Hallo liebe Radler,
ich bereite mich grad auf meine Reise durch Suedostasien vor und bin nun am Ueberlegen, was ich an Erste Hilfe Artikeln mitnehmen sollte.
Was ist denn eurer Erfahrung wichtig und sollte keinesfalls fehlen?
VG Jenny

Servus Jenny,
pack alles ein, was Du normalerweise in Europa mitnehmen würdest.
Ich will Dir hier nur einen Tip für die Malaria - Prophylaxe geben.
Deutsche Tropenmediziner empfehlen Dir normalerweise Malarone.
Dazu ist zu sagen, daß das Medikament relativ teuer ist. In der französischen
Tropenmedizin wird Doxyciline empfohlen, das in Deutschland nicht zur
Malariaprophylaxe zugelassen ist, aber nur 1/5 kostet. Ich hab's immer verwendet,
ohne Probleme, aber frag Deinen Medizinmann.

Glückauf,
Rudi

Bringt’s das mit der Malaria Prophylaxe wirklich? Meine Schwester ist momentan für 6 Monate in Afrika. Wegen des langen Zeitraums wurde ihr von der Prophylaxe abgeraten. Sie hatte jetzt schon zwei mal Malaria und mit Medikamenten ist das offenbar in 3 Tagen bis 1 Woche vorbei. Das Medikament hat in Tansania umgerechnet 2€ gekostet … echt schlimm wie viele Leute noch immer daran sterben. Um welche Region geht es denn genau? Scheint ja nur ganz im Süden weit verbreitet zu sein.

Würde ich beim Thema Malariaprophylaxe dringend empfehlen, zumal es insbesondere in Südost-Asien ziemlich viele resistente Erreger gibt - dafür ist Malaria weit weniger verbreitet als in anderen Teilen der Welt. Die Situation kann man mit z.B. Afrika nicht vergleichbar.
Eine einfache Antwort, welche Prophylaxe, und ob überhaupt sinnvoll, gibt es nicht. Daher zur Beratung zum Tropenmediziner.

Ansonsten: Südostasien ist groß, und der medizinische Standard und die Verfügbarkeit von Arzneimitteln sehr unterschiedlich. Es gibt Gegenden mit ausgezeichneter Versorgung, wo Du alle notwendigen Medikamente in der nächsten Apotheke bekommst, genau so wie in Deutschland auch, nur billiger. Und es gibt Ecken, wo das schon deutlich schwieriger oder unmöglich ist. Insofern solltest Du noch etwas genauer schreiben, wo und wie lange es denn hingehen soll.

Grüße

zaher

Servus Mike,
ob's was bringt, ist echt die Frage.
Ich persönlich nehm in Kamerun nix, weil's da um den Mt.Cameoun
genügend Wind gibt, und sich keine Moskitos halten.
In Gabun habe ich die Pillen genommen.
Meine Partnerin (Camerounaise) und ihre Tochter haben beide
Malaria, aber Afrikaner/innen scheinen das irgendwie besser wegzustecken.
Wenn meine Partnerin einen Anfall hat, ist das ähnlich wie ein
Schnupfen bei einem/r Europäer. Sie wird dann warm, aber nach 2 - 3 Tagen
ist das auch vorbei.
Wenn Ihr da Sorgen habt, fragt mal bei den Medecins sans Frontieres nach.
A tout aleurs,
Rudi

Hallo Jenny,

das hängt doch sehr vom Land ab. Wohin möchtest du denn genau?

In Thailand z.B. ist die medizinische Versorgung bestens, für Reisende beinahe besser als in Deutschland. Da brauchst du gar nichts spezielles. In Laos hingegen ist die Versorgung so schlecht, dass die deutsche Botschaft empfiehlt, sich in Thailand behandeln zu lassen. Es ist gar nicht, dass die laotischen Ärzte unfähig sind, sondern dass sie einfach wenig Material zur Verfügung haben. Alle anderen Länder ordnen sich dazwischen an.

