch beides Mist. Ich habe in Norwegen immer den Straßenatlas von »Statens vegvesen« benutzt (und in Finnland das GT-Pendant von Karttakeskus). Selbstverständlich ohne ihn zu zerreißen oder anderweitig zu zerlegen. Inzwischen sind beide zwanzig Jahre alt und bei Gelegenheit werde ich sie gegen Neuausgaben ersetzten. Maßstab 1:200 000. Gerne wird da »viel zu schwer« geschrien, aber dagegen hilft, wenn man ab und zu eine Bemme mehr ist. Die Atlanten im Format von etwa A4 vertragen auch Wind viel besser als riesige, vielleicht noch auf beiden Seiten bedruckte Kartenblätter.
Für Frankreich IGN und nichts anderes. Vergleichbar mit »Landeskarte der Schweiz«.

Hallo Falk,

bin mit der Cappelen immer gut zurechtgekommen. Kannst Du BITTE KONKRET sagen, was Du daran "Mist" findest außer evtl. Preis und Volumen/Gewicht?
Für meine Norwegen-Tour 2014 habe ich die Ausschnitte der Cappelen, die ich brauchte, doppelseitig kopiert, um Platz zu sparen. Hatte allerdings die meisten KArten von vorherigen Urlauben. Wenn man sparen aber trotzdem Papier haben will, kann man heute ggf. digitale KArten drucken. Ich weiß nicht, ob das evtl. auch bei den wohl amtlichen http://kart.statkart.no/adaptive2/default.aspx?gui=1&lang=1 geht.

Karl

Ganz einfach, seltsam krumme Maßstäbe und ein unschönes Kartenbild, das ich auch als grob empfinde. Der Preis spielt bei guten Karten kaum eine Rolle.
Du musst übrigens nicht so rumbrüllen, davon werden die Karten weder topografischer noch handlicher. Ich komme auch mit Minuskeln klar.

Tut mir leid Falk, dass ich gebrüllt habe; das geht manchmal so mit mir durch. Layout ist Geschmacksache. Die krummen Maßstäbe stören mich nicht, da Entfernungen zwischen Orten und sogar (stramme) Gehzeiten für einige Wanderwege angegeben sind.
Karl

Hallo,

zur Rückreise vom Nordkapp:

Es gibt einen Bus nach Rovaniemi.

Ich hätte aber auch Zeit die 800 km vom Nordkap nach Rovaniemi mit dem Rad zu fahren.
Kann ich auf der Strecke mit 100km pro Tag rechnen?

Gibt es da Erfahrungen? Welche Route sollte man wählen? Über den Inarisee oder westlich an der schwedischen Grenze entlang?
Wie sieht es in Nordfinnland mit Bären aus? Muß man sein Essen beim Zelten in den Baum hängen?

Viele Grüße

Albrecht

Eine Frage noch zum Wetter.

Ein Sommerschlafsack sollte reichen.
Reichen +5° Komfortzone?
Oder muß ich mit Minusgraden rechnen?

Danke

Albrecht

So noch eins.

Ein Stück Fahrt mit den Hurtigrouten soll ja ganz schön sein.

Lohnt sich die Fahrt von Harstad (Lofoten) nach Tromso?
Die Fahrzeit wäre günstig: Ab um 8.00 An um 18.30 Uhr.

Viele Grüße

Albrecht

Hallo Albrecht,
ich bin im letzten Juni die Strecke Inari - Rovaniemi (345 km) in 3 Tagen gefahren mit Übernachtung in Pokka und Kittilä. Das geht über die 955, da sind 60 km Erdstraße dabei, das war aber problemlos, allerdings trocken und relativ warm. Meine niedrigste gemessene Temperatur war am 25.6.14 um 10 Uhr vormittags +4 Grad. Die Alternative über die E75 war mir zu stressig, auf der war ich nordwärts lange genug.