Zwei Sachen halte ich für besonders wichtig:

- Sterile Kanülen (für den Fall, dass ein Arzt eine Spritze setzen muss und keine Kanüle hat)
- Breitbandantibiotikum (z.B. Ciprofloxacin)

Breitbandantibiotikum sollte man keinesfalls leichtfertig einnehmen. Das ist aber das einzige, dass bei einer Harnwegs- oder Nierenentzündung zuverlässig hilft. Sowas lässt du dir am besten vom Hausarzt verschreiben. Er kann dich sicherlich auch beraten, wie das Zeug anzuwenden ist (und vor allem wie NICHT).

Ansonsten nehme ich mit:

- Schmerzmittel (je nachdem, was du besser verträgst)
-- Paracetamol (eher gegen Kopfschmerzen)
-- Diclophenac / Voltaren (eher gegen Gelenkschmerzen)
-- Ibuprofen (eher universelles Schmerzmittel)
- Antidurchfallmittel (sollte man auch nicht leichtfertig nehmen, aber wenn man nicht vom Klo wegkommt und trotzdem zum Arzt / Bus / Flugzeug muss)
- Desinfektionsmittel (irgendwas zum Sprühen, habe ich zum Glück noch nie gebraucht)

Die Schmerzmittel sollte man natürlich auch nicht so einfach wie Kompott essen, sondern sich genau überlegen, was man tut, und in welchen Fällen man die einnimmt. Auch hier kann ein Hausarzt sicherlich ein bisschen beraten.

Gruß
Thoralf

Es gehört zwar nicht direkt zum Erste-Hilfe-Set, aber die Micropur Wasserentkeimung kann ich auch noch empfehlen. Ich selber habe dafür eine Kombination von Tabletten und mechanischem Katadyn Wasserfilter.

Hat bei mir mit Abstand die meiste Kundschaft!

"Erste Hilfe" hat bei mir übrigens mit Unfällen, Stürzen, Verletzungen zu tun, sprich dem Abdichten von Lecks. Malariaprophylaxe, Wasserentkeimung u.dgl. würde ich doch eher als "Bordapotheke" bezeichnen, nicht als "erste Hilfe".

Hallo Jenny, hier nur mal der Inhalt meiner Reiseapotheke zum radeln bzw. wandern:
Pflaster eventuell wasserdicht
Pflaster endlos
Dreieckstuch
Gewebeklebeband
Wundauflagen
Mullbinden
Wundkleber z.B. Dermabond
Klammerpflaster
Desinfektionsspray
Einmalhandschuhe

Starkes Schmerzmittel (Novalgin Tropfen - Verschreibungspflichtig)
Asperin
Magnesium
Zinkcreme
Rettungsdecke
Pinzette
Schere

Fettstift für die Lippen
Mittel gegen Durchfall
Sonnnenschutzmittel
für den Notfall Müsli- oder Powerriegel

Das sieht jetzt mehr aus, als es tatsächlich ist Die erste hilfe Artikel sind in einer kleinen Reißverschlußtasche, Medikamente je nach Bedarf in einem kleinen Beutel.

Gruß Ulli

Vielen lieben Dank fuer eure Antworten!
Ueber die Malariaprophylaxe habe ich laenger nachgedacht, mich aber dann doch entgegen entschieden, da ich nicht im Vorhinein schon so viele Medis nehmen wollte. Ich hoffe mal darauf, dass ich im Falle eines Falles dort was gegen akute Malaria bekommen kann. Wollt mich aber auch noch mit viel Anti Muecken Spray eindecken, um die Wahrscheinlichkeit, gebissen zu werden, zu senken.
An die sterilen Kanuelen hab ich ueberhaupt nicht gedacht, ist aber echt eine gute Idee, wenn doch mal etwas sein sollte und man nicht sicher ist, ob alles dort sauber ist.

Wasserfilterer hab ich sogar einen richtig guten (denk ich mal). Aus den USA von einem Freund bekommen. Steripen, funktioniert mit UV licht und laesst sich ueber USB aufladen

Was ich jetzt echt immer wieder hoere, ist das Antibiotika. Ich habe es leider versemmelt in DE noch zum Arzt zu gehen. Ich bin grad noch bis Ende des Monats in USA zu Besuch bei Verwandten. Werd dann wohl doch noch mal hier zum Arzt stapfen, um mir sowas verschreiben zu lassen. Ist wohl doch wichtig, im Notfall.

Zu der Frage, wo es hingehen soll... also am 2. Februar lande ich in Vietnam und wollte mich dann nach Myanmar durchradeln. Spaeter am Liebsten weiter nach Tibet. Entweder ueber China oder evtl Indien/Nepal... aber soweit habe ich noch nicht gedacht, des waer dann so ab Mai/Juni - bekanntlich kommt ja doch immer alles anders als geplant

Ach und das Durchfallmittel fehlt auch in keiner Reiseapotheke werd ich mir dann auch noch besorgen.

Danke auch fuer eure Listen - alles sehr sehr hilfreich!!

Mich hat Doxyciline in Indien ganz schön ausser Gefecht gesetzt. Habe ich bei Fieber und allem was man sonst so hat^^ auf der Krankenstation der Uni bekommen und dann 20h durchgeschlafen.

Grundsätzlich ein normales EH Set mit zu haben halte ich für sinnvoll, einen kühlpack, wund-desi, und BW Verband Päckchen (robust verpackt und wasserdicht).
Ob man in SOA Kanülen und Nahtmaterial braucht kann ich nicht beurteilen, in Indien hatte ich beides dabei. Genauso wichtig wie das Material ist aber das Wissen über die Nutzung.

EH-Kurs Auffrischen schadet sowieso nie.

Beste Grüße Philipp

Schwarzweiß-Päckchen? Oder was darf man unter BW-Verband-Päckchen verstehen? G. e. a. o. Aküfi?

Gruß
Thoralf

BW = Alt-Wessi Ausdruck für Bundeswehr


solltest du als Neu-Bundesbürger in den Allgemeinwissen Speicher packen

Servus Philip,
ist halt so ein Problem, wie der Körper auf
Breitband Antibiotika anspricht. Bei mir macht Doxy nix.

Ein anderes Malaria - Mittel, Resochin, das ich Mitte der 80er
in Afrika genommen habe, hat meinen Magen außer Gefecht gesetzt,
d.H. mir war monatelang durchgehend übel.

@ Zaher, das mit der Sichelzellenanämie wußte ich persönlich nicht,
daß die Medizinmänner in Westafrika das wissen, nehme ich mal an.

@ Jenny, wenn Du einen Malariaanfall bekommen solltest, dann
helfen eigentlich nur fiebersenkende Mittel, sonst kann man
meines Wissens nicht viel machen.
Du kannst Dich in Deutschland jederzeit an ein Institut für Tropenmedizin
in Deiner Nähe wenden, die sind besser informiert, als normale Allgemeinmediziner.
Ich war normalerweise in Tübingen Tübingen, ein weiters ist in Hamburg.
Eine weiter Hilfestellung können Dir die allgemein weniger bekannten
Hygieneinstitute geben, z.B. die hier Uni Erlangen Da lassen wir uns über afrikanische Malaisen informieren.
Wer auch immer gut informiert ist, ist das amerikanische CDC CDC Da findest Du auch Informationen über aktuelle Ausbrüche von
Infektionskrankheiten.
Aber trotzdem - fahr los!
Ich habe mir in 30 Jahren Tropen nie was Ernsthaftes geholt.