Details hier: Tagebuch Inari
Gruß Gerhard

Hi Albrecht,
am schnellsten nach Rovaniemi vom Nordkapp kommst du über die E6 nach Karasjok und dann weiter durch Finnland und die 4 runter nach Rovaniemi, wenn das Wetter passt sind da 100km pro Tag locker drin.
Landschaftlich schöner ist es am Inari entlang, aber auch deutlich weiter, da du erstmal oben rum musst.
Ebenso soll die Strecke (bin ich noch nicht gefahren) Karasjok - Kautokeino gut sein, von da kannst du dich dann über Enontekiö auf kleineren Straßne nach Rovaniemi fahren.
Alternativ kannst du auch von Inari über die 955 nach Süden gelangen (wie von Frankenradler vorgeschlagen). In Abhängigkeit davon ob du große Straßen (4) fahren möchtest oder nicht.

Bären hast du da eher in der Ecke um Kuusamo und im Pasviktal (Norwegen), spezielle Vorkehrungen braucht es m.E. nicht, vor allem nicht da wo du unterwegs bist. Im Zweifelsfall klettern die dir den Baum hoch.

Zur Temperatur, in den Jahren 2011 (Sommer) und 2013(Herbst) war es bei mir nie kätler als 4°C. Da du recht zeitig unterwegs bist, könnte es aber gerade im Gebiet in den Bergen vor Trondheim und auch im Norden auch mal Richtung 0°C gehen. Ich denke mit nem zusätzlichen Inlet und warmen Sachen als Reserve könnte das gehen, je nachdem wie du frierst.
Mir selbst wär mit einem Schlafsack mit Komfort um die 0°C allerdings wohler.

Was die Hurtigruten angeht, kenne ich die Strecke nicht, kann dir aber empfehlen die Westküste auf den Vesteralen hoch nach Andenes zu fahren. Dort mit der Fähre nach Senja, auf Senja geht es landschaftlich schön nach Tromsö. Ich finde die Strecke nördlich von Tromsö nicht so toll. Dan könntest du dann mit den Hurtigruten von Tromsö bis Skjervoy oder Oksjford abkürzen. Sind halt blöde Ankuftszeiten, aber zumindest sollte es hell sein.

Viele Grüße
Alexander

Ist sicher nett, habe von dieser Hurtigruten-Strecke allerdings keine besonderen Highlights in Erinnerung. Die Radroute über Vesteralen und Senja nach Tromsö hat wenig Verkehr und ist landschaftlich reizvoll. Hurtigruten-Alternative wäre von Havöysund oder Skervöy nach Honnigsvag, wodurch Du langen Tunnel vermeidest.
Karl

Hallo Albrecht



Eine Fahrt mit Hurtigruten lohnt immer. Nicht umsonst bin ich da süchtig und muss immer wieder fahren.
Du bist allerdings schon um 14.30 Uhr in Tromsø. Vor allem der Streckenabschnitt ab Finnsens durch den Gisund an Gibostad vorbei später dann durch den Rystraumen uund an der Insel Riyøa vorbei ist wunderschön. In Harstad musst du außerdem aufpassen, dass du das richtige Schiff nimmst. Da liegen oft das nord- und südgehende Schiff kurz gemeinsam am Kai. Wenn das nordgehende Schiff ablegt, legt das südgehende gerade an, also aufpassen.
Hier und im folgenden Beitrag kannst du Bilder des Streckenabschnitts vom vergangenen Herbst, während meiner letzten Hurtigrutenreise sehen.
Der schönste Streckenabschnitt ist für mich aber das Teilstück zwischen Svolvær und Stokmarknes mit Raftsund und Trollfjord.
Einen Eindruck von der Stecke nach Rovaniemi bietet zum Teil mein Reisebericht. Allerdings war ich da in Gegenrichtung und nicht zum Nordkap, sondern zur Varanger- und Nordkynhalbinsel unterwegs.