Rudi

Sorry, aber das ist gefährlicher Unfug. Fiebersenkende Mittel bringen gar nichts. Der Malaria-Erreger muss abgetötet werden, und zwar so schnell wie möglich. Dazu gibt es eine Reihe von speziellen Medikamenten. Welches man im Fall des Falles am besten nimmt, weiß der Arzt vor Ort am besten. Der kennt nämlich "seine" Erreger aus täglicher Praxis und hat das passende Mittel in der Regel auch da.

Grüße

zaher

Wenn mich nicht alles täuscht musste ich damals Lariam nehmen. Vor, während und nach meinem Geschäftstripp. Ist allerdings schon 20ig Jahre her......

Servus,
ich hänge mich jetzt nicht mehr aus dem Fenster, so was muß eh ein Arzt entscheiden.
Rudi

Malariamittel für Propylaxe und für StandBye haben sich weiterentwickelt. Nicht jedes Mittel eignet sich für jede Malariaart. Es gibt durchaus agressivere und weniger agressive Stämme.

Aktuell kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es Sinn macht eine Liste zu erstellen welche die Leute vor Ort lesen und verstehen können. Falls dir mal alles ausgegangen ist oder du nur zu schusselig (Blöd) warst was mitzunehmen.

Da stimme ich voll zu! Du solltest die Prophylaxe nicht über längere Zeit einnehmen, da deren Nebenwirkungen oft auch nicht ganz ohne sind, besonders bei gleichzeitiger Einnahme anderer Medikamente.

Während eines 2-jährigen Aufenthaltes in Kenia hatte ich 5x Malaria Wichtig ist, dass Du bei ersten Anzeichen möglichst schnell, man sagte damals, innerhalb von 24 Stunden, zum Arzt kommst. Der piekst Dir in den Finger, untersucht den Tropfen Blut und weiss dann sofort, ob und welche Malaria Du hast. Er sollte dann auch die entsprechenden Medikamente haben.

Sobald Du mit der Behandlung beginnst, die in der Einnahme von Tabletten über 3 Tage besteht/bestand, geht's richtig los: starkes Fieber(ich hatte fast 42 Grad), Durchfall, Erbrechen, völlige Kraftlosigkeit... Aber nach 3 Tagen ist es vorbei! Du bist dann natürlich noch ein paar Tage geschwächt.

Yepp, so ist es. Funktioniert aber nur, wenn man mit der Behandlung innerhalb der ersten 24 Stunden beginnt. Je stärker sich die Plasmodien bereits in Deinem Körper vermehrt haben, um so schwieriger und langwieriger wird deren Bekämpfung. Im Extremfall, falls man es total verbummelt und zu spät oder gar nicht behandelt, kann es dann auch tödlich enden. Daher bei Fieber in den Tropen immer möglichst rasch zum Arzt und Bluttest machen lassen! Nur das bringt Gewissheit.

Grüße

zaher

Servus Michael,
ich habe da eher weniger Probleme. Du hast aber recht, Kollegen kommen öfters mit 'Zeigebüchern' an. Da ist auf der einen Seite ein Arzt abgebildet, und nebendran steht's in 10 Sprachen. Ich finde aber grade keinen Link, habe auch keine Zeit, heute noch groß zu suchen.
Rudi

Nimm ein oder zwei Päckchen Steristrips oder Leukostrips (auch andere verschiedene Markennamen) mit. Das sind sterile Pflasterstreifchen, um ansonsten klaffende saubere(!) Schnitt- oder Platzwunden nähfrei zu schließen, hilft, wenn eine vertrauenswürdige Gelegenheit, so etwas professionell nähen zu lassen, nicht, oder vsl. nicht rechtzeitig erreicht werden kann. Ich hab sowas in meinem Höhlenverbandzeug (Arzt, der nähen kann, evtl. mehrere Tagesetappen an die Oberfläche entfernt) und habe mit selbstmedikativer Wundnachsorge einer ambulant und leider nicht nachhaltig genähten Kopfplatzwunde gute Erfahrungen gemacht.

lG Matthias